Streichquartett Nr. 3 (on Hebrew Themes) (Komposition von Elie Siegmeister)

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Das Streichquartett Nr. 3 (on Hebrew Themes) des jüdisch-amerikanischen Komponisten Elie Siegmeister entstand im Jahr 1973. In diesem verarbeitet er Melodien traditioneller jüdischer Musik.
Der Komponist Elie Siegmeister im Jahr 1971 in New York City
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1 Zur Person Elie Siegmeister

  • Der im Jahr 1909 in New York geborene Elie Siegmeister studierte von 1924 bis 1935 bei verschiedenen Lehrern, und wurde 1934 Lehrer für Musikgeschichte am Brooklyn College und später Dozent an der New School for Social Research in Manhattan. Außerdem schrieb er etliche Bücher über Musik. [1] Er komponierte u.a. sechs Sinfonien, symhonische Stücke, vier Solokonzerte, zehn Opern, drei Streichquartette, fünf Sonaten für Violine und Klavier, Chorwerke und Lieder sowie Filmmusiken für Hollywood. [2]

2 Die Entwicklung von Siegmeisters Musiksprache

  • Während seiner Musikstudien in Europa interessierte er sich für moderne Musik, und begeisterte sich für die Musik von Arnold Schönberg, bei dem er auch studieren wollte. Nach seiner Rückkehr aus Europa komponierte Siegmeister in den frühen 1930er-Jahren zeitweilig in einem modernen, von der Polytonalität von Charles Ives inspiriertem Stil. Danach wechselte er zu einem tonal einfacheren, volkstümlicheren und leichter fassbaren Stil. Er komponierte u.a. sozialpolitisch motivierte Lieder für Arbeiterchöre, bei denen er auch Elemente der amerikanischen Folkmusik verarbeitet. Werke aus dieser Zeit, wie May Day for Orchestra (1933), Hiphip Hooray for the NRA (1933) oder Negro Songs of Protest (1936) lassen schon am Titel das gesellschaftspolitische Engagement erkennen. [3] Er reiste auch durch die USA, verbrachte viel Zeit mit Folk- und Bluesmusikern und sammelte Folkmusik. [4]
    Anfang des 1. Satzes aus Elie Siegmeisters Streichquartett Nr. 3
  • In den 1940er-Jahren war er mit großformatigen sinfonischen Werken, wie Ozark Set (1943), Western Suite (1945), Wilderness Road (1945) oder seiner 1. Sinfonie (1947) erfolgreich. Auch hier ließ er sich, ähnlich wie Aaron Copland oder Roy Harris Folkmusik inspirieren.
  • Ab den 1950er-Jahren wurde die Musik Siegmeisters von Kollegen und Kritikern zunehmend als old-fashioned angesehen. In den 1960er-Jahren kehrte Siegmeister dann zu einer moderneren und komplexeren Musiksprache zurück. Sein 2. Streichquartett aus dem Jahr 1964 wurde mit Werken Paul Hindemiths und Béla Bartóks verglichen. In seiner 2. Klaviersonate aus dem Jahr 1964 werden z.B. moderne Spieltechniken wie gezupfte Klaviersaiten, Cluster oder stumm gedrückte Akkorde zur Produktion harmonischer Obertöne eingesetzt. [5] Ein weiterer Einfluss in seinen Werken ab den späten 1960er-Jahren war jüdische Musik. Dies ist z.B. in seiner vom Temple Beth Sholom in Long Beach (New York) in Auftrag gegebenen Kantate I Have a Dream (über Martin Luther Kings berühmte Rede), den beiden Opern Angel Levine (1984) und Lady of the Lake (1984) sowie seinem dritten Streichquartett zu spüren. [6] Siegmeister selber meinte zum Einfluss jüdischer Musik auf sein Spätwerk u.a.:
"Vielleicht tauchte hier und dort auch ein Hauch von hebräischer Melodie auf. Es gibt in einigen meiner späteren Werke eine gewisse Art von Freiheit und gesanglicher Qualität." [7]

3 Entstehung des Streichquartetts Nr. 3

"Mein Großvater war orthodox und zeitweise Amateurkantor in dem kleinen russischen Dorf, in dem die Familie vor ihrer Emigration in die USA lebte. Aber ich habe von meiner Herkunft kaum Gebrauch in meiner Musik gemacht. Die Möglichkeit ergab sich 1972, als der Temple Adath Jeshurun aus Elkins Park in Pennsylvania mich mit der Komposition eines Streichquartetts beauftragte, dass traditionelle jüdische Melodien enthalten sollte. Zuerst zweifelte ich etwas, aber nach einigen Studien und Reflektionen fand ich vier schöne und alte Melodien, die mir geeignet erschienen von Streichinstrumenten entwickelt zu werden. Ich versuchte nicht jüdische Musik, sondern meine eigene Musik zu schreiben, die sich aus diesen wundervollen Melodien entwickelt." [8]
  • Uraufgeführt wurde das dem Andenken seiner Eltern gewidmete Werk dann am 12. Juni 1974 vom Vieuxtemps Quartett im Temple Adath Jeshurun in Elkins Park. [9] [10]

