Kastell Solva

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Kastell Solva
Alternativname Solva/Solua
Limes Pannonischer Limes
Abschnitt 1
Datierung (Belegung) claudinisch
bis spätestens ins frühe 5. Jahrhundert
Typ a) Kohortenkastell
b) spätrömisches Reiterkastell
Einheit a) Cohors I Augusta Ituraeorum sagittariorum
b) Cohors I Ulpia Pannoniorum milliaria
c) Equites Mauri
d) Cuneus equitum Scutariorum
Größe unbekannt
Bauweise a) Holz-Erde?
b) Stein
Erhaltungszustand Nicht sichtbar; die Reste liegen weitgehend überbaut auf dem Burgberg.
Ort Esztergom
Höhe 150 m
Vorhergehend Kastell Tokod (südwestlich)
Anschließend Kastell Esztergom-Hideglelőskereszt (östlich)
Die Lage von Solva am oberpannonischen Donaulimes.

Das Kastell Solva, war ein römisches Militärlager, dessen Besatzung für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben am pannonischen Donaulimes zuständig war. Der Strom bildete in weiten Abschnitten die römische Reichsgrenze. Die auf einem Ausläufer des Pilisgebirges über der Donau entdeckten Reste des Kastells liegen heute im Bereich der nordungarischen Stadt Esztergom (Gran).

Luftbild des Burgberges, auf dem in römischer Zeit das Kastell stand.
Blick vom gegenüberliegenden Donauufer auf den Burgberg.
Blick auf die Wasserstadt zwischen Burgberg und Donau.
Römische Funde aus dem antiken Solva und seiner Umgebung.
Meilenstein und Weihealter im Balassa-Bálint-Museum. Der im Jahr 230 n. Chr. (Konsulardatierung) entstandene Alter des Legionsveteranen Aurelius Respectus stammt möglicherweise aus Aquincum oder Pilisvörösvár.
Römischer Sarkophag im Balassa-Bálint-Museum.
Modern ergänzter Rest eines römischen Meilensteins südöstlich des Burgberges an der Bajcsy-Zsilinszky út.
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1 Lage

Die Befestigung wurde direkt am Donauufer auf einem freistehenden, ovalen Felsplateau errichtet. Geologisch gehörte die rund 150 Meter hohe Erhebung zu einem nordwestlichen Ausläufer des Pilisgebirges. Die exponierte Lage erlaubte der Besatzung einen vollständigen Rundumblick. Von hier aus konnte die östlich, in einer Senke zwischen dem Kastellberg und dem ansteigenden Gebirge verlaufende Heeres- und Handelsstraße schon aus großer Entfernung eingesehen werden. Auch die von Südwesten kommende Donau, die in einem weit nach Nordwesten ausgreifenden Bogen am einstigen Kastellplatz vorbeifließt, sowie das gegenüberliegende, im Barbaricum gelegene Ufer des Flusses, das im Westen sehr flach ausläuft, konnte von diesem Punkt aus gut kontrolliert werden. Insbesondere die in diesem Bereich an das römische Reich angrenzenden Gebiete der als potentielle Gegner betrachteten germanischen Quaden sollten unter Beobachtung gehalten werden. Mit Hilfe der entlang der Donau errichteten Wachturmkette war darüber hinaus eine rasche Kommunikation mit den anderen Wehranlagen entlang der Grenze gewährleistet.

