Völkermord an den Armeniern
Dem Völkermord an den Armeniern unter der Regierung des Osmanischen Reichs fielen zwischen 1915 und 1917 rund 1,5 Millionen Armenier zum Opfer. Nach den Griechen waren die Armenier die zweitgrößte christliche Minderheit im Osmanischen Reich.[1]
Dieser Völkermord gilt als Vorläufer des Holocaust. Im Unterschied zu diesem war die Deportation zunächst auf die Elite beschränkt: Bei den ersten Deportationen wurden über 2000 armenische Geistliche, Ärzte, Verleger, Journalisten, Anwälte, Lehrer und Politiker verhaftet und in Konzentrationslager gebracht.[2] Hitler verwies bei seiner Begründung des Völkermords an den europäischen Juden auf die juristische Folgenlosigkeit des Völkermords an den Armeniern und gebrauchte dafür folgenden Ausspruch: Wer redet heute noch von den Armeniern?
Damat Ferid Pascha, der damalige Großwesir des Osmanischen Reiches gestand die Verbrechen 1919 öffentlich ein.[3] Von Seiten der heutigen Türkei wird die Zahl der Toten mit 300.000 angegeben[4] und damit gerechtfertigt, dass die Deportationen als Maßnahmen während des Ersten Weltkrieges notwendig waren. Es gab seitens deutscher Diplomaten Ansätze zu einer Vermittlung in dem damaligen Konflikt.[5] Eine geplante Vernichtung sei historisch nicht belegt. Die offzielle Haltung der türkischen Regierung ist seit einigen Jahren immer wieder Gegenstand politischer Auseinandersetzungen.
Der Deutsche Bundestag debattierte im April 2005 erstmals eine von der CDU/CSU-Fraktion eingebrachte Entschließung, nach der die Türkei aufgefordert werden sollte, sich zu ihrer historischen Verantwortung für die Massaker an armenischen Christen im Osmanischen Reich zu bekennen. Die Verfasser des Antrags, die den Begriff „Völkermord“ jedoch vermieden, bedauerten „die unrühmliche Rolle des Deutschen Reiches, das angesichts der vielfältigen Informationen über die organisierte Vertreibung und Vernichtung von Armeniern nicht einmal versucht hat, die Gräuel zu stoppen.“ Im Juli desselben Jahres verabschiedete der Bundestag einstimmig einen Antrag aller Fraktionen,[6] in dessen Begründung auf die über eine Million Opfer verwiesen und angeführt wurde, dass zahlreiche unabhängige Historiker, Parlamente und internationale Organisationen die Vertreibung und Vernichtung der Armenier als Völkermord bezeichneten.[7]
Am 23. April 2015 bezeichnete Bundespräsident Joachim Gauck als erster Bundespräsident[8] die Armeniermassaker als Völkermord.[9]
Erst im April 2021 erkannten auch die USA unter Präsident Joe Biden die Gräueltaten an den Armeniern als Völkermord an. Damit kam er einem Wahlversprechen nach und setzte sich gegen die Warnungen aus der Türkei durch.[10] Die Mehrheit von europäischen Ländern hat den Völkermord schon anerkannt. Eine Ausnahme bilden Länder wie die Türkei, Pakistan und Aserbaidschan.[11]
1 Einzelnachweise
- ↑ Kreiser und Neumann: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2003, S. 371–377.
- ↑ https://en.wikipedia.org/wiki/Deportation_of_Armenian_intellectuals_on_24_April_1915
- ↑ Gunnar Heinsohn: Lexikon der Völkermorde. Rowohlt Taschenbuch, 2. Aufl. 1998, ISBN 978-3-499-22338-9, S. 80.
- ↑ Kamuran Gürün: Ermeni Dosyası, (türkisch) 3. Auflage. Ankara 1985, S. 227.
- ↑ Bericht des deutschen Botschafters Hans von Wangenheim 1913
- ↑ Drucksache 15/5689
- ↑ Resolution des Deutschen Bundestages, Juni 2005 (PDF)
- ↑ Es war ein Völkermord: Gauck bringt ein Stück mehr Wahrheit
- ↑ http://www.bundespraesident.de/: Rede im Wortlaut; spiegel.de: Gedenk-Gottesdienst: Gauck spricht klar von Völkermord an den Armeniern; Türkisches Außenministerium: Presseerklärung Nr. 130 (Archivversion vom 26. April 2015) (englisch)
- ↑ USA erkennen Massaker an Armeniern als Völkermord an. In: Hamburger Abendblatt. FUNKE Medien Hamburg GmbH, 2021-04-24. Abgerufen am 24. April 2021.
- ↑ https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e6/States_recognising_the_Armenian_Genocide_recoloured.svg
2 Vergleich zu Wikipedia
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