Nero

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Lucius Domitius Nero (* 15. Dezember 37 in Antium/Latium; † 9. oder 11. Juni 68 bei Rom) war ein Kaiser des Römischen Reiches. Er übte diese Funktion bereits ab seinem 16. Lebensjahr aus und wurde eine der umstrittensten Gestalten der römischen Geschichte. Während antike Autoren ihm durchaus positive Seiten abgewannen, überwog schon bald nach seinem Tod die Ablehnung der Politik und insbesondere der Persönlichkeit Neros. Seit seiner Jugend hatte Nero einen Hang zu allen schönen Künsten. Bei der römischen Oberschicht waren künstlerische und literarische Ambitionen zwar gern gesehen, doch sie sollten im kleinen, privaten Kreis ausgelebt werden, nicht auf der öffentlichen Bühne und erst recht nicht vor dem Volk.[1] Die Geschichtsschreiber wie Sueton und Tacitus, deren Werke neben Cassius Dio die wichtigsten Quellen zum Leben des Kaisers darstellen, gaben ihrer Verachtung offen Ausdruck. Bei Aurelius Victor werden die ersten Jahre des Prinzipats als sehr positiv gezeichnet, bevor Nero „Scham und Ekel“ erregte.[2] Petronius und Lucan erwähnen den Kaiser nur kurz in ihren Werken.

Die in den meisten Quellen ausgedrückte Verachtung hatte ihren Grund teils in der Abneigung der Römer gegen Neros Vorliebe für alles Griechische, teils – etwa bei Tacitus – in der Ablehnung des Kaisertums überhaupt, als dessen Entartung Neros Herrschaft erschien. Ein weiterer Grund waren Neros unberechenbare Handlungen, wie die Familienmorde, die Hinrichtungswellen oder unterstützten Selbstmorde, sowie seine Vernachlässigung des Staates und seine Haltung gegenüber dem Senat. Andererseits gehörte Nero, vermutlich zur Unzufriedenheit des Militärs, zu den insgesamt drei römischen Kaisern, die die Pforten des Janustempels zum Zeichen des äußeren Friedens schlossen.[3]

Nach dem Brand von Rom im Jahre 64 musste Nero die Schuldigen finden. Dass dieser Brand möglicherweise durch Unachtsamkeit entstanden war, konnten niemanden zufrieden stellen.

Im Mittelalter galt er geradezu als Verkörperung des Antichrist. Das Bild eines Tyrannen überwiegte bis Ende des 20. Jahrhunderts.[3] Der Althistoriker Theodor Mommsen bezeichnete Nero dagegen als „Sängerkönig“.[4]

1 Legenden

Die Christen haben sich nur wenig am Alltagsleben, wie es Römer und Griechen verstanden, beteiligt. Sie lehnten den Kaiserkult ab, weil sie nur ihren eigenen Gott anerkannten. Vielleicht ist diese Zurückhaltung und Andersartigkeit der Kern des von Tacitus berichteten Vorwurfs des „Hasses auf das Menschengeschlecht“ seitens der Christen.[5][6] Den Juden wurde ähnliches unterstellt.[7] Über das Auftreten und die Mentalität der frühen Christen Roms ist allerdings kaum etwas Sicheres überliefert. So dürften sich nicht alle ihre Mitglieder im gleichen Maß von der andersgläubigen Mehrheitsgesellschaft zurückgezogen haben.[8] Dennoch entstand - wahrscheinlich durch die spätere, christlich beeinflusste Geschichtsschreibung - die bekannte Legende von der Christenverfolgung durch Kaiser Nero. Ob die Römer damals einen Unterschied zwischen Juden und Christen machten, ist ungewiss. Im Jahr 67 hat Nero angeblich 6000 jüdische Sklaven zum Bau eines Kanals eingesetzt.[9] Auch nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 unter Kaiser Titus kamen die überlebenden Juden in die Sklaverei. Dass sich damals römische Sklaven als Gladiatoren im Schaukampf befreien konnten, ist zwar überliefert, wird aber in der Legende oft so dargestellt, als seien Christen den Raubtieren zum Fraß vorgeworfen worden, woran sich die Zuschauer im Zirkus erfreut hätten. Wahrscheinlich wurden nur etwa 100 Juden oder Christen nach dem Brand von Rom öffentlich hingerichtet.

Einer weitverbreiteten Legende nach sind unter Nero auch die Apostel Paulus und Petrus in Rom hingerichtet worden. Dies wird von einigen Forschern jedoch angezweifelt, zumal die Überlieferung auch davon berichtet, dass Paulus nach einem längeren förmlichen Prozess und Petrus zu einem späteren Zeitpunkt hingerichtet wurde.

Mommsen schrieb in seinem Werk Das römische Imperium über „das Auftreten eines falschen Nero in den letzten Jahren Vespasians“. Dieser sei derjenige, der zu der Offenbarung des Johannes den Anstoß gegeben habe. „Der ‚falsche Nero‘, in Wirklichkeit ein gewisser Terentius Maximus aus Kleinasien, aber in Antlitz und Stimme und Künsten dem Sängerkaiser Nero täuschend ähnlich, fand nicht bloß Zulauf in dem römischen Gebiet am Euphrat, sondern auch Unterstützung bei den Parthern. […] Indes es hatte dies keine Folgen; vielmehr lieferte bald darauf die parthische Regierung den Prätendenten an Kaiser Domitianus aus.“[4]


2 Einzelnachweise

  1. Gerhard Waldherr: Nero. Eine Biografie. Pustet, Regensburg 2005, ISBN 3-7917-1947-5, Seite 107 f.
  2. Aurelius Victor, De Caesaribus 5,4.
  3. 3,0 3,1 https://de.wikipedia.org/wiki/Nero#Nero_im_Urteil_der_Nachwelt
  4. 4,0 4,1 Theodor Mommsen: Das Römische Imperium der Cäsaren, Safari-Verlag Carl Boldt, ungekürzte Textausgabe, Berlin 1941, S. 306.
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Neronische_Christenverfolgung
  6. lateinisch quam odio humani generis siehe Tacitus, Annalen 15, 44, 4.
  7. Tacitus, Historien 5, 5, 1.
  8. Julian Krüger, Nero, S. 249f.
  9. Flavius Iosephus, Geschichte des Jüdischen Krieges 3, 10, 10

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