2 Forschungsgeschichte

Aufgrund der guten Verteidigungsmöglichkeiten war der spätere Burgberg schon seit frühester Zeiten von Menschen besiedelt worden. Beim Bau der heute das Plateau beherrschenden erzbischöflichen Basilika – 1820 – wurde bedauerlicherweise auf vorherige Ausgrabungen verzichtet. Die Forschungen des 20. Jahrhunderts – die ab den 1930er Jahren einsetzten – mussten sich daher aufgrund der nachrömischen, großflächigen Bauentwicklungen auf kleine Sondagen beschränken.[1] Besonders die Forschungen des Archäologen Sándor Soproni (1926–1995) erbrachten wertvolle Erkenntnisse über die Baugeschichte dieses Kastells. Archäologische Grabungen fanden in den Jahren 1934 bis 1938, 1961 bis 1962 und 1981 bis 1999 statt.[2]

Eines der umstrittensten Kapitel in der ungarischen Limesforschung stellte die Suche nach der Örtlichkeit der Solva mansio da, die in drei antiken Quellen genannt wird, im Itinerarium Antonini,[3] bei Claudius Ptolemäus und in der Notitia Dignitatum.[4][5][6] Anhand der Analysen dieser Quellen konnte Esztergom mit ziemlicher Sicherheit als das römische Solva identifiziert werden.

3 Baugeschichte

Für ein frühes Holz-Erde-Kastell, das für diesen Platz angenommen werden kann, fehlt jedes archäologisches Zeugnis.[7] Besonders die am Platz gefundene norditalienische und südgallische Terra Sigillata, die istrischen Amphoren sowie Inschriften können bis in die Regierungszeit des Kaisers Claudius (41–54) datiert werden.[2] Nach Soproni setzt die bisher bekannte römische Bautätigkeit unmittelbar über dem Stratum einer zuvor an diesem Platz errichteten La-Téne-D-Siedlung (150 v. Chr.–30/0 v. Chr.) ein[7] und lässt sich dem 2. Jahrhundert zuordnen.[8] Zwischen dieser spätkeltischen Niederlassung und den frühmittelalterlichen Schichten konnten auf einer Länge von 150 Metern römische Bauperioden aus verschiedenen Epochen erkannt werden.

Unter dem ehemaligen Kasernenhof und einem árpádenzeitlichen Horizont wurde größtenteils ein Horreum (Getreidespeicher) freigelegt.[7] Nach der Beseitigung des eingestürzten Ziegeldachs konnte noch eine verbrannte Getreideschicht festgestellt werden, in der eine gut erhaltene Münze aus der Regierungszeit des Kaisers Claudius Gothicus (268–270) geborgen werden konnte. Die Fundamente des Horreums gründeten sich zwar einerseits auf den Mauern der ersten – wohl nur kurzen – Lagerbauperiode, andererseits störten sie aber mehrfach Gebäudestrukturen der zweiten Periode. Soproni nahm an, dass das Horreum während einer Renovierungsphase unter den Severern (193–235) entstand die wiederum mit den massiven Zerstörungen am Limes während der Markomannenkriege (166–180) in Zusammenhang steht. Den Brand im Speicherbau datierte er aufgrund der Funde in das Jahr 270, als ein quadisch-vandalisch-sarmatischer oder vandalisch-swebisch-sarmatischer[9] Angriff das pannonische Grenzgebiet verheerte. Das Horreum wurde in der Folge nur provisorisch ausgebessert und erhielt ein neues Dach. Abgesehen davon konnten die Ausgräber keine weiteren Veränderungen mehr feststellen. In dieser Form bestand der Bau bis in die konstantinische Epoche.

Aus den nachfolgenden Schichten, 40 bis 45 Zentimeter über Bodenniveau des Speicherbaus konnte eine spätrömische Zerstörungschicht erfasst werden, die eine Münze aus der Regierungszeit des Kaisers Konstantin (306–337), das Fragment eines Kästchenbeschlages und einen Ziegelstempel mit dem Aufdruck VINCENTIA barg.[8][7]

Weitere Stempel zeigen die Marken CORTA VICEN(tia), Quadriburgium, Terentius dux und Frigeridus dux. Die zuletzt genannten Persönlichkeiten waren oberkommandierende Befehlshaber der spätantiken pannonischen Provinz Valeria unter Kaiser Valentinian I. (364–375).[10] Damals fanden im Zuge der Grenzstabilisierung weitreichende Baumaßnahmen an Rhein und Donau statt.

