Jankiel Herszkowicz

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😃 Profil: Herszkowicz, Jankiel
Namen Spitzname Yankele'
Persönliche Daten
22. Juli 1910
Opatów
25. März 1972
Łódź


Jankiel Herszkowicz (* 22. Juli 1910 im polnischen Opatów; gest. 25. März 1972 in Łódź) war ein im von den Nationalsozialisten eingerichteten Ghetto Litzmannstadt aktiver jüdischer Straßenmusikant. Obwohl über seinen Lebensweg relativ wenig bekannt ist [1] sind einige seiner jiddischen Lieder erhalten.

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1 Vita

Jankiel Herszkowicz um das Jahr 1965 in Łódź
  • Jankiel Herszkowicz scheint ein einfacher Mann gewesen zu sei: Seine einzige Bildung erhielt er im Cheder, einer jüdischen Religionsschule, wo er etwas Hebräisch lernte und einige Torakenntnisse erwarb. Er sprach kein Polnisch und konnte nur fehlerhaft auf Jiddisch schreiben. [2] Der Vater von Jankiel Herszkowicz war Schneider und sein Sohn begleitete ihn bei seinen Reisen über Land zwecks Verkauf von Handelswaren und billiger Kleidung. 1938 zog Jankiel Herszkowicz nach Łódź um sich dort seinen Lebensunterhalt als Schneider zu verdienen.
  • Im April 1940 musste er wie alle Juden der Stadt auf Anweisung des für die Stadt zuständigen deutschen Polizeipräsidenten in das Ghetto Litzmannstadt umziehen. Anfänglich arbeitete er von dort aus für polnische Kunden in der Stadt. Nachdem das Ghetto kurze Zeit später abgesperrt wurde, begann der nun arbeits- und einkommenlose Herszkowicz bekannte jüdische und nichtjüdische Volkslieder mit neuen Texten zu versehen und auf der Straße vorzutragen. Sein zur Melodie eines alten Volksliedes gesetzes Lied Rumkowski Chaijm get uns klajim (eine satirische Kritik an Mordechai Chaim Rumkowski, dem Vorsitzenden des Judenrates des Ghettos) machte ihn bald zu einem populären Straßensänger. [3] Bei seinen Auftritten auf der Straße wurde Herszkowicz bis 1942 meist von einem Mitgefangenen, vermutlich dem aus Wien stammenden Handlungsreisenden Karl Rosenzweig, auf der Violine oder auch Zither begleitet. [4] [5] Herszkowicz sah seine Aufgabe darin, die Leiden, aktuellen Probleme, Sorgen und Beschwerden der Ghettobewohner in Verse zu bringen und den Menschen vorzutragen. Bis 1943 lebte er als Straßensänger von den Almosen seiner Zuhörer. Die Ghetto-Chronik vom 5. Dezember 1941 berichtet, dass Herszkowicz und Rosenzweig mit ihrem Musik bis zu sechs Reichsmark am Tag verdienten. [6]
    Jankiel Herszkowicz beim Musizieren auf den Straßen des Ghetto Litzmannstadt
    Nach dem damals auch im Ghetto lebenden österreichischen Schriftsteller und Journalisten Oskar Rosenfeld war Herszkowicz, den man meist Yankele nannt, zum "Minnesänger des Ghettos" geworden, und der ebenfalls im Ghetto eingepferchte Rabbiner Yechiel Frankel äußerte sich folgendermaßen über ihn:
"Eine Person, die für ein Stück Brot auf die Straße ging und die Krone des Ghettosatirikers bekam. Seine Bühne bestand aus einem Schemel, von dem aus er seine geistreiche Kritik an den einflussreichen Juden, die nur an sich selbst dachten, übte. Er war ein Mensch, der zu einer Institution wurde - eine Art soziales Kabarett, ein Ein-Mann-Theater im Brechtstil. Er war der Mann der düsteren Prophezeiungen, der seine eindringlichen Worte mit einem Lächeln auf den Lippen und einem weinenden Auge verkündete. Herskowitz war die einzige Stimme des Protests; auf seine Weise brachte er zum Ausdruck, was alle anderen dachten, aber gezwungenermaßen für sich behielten." [7]
  • Als 1943 die Registrierung aller arbeitsfähigen Menschen des Ghettos erfolgte, wurde auch Herszkowicz in den Arbeitsprozess eingebunden. Er war zuerst in einer Kooperative und anschließend in einem Brotladen, einer Küche, einer Mazzot-Bäckerei und schließlich der Ghetto-Druckerei beschäftigt. Aber auch in dieser Zeit trat er mit seinen Liedern in den Straßen des Ghettos auf.
  • Im Sommer 1944 wurde Herszkowicz nach Auschwitz und später in ein Arbeitslager bei Braunschweig deportiert, wo er im Mai 1945 von den Aliierten befreit wurde.
    Jankiel Herszkowiczs Lied Vayl ikh bin a yidale
  • Nach dem Krieg kehrte er nach Łódź zurück, heiratete und schrieb weiterhin Lieder. Lange Zeit arbeitete er als Nachtwächer in einer jüdischen Schule. [8] 1966 wurden einige seiner Lieder vom polnischen Radio aufgezeichnet. 1972 beging er Selbstmord. Ob diese Entscheidung mit den in Polen 1968 aufkommenden antisemitischen Vorfällen zusammenhing ist nicht geklärt. [9] [10]
    Grabstätte von Jankiel Herszkowicz in Łódź
  • Die Lieder von Jankiel Herszkowicz haben in Manuskriptform überlebt. 1994 wurden die Texte von 32 seiner Lieder in Paris publiziert. Zwanzig weitere wurden nach Erinnerungen von Mitgefangenen in Gila Flams Sammlung Singing for Survival herausgegeben. Lieder von Herszkowicz sind u.a. Hunger-marsh über die im Frühjahr 1940 im Ghetto stattfindenden durch Nahrungsmittelknappheit verursachten Ausschreitungen, [11] Geto getunya, [12], Nor zorgt nisht yidn über die Hoffnung der Juden auf Rückkehr nach Eretz Yisrael, Kartofl, Shtubn Elster und Vayl ikh bin a yidale.
  • 1999 produzierten Elad Dan und Yosi Godard den Film The King and the Jester - A Soul Song to Ghetto Lodzlm, in dem Mordechai Chaim Rumkowski und Jankiel Herszkowicz die Hauptfiguren sind.

