Marinelazarett Flensburg-Mürwik

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Das Marinelazarett in Flensburg-Mürwik ist ein Gebäudekomplex, der als Marinelazarett und später als Städtische Krankenhaus, unter dem Namen Klinik Ost, diente. Mit verschiedenen Gebäuden, unter anderem den Marine-Wasserturm, bidlet es den Vorburgbereich der Marineschule Mürwik.

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1 Geschichte

1.1 Planung und Bau

Datei:Vorburgbereich der Marine-Burg, Klinik-Ost, Marinelazarett Mürwik.JPG
Das Geländes des Marinelazarettes mit dem Krankenblock (Foto 2014)

Im Jahr 1902 hatte die Admiralität erwogen eine Marine-Anstalt an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins zu errichten. Die Stadt Flensburg hatte darauf 15 Hektar in Mürwik, am Ende der Osbek, für dieses Projekt kostenlos zur Verfügung gestellt. Kurz darauf,im Jahre 1906 war dann auch schon der Bau der Marineschule begonnen worden.[1] Ein Jahr später, im Jahre 1907 enstanden nun mit einem weiteren Bauabschnitt, im Südwesten der Marineschule, die Gebäude des Marinelazarettes.[2] Mit dem Bau der Anlage wurde es notwendig diese an die städtische Infrastruktur anzuschließnen. Ein starker Impuls zum Wachsstum der Stadt nach Osten entfaltete sich.[3]

Im Mai 1910 war der Bau des Marinelazarrettes offenbar abgeschlossen und so wurden seitdem 100 Betten zur Versorgung der Marinesoldaten bereitgestellt. Es war in einem an die Marineschule angeglichen Baustil der Backsteingotik errichtet worden.[4][5] Das Marinelazarett bestand seit dem aus dem großen Krankenblock, dem Verwaltungsgebäude, dem Wirtschaftsgebäude, der Isolierstation, dem Leichenhaus sowie der Chefarzt-Villa. Außerdem war noch ein Schuppen errichtet worden.[6] Im Bauplan von Adalbert Kelm von der Marineschule auf der das Marinelazarett mit eingezeichnet wurde, ist östlich vom Krankenblock der gestrichelte Umriss eines möglichen Erweiterungsbaus eingezeichnet, welcher kleiner aber doch ählnlich dem Krankenblock gewesen wäre, aber nie realisiert wurde. Mit dem 1. April 1910 wurden Fruerlund, Twedt, Twedterholz und Engelsby von der Stadt Flensburg eingemeindet.[7] Die Marineschule mit dem Marinelazarett kam mit Twedterholz zur Stadt.[8]

Die Marineschule wurde am 21. November 1910 durch Kaiser Wilhelm II. eröffnet.[7] Das Krankenhauswesen in Flensburg bestand damals aus der Diakonissenanstalt und dem Franziskus-Hospital. Zudem errichtete die Stadt, kurz zuvor, im Jahr 1909 eine Isolierstation, aus welcher sich in Folge die Städtischen Krankenanstalten entwickelten.[9] Zu dieser Zeit stand die Marineschule frei in der Lanschaft. Die städtische Bebauung hatte sich noch nicht bis zu ihr ausgedehnt. Die Gesamtanlage zeigte so auch zur Förde abgewandten Seite ein deutliche Burgoptik.[10]

1.2 Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges

Am 26. August 1939, während der Mobilmachung für den Polenfeldzug (Überfall auf Polen), wurde das Marinelazarett, das als Standortlazarett Flensburg diente, zum Reservelazarett Flensburg umgegliedert. Es gehörte während des Zweiten Weltkrieges das Marienlazarett zu den Marinelazaretten der Kriegsmarine. Im November 1939 entwarf der Landschaftsarchitekt Hermann Mattern einen Vorentwurf zur Gestaltung der Gartenanlage des Marinelazarettes.[11]

Zum Ende des Krieges gehörte das Marinelazarett zum Sonderbereich Mürwik. Seit dem 2. Mai 1945 hielt sich der Reichsarzt derr SS und der Polizei Karl Gebhardt im Raum von Flensburg auf.[12] [13] Im Marinelazarett soll er sich als Rot-Kreuz-General getarnt haben.[5] Am 11. Mai, also kurz nach der Bedingungslosen Kapitulation (am 7./8. Mai), verließ er Flensburg im Gefolge von Heinrich Himmler, mit dem er auch gekommen war, in Richtung Süden um dort weiter unterzutauchen, was aber trotz ausstaffierter falschen Identitäten Mißlang.[14] Am 10. Mai 1945 um 15. Uhr beging das führendes Mitglied der Waffen-SS Richard Glücks, der Chef der Inspektion der Konzentrationslager, im Marinelazarett Mürwik II Selbstmord mittels Cyanid, um der drohenden Verhaftung zu entgehen.[5][15][16] Am 18. Mai 1945 wurde der NS-Chefideologe Alfred Rosenberg im Lazarett verhaftet.[5] Er hatte einen schweren Bluterguss im Knöchel seines linken Beines. Einen Tag später wurde er mit dem Auto nach Kiel gebraucht und von dort mit dem Flugzeug weiter nach Luxemburg gebracht, wo er mit anderen Hauptkriegesverbrechern, im Palace-Hotel untergebracht wurde und auf den Prozess in Nürnberg gegen ihn warten musste.[17][18] Am 27. Mai 1945 beging offenbar auch Enno Lolling, der zwischen 1917 und 1918 am Mürwiker Marinelazarett als Assistenzarzt tätig gewesen war, und der später als Mitglied der SS im KZ Dachau und KZ Sachsenhausen sich in leitender Funktion an den Verbrechen beteiligt hatte, im Marinelazarett Selbstmord.

