Jugendinitiative Miltenberg

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Die Jugendinitiative Miltenberg und Umgebung (JUI; später nur noch Jugendinitiative Miltenberg) wurde am 5. Oktober 1979 gegründet und bezog im Mai 1980 zwei städtische Räume in der ehemaligen Volksschule am Mainufer, die aktuell (Stand: August 2009) durch die Stadt Miltenberg geschlossen sind. Die JUI ist eine der ältesten Initiativen dieser Art und in ihrer Geschichte typisch für das Auf und Ab der Jugendzentrumsbewegung.

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1 Vorläufer

1973/74 gründeten vor allem von der SMV-Arbeit enttäuschte Schüler sowie Lehrlinge und Jungarbeiter eine Initiative in Miltenberg, die sich später Aktion Jugendzentrum nannte. Dies führte am 21. Januar 1974 zu einem Dringlichkeitsantrag im Stadtrat auf Errichtung eines Jugendzentrums (JUZ), den Stadträtin Gisela Beutert (SPD) einreichte; die CSU-Mehrheit lehnte ab. Am 1. März 1974 forderte jedoch die Junge Union (JU) selbst ein JUZ forderte.

Bei der Frühjahrsversammlung des Kreisjugendrings 1974 wurde festgehalten, dass im Bedarfsplan der Bayerischen Staatsregierung für den Landkreis Miltenberg vier JUZ aufgenommen waren (zwei im Raum Obernburg, eines in Miltenberg und eines in Stadtprozelten). Der damalige Miltenberger Bürgermeister Ludwig Büttner (Freie Wähler) verlangte am 26. April 1974 anlässlich einer Podiumsdiskussion, dass Stadt und Kreis für 1975 Mittel für ein JUZ vorsehen sollen.

Der Beschlusses ist aber bis heute ohne Folgen geblieben.

2 Gründung

Datei:Jui-vv-1979.jpg
Teil einer Vollversammlung der JUI 1979

Mit dem 19. Februar 1979 beginnt die eigentliche Geschichte der JUI: Die damaligen Regionalzeitungen Bote vom Untermain (Main-Echo) und Volksblatt starteten eine öffentliche Diskussion über ein JUZ im „Kutscherhaus“ Miltenberg. Monate später kam es zu einer kurzzeitigen „Besetzung“ dieser heutigen Praxis Dr. Regensburg, die damals leer stand und sich in städtischem Besitz befand. Allerdings ging das halbe Dutzend „Besetzer“ nach weniger als einer Stunde wieder; man wollte sich nur von der Tauglichkeit des Gebäudes für ein JUZ überzeugen.

Am 20. April 1979 schalteten sich spätere JUI-Mitglieder erstmals in die JUZ-Diskussion ein. Diese waren auch dabei, als eine etwa 15köpfige Gruppe am 9. August 1979 ein erstes Vorbereitungstreffen zur Gründung einer Initiative durchführte. Die Idee dazu war nicht neu. Nach dem Vorbild der bereits existierenden JUI Obernburg wollte man auch in Miltenberg etwas in die Wege leiten. Der Impuls dazu war bei einem Gewerkschaftsjugend-Kegelabend (siehe DGB-Jugend) in Obernburg gekommen. Drei Miltenberger/innen hatten dort zusammen an einem Tisch gesessen und waren sich einig geworden, eine entsprechende Initiative zu gründen.

Zahlreiche Vereine, Parteien, JUI-Leute und viele mehr äußerten sich während dieser Zeit zum Thema JUZ in Miltenberg. Nicht immer positiv. Vereine fürchteten scheinbar um ihre Jugendabteilungen, wenn ein JUZ eröffnet werden sollte. Oft war tagelang in jeder Zeitungsausgabe ein Beitrag zum Thema JUZ zu lesen.

Der 5. Oktober 1979 wurde zu einem für die JUI denkwürdigen Tag. Vormittags schob der Kreisausschuss das Thema JUZ auf die lange Bank, den fünf Jahre zuvor gefassten Beschluss damit ignorierend. Beobachter der JUI waren anwesend. Und am Abend des gleichen Tages wurde die JUI im Gemeindezentrum Miltenberg-Nord gegründet.

Um gleich am Anfang einen hohen Freizeitwert zu demonstrieren, zeigte die Vorbereitungsgruppe den Film „Eine Nacht in Casablanca“ (Marx-Brothers) und lud danach zur JUI-Gründung ein. 120 junge Leute kamen zum Film, 60 blieben zur Gründung der Initiative da. Mit diesem Zuspruch hatte niemand gerechnet.

