Insterburg
Insterburg (russisch Черняховск Tschernjachowsk) ist eine Mitte des 15. Jahrhunderts gegründete deutsche Stadt in Ostpreußen. Sie liegt etwa 90 Kilometer östlich von Königsberg am Fluss Angerapp, der sich hier mit dem Fluss Inster zum Pregel vereinigt.
1 Geschichte
Das Gebiet Nadrauen wurde 1275 bis 1276 vom Deutschen Orden erobert. Der Bau der Insterburg begann aber erst 1336 unter Dietrich von Altenburg. Der ursprüngliche Plan einer Komturburg als Verwaltungs- und Siedlungsmittelpunkt musste fallen gelassen werden, weil die Insterburg in die auflebenden Litauerkämpfe geriet. Die Burg wurde mehrfach überfallen, 1376 verbrannt, aber danach verstärkt erneuert, da sie ein wichtiger Ausgangspunkt für die Litauerreisen des Ordens war. Mit dem kriegerischen Pfleger Wigand von Baldersheim zogen fast alljährlich deutsche, französische und englische Ritter und Grafen von Insterburg aus nach Osten. Nach der vom Orden verlorenen Schlacht von Tannenberg (1410) sank im 15. Jahrhundert der Kampfwert der schlecht ausgerüsteten Burg. Die letzten Pfleger nutzten die riesigen Waldungen durch Holzflößen und Aschebrennen. Nach 1525 gewann die Insterburg erneut an Bedeutung, als Herzog Albrecht dort ein Hauptamt einrichtete. Der erste Amtshauptmann teilte das weite, bis zur Landesgrenze reichende Amt in 13 Schulzenämter ein. Von Insterburg aus wurden dann Hunderte von Landverschreibungen ausgestellt, sowie Dörfer und Kirchen gegründet.
Aus drei Siedlungskernen, dem Gebiet um die Burg, dem Hakelwerk mit den Krügen auf der Südseite des Mühlenteichs und dem Pruzzendorf Sparge auf dem Hochufer der Angerapp wuchs die Stadt Insterburg nach und nach zusammen. Vor 1537 bestand bereits eine Kirche mit evangelischem Pfarrer. Herzog Albrecht gewährte 1541 einen „Zulaß zu Stetlein Inster“ allerdings noch ohne Stadtgericht. Unter Albrecht Friedrich erfolgte ein erneuter Abschied am 25. Juli 1572 „die Stadtfreiheit betreffend“. Das vollständige Privileg erließ am 10. Oktober 1583 der Markgraf Georg Friedrich. Im Jahr 1600 kam die Vorstadt unter der Gerechtsame des Amtshauptmanns dazu. Insterburg blühte durch Marktverkehr und Getreidehandel wirtschaftlich rasch auf. Es wurde eine Lateinschule und von 1608 bis 1610 eine neue Kirche in Stein errichtet. Zwei vernichtende Brände in den Jahren 1590 und 1690 konnten den Aufstieg der Stadt nur vorübergehend hemmen. 1678 fielen Burg und Stadt kurze Zeit den Schweden unter General Horn zu. Nach den Pestjahren 1709 und 1710 wanderten vermehrt Siedler aus entfernten Regionen ein: 1711 kamen reformierte Schweizer die 1735 ihre eigene Kirche erhielten, und es folgten Handwerker die vor allem aus der Gegend um Magdeburg und Halberstadt stammten. 1723 wurde ein Kanal gegraben, der den Schifffahrtsweg von der Angerapp zum Pregel verkürzte. Zunftleben und Handel blieben auch während der russischen Besetzung von 1757 bis 1762 ungestört. Die Einwohnerzahl von Insterburg befand sich in ständigem Wachstum und wuchs von 3.477 im Jahr 1753 auf über 40.000 in den 1930er-Jahren an.
1809 hatte Insterburg als eine der ersten preußischen Städte eine Stadtverordnetenversammlung. Ein rasches wirtschaftliches und auch demografisches Wachstum von Insterburg setzte nach der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Berlin-Eydtkuhnen im Jahr 1860 ein, da Insterburg damit zu einem wichtigen wirtschaftlichen und militärischem Bahnknotenpunkt wurde. Die Stadt hatte 1939 offiziell 43.620 Einwohner.[1] Die Rote Armee eroberte die Stadt am 22. Januar 1945 und es wurde ein großes Internierungslager des sowjetischen NKWD eingerichtet, dem seit 1934 der Gulag, ein Netz von Straf- und Arbeitslagern in der Sowjetunion unterstand. Die Stadt wurde nach dem sowjetischen General Iwan Tschernjachowski, der am 18. Februar 1945 ums Leben gekommen war, in Tschernjachowsk umbenannt. In Georgenburg bei Insterburg gab es außerdem von 1946 bis 1949 ein großes Durchgangslager für deutsche Kriegsgefangene, das von 250.000 Gefangenen durchlaufen wurde. Die nunmehr völkerrechtswidrig russische Stadt gehört zur Oblast Kaliningrad. 1996 eröffnete der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Tschernjachowsk einen wiederhergestellten Friedhof aus dem Ersten Weltkrieg.
2 Literatur
- Erich Weise (Hrsg.) Handbuch der Historischen Stätten - Ost- und Westpreußen, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1966
3 Einzelnachweise
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