Bibelzitat
Ein Bibelzitat ist eine Textstelle aus der Bibel, die als Merk-, Lehr- oder Leitsatz hauptsächlich im Christentum verwendet wird. Bibelzitate werden manchmal auch auf Sachverhalte des täglichen Lebens übertragen, zumal die Bibel Aussagen zu fast allen menschlich relevanten Themen enthält.
Da die Bibel für Christen ein heiliges Buch darstellt, sind ihre Inhalte vielen Gläubigen gut bekannt. Aber auch von Nicht-Religiösen wird die Bibel geschätzt, allein schon wegen ihrer Bedeutung für Sprache (siehe Luther) und Kultur in Europa. So findet sie auch außerhalb rein christlicher Verwendung ihren Gebrauch im Wirken von Philosophen und Künstlern.
Durch die Kirche oder die vielfach gemalten Formen einer „Biblia pauperum“ sind einige Bibelstellen seit Jahrhunderten auch dem „einfachen Volk“ vertraut.
Die Bibel eignet sich für den zitierenden Gebrauch, da viele Textstellen den Charakter einprägsamer Verse haben. Außerdem können Verse, einem Sinnspruch vergleichbar, in einfachen Worten dichte Information komprimieren und sprechen oft religiöse oder soziale Themen an, die von aktuellem Gehalt sein können.
Inhaltsverzeichnis
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1 Die Genese biblischer Phraseme
Neben den Klassikern Goethe und Schiller zählt die Bibel zu den ergiebigsten Quellen von Redewendungen im Deutschen. Mit Luthers Übersetzung begann die Aufnahme von Bibelsprüchen in die Alltagssprache. Seine Texte wurden im Gottesdienst vorgetragen, in der Predigt gedeutet und waren lange Zeit für einen Großteil der Bevölkerung der einzige Zugang zur Literatur. In weiterer Folge wurden die Zitate aus der Bibel in die Umgangssprache übernommen und, zunächst unverändert, von Generation zu Generation weitergegeben. Heute sind einige besonders bekannte Textstellen der Bibel schon so im allgemeinen Sprachgebrauch verankert, dass sie vereinzelt schon gar nicht mehr als Zitat empfunden werden, wie zum Beispiel ein Auge auf jemanden werfen. Selten besteht jedoch Sicherheit darüber, dass ein Sprichwort oder eine Redewendung tatsächlich biblischen Ursprungs ist. Viele stammen aus einer Zeit, die noch sehr viel weiter zurückliegt. Das biblische Phrasem wider den Stachel löcken beispielsweise verwendeten bereits Pindar, Aischylos und Euripides. Jeder Einzelfall ist deshalb in den hebräischen und griechischen Urtexten zu überprüfen. Des weiteren ist zu beachten, dass der früheste schriftliche Beleg einer Redensart nicht zwingend deren Ursprung darstellen muss.
2 Kapitel- und Verszählung in der Bibel
Zur Orientierung innerhalb der Bibel dient die Aufteilung in Kapitel und Verse. Sie wurde erst im 13. Jahrhundert vom englischen Bischof Stephen Langton eingeführt, bzw. als Vers-Nummerierung vom Buchdrucker Robert Etienne 1551 bei einem griechisch-lateinischen Neuen Testament. Die Verseinteilung im Deutschen stammt nicht von Luther, sondern setzte sich erst im 17. Jahrhundert durch. Seither zitiert man so:
Buchname (oft abgekürzt) Kapitelnummer, Versziffer Anfang (- Versz. Ende).
Statt einer zweiten Versziffer kann man auch f. oder ff. schreiben: 1,12 f. wäre Vers 12 und der folgende Vers 13 (im 1.Kapitel). Die Angabe 1,12 ff. bedeutet Vers 12 und die folgenden Verse bis zum Ende der Sinneinheit.
3 Beispiele
Am meisten wird aus dem Neuen Testament zitiert, aber auch aus der Genesis - und hier besonders aus der Schöpfungsgeschichte. Daneben werden auch Verse aus den Psalmen oft genannt, die vielfach Vorlage für Musikstücke von Johann Sebastian Bach, Martin Luther oder (wie der „Psalmus Hungaricus“) für Zoltán Kodály sind. Bekannt ist auch das Buch der Sprüche. Durch die verschiedenen Bibelübersetzungen kann es in Einzelfällen zu Abweichungen im Wortlaut kommen. Einige Verse, die besonders oft zitiert werden:
- „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ (1 Mos 1,1 EU)
- „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein…“ (Mt 5,37 EU) Direkt vorher heißt es: „Du sollst keinen Meineid schwören… ich aber sage euch: schwört überhaupt nicht.“
- „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.“ (Goldene Regel, Mt 7,12 EU)
- „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3,16 EU)
Manche bekannten Textstellen aus der Bibel sind so stark im allgemeinen Sprachgebrauch verankert, dass sie kaum mehr als Zitat empfunden werden. Hier ist der Übergang zum geflügelten Wort gegeben. Bekannt sind:
- „A und O“ - nach Alpha und Omega, dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets. Verwendung im Sinne von „Anfang und Ende“, aber auch für „Um und Auf“ etc.
- „Aug um Auge, Zahn um Zahn.“ (Exodus 21,24). In der Bergpredigt (Matthäus 5,38) geht es aber anders weiter: „Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt…“
- „Eure Perlen nicht vor die Säue werfen…“ (Mt 7,6)
- „Ein Buch mit sieben Siegeln“ nach Offenbarung, Kap. 5, Vers 1: Und ich sah auf der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, eine Buchrolle; sie war innen und außen beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt.… Der Spruch „Das ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln“ sagt aus, dass dem Sprecher eine Thematik oder ein Sachverhalt schwer zugänglich oder unverständlich ist.
Auch viele Sprichwörter nehmen auf die Bibel Bezug, thematisieren jedoch benachbarte Aspekte. Andere stammen direkt aus ihr, haben aber eine Umformung erfahren. Manche davon sprechen uns wegen ihrer Sozialkritik, andere durch ihre Menschenkenntnis an. Häufig zitiert werden folgende Sätze:
- „Als Adam grub, und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?“
- „Hast du ein Brett vor dem Kopf?“ (Mt 7,4 GNB)
- „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ (nach Psalm 7,16)
- „Wer Wind sät, wird Sturm ernten.“ (nach Hosea 8,7)
- „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem andern zu.“ (Tob 4,15 EU − siehe auch Goldene Regel)
4 Weblinks
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