2 Literatur

  • Chaya Ostrower: Es hielt uns am Leben - Humor im Holocaust, Springer-Verlag, 2018, Seite 286 ff.
  • Sascha Feuchert, Erwin Leibfried und Jörg Riecke: Die Chronik des Gettos Lodz / Litzmannstadt 1941, Wallstein Verlag, 2016

3 Weblinks

4 Video und Audio

5 Einzelnachweise

  1. Gila Flam: Singing for Survival - Songs of the Lodz Ghetto 1940-45, University of Illinois Press, 1992, S. 24
  2. Chaya Ostrower: Es hielt uns am Leben - Humor im Holocaust, Springer-Verlag, 2018, S. 286
  3. Jürgen Matthäus, Mark Roseman, Alexandra Garbarini und Emil Kerenji: Jewish Responses to Persecution 1938-1940, Rowman & Littlefield, 2010, S. 419 und 420
  4. Sascha Feuchert, Erwin Leibfried und Jörg Riecke: Die Chronik des Gettos Lodz / Litzmannstadt 1941, Wallstein Verlag, 2016, S. 433 und 434 sowie 697
  5. Doron Kiesel: "Wer zum Leben, wer zum Tod--" / Strategien jüdischen Überlebens im Ghetto, Campus-Verlag, 1992, S. 83
  6. Artikel über Jankiel Herszkowicz im Jewish Music Research Center
  7. Chaya Ostrower: Es hielt uns am Leben - Humor im Holocaust, Springer-Verlag, 2018, S. 287
  8. Tomasz Majewski, Joanna Podolska und Tamara Skalska: Time of the Litzmannstadt Ghetto - Film Images, The Marek Edelman Dialogue Center, Łódź, 2014, S. 47
  9. Artikel über Jankiel Herszkowicz auf der Seite des United States Holocaust Menmorial Museum
  10. Artikel über Jankiel Herszkowicz im Jewish Music Research Center
  11. Über das Lied auf der Seite des United States Holocaust Memorial Museum
  12. Über das Lied auf der Seite des United States Holocaust Memorial Museum

6 Hinweis zur Verwendung

Dieser Artikel wurde exklusiv für die Pluspedia geschrieben und darf ausdrücklich und unter Strafandrohung nicht in anderen Projekten/Wikis verwandt werden.Kategrie:Holocaust

7 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Jankiel Herszkowicz) vermutlich nicht.

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