4 Truppe

Zeitstellung Truppenname Bemerkung
bis 89 n. Chr. Cohors I Augusta Ituraeorum sagittariorum In seiner 2001 vorgestellten pannonischen Truppenliste der Prinzipatszeit nannte der Epigraphiker Barnabás Lőrincz (1951–2012) die anschließend im Kastell Várdomb stationierte „1. Bogenschützen-Kohorte der Ituräer“ am Platz. Während des zweiten Dakerkriegs Trajans wurde die Einheit aus Pannonien abgezogen und dem dakischen Heer angegliedert.[11]
ab 118/119 n. Chr. Cohors I Ulpia Pannoniorum milliaria equitata civium Romanorum Die „1. teilberittene Doppelkohorte der Pannonier römischen Bürgerrechts“, eine rund 1000 Mann starke Einheit, nahm an den Dakerkriegen Kaiser Trajans teil und erhielt dort als Auszeichnung das römische Bürgerrecht. Im Anschluss daran wurde die Truppe zuerst nach Carnuntum und später nach Esztergom verlegt.[12] Laut einem in Ászár geborgenen Militärdiplom vom 9. Oktober 148[13] stammte der darin genannte, ehrenvoll aus dem Militärdienst entlassene Soldat aus dem – in der Umgebung von Solva liegenden – Siedlungsgebiet der Azali. Wahrscheinlich errichtete diese Truppe auch das erste Steinkastell.[8] Als Nachweis für die mögliche Anwesenheit dieser Kohorte gelten auch ihre hier geborgenen Ziegelstempel.[10]
4. Jahrhundert Equites Mauri, Cuneus equitum Scutariorum In der Spätantike lagen in Solua eine ursprünglich in Nordafrika ausgehobene Truppe maurischer Reiter[5] und danach eine berittene Einheit der Schildträger[4] in Garnison.

5 Vicus und Gräberfeld

Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Esztergom fand sich schon früh eine große Zahl an römischen Funden, die auch auf eine größere zivile Ansiedlung hinwiesen.[6] Bei Notgrabungen wurden im Gebiet der heutigen Wasserstadt unterhalb des Burgberges mehrfach Spuren des Lagerdorfes (Vicus) beobachtet.

Das südöstlich des Burgbergs, unter den barocken Kapitelhäusern gelegene spätrömische Gräberfeld war nach den Funden im 4. und 5. Jahrhundert belegt. Ein weiteres Gräberfeld konnte auf dem nahen Sankt-Georgsberg festgestellt werden.[14]

Ein besonderer Fund aus dem Gräberareal kam 1890 in der Flur Bánom bei Esztergom zu Tage. Dabei wurde das zu einem Grabbau gehörende rechteckige Inschriftentafel einer jüdischen Bestattung entdeckt. Der für einen Iudatus und eine Kassia im 3. Jahrhundert n. Chr. angefertigte Stein erhielt eine einfache Ritzzeichnung des siebenarmigen Leuchters (Menora) sowie darüber die folgende lateinisch-griechische Inschrift:[15]

Μεμορια Iudati patiri
et μεμορια Κασσιε
εὐλ(ογία)

6 Nachrömische Entwicklung

Das Material der römischen Baureste auf dem Burgberg wurden mit der ungarischen Landnahme zur Errichtung mehrerer aufeinanderfolgender Gebäude wiederverwendet, die noch existierenden Grundmauern verschwanden dabei fast zur Gänze unter den neueren Bebauungsschichten. Im Frühmittelalter ließen sich Slawen in den antiken Ruinen nieder und gründeten eine befestigte Siedlung namens Strigonium. Für die Geschichte Ungarns sind heute vor allem die Grabungen an dem später hier errichteten ersten ungarischen Königspalast, zu dem eine christliche Basilika gehörte,[1] von besonderer Bedeutung.

7 Limesverlauf vom Kastell Esztergom bis zum spätantiken Kastell Esztergom–Hideglelőskereszt

Die Türme lagen zumeist stets nahe am südlichen Donauufer. Ihre Aufgabe war es, das weitgehend nicht besetzte Nordufer zu bewachen.

