Weimarer Inflation

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Aus 1000 Mark wurden innerhalb eines Jahres eine Milliarde Mark

Die Weimarer Inflation war eine Hyperinflation, auch galoppierende Inflation genannt, im Deutschland der Weimarer Republik, zur Hauptsache in den Jahren 1919 bis 1923.

Ausgelöst wurde sie noch während des Ersten Weltkrieges durch enorme Militärausgaben der Obersten Heeresleitung zur Kriegsfinanzierung, die teils buchstäblich nur zu einem Zehntel durch Steuereinnahmen gedeckt waren und großteils ohne Umschweife durch Neuschaffung von Geld durch die damalige Reichsbank finanziert wurden. Es konnten sogar Wechsel von der Reichsbank ausgestellt werden. Die gesetzlichen Grundlagen dafür waren am 4. August 1914 vom Reichstag beschlossen worden.[1]

Die erhöhte Geldmenge lag bis Kriegsende aufgrund der wirtschaftlichen Mangellage weitgehend bei der Bevölkerung brach, und zudem gab es staatliche Preiskontrollen, so dass die Inflation zunächst nicht so deutlich war. Sichtbar wurde sie unter anderem durch die Reichsbanknoten - zum Teil noch von 1910 -, die vermehr ab 1919 herauskamen[2] und später mit einem roten Aufdruck versehen wuren. Nach Kriegsende und der Novemberrevolution begannen die Menschen wieder vermehrt zu konsumieren und brachten dieses Geld in den Wirtschaftskreislauf ein, was aufgrund der Tatsache, dass die Produktionskapazitäten noch auf Kriegswirtschaft und nicht zivilen Konsum eingestellt waren, zu einem massiven Nachfrageüberhang und damit zum ersten Schub dieser Inflation mit sehr starken Preissteigerungen führte.

Da die Löhne etwas hinter diesen Preissteigerungen zurückblieben (es musste relativ viel für höhere Löhne gestreikt werden), setzte um 1920 eine gewisse Dämpfung der Pressteigerungen ein, obwohl auch die jetzt die Regierung stellenden demokratischen Weimarer Koalitionen (gemäßigte bürgerliche Parteien und SPD) weiterhin die Geldmenge erhöhten, um erstens die Wirtschaft anzukurbeln und zweitens die Reparationsforderungen aufgrund des Versailler Vertrages erfüllen zu können.

Ab 1921 verlor zudem die Reichsmark gegenüber dem US-Dollar und auch anderen Währungen ganz massiv an Wert, was die Import-Preise enorm erhöhte (nicht mehr primär eine Nachfrage-, sondern eine sogenannte Wage-Push- oder Kosten-Inflation), was zu einer weiteren Preis-Lohn-Spirale führte.

Völlig aus dem Ruder lief diese Inflation dann mit der Ruhrbesetzung durch Franzosen und Belgier, als Reichskanzler Wilhelm Cuno den passiven Widerstand mit weiterer Ankurbelung der Neugeld-Produktion finanzierte.

Einige Beispiele, was das für die Bevölkerung bedeutete:

  • Ein Liter Milch kostete eine Million Reichsmark. Es wurden natürlich zur Bezahlung Banknoten mit immer höherem Wert ausgegeben (sieben grössere Papierfabriken waren damals damit komplett ausgelastet, diese Geldscheine zu drucken), dennoch mussten die Leute für ihren Einkauf das Geld vielfach mit Leiter- oder Kinderwagen transportieren.
  • Die Geldscheine waren derart wertlos, dass sie an kalten Wintertagen in großen Mengen zum Heizen gebraucht wurden.
  • Ein einziger US-Dollar, heute gerundet etwa in Parität zu einem Euro, kostete am Schluss die unvorstellbare Summe von 4200 Milliarden Reichsmark

Bei allen Mühen, welche diese quasi im Minutentakt steigenden Preise der Bevölkerung verursachten - einen Vorteil hatte die Inflationierung (abgerechnet allerdings 1923, wo die gesamte Wirtschaft aus den Fugen geriet): Die Arbeitslosigkeit sank auf einen Wert von unter drei Prozent, was wesentlich tiefer war als in den anderen europäischen Staaten.

Ende 1923 wurde der Weimarer Inflation durch eine fundamentale Währungsreform ein Ende gesetzt.

1 Literatur

  • Fischer Weltgeschichte/Band R.A.C. Parker: Europa 1918 bis 1945 (geschichtliche Infos)
  • Arthur Woll: Allgemeine Volkswirtschaftslehre (ökonomische Grundlagen)
  • Alois Dallmayr: Der große Raubzug. Zweites Heft: Das Inflationsverbrechen im Krieg, Hammer-Verlag, Leipzig 1929

2 Siehe auch

3 Einzelnachweise

  1. Gesetz, betreffend Änderung des Bankgesetzes laut Reichs-Gesetzblatt 1914, sieh Wikisource und Gesetz, betreffend die Ergänzung der Reichsschuldenordnung lt. Dallmayr S. 9
  2. Alois Dallmayr: Der Milliardenschwindel der Großfinanz, Schriftenreihe Der große Raubzug, Drittes Heft, Hqammer-Verlag, Leipzig 1929, Seite 14

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