Alphorn
Inhaltsverzeichnis
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1 Historie
Zunächst diente das Alphorn wegen seiner Reichweite lange Zeit als technisches Hilfsmittel zur Nachrichtenübermittlung, fand aber bald Eingang in das Volksbrauchtum.[6] Im Mittelalter wurden Alphörner auf Abbildungen als Engelstrompeten dargestellt. [7] Im 9. Jahrhundert hat der St. Galler Mönch Balbulus mit Kühreihen sehr ähnliche Sequenzen notiert. Die erste schriftliche Erwähnung eines Alphorns in der Schweiz datiert auf das Jahr 1527. Sie stammt aus einem Eintrag in einem Rechnungsbuch des Klosters von Sankt Urban über "zwei Batzen an einen Walliser mit Alphorn". [8] Im Jahr 1563 nahm Prinz Léonor von Orléans einen Schweizer Alphornbläser in seine Dienste. Später bekam das Alphorn einen schlechten Ruf als Instrument von armen Menschen und Bettlern. Im Jahr 1619 beschrieb ein Musikgelehrter wie Senner (Hirten), die sich in der Winterzeit nicht ihren Unterhalt verdienen konnten, in den Städten versuchten als "Bettelbläser" ihr Auskommen zu finden.[9]
2 Technik
Das Alphorn ist eine Art von Naturtrompete und meist aus Holz.[10] Das Kesselmundstück kann aus Holz oder Metall sein.[11] Je nach Länge, die von 1,2 bis 5 m reichen kann, erzeugt das Alphorn einen anderen tiefen Grundton.
Da die Töne durch unterschiedliche Anspannungen der Lippen des Bläsers erzeugt werden, gehört das Alphorn wie Trompete, Posaune und Tuba zu den Blechblasinstrumenten. Das Alphorn zählt aber auch zu den Polsterzungeninstrumenten.[12] [13]
3 Tonvorrat und Stimmung
Alphörner vermögen die Töne der Naturtonreihe, die nur mehr oder weniger genau den frequenzmäßigen bzw. prozentualen Intervallabständen des abendländischen temperierten Systems entsprechen, wiederzugeben. Sie können jedoch nur annähernd die diatonische Reihe ihrer jeweiligen Grundstimmung (in Es, E, F, Fis/Ges, G, Gis/As, B und C) wiedergeben.Deshalb weichen fast alle Töne - bis auf die Prim (tiefster Ton) und fast alle höheren Oktaven - um einen mehr oder minder großen Wert von der temperierten Stimmung ab. Diese Abweichung wird in der Akustik in Cent gemessen, wobei 100 Cent einem Halbtonabstand entsprechen. Bei einigen Tönen ist diese Abweichung für das menschliche Gehör kaum wahrnehmbar, bei anderen jedoch merklich hörbar. Bei den Quinten ist die Abweichung mit +2 Cent minimal. Auch die Sekunde liegt mit +4 Cent noch niedrig. Die Terzen weichen mit -14 Cent schon etwas mehr ab. Besonders starke Abweichungen weisen der 7. Ton (die "Septime" mit -31 Cent) und der 11. Ton (als Quarte mit -49 Cent fast exakt zwischen Quarte und verminderter Quinte stehend) auf. [14] Deshalb werden diese Töne auch mit gesonderten Namen bezeichnet. Die "Septime" des Alphorns nennt man "Naturseptime" und die 11. Stufe "Alphorn-Fa". [15] Einfacher gesagt: Der 7. Teilton ist (Grundtonart C angenommen) ein zu tiefes b, der 11. Teilton höher als das F, und der 13. Teilton liegt zwischen as und a. [16]
Die musikalisch logische Folgerung aus diesen Abweichungen vieler Alphorntöne von der temperierten Stimmung ist, dass Alphörner sich im Zusammenspiel mit temperierten Instrumenten (z.B. mit einem Orchester) meist auf aus Prim, Terz und Quinte und Sekunde samt aus Oktavierungen gebildeter Melodien beschränken müssen. Quarte, Sexte und Septime schließen sind aus oben gennaten Gründen kaum verwendbar. Diese bewusste Beschränkung des Tonvorrats bei Alphornmotiven ist auch bei den weiter unten aufgeführten Notenbeispielen - obwohl dort wegen der Verwendung von temperierten Blasinstrumenten (Hörner, Klarinetten, Flöten, Englisch Horn, Posaunen, etc.) mehr möglich wäre - klar erkennbar.