Spuren der Limesbauwerke zwischen Esztergom und dem östlich gelegenen Kastell Esztergom–Hideglelőskereszt.
Strecke[16] Name/Ort Beschreibung/Zustand
1 Esztergom-Szentgyörgymező (Burgus Solva 1)[17]
An dem hier zu sehenden Donauabschnitt mit dem Graner Burgberg ganz rechts, lagen fünf spätantike Burgi auf Sichtweite.
Wie Prospektionen und Luftbilder zeigten, war die antike Trasse der Limesstraße an diesem Abschnitt in der unmittelbaren Nähe des Flussufers geplant worden. Der eine 15 × 15 Meter großen Fläche nutzende Burgus Solva 1, in der Literatur auch als Wachturm Esztergom-Szentgyörgymező I. bekannt, wurde 50 Meter weit von der Donau entfernt in der Kehle eines Prallhangs nordwestlich des Kastells Esztergom entdeckt und 1966 durch Soproni ergraben. Die unter einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Fläche gelegenen leicht unregelmäßigen, quadratischen Baureste orientierten sich mit ihren vier Ecken fast genau nach den Himmelsrichtungen und besaßen eine lichte Weite von 7,18 × 7,2 Metern sowie 1,1 Meter starke Mauern. Als Annäherungshindernis war ein 3,5 Meter breiter und während der Grabung noch 1,5 bis 1,8 Meter tiefer Kreisgraben in einem Abstand von 7,5 bis 11,6 Metern um die Wachstation gelegt worden. Ziegelstempel des Terentius dux, der von 367/368 bis spätestens 371 n. Chr.[18] als Oberkommandeur der spätantiken pannonischen Provinz Valeria für die Errichtung des Wachpostens zuständig war sowie eines seiner Stabsoffiziere, des Tribuns Terentianus, der auch noch unter dem Nachfolger des Terentius, dem Frigeridus dux in Valeria diente,[19] datieren neben weiteren gleichzeitigen Stempeln das Bauwerk recht genau.[20][21][22][23] Neben dem Turm fand sich eine spätrömische Bestattung in Hockerstellung. Zu diesem Fund gehörte eine Zwiebelkopffibel, ein Ring sowie eine Perle.[24] 2010 wurde der Burgus geophysikalisch untersucht.
1 Esztergom-Szentgyörgymező (Burgus Solva 2)[25]
Die Mündung der Gran in die Donau – im Bereich gegenüber lag der Burgus Solva 2.
Der als Wachturm Esztergom-Szentgyörgymező II bekannt gewordene Burgus lag 650 Meter östlich von Burgus Solva 1 gegenüber der Mündung der Gran. In der älteren Literatur wurde von zwei unmittelbar am Donauufer gelegenen Türmen gesprochen, die hier gestanden haben sollen. Auch Ziegelstempel wurden bereits publiziert, ohne dass es heute jedoch noch möglich wäre, diese einem bestimmten Turm zuzuordnen. Von einem Burgus unmittelbar über der Donau wurden die flussseitigen Mauern durch Abschwemmung zerstört. Seine in großen Trümmern losgelösten Mauerblöcke fanden sich am Fuß der Uferböschung. Bei seiner ersten teilweisen Aufdeckung durch den Archäologen Albin Balogh ließ sich nur noch eine vollständige Mauerseite mit einer lichten Weite von 8,25 Metern vermessen. Die in Opus incertum ausgeführten Burgusmauer aus örtlich anstehendem Andesit war im Aufgehenden zwischen 1 bis 1,05 Meter, im Fundament 1,30 Meter stark. Der Ausgräber fand während der Untersuchung Ziegelstempel des Tribunen Caris. Später kamen an dieser Fundstelle auch spätrömische Gefäßscherben zu Tage und in den 1970er Jahren Stempel des Tribunen Lupicinus sowie erneut jene des Caris. Während der von Soproni 1987 erfolgten Nachuntersuchung wurde der Burgus erstmals vollständig aufgedeckt, wobei die noch 1 bis 1,5 Meter lang erhaltene Südseite mit dem ebenerdigen Eingang zutage kam. Neben vielen weiteren gestempelten Ziegeln mit der Marke des Caris wurden auch Centenionalis aus der Regierungszeit der Kaiser Constantius II. (337–360) und Valentinian I. (364–375) geborgen.