Heroin

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Diacetylmorphin
Summenformel: C21H23NO5
Halbstrukturformel: CH3N-C18H14O5(CH3)2
Molare Masse 369,42
Erscheinungsform fest
Schmelzpunkt 171–174 °C

Heroin ist das Kunstwort (von altgriechisch ἡρωίνη heroine, siehe Heros) für eine Droge (Rauschgift) mit einem sehr hohen Suchtpotential bei jeder Konsumform.[1] Die therapeutische Anwendung von Heroin ist in den meisten Staaten verboten.[2] Die Wirkungen sind medizinisch seit langer Zeit mehrfach untersucht.[3][4][5] Süchtige klagen zum Beispiel über Verdauungsprobleme und fallen allgemein durch Vernachlässigung ihrer persönlichen Angelegenheit sowie manchmal durch Sprachstörungen auf.

Wenn stark Heroinabhängige nicht innerhalb von acht bis zwölf Stunden nach dem letzten Konsum eine weitere Dosis zu sich nehmen, kann es zu Entzugserscheinungen kommen. Der Entzug ist im Allgemeinen nicht lebensbedrohlich, aber oft sehr gefürchtet und kann körperlich sehr anstrengend sein. Seit langem ist bekannt, dass Methadon zur Entwöhnung eingesetzt werden kann.

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1 Geschichte

Kalottenmodell des Moleküls - dunkelgrau: Kohlenstoff, hellgrau: Wasserstoff, blau: Stickstoff, rot: Sauerstoff

Ausgangssubstanz für die Herstellung ist das Morphin, das durch Extraktion aus Rohopium, dem getrockneten Milchsaft aus den Samenkapseln des Schlafmohns (Papaver somniferum) gewonnen wird. Der Zusatz von Essigsäure kann die gewünschte Umwandlung erreichen: Aus Morphin mit der Summenformel C17H19NO3 entsteht durch die Essigsäure C2H4O2 zunächst C19H21NO4 unter Abspaltung von Wasser H2O. Über weitere Zwischenschritte wird daraus das Diacetylmorphin (C21H23NO5).

Im Bayer-Stammwerk in Elberfeld bei Wuppertal gelang dem Chemiker und Pharmazeut Felix Hoffmann schließlich die Synthese von Diacetylmorphin, das am 27. Juni 1898 unter dem Markennamen „Heroin“ geschützt wurde.[6] Heroin wurde in einer Werbekampagne in zwölf Sprachen als ein oral einzunehmendes Schmerz- und Hustenmittel vermarktet. Es wurde außerdem bei etwa 40 weiteren Indikationen angewendet, zum Beispiel bei Bluthochdruck. Viele Menschen wurden dadurch - ohne es zu wissen - drogenabhängig. Nur wenige nutzten die inspirierende Wirkung des Rauschmittels wie etwa Aleister Crowley, was wiederum zahlreiche Nachahmer fand.

Ab etwa 1910 wurde vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), wo die Morphin- und Opiumsucht häufiger und in breiteren Schichten vorkam, die von der Droge Heroin ausgehende Gefahr erkannt.

John Lennon schrieb 1969 den Song Cold Turkey. Darin schildert er den Versuch, gemeinsam mit Yoko Ono von der Droge loszukommen. Janis Joplin starb 1970 nach einer Überdosis Heroin.[7] Das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo thematisierte 1978 die Drogenszene einer Großstadt am Beispiel von Berlin und wurde 1981 verfilmt; welchen Einfluss die Darstellung der Hauptperson Christiane F. auf die heranwachsende Jugend hatte, ist bis heute nicht abschließend geklärt.

In Deutschland ist die braune Heroinbase am gebräuchlichsten. Diese wurde im Jahr 2015 hauptsächlich in Afghanistan und anderen Ländern in Südwestasien hergestellt.[8]

