Raumfähre

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Space Shuttle Columbia beim ersten Start (1981)

Eine Raumfähre ist ein wiederverwendbares Transportfahrzeug für die Raumfahrt, das nach einer Weltraummission wie ein Flugzeug landend zum Erdboden zurückkehrt.

Raumfähren sind durch ihre Wiederverwendbarkeit und ihren steuerbaren Gleitflug deutlich von den mit Landekapseln (z. B. der Kapsel des Apollo-Programms oder der Sojus-Landekapsel) ausgestatteten Anfängen der Raumfahrt zu unterscheiden. Landekapseln für die Rückkehr zur Erde können nur einmal eingesetzt werden. Die Landekapseln lassen sich beim Durchfliegen der Atmosphäre nur bedingt steuern.

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1 Geschichte

Während die ersten Raumfahrtpioniere für den Weg ins All Raketen vorschlugen, insbesondere Hermann Oberth in seinem grundlegenden Buch Wege zur Raumschiffahrt (1929), befürwortete der österreichische Raumfahrtpionier Eugen Sänger Flugzeuge mit Raketenantrieb. Grundlegend ist das von Sänger zusammen mit der Mathematikerin und Physikerin Irene Bredt, seiner späteren Frau, in Deutschland entworfene Konzept Über einen Raketenantrieb für Fernbomber.[1] Der dort gemachte Vorschlag eines transkontinentalen Amerika-Bombers führte zu dem Projekt Silbervogel.

2 Dyna-Soar

Künstlerische Darstellung des Dyna-Soar beim Wiedereintritt

Das Projekt Dyna-Soar (englisch Dynamic Soaring für Dynamischer Gleitflug) der US Air Force startete 1957 und hatte das Ziel, einen Raumgleiter zu entwickeln, der sowohl als Aufklärer und Bomber als auch für Rettungsaktionen im All, Satellitenwartung und Sabotage feindlicher Satelliten genutzt werden kann. Der auch als X-20 bezeichnete, 10,77 Meter lange und 6,34 Meter breite Flugkörper sollte eine Besatzung von einem Mann haben. Als Trägerrakete für orbitale Flüge war eine Titan-III vorgesehen.

3 Space Shuttle

Space Shuttle Atlantis im Orbit

Das US-amerikanische Space Shuttle ist der bislang einzige Raumfährentypus, der tatsächlich zu bemannten Missionen im Weltraum eingesetzt wurde. Es wurden seit den 1970er Jahren fünf raumflugtaugliche Exemplare gebaut, die es zusammen auf 135 Starts brachten. Zwei der fünf Raumfahrzeuge, die Challenger und die Columbia, sind in den 30 Dienstjahren verunglückt.

4 Spiral

Spiral-EPOS-Raumgleiter, Prototyp 105-11 für Unterschall-Atmosphärenflüge im Luftwaffen-Museum Monino

Die Mikojan-Gurewitsch MiG-105 „Spiral“ (Spitzname: Lapot russ. лапоть für Bastschuh – wegen seiner Nasenform) wurde 1965 im Rahmen des Spiral-EPOS-Programmes durch die Sowjetunion mit dem Ziel des Baus eines Raumfahrzeuges mit wiederverwendbaren Komponenten entwickelt. Sie diente als Prototyp für den Raumgleiter (OS). Weitere Komponente waren die Hilfsrakete (RB) und das Überschallträgerflugzeug (GSR). Die Entwicklung von Spiral-EPOS wurde 1975 schließlich zugunsten der Entwicklung der Raumfähre Buran eingestellt.

5 BOR

BOR-4S

BOR (Bezpilotnyj Orbitalnyj Raketoplan) war die Bezeichnung einer Reihe von Testflugkörpern, mit denen Erfahrungen für die Entwicklung der sowjetischen Raumfähre Buran gesammelt werden sollten. 1973 kündigte die Russische VPK ein Weltraumprogramm zur Erforschung von Raumfähren an. Ziel des BOR-Programms war die Entwicklung von Hitzeschutzschilden und der generellen aerodynamischen Strukturen einer Raumfähre. Mit den letzten vier dieser Testgeräte (Kosmos 1374, 1445, 1517 und 1614) wurden orbitale Flüge durchgeführt.

6 LKS

Die Raumfähre LKS (russ. Лёгкий Космический Самолёт, dt. „Leichtes Kosmos-Flugzeug“) war ein Projekt unter der Leitung von Wladimir Nikolajewitsch Tschelomei als eine kleinere und günstigere Antwort der Sowjetunion auf das US Space Shuttle. Jedoch wurde diese kleine Raumfähre zugunsten der größeren Buran verworfen. Vom LKS wurde ein Vorführmodell in Originalgröße hergestellt.

7 Raumfähre Buran

Buran

Die sowjetische Raumfähre Buran (russ. Буран für Buran – Schneesturm) wurde 1976 genehmigt und ab 1980 entwickelt. Der Buran 1.01 wurde am 15. November 1988 von einer Energija-Rakete zu seinem ersten und einzigen Flug in den Orbit gebracht. Da der Buran über keine Lebenserhaltungssysteme verfügte, war der Flug unbemannt. Er dauerte etwa 3,5 Stunden.

