Fliegenpilz
Fliegenpilz Amanita muscaria (L.) Lam. | ||||
Klassische Systematik | ||||
Reich | Pilze | Fungi | ||
Stamm | Basidienpilze | Basidiomycota | ||
Klasse | Ständerpilze | Basidiomycetes | ||
Ordnung | Blätterpilze | Agaricales | ||
Familie | Dachpilzartige | Pluteaceae | ||
Gattung | Wulstlinge | Amanita | ||
Art | Fliegenpilz | Amanita muscaria | ||
Unterarten | Roter Fliegenpilz |
| ||
Autor(en) | (L.) Lam. | |||
Jahr | 1783 | |||
Phylogenetische Systematik | ||||
Ordnung | ... | ... | ||
Familie | ... | ... |
Der Fliegenpilz (Amanita muscaria) aus der Gattung der Wulstlinge (Amanita) ist einer der bekanntesten Pilze überhaupt. Der Pilz ist dadurch gekennzeichnet, dass sein Stiel einen Ring trägt, der aus den Resten des Häutchens (Velum) besteht, das die sporentragenden Lamellen des aufwachsenden Pilzes schützte. Reste dieses Häutchens schmücken zumeist als weiße Flecken den wunderschönen kräftig- rot bis gelb- orangen Hut des Pilzes. Sowohl diese Flecken als auch der Stielring können durch Regen abgewaschen oder durch Tierfraß verloren gegangen sein.
Inhaltsverzeichnis
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1 Merkmale
1.1 Hut
Der Hut ist zunächst gewölbt, bei älteren Exemplaren flach ausgebreitet und am Rand gerieft. Die Hutfarbe reicht von einem leuchtenden Rot bis zu gelb- orangen Tönen, meist- aber nicht immer- ist der Hut von weißlichen, vom Regen abwaschbaren Flecken geschmückt, den Resten des Velum generale, einer häutigen Eihülle, die den aufwachsenden Pilz schützte.
1.2 Fleisch
Das Fleisch des Pilzes ist weiß, doch direkt unter der Huthaut befindet sich eine schmale, kräftig gelb-rötlich gefärbte Schicht. Dies unterscheidet den Fliegenpilz, falls das Velum und die Flecken auf dem Hut nicht mehr vorhanden sein sollte, von anderen Pilzen, z. B. dem Kirschroten Speitäubling (Russula emetica).
1.3 Lamellen
Die Lamellen des Fliegenpilzes sind und bleiben weiß.
1.4 Stiel
Der Stiel des Pilzes ist weiß, an der Basis knollig verdickt und trägt einen häutigen, hängenden Stielring, den Rest des Velum partiale, einem dünnen Eihäutchen, daß sich zwischen Stiel und Hutrand aufspannt, um die Sporenanlagen des jungen Pilzes zu schützen.
1.5 Sporen
Die Sporen sind weiß.
1.6 Wirkstoffe/ Inhaltsstoffe
- Ibotensäure
- Muscarin Ø 2-3 mg*kg-1
- Muscimol
- Muscazon
- Bufotenin
- Muscaridin
- Cholin
Der Pilz enthält im frischen Zustand vorwiegend Ibotensäure, die sich bei Lagerung oder beim Erhitzen durch Decarboxylierung, das ist die Abtrennung von Kohlendioxid (CO2) aus der Carboxygruppe (-COOH) der Ibotensäure, zu Muscimol umsetzt. Der Wirkstoff ist überwiegend in der kräftig gelb-rötlichen, einige Millimeter dicken Fleischschicht direkt unter der Huthaut konzentriert.
Die Wirkstoffkonzentration in den Pilzen schwankt je nach Standort- und Umweltbedingungen erheblich (bis 100-fach).
1.7 Weitere Bilder zum Pilz
2 Vorkommen
Wichtiger Mykorrhizapilz von Birken und Fichten. Weit verbreitet.