2 Gesundheitsgefahren

Injektion in die Blutbahn ist die häufigste Konsumform

Die Folgen für die Gesundheit werden in der Wikipedia verharmlost. Dies beruht offenbar auf der Behauptung, dass reines Heroin nur geringe negative körperliche Auswirkungen hat.[9] So werden die Wirkungen auf viele Organe wie Gehirn, Leber, Magen und Darm nicht ausreichend beschrieben. Teilweise werden Desinformationen verbreitet, wonach es „braunes und weißes Heroin“ gäbe.[10] Reines Heroin ist jedoch immer farblos bzw. weiß, andere Farben deuten auf Verunreinigungen. Seit 1982 werden Veränderungen der weißen Hirnsubstanz mit Heroin in Verbindung gebracht und als spongiforme Leukenzephalopathie bezeichnet.[11][12] Nach Injektion in die Blutbahn wird Heroin auf dem Weg ins Gehirn zu mehr als 99 Prozent wieder in Morphin umgewandelt[13] Heroin kann über eine Beeinflussung des Hippocampus die Krampfschwelle senken und damit wie bei einer Epilepsie Krampfanfälle auslösen. Diese stellten im bundesdeutschen Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger bei den insgesamt 156 Teilnehmern eines Beobachtungszeitraums von vier Jahren mit insgesamt zehn Fällen das häufigste schwerwiegende unerwünschte Begleitsymptom dar.[14] Unter Methadon-Substitution dürften epileptische Anfälle seltener auftreten.[15] Im Jahr 2013 wurden in Deutschland 194 Todesfälle im direkten Zusammenhang mit Heroin/Morphin gezählt, in 280 weiteren Fällen war Heroin neben anderen Drogen beteiligt.[16] Bezogen auf das Jahr 2014 veröffentlichte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung keine konkreten Zahlen, bezeichnete Heroinmissbrauch aber weiterhin als Hauptursache in Bezug auf die Zahl der Drogentoten.[17]

3 Vergleich zu Wikipedia



4 Andere Lexika

5 Einzelnachweise

  1. Pharmacologic treatment of heroin-dependent patients. Ann Intern Med 133(1):40-54 (2000) PMID 10877739
  2. Wissenschaft-Online-Lexika: Eintrag zu Heroin im Lexikon der Biochemie, abgerufen am 27. März 2012.
  3. Acute heroin overdose. Ann Intern Med 130(7):584-90 (1999) PMID 10189329
  4. Chronic nephropathies of cocaine and heroin abuse: a critical review. Clin J Am Soc Nephrol 1(4):655-67 (2006) PMID 17699270
  5. Comparison of morphine concentration-time profiles following intravenous and intranasal diamorphine in children. Arch Dis Child 94(12):974-8 (2009) PMID 19793724
  6. Wort-Bildmarke „Heroin“ vom 18. Mai 1898 mit Eintragung in das „Waarenverzeichniß“ unter der Nr. 31650 (altes Aktenz. F 2456) für die Actiengesellschaft Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld. Veröffentlicht im „Waarenzeichenblatt“, herausgegeben vom kaiserlichen Patentamt, im Juli 1898, V. Jahrgang, Heft 7 auf Seite 506.
  7. zeit.de: «Überdosis Janis»: Die Joplin starb vor 40 Jahren
  8. European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction: Opioid trafficking routes from Asia to Europe (PDF) vom 4. Juni 2015, abgerufen am 13. Mai 2017.
  9. https://www.sucht.bs.ch/substanzen/heroin/risiken/folgeschaeden.html
  10. https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Heroin
  11.  E. C. Wolters, G. K. van Wijngaarden, F. C. Stam u. a.: Leucoencephalopathy after inhaling “heroin” pyrolysate. In: The Lancet. 2, Nr. 8310, 1982, S. 1233–1237, PMID 6128545.
  12.  E. Bartlett, D. J. Mikulis: Chasing “chasing the dragon” with MRI: leukoencephalopathy in drug abuse. In: Br J Radiol. 78, Nr. 935, 2005, S. 997–1004, doi:10.1259/bjr/61535842 , PMID 16249600.
  13. Resultate der Prove-Versuche des eidgenössischen Bundesamtes für Gesundheitswesen 1998). Zu Äquivalenzdosen siehe auch Seidenberg & Honegger: Methadon, Heroin und andere Opioide, Huber Verlag
  14. Das bundesdeutsche Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger – eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Therapiestudie. auf heroinstudie.de, 2008
  15. A. Seidenberg, U. Honegger: Heroin. In pharma-kritik, Jahrgang 19, Nr. 9/1998 (online)
  16. Rauschgifttote nach Todesursachen 2013 – Länderabfrage. (Archivversion vom 9. Februar 2016) (PDF) Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 17. April 2014, abgerufen am 14. Oktober 2015
  17. Zahl der Drogentoten / Rauschgiftlage 2014. (Archivversion vom 3. August 2016) (PDF) Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 21. April 2015; abgerufen am 14. Oktober 2015

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