4 Die Musik des Streichquartetts Nr. 3

Chassidim fliegen zu ihrem Rebbe (Bild des Malers Zalman Kleinman). Elie Siegmeister meinte zur Wirkung des 2. Satzes seines Streichquartettes Nr. 3 u.a.: "Es ist fragend und fantastisch-humorvoll und erweckt vielleicht ein Bild von auf dem Kopf stehenden Rabbinern und verzauberten, durch die Luft segelnden Chassidim."
  • Das Werk besteht aus drei Sätzen:
  • Der erste Satz beruht auf einer alten jeminitischen Gesangsmelodie. Das Andante beginnt mit der von der 1. Violine vorgetragenen Melodie, welche von Viola und Violoncello mit wenigen pizzicato gespielten Tönen begleitet wird. Nach circa 40 Sekunden treten Viola und Cello hinzu und verarbeiten zusammen mit den Violinen das Thema. Der Abschnitt endet in einer intensiven Klimax, bevor das Tempo etwas anzieht und weitere Themen integriert werden. Die Musiksprache des Satzes ist gleichzeitig tonal und atonal und schreckt vor dissonaten Zusammenklängen nicht zurück. Siegmeister selber beschrieb die Musiksprache des 1. Satzes als "multi-tonal".
  • Der zweite Satz verwendet zwei chassidische Melodien aus Osteuropa. Nach einer dissonanten und rhythmisch betonten Einleitung beginnt die 1. Violine mit dem Thema, welches Siegmeister selber als "fragend und fantastisch-humorvoll" [11] bezeichnete. Die ursprüngliche Volksmelodie ist durch eine Off-Beatbegleitung im 5/4-Takt etwas verfremdet. [12] Der Komponist erweckt mit diesem Satz Bilder von Marc Chagall vom Leben im osteuropäischem Shtetl zum Leben. Nach Siegmeister erzeuge der Satz "vielleicht ein Bild von auf dem Kopf stehenden Rabbinern und verzauberten, durch die Luft segelnden Chassidim" [13] Es folgt ein kurzer, schnellerer Mittelteil, der auf einer osteuropäischen Tanzmelodie basiert. In diesem wird ausgiebig von Streicherglissandi Gebrauch gemacht. Der Satz endet dann mit einer recht frei gehaltenen Reprise des ersten Teils.
  • Das Material des dritten Satzes hat Siegmeister den Fragmenten zweier aschkhenasischer Gebetsweisen entnommen. Diese werden zuerst von Viola und Cello in Oktaven vorgestellt. Obwohl die Musik metrisch notiert ist, vermittelt sie etwas vom ametrischen, rhythmisch freien Charakter traditioneller Synagogalmusik. Die Themen werden darauf folgend in sieben Variationen verarbeitet bevor die letzte Variation sich wieder der Originalgestalt annähert. [14]

5 Links und Quellen

5.1 Weblinks

5.1.1 Bilder / Fotos

5.1.2 Videos

5.1.3 Audios

5.2 Literatur

  • Leonard J. Lehrman und Kenneth O. Boulton: Elie Siegmeister - American Composer, Scarecrow Press, 2010
  • Melvin Berger: Guide to Chamber Music, 3. Aufl., Dover Publications, New York, 2011, Seite 424 und 425

5.3 Einzelnachweise

  1. Anm.: So z.B. Music and Society (1938), Treasury of American Song (1943) oder Harmony and Melody (1965).
  2. Melvin Berger: Guide to Cahmber Music, 3. Aufl., Dover Publications, New York, 2011, S. 424
  3. Kyle Riquet Lynch: Stylistic Change in the Music of Elie Siegmeister 1940-1970, University of Miami, 2010
  4. Allan Kozinn in der New York Times: Elie Siegmeister, 82, a Composer Rooted in American Idiom, Dies
  5. Kyle Riquet Lynch: Stylistic Change in the Music of Elie Siegmeister 1940-1970, University of Miami, 2010
  6. Melvin Berger: Guide to Chamber Music, 3. Aufl., Dover Publications, New York, 2011, S. 425
  7. Eigene Übersetzung nach dem Original: "Perhaps a touch of Hebraic melody appeared here and there as well. There's a kind of a freedom, a chantlike quality that you get in some of my later things" aus Elie Siegmeister: Reminiscences of Elie Siegmeister, Interview mit Berenice Robinson Morris am 1. Juni 1975, Oral History Research Project, Columbia University, New York
  8. Eigene Übersetzung nach dem engl. Original auf www.newworldrecords.org: "My grandfather was Orthodox, and an amateur part-time cantor in the synagogue of the tiny Russian village where the family lived before coming to America, but I had rarely made use of this heritage in my music. The occasion arose in 1972, when Temple Adath Jeshurun of Elkins Park, Pennsylvania, commissioned me to write a string quartet that would include traditional Hebrew themes. I was somewhat doubtful at first, but after some research and reflection found four beautiful old melodic phrases that seemed to lend themselves to development by string instruments. I did not attempt to write Jewish music, but simply my own music which would take off from these lovely tunes."
  9. Elie Siegmeister - compositions (Title--Additional Information--Publisher, date of publication--Composition date)
  10. Melvin Berger: Guide to Chamber Music, 3. Aufl., Dover Publications, New York, 2011, S. 425
  11. Anm.: Im Original "quizzical, fantastic-humorous".
  12. Melvin Berger: Guide to Chamber Music, 3. Aufl., Dover Publications, New York, 2011, S. 425
  13. Anm.: Im Original schreibt Siegmeister: "It is quizzical, fantastic-humorous, and perhaps calls to mind an image of upside-down rabbis, and enchanted Chassidim, sailing through the air."; zitiert nach NWCR814 - Elie Siegmeister auf www.newworldrecords.org
  14. Melvin Berger: Guide to Chamber Music, 3. Aufl., Dover Publications, New York, 2011, S. 425

5.4 Siehe auch

6 Hinweis zur Verwendung

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7 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Streichquartett Nr. 3 (on Hebrew Themes) (Komposition von Elie Siegmeister)) vermutlich nicht.




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