Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg

Die USA waren im Ersten Weltkrieg keine kriegführende Partei, sondern wahrten lange Zeit ihre Neutralität. Die US-amerikanische Bevölkerung ist grundsätzlich isolationistisch eingestellt, und es gab sehr unterschiedliche Meinungen dazu. Präsident Woodrow Wilson versuchte am 22. Januar 1917 mit einem Text, der als Vorläufer seines 14-Punkte-Programms betrachtet werden kann, vor dem amerikanischen Senat und nochmals am 8. Januar 1918 der endgültigen Fassung dieser 14-Punkte den Weltkrieg zu beenden.^[1] Dazu schlug er unter anderem die danach auch erfolgte Gründung des Völkerbundes vor. Menschen, deren Vorfahren aus Deutschland in die USA eingewandert waren, standen oft auf der Seite dieses Herkunftslandes. Auf der anderen Seite gab es Befürchtungen aufgrund des Tirpitz-Plans, dass Deutschland als Seemacht für die USA bedrohlich werden könnte.

Zudem waren die USA zunächst in keiner Weise gerüstet, eine bedeutende Rolle in diesem Krieg zu spielen. Wären sie früher in den Krieg eingetreten, hätten sie als Lieferant für Großbritannien beim Nachschub nicht helfen können.^[2] Laut einer Verschwörungstheorie war die Versenkung der Lusitania ein durch England provozierter Akt, um die USA zu einem Eintritt in den ersten Weltkrieg zu bewegen; doch diese angebliche Provokation war nicht erfolgreich. Tatsächlich spielte die Politik Englands bei der Entscheidung eine Rolle, doch traten die USA erst 1917, nach der Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges von deutscher Seite im Februar 2017 und dem Bekanntwerden der Zimmermann-Depesche vom Januar 1917, in den Krieg ein. Auch der friedliebende Wilson hatte inzwischen seine Meinung geändert: Er forderte den US-Kongress zur Teilnahme am Kreuzzug der „friedensliebenden“ Demokratien gegen die „militärisch-aggressiven“ Autokratien der Erde auf, und beide Häuser des Kongresses stimmten mit überwältigender Mehrheit zu.^[3] Am 6. April 1917 also mehr als ein Jahr vor Kriegsende - erfolgte die Kriegserklärung der USA gegenüber dem Deutschen Reich. Noch am selben Tag wurden die American Expeditionary Forces für Europa gebildet, die im Laufe der Zeit eine Truppenstärke von mehr als eine Million Soldaten bekamen. Ende Juni 1917 trafen die ersten 14.000 US-Soldaten in Frankreich ein.^[4] Erst wesentlich später erfolgte im Dezember 1917 die entsprechende Erklärung an Österreich-Ungarn.^[5] Da Deutschland und Österreich-Ungarn die 14 Punkte von Wilson schließlich ablehnten,^[6] kam es zur Verschärfung des Krieges.

1 Literatur

Janusz Piekałkiewicz, Der Erste Weltkrieg, ECON Verlag, 1988, ISBN 3-430-17481-3
Otto Zierer: Bild der Jahrhunderte, Band 20, Lux Verlag, Murnau um 1970, Lizenzausgabe von Bertelsmann
Otto Zierer: Bild der Jahrhunderte, Band 21, Lizenzausgabe für den Bertelmann Lesering

2 Einzelnachweise

↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Theobald_von_Bethmann_Hollweg#1916/17:_Friedensinitiativen_und_U-Boot-Krieg
↑ Robert D. Ballard/Spencer Dunmore: Das Geheimnis der Lusitania. Eine Schiffskatastrophe verändert die Welt. Ullstein Taschenbuchverlag 2000, München 2000, ISBN 3-548-25078-5 (Achtes Kapitel, Was verursachte den Untergang der Lusitania, Seite 223).
↑ Woodrow Wilson: War Messages, 65th Cong., 1st Sess. Senate Doc. No. 5, Serial No. 7264. Washington, D.C. 1917, S. 3–8
↑ https://de.wikipedia.org/wiki/American_Expeditionary_Forces
↑ Ragnhild Fiebig-von Hase: Der Anfang vom Ende des Krieges: Deutschland, die USA und die Hintergründe des amerikanischen Kriegseintritts am 6. April. In: Michalka: Der Erste Weltkrieg. Wirkung – Wahrnehmung – Analyse. 1997, S. 125 ff.
G. Hirschfeld u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. 2014, S. 105 ff., 972.
Hew Strachan: Der Erste Weltkrieg. Eine neue illustrierte Geschichte. 2006, S. 277 ff.
Becker, Krumeich: Der große Krieg. Deutschland und Frankreich 1914–1918. 2010, S. 276 ff.
J. Keegan: Der Erste Weltkrieg. Eine europäische Tragödie. 2001, S. 487 ff.
↑ G. Hirschfeld u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. 2014, S. 949 f.