4 Klassische Werke für Alphorn
Es existieren - auch aus den oben genannten Beschränkungen - wenige klassische Kompositionen für Alphorn mit Orchester. Das bekannteste Werk ist die Sinfonia pastorella für Alphorn und Streicher in G-Dur von Leopold Mozart. [17] [18] Der tschechische Komponist Jiří Družecký (1745-1819) verfasste eine Komposition namens Parthia auf Bauerninstrumenten für Alphorn Drehleier, Dudelsack, Hackbrett, Zither und Xylophon.
Neuere Werke für das Alphorn sind das die Petite Suite alpestre für Alphornsolo und das Concertino Rustico von Ferenc Farkas für Alphorn und Streicher aus dem Jahr 1977. [19] [20] Der Schweizer Komponist Jean Daetwyler schrieb acht Stücke für Alphorn. Davon ist das Concerto pour cor des alpes et orchestre wohl das Bedeutendste. [21]
5 Alphornmotive in klassischer Musik
In klassischer Musik wurden im 18. und vermehrt im 19. Jahrhundert von Tonfolge und Rhythmus typische Alphornmotive eingesetzt. Diese wurden dabei allerdings Blasinstrumenten des klassischen Orchesters übertragen.
- Der belgische Komponist André Grétry komonierte 1791 in Paris eine Oper namens William Tell. Mehrere Teile des Werkes enthalten typische Alphornmotive, u.a. auf der Klarinette.[22] [23]
- Ein vom Englisch Horn in F gespieltes Alphornmotiv verwendet Joseph Haydn in der Arie "Der muntre Hirt" im zweiten Teil (Sommer) seines Werkes Die Jahreszeiten zur Illustration des Textes "Der muntre Hirt versammelt nun die frohen Herden". [24] [25]
- Im vierten Satz von Ludwig van Beethovens 6. Sinfonie (Allegretto - Hirtengesang. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm) stimmen die Anfangstakte notengetreu mit einer von Heinrich Szadrowsky im Jahr 1855 aufgezeichneten "Alphornweise von der Rigi" überein. Dabei wird diese nacheinander von der ersten Klarinette in B und dem ersten Horn in F vorgetragen. [26] [27] Die Alphornweise wird dann von den Streichern variiert und fortentwickelt und bildet eines der Hauptmotive des Satzes. Gegen Ende des Satzes erscheint es dann noch ein mal kurz in den Trompeten.
- In seiner im Jahr 1829 uraufgeführten Oper Guillaume Tell setzte Gioachino Rossini in der Ouvertüre und wieder aufgegriffen in den einzelnen Akten ein typisches Alphornmotiv, genannt Ranz des Vaches, ein. [28] [29]
- Ein Abschnitt aus Harold in Italien von Hector Berlioz aus dem Jahr 1834 verarbeitet wiederum einen Ranz des Vaces anfänglich im Englisch Horn und später in den Hörnern in G.