[22] Genauer datierbar ist auch die Tätigkeit des Tribunen Lupicinus in Valeria. Nach Lőrincz sind hierfür die Jahre nach 368 bzw. vor 377 n. Chr. anzusetzen.[26] Fast zeitgleich ist auch die Tätigkeit des Caris einzuordnen. Auch dieser Burgus kann eindeutig der valentinianischen Zeit zugeschrieben werden.[23][27][22]
1 Esztergom-Szentgyörgymező (Burgus Solva 3)[28] Die einzige vollständig erhaltene Seite des an der Uferböschung der Donau gelegenen Burgus Esztergom-Szentgyörgymező III, von dem nur noch ein 3 Meter breiter Streifen gesichert werden konnte, besaß eine lichte Weite von 7,9 Metern, ihre Mauern waren dort zwischen 1,1 bis 1,15 Meter stark. Die geborgenen Ziegelstempel stammten von dem Tribunen Caris sowie von dem Oberkommandierenden Frigeridus dux. Damit lässt sich auch dieser Turm zum Bauprogramm des Kaisers Valentinian rechnen.[23][29][22]
1 Esztergom-Szentgyörgymező (Burgus Solva 4)[30] Der Burgus Esztergom-Szentgyörgymező IV wurde durch die Donau weitgehend zerstört. Auch von diesem, aus lokalem Andesit in Opus incertum ausgeführten Posten ist nur die Südseite weitgehend erhalten geblieben und mit rund 10 Metern eingemessen worden. Dort fanden sich auch viele Bruchstücke von Dachziegeln. Aufgrund von Ziegelstempeln des Frigeridus dux sowie der auch von anderen valentinianischen Bauplätzen bekannten Marken des Tribunen Olimpus ist die Zeitstellung dieses Burgus gesichert.[23][22][31]
1 Esztergom-Déda (Burgus Solva 5)[32] Der Burgus Esztergom-Déda I, rund 800 Meter weiter östlich des vorhergehenden Burgus errichtet, wurde vor jeder wissenschaftlichen Untersuchung 1959/60 einem Hausbau geopfert. Der Grundbesitzer meinte später, dass die Fundamente des Burgus jenen von der Mündung des Búbánatvölgy (Burgus Solva 8) ähnlich gewesen sein sollen. Fundmaterial wurde von diesem Platz nicht bekannt.[23][31] Neben dieser Auskunft bildet ein Kartenblatt der Josephinischen Landesaufnahme von 1771 eine wesentlich aussagekräftiger Forschungsgrundlage. Der Archäologe Zsolt Visy hat die dort wiedergegebene Zeichnung eines einseitig geöffneten Karrees beschrieben. Danach war auch dieser Burgus im 18. Jahrhundert bereits durch den Eisgang und Überschwemmungen der Donau zur Hälfte abgetragen worden. Die vollständig erhaltene Südseite des Militärpostens wurde mit einer Länge von 10 Metern angegeben, die nur noch teilweise erhaltene westliche und östliche Flankenmauer sollen damals noch 5 Meter lang und die Wände selbst 2 Meter stark gewesen sein. Bei der letzten Angabe liegt entweder ein Vermessungs- oder Wiedergabefehler zugrunde, da vergleichbare Burgi in aller Regel nicht so dicke Mauern besessen haben.[22] Spätere Ausgaben der Landesaufnahme zeigen den Burgus nicht mehr. Offensichtlich war er zumindest noch um 1771 als Landmarke so hervorstechend, dass er Eingang in das Kartenwerk fand.