Nach einer gemeinsamen Wanderung am folgenden Wochenende begann man ab dem 19. Oktober 1979 regelmäßig mit freitäglichen Vollversammlungen (VV), die mit meist rd. 30 Teilenehmenden gut besetzt waren. Die ersten beiden VVs fanden im evangelischen Gemeindehaus statt, weitere drei in der Alten Volksschule (Raum des Vereins Im Leben helfen), danach in der Realschule Miltenberg, später in einem Privatkeller. Eine der kreativsten Erfindungen dieser Zeit war die VV-Fete, eine lustvolle Verbindung aus Organisatorischem und Feier.

Die öffentliche Diskussion und die Tatsache, dass sich mehrere Jugendzentrumsinitiativen im Landkreis Miltenberg gegründet hatten, führte am 6. November 1979 zu einem interessanten Gespräch in der Realschule Miltenberg. Beteiligt waren Landrat Karl Oberle (CSU) und Joachim Bieber (Kreisverwaltung, später Bürgermeister von Miltenberg/CSU), die Rektoren der Realschulen und Gymnasien im Kreis Miltenberg sowie Vertreter/innen der JUIs Obernburg und Miltenberg. Die Mitnutzung der Mediothek (heute Aula) der Realschule Miltenberg und der Aula der Sonderschule Elsenfeld als Jugendtreffs wurde angeboten. Die Obernburger nahmen dieses Angebot an, in Miltenberg lehnte man diese Räumlichkeit nach einigen Tests (vor allem Vollversammlungen wurden abgehalten) als ungeeignet ab.

Ende 1979 äußerten sich einige JUI-Mitglieder in der TV-Magazinsendung Kennzeichen D, in der über die Nazivergangenheit des damaligen Bürgstadter Bürgermeisters Ernst Heinrichsohn berichtet und Bürger/innen interviewt wurden, darunter eben auch JUI-Mitglieder. Daraufhin wurde in einem Leserbrief in der TV-Zeitschrift GONG die JUI als „linksradikal“ bezeichnet und bekam damit ihr Etikett aufgeklebt: Kritische junge Leute, darunter langhaarige Männer, die etwas gegen Altnazis sagen konnten nach dem damaligen provinzielle Verständnis einfach nur Kommunisten sein.

Der 20. Januar 1980 brachte eine zweite Anfrage an den Miltenberger Stadtrat zur Nutzung von zwei Räumen in der Alten Volksschule als Jugendtreff. Ein erster Antrag war unbeantwortet geblieben.

Daneben wurde während der ganzen Zeit durch die JUI Öffentlichkeitsarbeit geleistet, Vollversammlungen durchgeführt und Arbeitskreise angeboten, die sich privat trafen. Ein Schüler-AK sowie eine Antifa-Gruppe sind noch belegbar.

Eine Podiumsdiskussion am 6. März 1980 im Pallotinerheim Kleinheubach wurde ebenfalls besucht. Das Thema: Jugendzentren im Kreis Miltenberg. 70 Leute kamen, mehrheitlich aus den JUIs Obernburg, Miltenberg und Mömlingen. Die JUIs machten sich für mehrere JUZ stark, die CSU/JU wollte lediglich Jugendtreffs.

3 Ein Jugendtreff wird eingerichtet

Und ein solcher Jugendtreff – in Selbstverwaltung – kam mit dem 2. Mai 1980: Die JUI zog in zwei Räume in der Alten Volksschule ein! Diese ersten Räume für offene Jugendarbeit in der Kreisstadt wurden allerdings erst über vier Jahre nach dem Jugendtreff in Amorbach eingerichtet. Eine Vorbildfunktion nahm die Kreisstadt damit sicher nicht wahr.

In dem JUI-Mitteilungsblatt Info intern Nr. 2 hieß es zum Einzug in die Alte Volksschule: „Ein erster Schritt. Aber noch lange kein Jugendzentrum!“ Anfänglich betrachtete man diese Räume also nur als Übergangssituation, als Durchgangsstadium zu einem richtigen JUZ. Denn ein Jugendtreff, der nur wenige Räume umfasst, keinerlei hauptamtliches Personal und ebenso wenig Etatmittel zur Verfügung hat, das erschien in einer Kreisstadt als nicht ausreichend. Der Kampf für ein JUZ ging daher weiter. So wurden zum Beispiel 1980 beim Konzert am Montag nach der Miltenberger Michaelismesse 700 Unterschriften für ein JUZ in Miltenberg gesammelt.