- Johannes Brahms verwandte im fünften Satz seiner 1. Sinfonie in den Takten 30 bis 38 auch ein Alphornmotiv. Er hat das Thema wahrscheinlich im Lauterbrunnental im Berner Oberland gehört und auf einer Postkarte an Clara Schumann mit dem Kommentar "Also blus das Alphorn heut" notiert. Das Motiv wird dabei ab Takt 30 vom Horn in C vorgestellt und ab Takt 39 von der Flöte und später der Klarinette fortgeführt. [30] [31] Das fis in Takt 34 repräsentiert dabei sozusagen als "frequenzmäßiger Kompromiss" den 11. Oberton, also das oben erwähnte Alphorn-Fa. [32]
- In Richard Wagners Oper Tristan und Isolde erklingt im dritten Akt ein einem Alphornmotiv nachgebildeter Ruf des Englisch Horn. [33] Wagner - der sich auch sehr mit dem Bau und der Verbesserung von Blechblasinstrumenten beschäftigte - empfahl hierfür entweder das Horn durch Oboen und Geigen zu verstärken, oder besser gleich aus Holz ein besonderes Instrument (mit metallenem Mittelstück für ein Ganzton-Piston-Ventil) nach Modell der Alphörner anzufertigen. [34]
- Der slowenische Komponist Vinko Globokar komponierte das in Helsinki im Jahr 1986 uraufgeführte Werk Cris des Alps für ein auf As gestimmtes Alphorn. [35]
6 Popularmusik
Auch in der Jazz- und Rockmusik sowie der World-Music ist das Alphorn inzwischen angekommen. Der persische Trompeter Mostafa Kafa`i Azimi verwendete ein Alphorn bereits 1977 im Song Swiss Lady in der Pepe Lienhardt Band. [36] Der deutsche Freejazzer Peter Kowald setzt neben der Tuba auch das Alphorn ein, und der holländische Perkussionist Han Bennink setzte das Dhung (eine tibetanisches Alphorn) ein. [37] Besonders reizvoll ist der Einsatz des Alphorns durch die attraktive Blondine Eliane Burki, die damit mit ihrer Band knackige Rock- und Funksongs präsentiert. Vom Jazzmusiker und Komponisten klassisch ambitionierter Werke, Anthony Braxton, stammt das Werk Composition No. 172 aus dem Jahr 1992 für elf Alphörner. [38]
7 Rekorde
Alois Biermeier aus Bischofswiesen baute ein 19,70 Meter langes und 77 kg schweres, aus einem einzigen Fichtenstamm gefertigtes Alphorn. [39] Das längste Alphorn der Welt mit einer Länge von 47 Metern wurde von dem Alphornbauer Josef Stocker (Schweiz) zusammen mit Peter Wutherich (USA) gebaut.[40] [41]
8 Einzelnachweise/ Fußnoten
- ↑ Anthony Baines: Lexikon der Musikinstrumente, J.B. Metzler/Bärenreiter, Stuttgart, 1996, S. 7
- ↑ Carl Dahlhaus und Hans Heinz Eggebrecht: Brockhaus Riemann Musiklexikon, Band I, A-K, F. A. Brockhaus und B. Schott`s Söhne, Wiesbaden/Mainz, 1978, S. 33
- ↑ Artikel zum bucium in der engl. Wikipedia
- ↑ Anthony Baines: Lexikon der Musikinstrumente, J.B. Metzler/Bärenreiter, Stuttgart, 1996, S. 7
- ↑ Harald Skorepa (unter Mithilfe von Clemens Kuhn): Ultimus-Musiklexikon auf CD-ROM, Papendorf SE GmbH, 1997-2005
- ↑ Harald Skorepa (unter Mithilfe von Clemens Kuhn): Ultimus-Musiklexikon auf CD-ROM, Papendorf SE GmbH, 1997-2005
- ↑ Carl Dahlhaus und Hans Heinz Eggebrecht: Brockhaus Riemann Musiklexikon, Band I, A-K, F. A. Brockhaus und B. Schott`s Söhne, Wiesbaden/Mainz, 1978, S. 33
- ↑ Brigitte Bachmann-Geiser: Das Alphorn in der Schweiz, Verlag Paul Haupt, 1976, S. 10
- ↑ Christian Schneider: Die Alphornbläser - Einführung in die Technik des Alphornblasens, Books on Demand, 2011, S. 10; Online auf Google Book Search
- ↑ dtv-Atlas zur Musik, Band I, dtv und Bärenreiter, München, 11. Aufl., 1977, S. 51
- ↑ Harald Skorepa (unter Mithilfe von Clemens Kuhn): Ultimus-Musiklexikon auf CD-ROM, Papendorf SE GmbH, 1997-2005
- ↑ Auch das Erzeugen von Tönen mittels Lippenvibration mit einer Gießkanne oder auf einem Gartenschlauch funktioniert ebenso.
