Einfluss der Bibel auf die israelische Literatur

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Viele Sprachen verwenden zur Selbstbezeichnung einen Begriff, der nach allgemeiner Meinung den Höhepunkt der jeweiligen Literatur darstellt. Beispielsweise gilt Deutsch als "die Sprache Goethes", Englisch als "die Sprache Shakespeares", Russisch als "die Sprache Puschkins" und Arabisch als "die Sprache des Korans". Seit altersher wird Hebräisch als die Sprache der Thora bezeichnet.

Es ist unbestritten, dass der Tanach Anfang und Höhepunkt der hebräischen Literatur darstellt, und deshalb ist der Einfluss der Bibel auf die moderne hebräische Literatur nicht zu unterschätzen. Die hebräische Bibel beschreibt unterschiedlichste menschliche Erfahrungen, sowohl in Form von Erzählungen als auch in lyrischer Form. Aus dieser literarischen Schatzkammer haben sich Schriftsteller und Lyriker seit der Wiederbelebung des Hebräischen durch Elieser Ben-Jehuda bedient und den vorgegebenen Stoff nach ihrem persönlichen Geschmack und ihren Vorlieben bearbeitet. „Literatur“, sagt Dan Oryan, Leiter des Literaturreferats im israelischen Außenministerium, „ist ein wichtiger Teil unserer Kulturpolitik. Und es wird doch niemand bestreiten, daß die Bibel zur hebräischen Literatur gehört.“[1]

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1 Vorgeschichte

Die Beschäftigung mit der hebräischen Bibel bildet seit Tausenden von Jahren die Grundlage der jüdischen Werte. Im Mittelalter verfasste Jehuda Halevi Zionslieder, in welchen die Sehnsucht nach Jerusalem zum Ausdruck kommt. Ein Beispiel aus der jüdischen Aufklärung ist die jiddische Erzählung "Tewje der Milchiger" (Tewje der Milchmann) von Scholem Alejchem, die von seinem Schwiegersohn Isaak Dow Berkowitz ins Hebräische übersetzt wurde und zahlreiche Bibelzitate enthält.

Bis heute bestimmt der Tanach die Ausdrucksweise der Hebräischsprechenden in Israel, unabhängig davon, ob sie sich als religiös oder säkular bezeichnen. Das Schulfach "Tanach" ist ein Hauptfach zur Erlangung des israelischen Abiturs. Von besonderer Bedeutung ist in Israel die geographische Präsenz der in der Bibel erwähnten Stellen.

2 Israelische Literatur

2.1 Erzählungen

Jochi Brandes (*1959 in Haifa) ist in einem orthodoxen Umfeld aufgewachsen und ist heute Schriftstellerin und Dozentin für Tanach. In ihrem Roman "Hagar" beschreibt sie eine Liebesgeschichte aus dem Unabhängigkeitskrieg 1948, die 50 Jahre später von der Protagonistin als Großmutter erzählt wird. Das "dritte Buch der Könige" (Melachim Gimel) ist eine Fortführung der zwei biblischen Königsbücher (1. Buch der Könige und 2. Buch der Könige). "Sieben Mütter" (Schewa imahot) beschreibt sieben biblische Frauengestalten aus feministischer Sicht.

Meir Shalev befasst sich als Schriftsteller in vielfältiger Form mit der Bibel. Er hat unter anderem biblische Erzählungen für Kinder bearbeitet. Sein Roman "Esaus Kuss" erzählt die Geschichte des Protagonisten Esau, der nach 30 Jahren aus Amerika nach Israel zurückkehrt, um sich um seinen kranken Vater zu kümmern, und somit seinen Zwillingsbruder Jakob zu entlasten. Aller Anfang (Peamim rischonot batanach) ist eine persönliche Interpretation der ersten Liebe, des ersten Lachens, des ersten Kusses, des ersten Traums, des ersten Betrugs und anderer ersten Male in der Bibel. Das erste Mal zum Beispiel, wo das Wort "lieben" in der Bibel vorkommt, geht es nicht etwa um Adam und Eva, sondern um die Liebe eines Vaters zu seinem Sohn, und zwar von Abraham zu Isaak. Das Gefühl der Liebe kenne jeder, schreibt Shalev, aber Abraham hatte dafür offenbar noch keinen Begriff.

