Marskolonisation

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Pläne zur Marskolonisation beschäftigen sich mit der dauerhaften Besiedlung (Kolonisation) des Planeten Mars durch Menschen. Obwohl es erste wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema gibt, die bis zum radikalen Terraforming gehen, ist die Marskolonisation zum heutigen Zeitpunkt hauptsächlich ein Gegenstand der Fiktion. Mit neuen Plänen der US-Raumfahrtbehörde NASA und der Europäische Weltraumorganisation (ESA) zu einem bemannten Marsflug ist sie jedoch einen Schritt näher gerückt.

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1 Randbedingungen

Der Mars ist ein verhältnismäßig erdähnlicher Planet:

  • Ein Marstag ist um lediglich 37 Minuten länger als ein Erdtag.
  • Seine Anziehungskraft beträgt ein Drittel der Erdanziehungskraft. Die dadurch verminderte körperliche Belastung wird als vorteilhaft für die Erhaltung der Gesundheit unter den sonstigen Mars-Bedingungen angesehen.
  • Eine, wenn auch geringe, Atmosphäre ist vorhanden.
  • Die Polkappen bestehen aus Kohlendioxid- und Wassereis.
  • Die Neigung seiner Drehachse ist etwas größer als die der Erde.

Dennoch gibt es gravierende Unterschiede zur Erde.

  • Die Stärke des planetaren Magnetfelds beträgt nur ca. ein Hundertstel des Erdmagnetfelds und bietet damit nur sehr wenig Schutz gegen die kosmische Strahlung. Bereits nach drei Jahren wären die Höchstwerte nach den Sicherheitsrichtlinien der NASA für Astronauten erreicht.
  • Die Atmosphäre ist sehr dünn (7,6 Promille der Erdatmosphäre) und kohlendioxidlastig, würde also Druckanzüge erforderlich machen. Auch ist das Erreichen einer erdähnlichen Zusammensetzung der Luft und Anpassung des Drucks mittels Terraforming schwierig, da der Sonnenwind im Laufe der Zeit ständig die oberen Schichten abtragen würde, bis sich ein Magnetfeld gebildet hat. Nach neuesten Erkentnisssen geht man davon aus, dass das Magnetfeld nach der Erstarrung des inneren Teil des - heute vollständig flüssigen - Kernes zurückkommt (In welchen Zeitraum dies jedoch passieren wird, ist umstritten). [1]
  • Die Temperatur an der Oberfläche schwankt bereits in Äquatornähe um rund 250 Kelvin (etwa -23 °C), mit sinkenden Temperaturen in Richtung der Pole.
  • Der Mars schien bis vor kurzem geologisch fast vollkommen inaktiv, wobei laut neuesten Erkenntnissen die Vulkane jederzeit wieder ausbrechen könnten, es Kontinentalplatten gegeben haben könnte oder noch immer geben kann (Aufgrund der unterschiedlichen Magnetisierung vermutet).

2 Hindernisse und mögliche Lösungen

2.1 Hinflug

Bei der großen und stark schwankenden Entfernung zwischen Erde und Mars würden sich Reisen zum Mars sehr aufwändig gestalten. Unter Verwendung heutiger Technologien benötigt ein Raumschiff zwischen 6 und 10 Monaten für die Hinreise. Die Startfenster für den Idealfall ergeben sich aus der siderischen Periode Erde-Mars, die 779 Tage, also rund 26 Monate dauert.

2.2 Lebenserhaltung

Bei einer dauerhaften Besiedlung muss die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Atemluft unabhängig vom ständigen Nachschub von der Erde ermöglicht werden. Unabdingbar ist die 100%-ige Wasseraufbereitung von Anfang an. Die Konsequenz ist also der mittelfristige Aufbau eines geschlossenen biologischen Systems, bei dem die Kolonisten ihre Nahrung selbst anbauen bzw. herstellen. Diskutiert werden auch gentechnische Veränderungen, die eine bessere Anpassung der Fauna und Flora an die neue Umgebung ermöglichen.