1 Esztergom-Déda (Burgus Solva 6)[33] Rund 750 bis 800 Meter weiter östlich stand der Burgus Esztergom-Déda II auf einem 10 bis 12 Meter hohen Hügel über der Donau am Nordostrand des Esztergomer Stadtteils Szamárhegy (Eselsberg). Die Nordhälfte des Hügels, und mit ihr auch die entsprechende Hälfte des Burgus wurde während des Ausbaus der Landstraße 11 zerstört. Der Schnitt durch den Hügel ermöglichte einen Blick auf das archäologische Stratum mit einem 12 bis 14 Meter langen Streifen von Dachziegel- und Mauerwerksschutt. Neben spätrömischen Keramikscherben konnte ein singulärer Stempel des Tribuns Lupicinius gesichert werden. Die Befunden sprechen gleichfalls für eine Errichtung des Militärpostens in valentinianischer Zeit.[23][31]
1 Búbánatvölgy (Burgus Solva 7)[34] 470 Meter von dem vorherigen Wachposten entfernt, liegt unmittelbar an der Uferböschung zur Donau nördlich der Landstraße 11 der Burgus Búbánatvölgy I. Von ihm hat sich ein nordsüdlich orientierter Mauerrest erhalten, der nach Osten rechtwinklig abknickt und damit die Südwestecke bildet. Der größte Teil des Burgus ist bereits durch den Fluss zerstört worden. Die erhaltenen Baureste brechen an der stetig erodierenden Uferböschung ab. Aufgrund der im Bauschutt gefundenen Dachziegel und der spätantiken Keramikscherben liegt eine Errichtung unter Kaiser Valentinian nahe.[31]
1 Búbánatvölgy (Burgus Solva 8)[35] Im Donau-Mündungsbereich des Búbánat-Tals (Kummertal) wurde schon vor 1914 rund 50 Meter östlich des Baches der annähernd quadratische Burgus Búbánatvölgy II ergraben. Er befindet sich rund 430 Meter vom Burgus Solva 7 entfernt nördlich der Landstraße 11. Seine lichte Weite betrug 7,14 (Nord-Südrichtung) × 7,18 Meter (Ost-West-Richtung) und das aufgehende Mauerwerk war 1 Meter breit. Im Fundamentbereich wurden 1,20 Meter (Nordmauer), 1,10 Meter (Ostmauer), 1,24 Meter (Südmauer) und 1,40 Meter (Westmauer) gemessen. Der ebenerdige Zugang zum Burgus befand sich – wie üblich – an der zur Donau abgewandten Südseite. Das Mauerwerk wurde in Opus incertum aus örtlich vorkommendem Andesit errichtet und war an der Nordfront noch bis zu 0,70 Meter hoch erhalten. Datierbare Funde kamen während der Grabung nicht zu Tage. Im Vergleich mit vielen weiteren ähnlichen Fundstellen, kann der Bau jedoch ebenfalls der valentinianischen Bautätigkeit zugesprochen werden.[36] Dieser Burgus, der heute in einem Garten liegt, ist der Einzige an diesem Abschnitt, von dem noch sichtbare Reste erhalten sind. Wie Oberflächenfunde aus dem Areal zeigen, ist hier noch mit einem mittelkaiserzeitlichen Wachturm aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. zu rechnen.[37]
1 Helemba – Hellenbach (Burgus Solva 30)[38] Zusammen mit dem seinem Kollegen Titus Kolník gelang es Soproni im Jahr 1958 während einer Prospektion gegenüber dem Kastell Esztergom–Hideglelőskereszt einen im Barbaricum gelegenen Burgus in der Gemarkung von Hellenbach festzustellen, der zunächst auch als Wachturm 40 bekannt wurde. Der unmittelbar am Donauufer im Quadenland erbaute Posten war zum Zeitpunkt der Entdeckung in einer ausgewaschenen Uferböschung durch eine elf Meter lange Spur römischen Bauschutts auszumachen, die der Fluss nach dem Untergraben des Turmfundaments hinterlassen hatte. Die Archäologen mutmaßten anhand der Befunde einen rund 10 × 10 Meter großen Standort, der im Zuge des von Kaiser Valentinian I. initiierten Grenzausbauprogrammes errichtet worden war.[39]
2 Esztergom–Hideglelőskereszt[40] Auf einem Berg östlich des Búbánat-Tals über der Donau lag des spätantike Kastell Esztergom–Hideglelőskereszt.