Doch nicht nur in der Kreisstadt wurden Jugendliche aktiv. In den 70er/80er Jahren gab es JUIs im Landkreis Miltenberg mindestens in Obernburg, Miltenberg, Mömlingen, Mönchberg, Amorbach und Kirchzell.

4 Aktivitäten

Datei:Dielunte-1981.jpg
Die Lunte - unabhängige Jugendzeitung der JUI, 1981
Eine kurze Zusammenstellung mag dokumentieren, wie umfangreich und vielfältig die Aktivitäten waren:

Ganz zu Anfang wurde bereits ein Folkfest veranstaltet. In bester Erinnerung sind vielen auch die drei mehrtägigen Open-Airs (Wutzstock 1981 und 1982 in Breitendiel, Letz Fetz 1985 in Mainbullau, beides Ortsteile von Miltenberg). Insbesondere das zweite Wutzstock machte Furore. Ein Pressemitarbeiter wollte gar Paare beim Geschlechtsverkehr beobachtet haben. Unter dem Titel „`Wutzstock´ machte im Mudtal einen unbeschreiblichen Lärm - `Weg zur Sauerei ist ausgeschildert´“ schrieb er einen bodenlosen Verriss. 1983 und 1984 war es (auch wegen der genannten Pressereaktion) nicht mehr möglich, weitere Open-Air-Feste durchzuführen.

Aber auch eine Friedenswoche, die Beteiligung an einem Infostand zur Solidarität mit Chile, eine von der JUI organisierte Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus oder die Beteiligung an Demonstrationen gegen die Startbahn West (Flughafen Frankfurt) sind hier zu erwähnen. Eine Tag der offenen Tür oder ein Schülerfest wurden ebenfalls durchgeführt.

Selbstverständlich gab es auch immer wieder Arbeitsgruppen der JUI (Antifa, Schüler, Umwelt, Frieden, Selbsterfahrung, Frauen, Sport, Töpfern ...). Und zu zahlreichen Fußball- und Volleyballturnieren schickte die JUI ihre Mannschaften.

Schon 1980 wurde die erste Kranzniederlegung am alten jüdischen Friedhof durch die JUI organisiert und damit (zusammen mit einem Filmnachmittag) an die Pogromnacht von 1938 erinnert. Später beteiligte sich die Initiative an mehreren Antifa-Wochen.

Die Mitarbeit im Regionalzusammenschluss der Jugendzentren, der sich einmal auch in Miltenberg traf, und der Zeitung Traum-A-Land ist ebenso zu verzeichnen wie die Herausgabe einiger Ausgaben der unabhängigen Jugendzeitung Die Lunte. Selbstverständlich gab es zahlreiche Musik-, Literatur-, Theater- und Kabarettveranstaltungen in den JUI-Räumen.

Auch Flohmärkte (zu Gunsten sozialer Projekte), ein Folk-Open-Air auf der Henneburg oder Experimental-Video-Abende sind hier zu nennen. Ebenso die Mitarbeit im Initiativentreffen (Koordination von Gruppen aus dem Kreis Miltenberg) und im daraus hervorgegangenen Antifaschistischen Bündnis.

Eine Sylvesterfete erhielt durch die Beteiligung von Flüchtlingen aus Äthiopien eine besondere internationalistische Note, aber auch bei Reggae-Discos waren afrikanische Flüchtlingen anwesend. Mit der Aktion Bücher für Asylbewerber wurde heimatsprachlicher Lesestoff gesammelt. Und schließlich wurden auch – neben zahlreichen weiteren Aktivitäten – beachtliche Punk-Konzerte durchgeführt.

Die Tatsache, dass bereits in der unabhängigen Jugendzeitung Die Lunte im November 1981 ein Beitrag über die JUI mit dem Titel „Die Macher sind müde“ erschien, illustriert, dass Krisen und Durchhänger schon sehr früh eintraten. Nach Krisen ging es aber meist wieder aufwärts. Selbstverwaltung hieß auch immer, die eigenen Krisen zu stemmen.

