Europa um 1750

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Das Europa um 1750 zeigt einige wichtige Entwicklungen in der Rechtsgeschichte. Die Landwirtschaft ist der wichtigste Wirtschaftssektor mit 80-90%. Für die Staatsfinanzen war die Landwirtschaft der einzige Bereicherungsfaktor, dafür relevant ist das Steuersystem.

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1 Landwirtschaft

Seit dem 16. Jh. verändern sich in Europa die juristischen und sozialen Verhältnisse des Bauerntums. Bei der Rechtslage der Bauern ragt eine Grenzlinie hervor, die an der Elbe verläuft: Das West-Ost-Gefälle. Im Westen wird Leibeigenschaft abgeschafft und durch Abgabesysteme ersetzt. Im Osten jedoch bleiben die Bauern den Grundherren (z.B. den preussischen Junkern) ausgeliefert.

Westbauern bleiben aber den Dorfgemeinschaften und deren Kollektivzwang unterworfen. Ein strenges Zwangssystem herrscht in den "Openfields" (Allmenden). Als Gegenleistung besitzt jeder Bauer Gemeinderechte (z.B. gemeinsame Bewirtschaftungsrechte). Im 18. Jh. werden diese Rechte aber von modernen Herrschern und Agronomen in Frage gestellt, sie befürworten die Privatisierung der Grundstücke, was insbesondere in England und Österreich durch die "Enclosure"-Bewegung letztlich zustande kommt.

2 Gesellschaft

Die Stände stellen das Hauptmerkmal der Gesellschaft dar. Die ständische Ordnung der Gesellschaft gilt als hierarchisch strukturiert und differenziert. Die ständische Ordnung ist immer noch relativ ähnlich wie im Mittelalter, wobei sich das Machtzentrum aus wirtschaftlichen Gründen relativ weitgehend in die Städte verschoben hat.

Die Gesellschaftsordnung beruht auf dem Rechtsbegriff "Stände", der sich nur auf die juristisch festgelegten Sozialschichten bezieht. Der Geburtsstand bestimmt die Zugehörigkeit. Diese Rechtsordnung ergibt sich aus:

  • Dem Klerus (erster Stand): Geistliche, deren Aufgabe darin besteht, für die anderen Stände zu beten. Durch den Zehnten erlangen sie ihre wirtschaftliche Basis
  • Dem Adel (zweiter Stand): Bietet der Bevölkerung Schutz. Daher hat er das Monopolrecht der Kriegsführung. Er darf nicht arbeiten. Als Entlohnung besitzt er ebenfalls Lehns- sowie Steuerrechte, zudem viele weitere Privilegien.
  • Das "gemeine Volk" (dritter Stand): Es muss die ganze Gesellschaft versorgen und sorgt prinzipiell für den Unterhalt aller Stände. Auf ihm ruhen alle Lasten und Dienstleistungen.

Die auf dem Land lebende Bevölkerung macht die grosse Mehrheit des Volkes aus. In jedem Dorf sind die Bauern sozial differenziert, nach:

3 Rechtslage

    • freie Bauern (Frilinge): vollberechtigte Personen.
    • leibfreie Bauern (Hörige): an die Scholle gebunden.
    • Leibeigene: gänzlich Unfreie, die vom Grundherrn/Landesherrn abhängig sind.
    • Eigentum
  • Einkommen/Vermögen:
    • Großbauern
    • Vollbauern
    • unterbäuerliche Schichten (70 - 80% der ländlichen Bevölkerung, die am Existenzminimum leben und auf Nebenverdienste angewiesen sind.)
    • besitzloses Gesinde (15%)

4 Die städtische Bevölkerung

Die Stadt ist eine eigenständige Rechts- und Verfassungseinrichtung. Ihr Charakter wird durch Rechtsstellung, Funktion und wirtschaftliche Ausrichtung geprägt. Die städtische Obrigkeit bilden Rat und Bürgermeister.