8 Fundverbleib

Der Großteil des Fundguts vom Kastell und aus der Umgebung befindet sich heute im Burgmuseum, einer Filiale des Ungarischen Nationalmuseums sowie im Balassa-Bálint-Museum am Fuße der Burg[7] in Esztergom.

9 Denkmalschutz

Die Denkmäler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr. LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt. Das Kastell Tokod sowie alle anderen Limesanlagen gehören als archäologische Fundstätten nach § 3.1 zum national wertvollen Kulturgut. Alle Funde sind nach § 2.1 Staatseigentum, egal an welcher Stelle der Fundort liegt. Verstöße gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw. Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft.

10 Siehe auch

11 Literatur

  • Jenő Fitz (Hrsg.): Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976.
  • Márta H. Kelemen, Mónika Merczi: Az esztergomi Várhegy 1934–38. évi ásatásának késő kelta és római kori kerámiája. Spätkeltische und römerzeitliche Keramikfunde aus den Ausgrabungen des Esztergomer Burgberges in den Jahren 1934–38. In: Komárom-Esztergom Megyei Múzeumok Közleményei 9, 2002, S. 25–72.
  • Márta H. Kelemen: Solva. Esztergom későrómai temetői. Die spätrömischen Gräberfelder von Esztergom. Magyar Nemzeti Múzeum, Budapest 2008. ISBN 978-963-7061-48-6.
  • Sándor Soproni: Rettungsgrabungen am Donaulimes bei Esztergom (Solva). In: Die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen beim Aufbau des Kraftwerkes Gabčíkovo–Nagymaros. Nové Vozokany 6.–7. Oktober 1988. Archäologischen Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Nitra, 1990. S. 43–48.
  • Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Das Verteidigungssystem der Provinz Valeria im 4. Jh. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978.
  • Sándor Soproni: Solva (Esztergom). In: Jenö Fitz (Hrsg.): Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976.
  • Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888, S. 67–68.