2.3 Kommunikation

Der Kontakt mit der Erde wäre schwierig, da die Übertragungsdauer des Signals mit der Entfernung zwischen 3 Minuten und 6 Sekunden bei günstiger Opposition (kleinste Entfernung) und 22 Minuten und 18 Sekunden bei ungüstiger Konjunktion (größter Entfernung) schwankt. Innerhalb eines Dialoges, also einer Unterhaltung zwischen einer Station auf der Erde und der Station auf dem Mars, kommen so Pausen von 6 Minuten und 12 Sekunden bis 44 Minuten und 36 Sekunden zwischen den Nachrichten zustande, verbunden mit einer signifikant geringeren Übertragungsrate. Letzteren Engpass kann man allerdings umgehen, indem man Relaisstationen zwischen Erde und Mars auf einer Sonnenumlaufbahn positioniert. Sie müssten gegen starke Strahlung resistent sein, würden durch ihre Nähe zur Sonne allerdings diese als einzige Energiequelle nutzen können, ohne auf einen Radioisotopengenerator angewiesen zu sein.

Ähnlich könnte man auf dem Mars selbst verfahren. Eine Ionosphäre ist zwar nachgewiesen, ihre Effektstärke auf dem Mars ist aber noch nicht ermittelt worden. Mittels areosynchroner Satelliten, dem Marsäquivalent zum geosynchronen Satelliten, ließe sich relativ leicht eine globale Kommunikation ermöglichen. Abhängig von den vorhandenen Ressourcen ließen sich diese eventuell sogar auf dem Mars selbst fertigen.

2.4 Strahlung

Wegen der dünnen Atmosphäre und dem geringeren Magnetfeld ist die Marsoberfläche einer sehr viel höheren Strahlungsdichte ausgesetzt als die Erdoberfläche. Kosmische Strahlung und Sonnenwind treffen nahezu ungebremst auf Gebäude, technische Geräte und Menschen. Strahlenkrankheit und Ausfall von Elektronik ist die Folge. Folgende Vorkehrungen sind möglich:

  • Eingraben: Eine mögliche Kolonie wird zuerst auf der Oberfläche errichtet und anschließend durch Marsboden abgedeckt. Diese Methode würde nicht nur vor Strahlung, sondern auch vor kleinen Meteoriten schützen, die durch die Atmosphäre bis zum Marsboden gelangen.
  • Panzerung der Gebäude: Unter Verwendung vorhandener Ressourcen oder auch mit mitgebrachten Materialien ließe sich eine absorbierende Verstärkung der Decke erreichen.
  • Abschirmung mit Wasser: Wasser hat strahlungsdämpfende Eigenschaften. Die Wassertanks (Kühlwasser, Abwasser, Trinkwasser) können flächig über den Aufenthaltsräumen angeordnet werden.
  • Abschirmung mit künstlichen Magneten [2]: Bei genügender Energieversorgung könnte man große elektromagnetische Felder als Ersatz für das fehlende Marsmagnetfeld zur Ablenkung von schnellen Ladungsträgern verwenden.
  • Durch natürliche Formationen: Es ist bekannt, dass es auf der Marsoberfläche regional starke Unterschiede im Magnetfeld gibt. Bei der Einrichtung einer Kolonie in einem solchen Gebiet relativ starker Feldstärke könnte sie durch diese natürlichen Felder geschützt werden.

2.5 Energieversorgung

Eine leistungsfähige Energieversorgung für Heizung und Nahrungsmittelproduktion ist für eine Kolonie lebensnotwendig. Folgende Ansätze werden diskutiert:

2.5.1 Solar

Die Nutzung von Sonnenkollektoren und Solarzellen zur Energiegewinnung ist bei bisherigen Raummissionen eine große Hilfe gewesen, besonders bei Missionszielen innerhalb des Asteroidengürtels. Widerstand gegen äußere Krafteinwirkungen war meistens zu vernachlässigen. Auf dem Mars wird das aber anders sein, denn er besitzt eine Schwerkraft, die eine erhöhte Stabilität der Konstruktion notwendig macht. Zählt man als weiteres Argument die geringe und schwankende Solarkonstante (590 W/m² bei gemittelter Entfernung Sonne-Mars) hinzu, ebenso wie einen Standort in Polnähe, der sich ebenso wie auf der Erde mit einer Mitternachtssonne auseinandersetzen müsste, so stellt man fest, dass die Solarenergie eigentlich nur zur Unterstützung und nicht als Hauptenergielieferant dienen kann.