Es lassen sich unterschiedliche Schichten erkennen durch:

  • Rechtsstatus: Die Stadt setzt sich aus Bürgern (freier, vollberechtigter Einwohner) und Schutzverwandten (Bürger ohne Rechte) zusammen
  • Zugehörigkeit zu einem Stand
  • Einkommen:
    • Das Großbürgertum (alle reichen Kaufleute)
    • Das Kleinbürgertum (vorwiegend Handwerksmeister, die in Zünften organisiert sind).
  • Funktion: Eine neue Elite

5 Die Sozialprobleme

Die Verdopplung der Bevölkerungsanzahl in Europa hat seit 1750 eine Übervölkerung zur Folge, die zu sozialen Spannungen führt. Dies verursacht:

  • Lebensmittel-Knappheit
  • Unterbeschäftigung
  • Verjüngung der Gesellschaft, daher eine verstärkte Sozialinstabilität.
  • Preissteigerung
  • Asozialisierungsphase (die Ausgestossenen gefährden die Gesellschaftsordnung.

Die Fürsten und Grundbesitzer versuchen, die Landwirtschaft gemäß der Agronomie zu modernisieren. => Privatisierungs-Maßnahmen, die die Verkoppelung der Flure, Aufhebung der Allmenden und die Abschaffung der Gemeinderechte mit sich bringen. Der Unterschicht werden die ergiebigen Böden genommen, deswegen müssen sie Nebenprodukte (z.B. Kartoffeln) anbauen. Der Konflikt spitzt sich zu, als die Kirche den Zehnt auf dieser neuen Kultur (Kartoffel) eintreiben will.

a) Der Adel: Mit der Ablösung der Naturalwirtschaft durch die Geldwirtschaft wird der Niederadel weitgehend ruiniert.

  • Die bürgerlichen Oberschichten geraten in einen Konkurrenzkampf mit den Unterschichten des Adels.
  • Im Laufe des 16. Jh. verschärfen mannigfaltige Faktoren die Krise, die bis ins 18. Jh. andauert.
  • Der ab dem 16. Jh. aufkommende Absolutismus entnimmt dem Adel all seine Privilegien, indem er einen wirkungsvollen Verstaatlichungs- und Vereinheitlichungsprozess zugunsten des Herrschers vollzieht.
  • Mit der Adelsreaktion (Frankreich: Fronde) führen die Aristokraten den Abwehrkampf um den Beibehalt ihrer politischen Privilegien, gegen den König, aber auch gegen die Bürgerschaft.

b) Das Bürgertum: Im 16. Jh. gelingt es den Bürgern, ihre führende Position im wirtschaftlichen Bereich zu behaupten. Diese finanzielle Vormachtstellung im Staat hat aber keine angemessene politische Bedeutung. Deshalb fordert das Bürgertum vor allem im 18. Jh. eine radikale Änderung der Ständeverfassung.

c) Die Unterschichten: Ebenfalls im 18. Jh. wird die Ausschließung der Unterschichten aus der Kollektivität akuter. Diese Entwicklung löst in den Dorfgemeinschaften Spannungen aus.


All diese Spannungsherde kulminieren dann 1789 in Frankreich in der Revolution von Bürgertum und Bauernschaft gegen das absolutistische Regime. In den anderen Ländern Europas vollzieht sich der gesellschaftliche Umbruch erst im 19. Jahrhundert, teils sogar noch später.

6 Weitere Themen in der Zeit um 1750

  • In Preußen regiert Friedrich der Große mit seinem aufgeklärten Absolutismus
  • Nach dem Tod Karls VI. übernimmt als erste Frau Maria Theresia die habsburgische Kaiserkrone. Auch unter ihr beginnen aufklärerische Reformen, die allerdings auch hier die Alleinherrschaft nicht antasten.
  • 1745 präsentiert der Franzose J. de Vaucansons einen ersten selbsttätigen Musterwebstuhl, der von einem Wasserrad angetrieben wird
  • 1749 wird der Aufklärer Denis Diderot in Frankreich verhaftet und eingesperrt
  • Ab 1756 tobt der Siebenjährige Krieg
  • 1758 publiziert der Aufklärer Jean-Jacques Rousseau seinen Contrat social, wo er z.B. eine baisisdemokratische Staatsform vorschlägt
  • Um 1750 wissen die Physiker dank ihren Kollegen Boyle und Mariotte, dass beim Zusammendrücken eines Gasvolumens das Produkt aus Druck und Volumen konstant bleibt (p mal V = konst.)
  • 1765 verbessert James Watt die Dampfmaschine

7 Andere Lexika

  • Dieser Artikel wurde in der Wikipedia gelöscht.



Erster Autor: AC Streetballer angelegt am 27.08.2010 um 18:58

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