12 Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-8062-0488-8, S. 67.
  2. 2,0 2,1 Márta Keleman: Solva Castellum In: Zsolt Visy (Hrsg.): The Roman army in Pannonia. Teleki Lázló Foundation 2003, ISBN 963-86388-2-6, S. 86.
  3. Itinerarium Antonini 266, 13.
  4. 4,0 4,1 Notitia Dignitatum, occ. XXXIII, 24.
  5. 5,0 5,1 Notitia Dignitatum, occ. XXXIII, 31.
  6. 6,0 6,1 Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, S. 16.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-8062-0488-8, S. 68.
  8. 8,0 8,1 8,2 Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978. S. 18.
  9. Kurt Genser: Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986. ISBN 3700107838. S. 774.
  10. 10,0 10,1 Sándor Soproni in: Jenő Fitz (Hrsg.): Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976.
  11. Barnabás Lőrincz: Die römischen Hilfstruppen in Pannonien während der Prinzipatszeit. Teil I: Die Inschriften. Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie, Wien 2001, ISBN 3-902086-02-5, S. 37.
  12. Barnabás Lőrincz, Zsolt Visy: Die Hilfstruppen der Provinz Pannonia superior unter Trajan. In: Acta archaeologica Academiae Scientiarum Hungaricae 39, Budapest 1987. S. 337–345; hier: S. 344.
  13. CIL 16, 96
  14. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, S. 21.
  15. CIL 3, 10599; Zoltán Kádár: Die kleinasiatisch-syrischen Kulte zur Römerzeit in Ungarn. Brill, Leiden 1962. S. 42; Alexander Scheiber: Jewish inscriptions in Hungary, from the 3rd century to 1686. Akadémiai Kiadó, Budapest – Brill, Leiden 1983, ISBN 9630533049 / ISBN 9789630533041, S. 42. Die Inschrift befindet sich heute im Jüdischen Museum in Budapest.
  16. Strecke = Nummerierung folgt Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn (Theiss 1988) sowie Zsolt Visy: The ripa Pannonica in Hungary. (Akadémiai Kiadó 2003)
  17. Burgus Solva 1 bei 47° 48′ 36,86″ N, 18° 44′ 31,49″ O7.
  18. Zur Datierung siehe auch: Limesverlauf zwischen dem Kastell Visegrád–Gizellamajor bis zum Kastell Visegrád–Sibrik.
  19. Dazu u.a. Ziegelstempel am Burgus Verőcemaros-Dunamező. Literatur: Barnabás Lőrincz: A későrómai hídfőállások bélyeges téglái Valeriában. In: Attila Gaál (Hrsg.): Pannoniai kutatások. A Soproni Sándor emlékkonferencia előadásai (Bölcske, 1998. október 7.). Szekszárd 1999, S. 53–68.
  20. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, ISBN 9630513072, S. 21–22.
  21. Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 68–69.
  22. 22,0 22,1 22,2 22,3 22,4 22,5 Zsolt Visy: The ripa Pannonica in Hungary. Akadémiai Kiadó, Budapest 2003. ISBN 9630579804. S. 47.
  23. 23,0 23,1 23,2 23,3 23,4 23,5 Sándor Soproni in: Jenő Fitz (Hrsg.): Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976. S. 51.
  24. Sándor Soproni: Neue Forschungen an der Limesstrecke zwischen Esztergom und Visegrád. In: Roman frontier studies 1979. 12th International Congress of Roman Frontier Studies. B.A.R. Oxford 1980. ISBN 0860540804. S. 671–679; hier: S. 674.
  25. Burgus Solva 2 bei 47° 48′ 49,3″ N, 18° 45′ 1,7″ O7.
  26. Barnabás Lőrincz: A későrómai hídfőállások bélyeges téglái Valeriában. In: Attila Gaál (Hrsg.): Pannoniai kutatások. A Soproni Sándor emlékkonferencia előadásai (Bölcske, 1998. október 7.). Szekszárd 1999, S. 53–68. Fussnote 12.
  27. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, ISBN 9630513072, S. 24.
  28. Burgus Solva 3 bei 47° 48′ 56,65″ N, 18° 45′ 51,41″ O7.
  29. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, ISBN 9630513072, S. 24–25.
  30. Burgus Solva 4 bei 47° 48′ 59,66″ N, 18° 46′ 47,03″ O7.
  31. 31,0 31,1 31,2 31,3 Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, ISBN 9630513072, S. 25.
  32. Burgus Solva 5 bei 47° 48′ 50,84″ N, 18° 47′ 38,72″ O7.
  33. Burgus Solva 6 bei 47° 48′ 52,15″ N, 18° 47′ 58,74″ O7.
  34. Burgus Solva 7 bei 47° 48′ 53,41″ N, 18° 48′ 24,83″ O7.
  35. Burgus Solva 8 bei 47° 48′ 48,96″ N, 18° 48′ 42,8″ O7.
  36. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, ISBN 9630513072, S. 26.
  37. Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 69.
  38. Burgus Solva 30 bei 47° 49′ 17,12″ N, 18° 48′ 52,55″ O7.
  39. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado, Budapest 1978, ISBN 9630513072. S. 77.
  40. Kastell Esztergom–Hideglelőskereszt bei 47° 48′ 46,19″ N, 18° 49′ 15,94″ O7.

13 Vergleich zu Wikipedia




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