Der 21. Oktober 1985 war der wohl schwärzeste Tag in der Geschichte der JUI. Der Raum in der Alten Volksschule brannte aus. (Der Nebenraum blieb erhalten, war damals aber für einige Jahre an eine Frauengruppe und eine Krabbelgruppe vergeben.) Die Brandursache ist ungeklärt, dürfte aber mit der sozialen Neigung der damaligen JUI-Mitglieder zu tun haben: Einem jungen Wohnungslosen war gestattet worden, im Raum zu übernachten. Vermutlich schlief dieser ein, bevor er seine Zigarette ausgemacht hatte. Statt den Brand zu löschen oder Hilfe zu holen, flüchtete er aus der Alten Volksschule.

Gut zwei Jahre blieb der Jugendtreff im Folgenden geschlossen. Dennoch konnten die Aktivitäten der JUI, wenn auch in geringerem Umfang, fortgeführt werden. Erst im November 1987 zog die JUI wieder ein, nachdem sie sich im September 1987 in einen eingetragenen Verein umgewandelt hatte und der Raum auch mit massiver Eigenarbeit der JUI-Leute wiederhergestellt worden war.

1988 wandelte sich der JUI-Verein um und nannte sich für wenige Jahre Kultur- und Jugendinitiative Miltenberg e.V. (1990 aufgelöst). Wichtig war in den Jahren 1988/89, die durch einen starken Rückgang an Aktiven gekennzeichnet waren, den Raum nicht zu verlieren und damit für spätere Interessierte offen zu halten. Diese kamen auch und bildeten ab 1990 eine neue aktive JUI-Basis (in Abgrenzung zur alten JUI nannten sich diese Jüngeren vorübergehend Unabhängige Jugend Miltenberg – UJM). Allerdings wurde die bisherige Selbstverwaltung nach und nach durch ein Leitungsgremium ersetzt, das aus ehrenamtlich tätigen jungen Erwachsenen bestand.

Im Jahr 2004 wurde anlässlich der Fünfundzwanzigjahrfeier in einer rückschauenden Ansprache festgestellt: „25 Jahre JUI heißt für Stadt und Landkreis Miltenberg: 25 Jahre sozialpädagogische Fachkräfte eingespart. Wenn wir lediglich von einer Fachkraft ausgehen, die für ein wirkliches JUZ kaum ausgereicht hätte, dann kommen wir nach heutigem Gehalt eines Sozialpädagogen leicht auf 1,25 Mio. Euro, die in 25 Jahren eingespart wurden. Zwar kostete eine Fachkraft früher nicht so viel wie heute, nur: Bei unserer Rechnung wurde lediglich ein einzelner Sozialarbeiter angenommen, ohne Bürokosten, ohne Fortbildung und Fachliteratur, ohne Mittel für Aktionen mit den Jugendlichen, ohne Kosten für mehr und bessere Räumlichkeiten (die ein JUZ benötigt hätte), ohne Sachkosten für Funktionsräume (Foto, Siebdruck, Proberäume o. ä.). Insgesamt darf eindeutig von einer Millionensumme ausgegangen werden, die die Kreisstadt oder den Landkreis ein JUZ gekostet hätte. Gemessen daran sind gelegentliche Renovierungskosten geradezu lächerlich. Selbst die nach dem Brand von 1985.“

Die JUI war ganz offensichtlich die preiswerteste Form offener Jugendarbeit, die sich eine Kreisstadt überhaupt vorstellen kann. Nicht einmal Kosten für Aufwandserstattungen ehrenamtlicher Helfer fielen an und die Jugendlichen zahlten oft sogar Renovierungen selbst, schlugen sich mit Problemjugendlichen herum, fungierten also als Ersatz-Sozialarbeiter, sie trugen zur kulturellen Vielfalt in der Kreisstadt bei etc. „Die Stadtoberen konnten ihrer Verpflichtung zur Breitstellung offener Jugendtreffs zu einem minimalen Preis nachkommen. Fast dreißig Jahre Jugendreff in der Alten Volksschule heißt mehr als ein Vierteljahrhundert Selbstausbeutung der Aktiven. Keine vergleichbare Kreisstadt leistet so wenig für die offene Jugendarbeit, selbst erheblich kleinere Kommunen – so das benachbarte Kleinheubach – stellen hauptamtliches Personal an und rüsten ihre Jugendtreffs attraktiv aus. Wo die eigenverantwortliche Gestaltung des Jugendtreffs früher – bei hoher Identifikation mit dem Treff, gesellschaftlich positiven Ideen und Selbstverwaltung – noch ging, war schon vor Jahren die Grenze der Leistbarkeit der immer wenigeren Verantwortlichen objektiv erreicht“ (Infozeitung „Es geht voran – Die Auseinandersetzungen um einen Jugendtreff in Miltenberg 2008/2009“, Autonome Jugendinitiative Miltenberg 2009).