3 Ähnliche Arten
- Der Gelb- orange Fliegenpilz (Amanita muscaria var. formosa) ähnelt bis auf die Hutfarbe in seinen Eigenschaften unserem Fliegenpilz, auch was die Giftigkeit betrifft. Er kommt aber in Europa nicht vor, sondern ist in Nordamerika beheimatet.
- Der Kaiserling (Amanita caesarea) ist ein ausgezeichneter Speisepilz der südeuropäischen, insbesondere der Mittelmeer-Länder. Er dürfte, wenn überhaupt in Deutschland vorkommend, nördlich der Alpen ausgesprochen selten sein und erfordert zu seiner sicheren Unterscheidung von Amanita muscaria den Rat eines Pilzsachverständigen.
- Der Kirschrote Speitäubling (Russula emetica) ähnelt unter Umständen manchen Fliegenpilzen ohne Flecken und ohne Stielring (Amanita muscaria var. aureola). Der Stiel des Speitäublings ist jedoch an der Basis nicht knollig verdickt.
- Der Königsfliegenpilz (Amanita regalis), auch Brauner Fliegenpilz genannt, ist aufgrund seiner deutlichen Hutfärbung selbst von Laien kaum mit dem Roten Fliegenpilz zu verwechseln
3.1 Weitere Bilder zu Ähnlichen Arten
- Russula emetica bei google
- Russula emetica bei flickr
- Kirschroter Speitäubling (Russula emetica) in der PlusPedia
4 Andere Namen
5 Speisewert/ Giftigkeit
Der Fliegenpilz ist als Giftpilz in der Bevölkerung bekannt wie kein anderer; die Verwechslungsgefahr ist eher gering, zumal in Mitteleuropa die wenigen ähnlichen Pilze zumindestens ungenießbar sind.
Tödlich giftig ist der Fliegenpilz vor allem aufgrund seines Gehaltes an den Pilzgiften Muscimol und Muscarin- beides Abkömmlinge der Ibotensäure, eine Fliegenpilz- Vergiftung ist jedoch von einem kräftigen Erwachsenen durchaus zu überstehen. Gefährdet sind vor allem Kinder, ältere und kranke Menschen.
Nicht nur im Mittelalter wurde die berauschende Wirkung von Fliegenpilz- Extrakten und -Tees für psychodelische Experimente genutzt. Eine solche Anwendung erfordert neben viel Erfahrung auch viel Glück- der Gehalt der wirksamen Inhaltsstoffe schwankt je nach Witterung und Standort erheblich- von solchen Experimenten ist demzufolge dringend abzuraten! Der Genuß von 2-4 Fliegenpilzen führt bei gesunden Erwachsenen zu den beschriebenen halluzinogenen Symptomen, der Genuß von bis zu 20 Fliegenpilzen wurde überlebt.
Eine Fliegenpilz- Vergiftung äußert sich zunächst in Symptomen, die denen schwerer Betrunkenheit ähneln: Gleichgewichts- und Bewegungsstörungen, Gefühlsausbrüche (sowohl freudige als auch Wutausbrüche*), hinzu treten jedoch auch noch Halluzinationen. Die Vergiftung mündet nach diesen Symptomen zumeist in eine tiefe Bewusstlosigkeit bzw. Tiefschlaf mit einer Dauer von ca. 10-15 Stunden, aus denen die betroffenen Personen in der Regel ohne Erinnerung an das Geschehene wieder erwachen.
- ) Wutausbrüche wurden nach seriösen Untersuchungen nicht bestätigt. Dennoch besteht im Stadium der höchsten Wirkung halluzinogener Inhaltsstoffe des Fliegenpilzes die Gefahr der Selbstverletzung.
6 Siehe auch
7 Weblinks
- Informationen zur Giftigkeit
- Fliegenpilz. In: Erowid. (englisch)
- Totalsynthese von Muscimol
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