Erich Ludendorff

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Paul von Hindenburg (links) und Erich Ludendorff (rechts), Gemälde von Hugo Vogel

Erich Ludendorff (* 9. April 1865 in Kruszewnia/Posen; † 20. Dezember 1937 in München) war ein deutscher General und faschistischer Politiker. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Erster Generalquartiermeister der Stellvertreter Paul von Hindenburgs. Zur Zeit der Weimarer Republik befürwortete er 1920 den Kapp-Putsch und beteiligte sich 1923 aktiv am sogenannten Hitler-Putsch. Zudem war er Abgeordneter der Deutschvölkischen Freiheitspartei (DVP) von 1924 bis 1928 im Reichstag.

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1 Privates

Ludendorff war in erster Ehe seit 1908 mit Margarethe Pernet geb. Schmidt (1875–1936) verheiratet, die nach der Scheidung 1925 ihre Memoiren[1] schrieb. Sie brachte vier Kinder mit in die Ehe. Zwei Söhne fielen im Ersten Weltkrieg als Jagdflieger.[2] Nachdem Ludendorff im Jahre 1925 geschieden worden war, heiratete er 1926 Mathilde von Kemnitz (1882–1966), eine Ärztin seiner ersten Frau.[3][4]

2 Militärische Karriere

Ludendorff wurde von seinem Vater auf eine Kadettenanstalt in Plön geschickt, weil er Berufsoffizier bei der preußischen Armee werden sollte. Den Besuch der Königlich Preußischen Hauptkadettenanstalt in Groß-Lichterfelde bei Berlin 1877 bis 1882 schloss er als Leutnant ab, anschließend diente er bei der Infanterie und der Marine. 1890 wurde er für die dreijährige Generalstabsausbildung in die Preußische Kriegsakademie nach Berlin abkommandiert. Nach Ablauf der einjährigen Probezeit wurde er im März 1895 zum Hauptmann befördert. 1898 wurde er Kompaniechef und 1901 Major. 1906 unterbrach er, wie im damaligen Laufbahnrecht vorgesehen, seine Tätigkeit im Großen Generalstab, um Dozent an der Kriegsakademie zu werden, wo er Taktik und Kriegsgeschichte lehrte. Im April 1908 wurde Ludendorff Leiter der 2. Abteilung im Großen Generalstab. Zu seinen Aufgaben gehörte es, den Aufmarsch der deutschen Armee im Falle eines Krieges vorzubereiten. 1911 wurde er zum Oberst befördert. 1914 wurde Ludendorff zum Generalmajor befördert und zum Kommandeur der 85. Infanteriebrigade in Straßburg ernannt. Entgegen der Erwartung wurde sein oberster Vorgesetzte der bereits pensionierte Paul von Hindenburg, woraufhin Ludendorff später seine eigene Verschwörungstheorie entwickelte.

Am 6. August 1914 eroberte die von Ludendorff – nach dem Tod des kommandierenden Offiziers – übernommene 14. Infanterie-Brigade die schwer befestigte Zitadelle in der für den Schlieffen-Plan neuralgischen Stadt Lüttich, wofür er als zweiter Soldat des Weltkrieges mit dem höchsten preußischen Orden Pour le Mérite ausgezeichnet wurde. Diese wichtige Eroberung begründete seinen Ruf als Held von Lüttich.[5] Als Stabschef unter Hindenburg war er als strategischer Kopf an den Siegen in der Schlacht bei Tannenberg (1914) und der Schlacht an den Masurischen Seen gegen die russischen Truppen maßgeblich beteiligt. Nach der Entlassung Erich von Falkenhayns als Chef des Generalstabes am 29. August 1916 stieg Ludendorff zum General der Infanterie und Stellvertreter Hindenburgs auf.

3 Rezeption

Bereits 1919 veröffentlichte Ludendorff seine Kriegserinnerungen; das Buch wurde später in Deutschland kaum noch zitiert und verstaubte in den Antiquariaten.[6] Der deutsche Historiker Winfried Baumgart schrieb über die Darstellung von Ludendorffs Bedeutung in der Obersten Heeresleitung: „Ihr liegt die von vielen Militärs in der Nachkriegszeit wiederholte These zugrunde, daß die deutsche Armee im Felde unbesiegt und der Zusammenbruch durch die politische Schwäche der Heimatfront verursacht worden sei.“[7] Viele Historiker sehen in Ludendorff und Hindenburg ein erfolgreiches Feldherrnduo. Beide galten als Hoffnungsträger im Kriegsverlauf und übten angeblich eine Militärdiktatur aus, neben der sowohl die Stellung von Kaiser Wilhelm II. als auch die des Reichskanzlers Bethmann Hollweg verblassten.[8] Zwar ließen sich beide als „Sieger von Tannenberg“ feiern, doch einige Beobachter sehen dabei schon eine zunehmende Distanz zwischen diesen Personen. In den 1930er Jahren wurde Erich Ludendorff unterstellt, er stehe unter starkem Einfluss seiner Frau Mathilde. Die von dem Ehepaar Ludendorff veröffentlichten Bücher, Zeitschriftenaufsätze und auf ihren Vorträgen vertretenen Theorien und Thesen werden meist als Verschwörungstheorien bezeichnet. Andererseits war Erich Ludendorff aufgrund seiner militärischen Leistung im Ersten Weltkrieg fast unangreifbar, als Teilnehmer am Putschversuch von 1923 - später als Hitler-Ludendorff-Putsch bezeichnet - wurde er freigesprochen und genoss auch in der Zeit des Nationalsozialismus hohes Ansehen. Er wurde 1925 als Kandidat der DVFP für das Amt des Reichspräsidenten vorgeschlagen, wobei er nur 1,1 Prozent der Stimmen bekam und auf dem siebten Platz landete.[9]