5 Schließung des Jugendtreffs

Am 31. Oktober 2008 schrieb die Regionalzeitung Bote vom Untermain: „Bürgermeister lässt Räume der JUI schließen.“ Unter dieser Überschrift wird das Stadtoberhaupt zitiert: "Ich habe am Samstag die Räume der JUI in der alten Volksschule geschlossen.“ Weiter hieß es: „Mit dieser Bemerkung hat Bürgermeister Joachim Bieber am Dienstag im Stadtrat auf die unhaltbaren Zustände in der alten Volksschule reagiert.“ Und: „`Ob die Räume jemals wieder geöffnet werden, muss man sehen´, sagte ein sichtlich geschockter Bürgermeister und legte Bilder vor. Sie dokumentierten den schlimmen Zustand nach einer Feier in den Räumen der JUI, die offenbar am Freitag stattgefunden hat. In den Räumen des Kirchenchors darunter sei es zu ernsthaften Wasserschäden gekommen, sagte Bieber, nachdem im Verlauf der Feier ein Spülkasten zerschlagen worden sei. Daraus sei ungehindert Wasser ausgetreten und großflächig durch die Decke gesickert.“

Später wurde bekannt, dass ein Verantwortlicher den Wasserzufluss zwar abgedreht hatte, das nicht sehr neue Rohrsystem der Alten Volksschule aber wohl nicht richtig reagierte. In jedem Fall war es nicht das Verschulden der JUI (die Verantwortlichen hatten mit dem Wasserabschalten richtig reagiert), sondern höchstens eines Einzelnen.

Im Boten vom Untermain vom 19.12.08 wurde ergänzt: "Der Miltenberger Jugendtreff soll eine hauptamtliche Leitung bekommen. Miltenbergs Bürgermeister Joachim Bieber (CSU) kündigte am Mittwoch in seiner Weihnachtsansprache einen `vernünftigen Neuanfang ohne die Zustände der Vergangenheit´ in der alten Volksschule an. Das Konzept der Selbstverantwortung für die Jugendinitiative Jui sei gescheitert." Und: "Derzeit liefen Gespräche innerhalb der Verwaltung, wer den Treff hauptamtlich betreuen könne."

6 Neue Aktive setzen die Tradition fort

Datei:Jui-2009.jpg
Aktion Miltenberg geht baden der Autonomen Jugendinitiative Miltenberg 2009
Ebenfalls 2008 trat eine Gruppe von jungen Leuten in Erscheinung, die z.B. spontan in der Miltenberger Fußgängerzone mit Jongelage und Musik für ihre Idee eines neuen, unabhängigen Jugendtreffs warben und Geld sammelten. Am 26. Februar 2009 konnten sie ihre Ziele auch bei Radio Klangbrett (Aschaffenburg-Miltenberg) präsentieren. Fazit: Sie wollen einen von der Stadt unabhängigen Jugendtreff, der weder städtischer Gängelung unterliegt, noch über eine Leiterrunde oder ähnliche Stellvertreterstrukturen verwaltet wird; sie wollen zurück zu regelmäßigen Vollversammlungen als Beschlussgremien. "Damit sind sie die einzigen wirklichen Nachfolger der ehemaligen JUI" urteilte ein Mitglied der JUI-Gründungsgeneration von 1979. Die neue Initiative gab sich später den Namen Autonome Jugendinitiative Miltenberg, um Unabhängigkeit und Anspruch auf Selbstverwaltung zu dokumentieren.

"Unsere Straßen - Unsere Plätze - Wir sind gekommen, um zu bleiben!" Unter diesem Motto lief am 28. Februar 2009 eine erneute Aktion: Auf dem Marktplatz in Miltenbergs historischer Altstadt wurde von zwei Dutzend jungen Leuten spontan Jugendtreff geprobt. Weitere ähnliche Aktionen folgten, so z.B. im Sommer 2009 „Miltenberg geht baden – Sonnen für ein autonomes Zentrum“.