Nicht der biblische Schriftsteller und nicht Abraham erwähnen die Liebe. Weder sagt Abraham zu Isaak, dass er ihn liebe, noch erzählt der Schriftsteller dem Leser, dass Abraham seinen Sohn liebt, sondern Gott persönlich spricht davon zu Abraham, als erläutere er es nicht nur uns, sondern auch dem ersten Liebenden selbst. ( ... ) Abraham, dieses Gefühl, das du für deinen Sohn empfindest, nennt man 'Liebe'.[2][3]

Die Bibel jetzt ist der Titel eines weiteren Buches von Meir Shalev. Dies ist eine Zusammenfassung von Kolumnen, die unter demselben Titel in der israelischen Tageszeitung Haaretz erschienen sind. Auch hier werden die Geschichten aus humoristischer Perspektive erzählt, und Menschen ohne Heiligenschein gezeigt.

2.2 Lyrik

Die Bibel enthält viele lyrische Abschnitte, angefangen bei kurzen Siegesgesängen. Ein großer Teil der 150 Psalmen ist lyrisch gehalten, vor allem aber "Schir Haschirim", das Hohelied Salomos. Das Wort Schir bedeutet auf hebräisch sowohl "Lied" als auch "Gedicht".

Nathan Alterman (*1910 in Warschau, gest. 1970 in Tel Aviv) war ein wichtiger israelischer Schriftsteller und Zionist. Schire makot mizrajim ("Die Lieder der ägyptischen Plagen") beschreiben den Zweiten Weltkrieg. Während Jahren veröffentlichte Alterman in der Zeitung "Dawar" eine wöchentliche Kolumne, hebräisch "Hatur haschwii". In einem Gedicht, das in dieser Kolumne veröffentlicht wurde, meldet ein Bote den Tod des Königs Saul dessen Mutter, die darauf antwortet: "Das Volk wird weiter bestehen". Dies spiegelt die zionistische Sichtweise in der Zeit um 1948, als der Tod der biblischen Helden auf die Situation des israelischen Unabhängigkeitskrieges übertragen wurde. Der Tod auf dem Schlachtfeld wird heroisiert, und gleichzeitig Hoffnung für kommende Generationen ausgedrückt. Saul war der Einiger des jüdischen Volkes, das von den Philistern umgeben war, einem starken und zahlreichen Volk, das zahlreiche Kriege gegen Israel führte. Saul übergab die Herrschaft an David; sein Tod dient als heroisches Beispiel. Das 2. Buch Samuel enthält die berühmte Totenklage von König David um Saul und Jonathan ("Ech naflu giborim / Wie sind die Helden gefallen!", 2 Sam 1,27 EU). Diese Klage dient bis heute als Archetyp für alle Gefallenen in allen Kriegen Israels. Sie wird bei sämtlichen offiziellen Ansprachen der israelischen Armee zitiert. Der Zionismus wollte die Geschichte der jüdischen Diaspora ausblenden und direkt zu den biblischen Helden zurückkehren.

Chaim Nachman Bialik (1873-1934) wird in Israel als Nationaldichter verehrt. Er wuchs in einem religiösen Umfeld auf, geriet aber später unter den Einfluss der Haskala. In seinem Gedicht Hachnisini tachat knafech spiegelt sich die Zerrissenheit zwischen Religion und Aufklärung.

Erste Strophe des Gedichts:

הַכְנִיסִינִי תַחַת כְּנָפֵךְ,
וַהֲיִי לִי אֵם וְאָחוֹת,
וִיהִי חֵיקֵךְ מִקְלַט ראשִי,
קַן-תְפִלּוֹתַי הַנִדָחוֹת.

Übersetzung:

Nimm mich unter deine Flügel
Sei mir Mutter und Tochter
Dein Schoß sei Zuflucht für mein Haupt
Ein Nest für meine verzweifelten Gebete.

In diesem Gedicht spricht der Verfasser als lyrisches Ich zur Schechina. Dies ist eine weibliche Emanation Gottes, die gemäss einer kabbalistischen Interpretation des biblischen Textes das jüdische Volk auf seinen Wanderungen durch die Wüste Sinai begleitete und tagsüber als Wolke sichtbar war.

3 Einzelnachweise

  1. Bibel global Jüdische Allgemeine, 01.06.2006
  2. Auch als Atheist kann man die Bibel lieben Die Welt, 07.05.2014
  3. Deutsch-Israelische Literaturtage 2014 Deutsche Welle, 13.04.2014


4 Artikelquelle

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