2.5.2 Nuklear

Im Wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten zur Nutzung von Kernenergie:

Der Radioisotopengenerator (RTG)
ist ein in der Raumfahrt bestens erprobtes Gerät zur Energiebereitstellung über lange Zeit. Sein größter Nachteil liegt aber in der Energieausbeute. Sie ist zwar beständig, aber gering und aufgrund der Halbwertszeit der radioaktiven Elemente ständig abnehmend. Da man aber davon ausgehen kann, dass eine Kolonie einen hohen und im Laufe der Zeit steigenden Energiebedarf hat, müssten fortlaufend neue RTGs ins Energienetz integriert werden. Allerdings ist der Wirkungsgrad pro Masseeinheit (Nutzung von rund 8% der abgestrahlten Energie) nicht sehr hoch, während die Kosten von etwa 75 Millionen US-Dollar pro RTG nicht zu unterschätzen sind.
Der Kernreaktor
Ein mitgeführter Kernreaktor dürfte je nach Energieausnutzung das Problem relativieren. Die Sowjetunion hat bereits Erfahrungen mit orbitalen Reaktoren gemacht (siehe RORSAT), allerdings benötigt eine Kolonie eine weit höhere Energieausbeute und -effizienz pro Masseeinheit, denn ansonsten wären die sicherheitstechnisch weniger problematischen RTGs die bevorzugte Wahl.

Die NASA arbeitet zurzeit an der Verwendung von Stirlingmotoren und Alkalimetallen bei RTGs, die den Wirkungsgrad auf 15-20% steigern und somit die Nutzung effizienter machen könnten.

2.5.3 Andere

Es besteht natürlich immer die Möglichkeit, dass auf dem Mars Ressourcen gefunden werden, die durch chemische Prozesse nutzbare Energie freisetzen, deswegen sei der Vollständigkeit halber diese Möglichkeit noch erwähnt. Auch sollte man die Möglichkeit einer areothermischen (analog zu "geothermisch" auf der Erde) Energiegewinnung nicht außer Acht lassen, allerdings müssten dafür noch weitere Studien durchgeführt werden. Auch soll es möglich sein, Windkraft zu nutzen, da es, wie zahlreiche Sandstürme belegen, viel Windenergie auf dem Roten Planeten gibt.

2.6 Transport von der Erde zum Mars

Als Ausgangsort für Marsmissionen und -kolonien bietet sich der Mond an, da man von dort aufgrund der geringeren Fluchtgeschwindigkeit leichter Masse in den Raum befördern kann. Für genauere Ausführungen siehe den Hauptartikel Mondkolonisation.

Ein Orbitallift lässt sich sowohl auf dem Mond als auch auf dem Mars einfacher als auf der Erde realisieren und würde sich wirtschaftlich wahrscheinlich innerhalb relativ kurzer Zeit amortisieren.

2.7 Transporte auf dem Mars

Marsrover mit RTGs böten sich als erstes Transportmittel an, obwohl ein Betreiben über diese aufgrund der zu befördernden Nutzlasten nicht sonderlich effizient wäre. Hydrazin als Treibstoff stellte vielleicht eine Alternative dar, je nach Synthetisierbarkeit auf dem Mars gäbe es auch andere Varianten.

Diese Rover sollten - wenn möglich - Wohnmodule enthalten, da mehrtägige Forschungsfahrten wünschenswert sind. Beim Aufbau mehrerer Kolonien könnte man diese mit Magnetschwebebahnen verbinden, die aufgrund der geringeren Atmosphäre wesentlich höhere Geschwindigkeiten als auf der Erde erreichen könnten. Allerdings müssten sie aus demselben Grund separate Lebenserhaltungsmodule sein, die auch bei Notfällen wie Druckverlust und Entgleisungen die Insassen über längere Zeit am Leben erhalten könnten.