- ↑ Anthony Baines: Lexikon der Musikinstrumente, J.B. Metzler/Bärenreiter, Stuttgart, 1996, S. 7
- ↑ Friedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), Band 6, Bärenreiter-Verlag, 2008, S. 700 und 701
- ↑ Carl Dahlhaus und Hans Heinz Eggebrecht: Brockhaus Riemann Musiklexikon, Band I, A-K, F. A. Brockhaus und B. Schott`s Söhne, Wiesbaden/Mainz, 1978, S. 33
- ↑ Brigitte Bachmann-Geiser: Das Alphorn in der Schweiz, Verlag Paul Haupt, 1976, S. 19
- ↑ Hörbespiel CONCERTO pour Cor des Alpes-L . Mozart auf Youtube
- ↑ Anm.: An diesem Hörbeispiel merkt man deutlich dass sich Komponisten für Werke mit einem originalem Alphorn melodisch aus oben genannten Gründen meist auf Prim (Oktave), Quinte und Terz beschränkten. Die Stellen in denen hier die Quarte (Alphorn-Fa) oder Septime (Naturseptime) eingesetzt sind, werden auch ohne Gehörschulung vom Hörer als "leicht falsch" (weil untemperiert) wahrgenommen.
- ↑ Aus der offizielen Seite von Ferenc Farkas (www.ferencfarkas.org)
- ↑ Ferenc Farkas (1905 - 2000) auf www.archidicolonia.de
- ↑ [1]
- ↑ Nicholas Shoumatoff und Nina Shoumatoff: The Alps - Europeans mountain heart, University of Michigan, 2001, S. 165
- ↑ Richard Freed: Overture to William Tell auf der Seite des Kennedy-Centers (www.kennedy-center.org)
- ↑ Raymond Monelle: The musical topic - Hunt, Military and Pastoral, Indiana University Press, Bloomington, 2006, S. 102
- ↑ Frances Jones: The Alphorn - Revival of an ancient instrument, Reproduced from THE CONSORT, Journal of The Dolmetsch Foundation, Vol.62, Summer 2006, S. 13; Online auf www.amazingalphorn.co.uk
- ↑ Martin Geck: Ludwig van Beethoven, Rowohlt Taschenbuch, Reinbek b. Hamburg, 1996, S. 88
- ↑ Alphornmotiv im 5. Satz aus Beethovens 6. Sinfonie auf Youtube
- ↑ Frances Jones: The Horn Call, 2010
- ↑ Z.B. zu hören in der Ouvertüre zu Guillaume Tell ab 5`43 Minuten auf Youtube
- ↑ Michael Musgrave: The music of Brahms, Oxford University Press, New York, 1993, S. 131; Online auf Google Book Search
- ↑ Pablo Giw Niesemann: Johannes Brahms: Symphonie No. 1 C-moll - opus 68 (oder „Eine Bewusstseinsfindung“)
- ↑ Anthony Baines: Lexikon der Musikinstrumente, J.B. Metzler/Bärenreiter, Stuttgart, 1996, S. 8
- ↑ Notenbespiel zu dieser Stelle in Hermann Erpf: Handbuch der Instrumentation und Instrumentenkunde, B. Schott`s Söhne, Mainz, 1959, S. 177, Notenbespiel 168
- ↑ Anthony Baines: Lexikon der Musikinstrumente, J.B. Metzler/Bärenreiter, Stuttgart, 1996, S. 8
- ↑ Jean-Noel von der Weid: Die Musik des 20. Jahrhunderts - Von Claude Debussy bis Wolfgang Rihm, (von Andreas Grimhold aus dem französischen Original La Musique de XX siecle in das Deutsche übersetzt), Insel Verlag, Frankfurt a. M., 2003, S. 160
- ↑ Pepe Lienhardt Band mit dem Song Swiss Lady auf Youtube
- ↑ Joachim-Ernst-Berendt: Das Jazzbuch, Wolfgang Krüger Verlag, Frankfurt a. M., 4. Aufl., 1989, S. 475
- ↑ Jean-Noel von der Weid: Die Musik des 20. Jahrhunderts - Von Claude Debussy bis Wolfgang Rihm, (von Andreas Grimhold aus dem französischen Original La Musique de XX siecle in das Deutsche übersetzt), Insel Verlag, Frankfurt a. M., 2003, S. 160
- ↑ Harald Skorepa (unter Mithilfe von Clemens Kuhn): Ultimus-Musiklexikon auf CD-ROM, Papendorf SE GmbH, 1997-2005
- ↑ Das längste Alphorn der Welt auf der Website Alphornmusik.de mit Fotos der längsten Alphörner
- ↑ World's Biggest Alphorn Claimed Artikel der Chicago Tribune vom 28. Dezember 1999
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