Schweizer Armee während des Zweiten Weltkriegs
Die Schweizer Armee während des Zweiten Weltkriegs war eine Milizarmee, welche quantitativ den grössten Teil der wehrfähigen männlichen Bevölkerung umfasste. Sie wurde nicht auf die Probe gestellt, weil das deutsche Oberkommando mit der Operation Sichelschnitt Frankreich von Norden und nicht von Süden her überfiel, die Schweiz ein neutraler Staat war und Hitler einigen Profit aus dieser Konstellation ziehen konnte, ohne für die Schweiz Angriffs- und Besatzungstruppen binden zu müssen.
Inhaltsverzeichnis
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1 Phase bis zur Okkupation Frankreichs 1940
Bis hier hin bestand die Doktrin des Oberkommandierenden Henri Guisan darin, das Land mehr oder weniger nahe der Grenze zu verteidigen. Haupt-Verteidigungslinie der Deutschschweiz etwa war die Limmatstellung, die sich von der Ostschweiz bis zum Jura erstreckte. Besonderes Augenmerk erhielten dabei die Haupt-Einfallsachsen ins Land, welche von umfangreichen Panzerverbänden unumgänglich benutzt werden mussten. Erstaunlich wenig Truppen wurden vom General im Süden den Landes (Kantone Tessin, Wallis sowie südliches Graubünden) stationiert. Das muss im Nachhinein, in Kenntnis der Historie, als klarer Fehlentscheid eingestuft werden. Hitler wünschte die Schweiz während seiner Haupt-Eroberungspläne als unversehrte Rüstungsschmiede und Devisen-Lieferant, er hatte für diese Phase keinerlei Besetzungs-Absichten. Ganz anders sein Verbündeter, der italienische Diktator Benito Mussolini. Dieser hatte vor dem Krieg im Rahmen seiner Irredentismus-Politik sogar ausdrücklich angekündigt, auch die italienisch-sprachigen Gebiete im Süden der Schweiz "zurückholen" zu wollen. Historische Dokumente zeigen, dass in Rom längere Zeit über Angriffspläne ausgearbeitet wurden und Mussolini, zusammen mit Hitler von Norden her, einen Zangenangriff führen wollte.
Die damalige Schweizer Armee war überwiegend eine Infanterie-Armee. Die Infanteristen konnten zwar dem klassischen Auftrag entsprechend gut Luftlande-Truppen bekämpfen und mit etwas Glück auch Flugzeuge abschiessen; gegen die neue Panzerwaffe der Wehrmacht wären sie aber auch mit ihren Maschinengewehren hilflos gewesen (die tragbare Panzerfaust zur Panzer-Bekämpfung wurde erst gegen Kriegsende in Deutschland erfunden und in der Schweiz 1944 eingeführt). Dies hatten die Planer vor dem Krieg auch richtig erkannt - das Schwergewicht bei den schwereren Waffen wurde auf die Panzerabwehr gelegt; rund 900 diesbezügliche Geschütze waren zu Kriegsbeginn vorhanden.
Weiter gab es bei Kriegsbeginn ca. 300 schwere Artillerie-Geschütze, 100 Fliegerabwehr-Kanonen und 90 taugliche Jagdflugzeuge. Dabei war allerdings nicht sämtliches Material auf dem allerneusten technischen Stand, es wurde bis 1945 in erheblichem Umfang modernisiert und auch quantitativ erweitert.
2 Juli 1940 bis Kriegsende
Vor allem um Hitler nicht zu provozieren, wurde nach Abschluss des Westfeldzugs zwei Drittel des Armee-Aufgebots demobilisiert. Die restlichen Truppenverbände wurden vom General ins Alpen-Réduit verlegt. Bereits um 1870 hatte man damit begonnen, Armee-Festungen vor allem in den Alpenfels zu sprengen, und diese Aktivitäten waren in den 1940er Jahren ziemlich weit fortgeschritten.
Joseph Goebbels höhnte im Gefolge, die Schweizer Armee scheine Felsen, Gletscher und Gämsen verteidigen zu wollen. Dies war zwar zum Teil nicht ganz von der Hand zu weisen, war doch die Bevölkerung in den Wohngebieten bei einem Einmarsch relativ ungeschützt. Allerdings gab es noch Grenzbewachung und zudem im Mittelland die sog. Verzögerungs-Verbände, mobile Panzerabwehr-Einheiten. Eine klare Schwäche des Réduits war letztlich vor allem, dass der Besatzer eigentlich einfach kampflos zuwarten konnte, bis sich die Nahrungsmittel-Vorräte der Alpen-Verteidiger erschöpften. Immerhin hätte Guisan zuvor noch einige Trümpfe im Ärmel gehabt. So hätte er die Gotthard-Alpentransversale gesprengt, die für den Warenaustausch der Achsenmächte mit zunehmendem Kriegsverlauf wegen der permanenten Bombardierung der Brenner-Transversale in Österreich immer wichtiger wurde, und er hätte ferner die vor allem fürs Reich produzierenden Rüstungsbetriebe sprengen lassen (Sprengungen waren vorbereitet) sowie mit Sabotage-Akten gegen die Besatzer agiert. Der General hoffte letztlich, die Réduit-Stellung halten zu können, bis von aussen her allenfalls durch die Alliierten Hilfe geleistet worden wäre.
Während die Junikrise von 1940 als politischer und militärischer Schwächeanfall des Landes gedeutet werden muss, gab es anderseits auch einige achtbare Widerstands-Manifestationen. So die erfolgreichen Luftkämpfe von 1940 gegen die deutsche Luftwaffe, der Rütlirapport von General Guisan im Juli 1940, der Widerstands-Aufruf von General und Bundesrat nach der Besetzung Rest-Frankreichs 1942 durch die Wehrmacht (Bild rechts) und - kurz nach der deutschen Niederlage in der Schlacht von Stalingrad anfangs 1943 - die Widerstands-Manifestation Guisans gegenüber dem deutschen Nachrichtendienstler Schellenberg. Ganz grundsätzlicher Widerstandsgeist herrschte vor allem auch 1940 in Kreisen der Offiziersverschwörung.
3 Literatur
- H.R. Kurz: Geschichte der Schweizer Armee
- J. Fink: Die Schweiz aus Sicht des Dritten Reiches
- J. Tanner: Schweizer Réduit und Aussenwirtschaft (Aufsatz)
4 Siehe auch
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