In der deutschen Geschichtsschreibung änderte sich laut Imanuel Geiss die Beurteilung im Laufe des 20. Jahrhunderts: „Aus der guten, starken OHL unter Ludendorff und dem bösen, schwachen Bethmann Hollweg wurde der gutmütige Philosoph von Hohenfinow und der böse Ludendorff“. Bethmann Hollweg und die Mehrheitsparteien der Friedensresolution wurden von konservativen Historikern „zu Vertretern eines besseren Deutschland umstilisiert, während Ludendorff und die Alldeutschen nun als kleine, unverantwortliche Clique nationalistischer Größenwahnsinniger abqualifiziert wurden“.[10]

4 Werke (Auswahl)

  • Meine Kriegserinnerungen 1914–1918, Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1919
  • Kriegshetze und Völkermorden in den letzten 150 Jahren. Ludendorffs Verlag, München 1928, 1939 (Digitalisat).
  • Auf dem Weg zur Feldherrnhalle. Lebenserinnerungen an die Zeit des 9. November 1923. Ludendorffs Verlag, München 1937 (Digitalisat).
  • Meine Lebenserinnerungen, 3 Bände (überwiegend posthum), Band 1 (1919–1925) als (Digitalisat).

5 Literatur

  • Donald J. Goodspeed: Ludendorff. London 1966; dt. unter dem Titel: Ludendorff. Soldat, Diktator, Revolutionär. Bertelsmann-Sachbuchverlag, Gütersloh 1968.
  • Edmond Buat: Ludendorff, Paris, Chapelot, 1921.
  • Otto Zierer: Bild der Jahrhunderte - Weltgeschichte Band 21, Lizenzausgabe für den Bertelmann Lesering, um 1968
  • Das neue Fischer Lexikon in Farbe, Fischer Taschenbuch Verlag, aktualisierte Ausgabe, Frankfurt am Main 1981, Band 6, Seite 3748 f.

6 Weblinks

 Commons: Erich Ludendorff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

7 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Margarete Ludendorff: Als ich Ludendorffs Frau war. Hrsg. von Walter Ziersch, München 1929
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Pernet#Jugend_und_Erster_Weltkrieg
  3. Friedrich Winterhager: Selbstzeugnisse deutschsprachiger Ärzte u. a. Korrektur und Ergänzungen. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. 24, 2005, S. 552 f., hier: S. 552
  4. Heinz Förstl: Mathilde Ludendorff (1877–1966): Nervenärztin und völkische Philosophin, Der Nervenarzt, Vol. 93, Seiten 512 ff. (2022)
  5. Manfred Nebelin: Ludendorff – Diktator im Ersten Weltkrieg. Siedler, München 2010, S. 113–122.
  6. bei Wikiquote sind nur zwei deutsche Zitate zu finden, die jedoch nicht mal aus diesem Buch stammen, in der englischen Version sind es wesentlich mehr !
  7. Winfried Baumgart, Winfried Dotzauer, Winfried Becker: Das Zeitalter des Imperialismus und des Ersten Weltkrieges (1871-1918). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1977, S. 48.
  8. Erich Eyck: The Generals and the Downfall of the German Monarchy 1917–1918. In: Transactions of the Royal Historical Society. Band 5, Nr. 2, 1952, S. 47–67, hier: S. 48.
  9. Nachdem jedoch Hitler, mit dessen Unterstützung Ludendorff gerechnet hatte, seine Anhänger dazu aufgefordert hatte, für den neuen Kandidaten Hindenburg zu stimmen, trat Ludendorff im zweiten Wahlgang nicht mehr an., siehe Wikipedia
  10. Imanuel Geiss: Kurt Riezler und der Erste Weltkrieg. In: Imanuel Geiss, Bernd Jürgen Wendt: Deutschland in der Weltpolitik des 19. und 20. Jahrhunderts. Düsseldorf 1973, S. 398–418, hier: S. 414 und Imanuel Geiss: Das Deutsche Reich und der Erste Weltkrieg. München/Wien 1978, S. 105, 117–118.

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