Meninx

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Die archäologische Ausgrabungsstätte Meninx
Meninx (gr. Μῆνιγξ) war eine antike Metropole auf der zu Tunesien gehörenden Insel Djerba. Der Ort war vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert besiedelt und eines der wichtigsten Zentren des damaligen Purpurhandels im Mittelmeerraum.[1] Bis zum Jahr 2015 war Meninx kaum archäologisch erforscht. Die Siedlung erstreckt sich an der südöstlichen Küste von Djerba auf einer Länge von 1,5 bis zwei Kilometern und einer Breite von 0,8 Kilometern über eine Fläche von circa 130 Hektar.[2]

Meninx war außerdem bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. die antike Bezeichnung für die Insel Djerba.

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1 Archäologische Erforschung

Erste archäologische Untersuchungen unternahm der französische Leutnant Gilbert ab 1882. Die Arbeiten Gilberts führten Anfang des 20. Jahrhunderts zur Entdeckung mehrere Mosaiksegmente. Unter Paul-Marie Duval wurde im Jahr 1942 u.a. das mutmaßliche Forum ausgegraben. Von 1996 bis 2000 untersuchte ein Survey-Projekt verschiedener Organisationen die Fundstätte.[3] Die Ergebnisse der frühen Freilegungsaktivitäten aber wurden nie zusammenhängend publiziert, so dass Meninx weitgehend in Vergessenheit geriet.[4]

Um die bis dahin kaum bekannte Antikenstätte zu erforschen, wurde 2015 in Kooperation zwischen dem Institut für Klassische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München unter Leitung von Stefan Ritter und dem Institut National de Patrimoine Tunisie unter Leitung von Sami Ben Tahar ein archäologisches Forschungsprojekt ins Leben gerufen.

Um zunächst einmal eine zusammenhängende Vorstellung von der Stadtanlage zu bekommen, wurde 2015 eine geophysikalische Prospektion durchgeführt, bei der die unterirdischen Baustrukturen sichtbar gemacht wurden. Dieser neue Stadtplan diente dann als Basis, um in zwei jeweils sechswöchigen Forschungskampagnen 2017 und 2018 die Geschichte von Meninx zu erkunden. Neben gezielten Ausgrabungen und umfangreichen Fundbearbeitungen wurden dabei auch unterwasserarchäologische Untersuchungen durchgeführt.[5]

2 Geschichte

Tiefensondagen im Bereich des späteren römischen Forums haben gezeigt, dass Meninx seit dem mittleren 4. Jahrhundert v.Chr. besiedelt wurde und dass bereits damals die Purpurproduktion einsetzte.

In der römischen Kaiserzeit vom 1. bis ins frühe 3. Jahrhundert erlebte die Stadt einen Bauboom,[6] und erreichte ihre größte Ausdehnung. So wurden damals an der Küste eine monumentale Markthalle und ein riesiger Zisternenkomplex errichtet. Das Forum erhielt prächtige Säulenhallen aus importiertem Marmor mehrere Tempel und eine Marktbasilika. Ein kleiner, gut erhaltener Badekomplex wurde mit Mosaikfußböden, farbigen Wandmalereien und marmorverkleideten Badebecken und Marmorstatuetten versehen.[7] An der Peripherie des stark angewachsenen Stadtraumes entstanden größere Handwerkerviertel.[8]

Bereits im 4. Jahrhundert verlagerten sich die Bauaktivitäten in Meninx zunehmend an die Peripherie, wo u.a. zwei christliche Basiliken errichtet wurden. Nach der byzantinischen Eroberung im Jahr 530 kam die Purpurproduktion zum Erliegen. Der Ort wurde allmählich aufgegeben und im Zuge der arabischen Eroberung im späten 7. Jahrhundert dann endgültig verlassen.

3 Wirtschaft

Der wirtschaftliche Reichtum von Meninx beruhte in erster Linie auf der Produktion des kostbaren Purpurfarbstoffes. Der in Meninx hergestellte Purpur wurde aus dem Sekret der Stumpfen Stachelschnecke (Hexaplex runculus) gewonnen, die einen besonders satten purpurnen Farbton erzeugt. Zur Herstellung eines einzigen Gramms reinen Purpurs benötigt man dabei mehrere tausend Schnecken.
Gehäuse der Stumpfen Stachelschnecke (Hexaplex runculus)

Nach Plinius mussten dafür die noch lebenden Schnecken geöffnet und deren Drüsen entfernt werden. Dann wurden die Schnecken drei Tage lang in großen Becken in Salz eingelegt, danach gereinigt und durch tagelanges Kochen auf ein Sechzehntel der ursprünglichen Masse eingedickt. Dabei mussten verunreinigende Partikel immer wieder entfernt werden. Abschließend wurde der ursprünglich schwach gelbliche Stoff gefiltert und so lange gekocht bis der gewünschte purpurne Farbton erreicht war.[9] Plinius nennt Meninx zusammen mit Tyrus als Herstellungsort des besten Purpur:

"Der vorzüglichste Purpur ist in Asien der von Tyrus, in Afrika von Meninx, und an der gätulischen Küste des Oceans, in Europa der von Laconien."[10]

Die Purpurproduktion war ein hochkomplexer Wirstschaftszweig der die weitreichende Einbindung regionaler Ressourcen erforderte, da der kostbare Farbstoff, wie Tierkochenuntersuchungen auf Meninx bestätigen, in Form gefärbter Wolle exportiert wurde. Dabei war der Anteil von Schafen besonders hoch.[11] Die großen Schafherden wurden wohl überwiegend nicht auf Meninx, sondern auf dem gegenüberliegenden Festland gehalten.

Wohin die gefärbte Wolle exportiert wurde lässt sich nur indirekt rekonstruieren. So lassen die vielfältigen Funde vor allem von Gefäßkeramik und importiertem Marmor in Meninx für die punische Zeit weitreichende Wirtschaftskontakte vor allem mit Karthago, Sizilien und Süditalien vermuten. In römischer Zeit kamen dann als Handelsverbindungen Spanien, Kleinasien und Ägypten hinzu. In der Spätantike verlagerte sich der Handelsschwerpunkt in den östlichen Mittelmeerraum.[12]

4 Schutz von Meninx

Das kulturelle Erbe von Meninx war lange gefährdet da keine Schutzvorrichtungen wie Zaunanlagen oder Überwachung durch Ordnungsbehörden existierten, Besucher und Touristen ungehindert auch sensible Areale begehen könnten und Menenix durch marine und äolische Erosion gefährdet ist und auch schon Spuren von Raubgräberei festgestellt wurden.[13]

Das Nationale Institut für Kulturerbe (INP) 2019 den ersten archäologischen Park auf der Insel Djerba eingeweiht. Dieser befindet sich in der archäologischen Stätte von Meninx.[14]

5 Literatur

  • Stefan Ritter: Meninx - antike Metropole auf der Insel Djerba; in Damals - Das Magazin für Geschichte, 52. Jahrgang 11-2020, Konradin Medien GmbH, 2020, Seite 45 und 46
  • Ali Drine: Les entrepôts de Méninx; in Antiquités africaines, 2007/43; Seite 239 bis 251

6 Weblinks

7 Einzelnachweise

  1. Die urbane Struktur des antiken Meninx (Djerba) auf der Seite der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
  2. Ali Drine: Les entrepôts de Méninx; in Antiquités africaines, 2007/43; S. 239
  3. Tunesien – Die gefährdete antike Stadt Meninx auf Djerba
  4. Meninx: Stadt- und Forschungsgeschichte
  5. Stefan Ritter: Meninx - antike Metropole auf der Insel Djerba; in Damals - Das Magazin für Geschichte, 52. Jahrgang 11-2020, Konradin Medien GmbH, 2020, S. 45
  6. Simon Trixl, Sami Ben Tahar, Stefan Ritter und Joris Peters: Wool sheep and purple snails – Long‐term continuity of animal exploitation in ancient Meninx (Jerba/Tunisia); in International Journal of Osteoarchaeology, Juli 2020, S. 4
  7. Stefan Ritter: Meninx - antike Metropole auf der Insel Djerba; in Damals - Das Magazin für Geschichte, 52. Jahrgang 11-2020, Konradin Medien GmbH, 2020, S. 45
  8. Meninx: Stadt- und Forschungsgeschichte
  9. Cajus Plinius Secundus: Naturgeschichte, Bände 1-10, Verlag der J. B. Metzlerschen Buchhandlung., 1840, S. 1098 und 1099
  10. Die Natugeschichte des Cajus Plinius Secundus - ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen versehen, Buch IX, Gressner & Schramm, 1881, S. 201
  11. Die Tierwelt der punisch-römischen Stadt Meninx, erforscht im Rahmen des Projekts „Archäologische Untersuchungenzur Stadtgeschichte von Meninx (Djerba)“; in ArchaeoBioCenterLMUZweijahresbericht 2016–2017, S. 51
  12. Stefan Ritter: Meninx - antike Metropole auf der Insel Djerba; in Damals - Das Magazin für Geschichte, 52. Jahrgang 11-2020, Konradin Medien GmbH, 2020, S. 46
  13. Tunesien – Die gefährdete antike Stadt Meninx auf Djerba
  14. Erster archäologischer Park auf Djerba eröffnet

8 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Meninx) vermutlich nicht.

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