Amazonen (Historisch)
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Amazonen sind nach griechischem Mythus ein streitbares Frauenvolk an der Ostseite des Schwarzen Meeres und im Kaukasus, das von Männern abgesondert lebte, eine Königin zur Herrscherin hatte und nur einmal im Jahr mit den Männern der benachbarten Völker zum Zweck der Fortpflanzung Umgang pflegte. Die neugeborenen Knaben schickte man entweder den Vätern zurück, oder tötete sie. Die Mädchen dagegen erzog man zu Kriegerinnen und brannte ihnen, damit sie den Bogen besser handhaben konnten, die rechte Brust ab, daher nach gewöhnlicher Annahme der Name Amazone ("Brustlose").
Ihre Hauptgötter waren Ares und die Artemis Tauropolos. Sie waren ausgezeichnete Reiterinnen und unternahmen weite Kriegszüge in Asien und Europa, auf denen sie viele Orte zerstörten, aber auch eine Anzahl neuer Städte, wie Smyrna, Ephesos, Kyme, Myrina gründeten. Unter anderm zogen sie mit Priamos gegen die Griechen zu Hilfe, wobei ihre Königin Penthesileia von Achilleus getötet wurde. Herakles und Theseus hatten die Amazonen in ihrem Land angegriffen und ihre Königin Antiope oder Hippolyte weggeführt. Dafür rächten sich die Amazonen durch einen Überfall in Attika, bis Hippolyte den Frieden vermittelte. Die Amazonen waren auch als Feindinnen der Greife bekannt.
Die Hauptstadt der Amazonen war Themiskyra am Fluß Thermodon in Pontos. Außer diesen gab es noch Amazonen in Skythien am Tanais und am Tritonsee in Afrika. Im eigentlichen Griechenland zeigte man vielfach Gräber und Lagerplätze von Amazonen.
Inhaltsverzeichnis
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1 Ursprung und späterer Bedeutungswandel
Zu Unrecht hat man in ihnen ein historisches Volk von kriegerischen Weibern sehen wollen (Mordtmann, "Die A.", Hannov. 1862); vielmehr sind sie von Haus aus wahrscheinlich die Priesterinnen der asiatischen Naturgöttin (siehe Ma), wie sie auch als die männerscheuen, keuschen, wehrhaften Priesterinnen (Hierodulen) der ephesischen Göttin auftreten, als Gründerinnen von Städten an der Küste Kleinasiens sowie auf den Inseln.
Während aber jenes altertümliche weibliche Priestertum, welches sich in den römischen Vestalinnen am längsten erhalten hat, erlosch, brachte die erweiterte Völkerkunde Nachrichten von der Frauenherrschaft, Frauenverehrung, Königswürde, Adel und Erbrecht in weiblicher Linie bei mehreren Völkern, wie Kelten, Liburnern, Skythen, Ägyptern, Lykern etc. Nun erst schuf man die Amazonen zu einem kriegerischen, von einer Königin beherrschten Frauenvolk um, gleich den Schildmägden, welche die Sage des Mittelalters in Mägdaland nördlich von Sarmatien suchte.
Andere bringen das Wort Amazone mit dem tscherkessischen maza, das Mond bedeuten soll, in Verbindung, wonach der Mythus auf den Mondkultus zurückzuführen wäre.
2 Die Amazonen in der Kunst
Der griechischen Kunst ein willkommener Gegenstand, wurden die A. als kräftige und wohlbewaffnete Jungfrauen und zwar stets mit beiden Brüsten und in griechischer Tracht, mit kurzem, die einem Schulter und Brust frei lassendem Rock, bewehrt mit Helm, halbmondförmigem oder zweifach ausgezacktem Schild und Doppelaxt, zu Roß oder zu Fuß dargestellt.
Ungemein häufig findet sich der Kampf zwischen den A. und den Griechen unter Theseus; Führung auf Tempelfriesen (von Phigalia, jetzt im Britischen Museum; von Magnesia; vom Mausoleum zu Halikarnaß, ebenfalls in London, etc.), auf Vasenbildern und in Sarkophagreliefs wiedergegeben. In Athen sah man ihn am Schilde der Athene Parthenos auf der Burg, in Wandbildern im Theseion und in der sogenannten bunten Halle (Stoa Poikile).
Auch Statuen der Amazonen sind von vielen Künstlern geschaffen worden. Nach einer Künstlerlegende konkurrierten in diesem Gegenstand auf Anregung des Artemisheiligtums zu Ephesos vier bedeutende Künstler: Pheidias, Polyklet, Kresilas und Phradmon, miteinander. Von ihren Werken ist vielleicht die Amazone des Polyklet noch in Kopien erhalten, von denen ein gutes Exemplar sich im Berliner Museum befindet. Eine Nachbildung eines andern dieser Werke ist die sogenannte Matteische Amazone im Vatikan. Eine im Tod zusammenbrechende Amazone ist im Hof des Palazzo Borghese zu Rom aufgestellt. Die moderne Kunst hat den antiken Stoff wieder aufgenommen und, wie besonders die August Kißsche Amazone vor dem Berliner Museum beweist.
3 Literatur
- Steiner, Über den Amazonenmythus in der antiken Plastik (Leipzig 1857)
- Stricker, Die A. in Sage und Geschichte (Berlin 1868)
- Klügmann, Die A. in der attischen Litteratur und Kunst (Stuttgart 1875).
4 Quelle
5 Weblinks
- Commons: Amazonen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Verwundete Amazone
- Eckard Wolff-Postler: Die Amazonen (umfangreiche Materialsammlung)
- George Hinge: Herodot zur skythischen Sprache (2006, Etymologie des Namens „Amazonen“)
- ZDF Expedition: Sagenhafte Völker: Das Amazonenrätsel (TV-Doku 2004, kompletter Text: Ausgrabung von Davis-Kimball, Amazonen als Teil der Sauromaten)
- Jeannine Davis-Kimball: Statues of Sauromatian and Sarmatian Women (USA 2001, engl.)
- Rasa von Werder, 2006: Interview Of Dr. Jeannine Davis-Kimball
- museum.speyer.de, Sonderausstellung 5. September 2010 bis 13. Februar 2011: Amazonen – Geheimnisvolle Kriegerinnen (11. November 2010);
- Ausstellungsbesprechung: badische-zeitung.de, 8. November 2010, Nachrichten, Ausstellungen, Stefan Tolksdorf: Der Mythos der bewaffneten Frauen (11. November 2010)
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