Da eine Atmosphäre vorhanden ist, müsste man die Möglichkeit von Fluggeräten wie Luftschiffen oder Flugzeugen untersuchen. Experimente auf der Erde haben gezeigt, dass Ballons bei genügend Volumen auch bei sehr geringem Druck fliegen und Lasten heben können.[3] Bei einer dünneren Atmosphäre müsste ein Flugzeug entsprechend schneller fliegen, um denselben Auftrieb zu erhalten.

Auf dem Mars selbst müsste man angepasste Weltraumanzüge verwenden, denn die für Schwerelosigkeit ausgelegten Anzüge sind sehr schwer und starr. Als Alternative könnte man enger anliegende Anzüge, ähnlich einem Tauchanzug verwenden, die zur Gewährleistung des nötigen Drucks sehr enganliegend sein müssten. Bei Ausstattung mit Heizelementen und einem Drucklufthelm ermöglicht ein solcher Anzug wahrscheinlich die notwendige Bewegungsfreiheit für Außenmissionen unter Schwerkraft. Zurzeit in der Entwicklung befinden sich allerdings starre, einer Rüstung ähnliche Raumanzüge mit Kunststoffgelenken.

3 Terraforming

Datei:Mars Terra2.JPG
Künstlerische Darstellung eines terrageformten Mars

Erklärtes Ziel des Terraformings ist die Umwandlung des unwirtlichen Mars in einen Lebensraum, der an die Physiologie des Menschen angepasst ist. Idealerweise soll sich der Mensch nach Abschluss dieses Prozesses auch ohne Druckanzug und Atemgerät im Freien aufhalten können. Terraforming ist keine Bedingung für die Besiedlung des Mars, könnte aber die Lebensqualität erheblich verbessern. Technische Einzelheiten können im Artikel "Terraforming" nachgelesen werden.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Einführung von Leben auf dem Mars wirklich gerechtfertigt ist. Sollten vor diesem Eingriff bereits Mikroorganismen im Marsboden leben, so würde das Terraforming den spezialisierten unter ihnen die Lebensgrundlage entreißen (und sie somit wahrscheinlich zum Aussterben verurteilen), oder ihnen die Möglichkeit geben, sich zu verbreiten und massenhaft zu vermehren.

Weiterhin gibt es das Argument, dass die Einführung von Leben im Endeffekt die natürliche Schönheit des Mars beflecken würde. Gegner des Terraforming würden wahrscheinlich dafür plädieren, dass der Mars ein Naturschutzreservat werden soll, mit ähnlichem Vertragswerk wie die Antarktis.

Das vorhandene Wissen über die komplexen Zusammenhänge reicht nicht aus, um ein vielfältiges, stabiles Ökosystem zu etablieren. Mit Biosphäre 2 wurde bewiesen, dass wir derzeit nicht die ganze Erde im Maßstab nachbauen können. Auch die Auswahl der eingeführten Spezies birgt kaum beherrschbare Risiken.

Terraforming würde einen immensen Aufwand erfordern. Es würde Jahrzehnte dauern, ehe auch nur die ersten Ergebnisse sichtbar wären. Der gesamte Prozess muss über mehrere Jahrhunderte hinweg gesteuert werden. Die langfristige Stabilität des Ergebnisses bleibt aber umstritten. Deshalb ist aus privatwirtschaftlicher Sicht eine solche Investition kaum denkbar, womit es wahrscheinlich nur als gemeinschaftsstaatliches Projekt in Angriff genommen werden würde. Am wahrscheinlichsten ist, dass Terraforming in späterer Zukunft von eventuellen dort sesshaften Kolonisten durchgeführt wird, die ihre eigene Lebensumstände verbessern wollen. Bei ihnen dürfte das Interesse daran groß sein.

4 Fiktionen

5 Siehe auch

6 Einzelnachweise

  1. http://www.astronews.com/news/artikel/2007/06/0706-002.shtml
  2. http://afp.google.com/article/ALeqM5hux5ZKA8S4oxzTksLOfMq5z7lNbQ
  3. Robert Zubrin, Unternehmen Mars, ISBN 978-3453126084

7 Weblinks


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