7 Heutiger Sachstand

„Eine halbe Stelle für einen Jugendpfleger hat die Stadt Miltenberg in ihrem neuen Haushalt eingeplant. Damit reagiert sie auf Forderungen nach einen Jugendtreff, die autonome Jugendliche zum Teil mit Eierwürfen gegen das Rathaus bekräftigt hatten.“ So berichtet im März 2009 der Bote vom Untermain. Und weiter: „Schon jetzt betonte aber Bürgermeister Joachim Bieber (CSU), dass sich der Jugendpfleger nur um die örtliche Jugend kümmern solle. `Nicht unser Auftrag ist die Sorge um Jugendliche, die aus der gesamten Region nach Miltenberg kommen.´ Wie der Pfleger die einen von den anderen unterscheiden solle, sagte Bieber allerdings nicht.“ Die Argumentation des Bürgermeisters erinnerte fatal an die entsprechenden Argumente von vor 30 Jahren, als zuletzt um einen selbstverwalteten Jugendtreff in Miltenberg gekämpft wurde. Schon damals wurde betont, die Stadt Miltenberg sei nur für Miltenberger/innen zuständig. Und schon damals wurde geantwortet: Miltenberg ist Kreisstadt und damit ein Zentrum des Landkreises, woraus besondere Aufgaben resultieren; dort befinden sich zudem viele (gerade auch weiterführende) Schulen, in denen Schüler/innen aus den verschiedensten Gemeinden sitzen, die selbstverständlich auch ihre Freizeit zusammen verbringen wollen - und zwar an ihrem Schulort. Daher ist eine Abgrenzung gar nicht möglich. In Miltenbergs Geschäften sollen ja auch nicht nur Miltenberger/innen einkaufen. Joachim Bieber wirkte vor 30 Jahren als hoher Beamter am Landratsamt und war schon damals an der Auseinandersetzung um Jugendtreffs beteiligt; er kann also nicht sagen, dass er diese richtige Argumentation nicht kennt.

8 Quellen

1. Fortlaufende Berichterstattung der Tageszeitung Bote vom Untermain, insbesondere folgende Beiträge:

a) Freizeitangebot für Jugend: Wer nicht in die Disko will, hat meistens Schwierigkeiten, 29.08.80

b) „Wutzstock“ machte im Mudtal einen unbeschreiblichen Lärm, 24.07.82

c) Jugendinitiative für 2. Jugendpfleger und gegen Eingriffe in Kreisjugendring, 29.12.83

d) Brand in Alter Volksschule: Raum, der Jugendinitiative für Raub der Flammen, 22.10.85

e) Ziel ist offene Jugendarbeit und Betrieb des Jugendtreffs, 25.09.87

f) Bürgermeister lässt Räume der JUI schließen, 31.10.08

g) Den Wunsch nach einem Jugendtreff untermauert, 03.03.09

2. Wecker, Zeitung der Aktion Jugendzentrum Miltenberg, November 1974

3. Die Macher sind müde, in: Die Lunte, unabhängige Jugendzeitung (der Jugendinitiative Miltenberg), Nr. 3, November 1981

4. Wir stehen zwar mit dem Rücken zur Wand, aber das gibt uns immerhin einen gewissen Halt, Diskussionsbeitrag zur Jugendinitiative Miltenberg, in: Obacht (Miltenberg) Nr. 8, Febr. 1986

5. Chronik längst vergessener Ereignisse, Von der Jugendinitiative Miltenberg und Umgebung bis zur Kultur- und Jugendinitiative Miltenberg e.V. (JUI) 1979 – 1990, Broschüre, Miltenberg 1990, http://kommunal.blogsport.de/hintergrund/chronik-laengst-vergessener-ereignisse/

6. 25 Jahre Jugendinitiative Miltenberg (JUI), 1979 – 2004, Ansprache zum 25jährigen Jubiläum der JUI, 2004, http://kommunal.blogsport.de/hintergrund/jui-miltenberg/

7. Zum letzten Geleit, Versuch über das vorläufige Ende der JUI – ein Beitrag zur Diskussion, 2008, http://kommunal.blogsport.de/hintergrund/zum-letzten-geleit/

8. Es geht voran … - wie die Schließung der JUI ganz neue Kräfte freisetzte, 2009, http://kommunal.blogsport.de/hintergrund/es-geht-voran/

9. Stellungnahme der Autonomen Gruppe Miltenberg, 09.03.09, http://miltenbergautonom.blogsport.de/2009/03/09/stellungnahme/

10. Autonomes Jugendzentrum Miltenberg – Der Kampf geht Weiter!, 22.05.09, http://miltenbergautonom.blogsport.de/2009/05/22/autonomes-jugendzetrum-milteberg-der-kampf-geht-weiter/


9 Init-Quelle

Entnommen aus der: Wikipedia

Autoren: Karsten11, Drahreg01, Mb aschaffenburg , JD, Nazareth, XenonX3

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