1.3 Von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart

Datei:Klinik-Ost, Eingang, Flensburg 2014.JPG
Ehemalige Haupteingang zur Klinik-Ost (Foto 2014)

Im Herbst 1947 wurde der damals zusätzlich als Lazarett genutze Gebäudeteil der Maineschule zusammen mit dem eigentlichen Marinelazarett in die Städtischen Krankenanstalten integriert.[4][5] Das Marinzelazarett erhielt damit den Namen Klinik Ost.[5] Im Jahr 1950 wurde das Krankenhaus im Südflügel der Marineschule aufgelöst. Der Flügel wurde von der Pädagogischen Hochschule übernommen. Den Nordflügel bezog die Zollschule. Am 7. August 1956 bezog erneut die Marine die benachbarten Gebäude der Marineschule. Aber erst im Jahre 1959 zog die erwähnte Pädagogische Hochschule in ein neues Gebäude am Volkspark.[4] Im Jahr 1989 wurde die Klinik-Ost geschlossen. Im selben Jahr wurde die Städtische Frauen und Kinderklinik am Marienhölzungsweg eröffnet.[19] Anschließend diente das Gebäude des Marinelazarettes als Unterkunft für Asylanten und Aussiedler.[5] Nach der Schließung der Klinik-Ost gab es zudem Überlegungen, die Marineschule um die Gebäude des Marinelazarettes zu erweitern. Am 25. Februar 1989 bestätigte der Flottillenadmiral und zugleich Kommandeur der Marineschule, Klaus-Dieter Sievert öffentlich das Ineresse, die Gebäude des Marinelazarrettes zu übernehmen, um dort Offiziersanwärter unterzubringen, deren Anzahl damals anstieg.[4][5] Im Okotber 1991 verwarf das Verteidigungsministerium die Pläne aus Kostengründen.[4] Im Jahr 1997 wurde im Übrigen die erwähnte Städtische Frauen und Kinderklinik von der benachbarten Diakonissenanstalt übernommen.[19] Im Jahr 1998 wurde die Unterkunft für Asylanten und Aussiedler im Marinelazarett geschlossen.[5] Ebenfalls im Jahre 1998, am 30. September des Jahre, wurde die Marineschule unter Denkmalschutz gestellt.[20] 2010 feierte die Maeineschule ihr 100-jähriges Bestehen. zuvor wurden große Teile der Schule saniert.[4] Heutzutage ist das Marinelazarett, genauso wie die zeitgleich enstandenen Gebäude der Marineschule, als Mürwiker Kulturdenkmal eingetragen. In der Zeit des Leerstandes verschafften sich offenbar auch einige sogenannte, angebliche Geisterjäger und Schauer-Touristen Zugang zum Gebäude.[5] Zur Zeit stehen die Gebäude weiterhin leer.

2 Einzelnachweise

  1. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 383.
  2. Beschlussvorlage SUPA-72-2013 vom Flensburger Rathaus, abgerufen am: 26. September 2014
  3. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009. Seite 22
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Flensburger Tageblatt: 100 Jahre Marineschule : Geschichte der Schule, vom: 11. August 2010, abgerufen am: 11. September 2014
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 5,8 5,9 Förde-Schnack, Klinik Ost Flensburg – was war da los?, abgerufen am: 12. September
  6. Vgl. mit den Bauplänen von Adalbert Kelm von der Marineschule auf der das Marinelazarett mit eingezeichnet wurde.
  7. 7,0 7,1 Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 406
  8. Flensburger Tageblatt: 100 Jahre Marineschule: So kam die Marineschule in die Stadt, vom: 11. August 2010, abgerufen am: 12. September 2014
  9. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 127
  10. Vgl. beispielsweise: Motivähnliche Ansichten aus Flensburg!, Marineschule Mürwik vom Land
  11. Vgl. Hermann Mattern: Marinelazarett, Flensburg-Mürwik. Grünanlage, Inv. Nr. F 2659: Gartenplan 1:500, Vorentwurf, abgerufen am 11. September 2014
  12. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flenburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), Seite 2
  13. Gerhard Paul: Zeitläufte: Flensburger Kameraden in Die Zeit, vom: 1. Februar 2001, abgerufen am: 12. Speptember 2014
  14. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flenburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), Seite 17
  15. Stephen Tyas, Peter Witte: Himmler's Diary 1945: A Calendar of Events Leading to Suicide, Diary for May 1945
  16. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flenburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), Seite 11 und 17
  17. Ernst Piper: Alfred Rosenberg Hitlers Chefideologe, 2005, Seite 621
  18. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flenburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), Seite 19
  19. 19,0 19,1 Flensburg, Stadtgeschichte 1946-1989, Tabellarische Darstellung; abgerufen am: 11. September
  20. 100 Jahre Marineschule : Das rote Schloss des deutschen Kaisers, vom: 13. Oktober 2010, abgerufen am: 13. September 2014

3 Weblinks

 Commons: Marinelazarett Flensburg-Mürwik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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