Mit der zweiten sowjetischen Raumfähre Ptitschka (russ. Птичка – kleiner Vogel) sollte ab 1991 der reguläre Flugbetrieb aufgenommen werden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde das Projekt jedoch zu teuer. Das russische Raumfähren-Programm wurde 1993 offiziell eingestellt.

8 Raumgleiter Hermes

Modell des Hermes

Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) plante mit dem Raumgleiter Hermes ein dem Buran ähnliches System, für das die Ariane 5 als Trägerrakete vorgesehen war. Anders als beim sowjetischen System sollte Hermes nicht huckepack auf der Trägerrakete (in Parallelstufung), sondern an der Spitze (in Tandemstufung) sitzen. Mit dieser Konfiguration wäre das gesamte Trägersystem weniger fehleranfällig gewesen, da beim Start abfliegende Teile die Außenwand des Shuttles nicht beschädigt hätten, was der Auslöser der Columbia-Katastrophe im Jahre 2003 war. Wegen der hohen Kosten von ca. sechs Milliarden Euro wurde die Entwicklung 1992 eingestellt.

9 HOPE-X

Die japanische Raumfahrtbehörde JAXA entwickelt mit dem Projekt HOPE-X eine Raumfähre. Geplagt von finanziellen und technischen Problemen, ist bisher allerdings kein Erfolg abzusehen.

10 Sänger II

Eugen Sänger konzipierte in den 1960er Jahren einen Raumgleiter, der mit dem Namen Sänger II in den späten 1980ern weiterentwickelt, jedoch nicht gebaut wurde.[2]

11 Hopper

Bei der ESA laufen Konzeptstudien und vorbereitende Entwicklungen für ein unbemanntes Raumtransportsystem, den Hopper.

12 Kliper

Die russische Weltraumagentur Roskosmos entwickelte mit dem Kliper (je nach Übersetzung auch Klipper oder Clipper) einen Raumgleiter. Er sollte 700 kg Nutzlast und sechs Astronauten beherbergen können. Der Jungfernflug war für ca. 2012 geplant. Es wurde auch über eine Kooperation mit der ESA diskutiert. 2007 wurde das Programm wegen zu hoher Kosten eingestellt.

13 Castore

Am 24. Februar 2007 wurde in Italien der Prototyp der geplanten Raumfähre Castore getestet, ein neun Meter langer, knapp vier Meter breiter Flugkörper mit einem Gewicht von 1.250 kg. Das Luftfahrzeug wurde mit einem unbemannten Höhenballon in eine Höhe von 25 km gezogen und glitt von dort zu Boden. Über zahlreiche Sensoren wurde das Verhalten beim Eintritt in die Atmosphäre gemessen, wobei auch die Schallmauer durchbrochen wurde. Castore fiel schließlich plangemäß ins Mittelmeer und wurde geborgen. Für die Zukunft sind weitere wissenschaftliche, perspektivisch aber auch bemannte Flüge vorgesehen.[3]

14 Dream Chaser

Modell des Dream Chaser in Originalgröße

Das 2008 von der Sierra Nevada Corporation übernommene, privat finanzierte Raumfahrtunternehmen SpaceDev entwickelt im Rahmen des Commercial-Crew-Development-Programms der NASA den Raumgleiter Dream Chaser. Der Dream Chaser basiert auf dem Konzept eines lifting body.

15 Skylon

Die britische Konzeptstudie Skylon sieht eine Raumfähre vor, die mit luftatmenden Triebwerken waagrecht startet. In 26 km Höhe, wenn in den oberen Atmosphärenschichten der Sauerstoff nicht mehr zum Betrieb ausreicht, wird auf einen internen Sauerstofftank umgeschaltet, der das Erreichen der Erdumlaufbahn ermöglicht. Skylon soll eine Nutzlast von 12 t oder 24 Passagiere transportieren können.

16 SHEFEX

Das deutsche Entwicklungsprojekt SHEFEX Sharp Edge Flight Experiment, deutsch: das scharfkantige Flugexperiment steht für ein Projekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zur Entwicklung einiger neuer, kostengünstiger und sicherer Konstruktionsprinzipien für Raumkapseln und Raumfahrzeuge mit Wiedereintrittsfähigkeit in die Atmosphäre und deren Integration zu einem Gesamtsystem. Das DLR hat dazu erklärt: Ziel der Forschungsarbeiten ist ein Raumgleiter, der ab 2020 für rückführbare Experimente unter Schwerelosigkeit zur Verfügung stehen soll.[4] Das Raumgleiterprojekt hat den Namen REX-Free Flyer erhalten.[5]

17 Literatur

  • Klausdieter Kipke: Experimentelle Untersuchungen an Wellenreiter-Flügeln im Hyperschallbereich; Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFL) Juni 1968
  • Peter Adamek, Fritz Mysliwetz: Aerodynamische Erwärmung im Hyperschallbereich und Flugeigenschaften von Raumflugkörpern – Teil I; Junkers Flugzeug- und Motorenwerke GmbH; München 1969
  • Fritz Mysliwetz, H. Przibilla: Aerodynamische Erwärmung im Hyperschallbereich und Flugeigenschaften von Raumkörpern – Teil II: Flugeigenschaften von Raumflugkörpern im niedrigen Unterschallbereich und im Hyperschallbereich; Junkers Flugzeug- und Motorenwerke GmbH; München 30. April 1969

18 Weblinks

 Commons: Bemannte Räumfähren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

19 Vergleich zu Wikipedia



20 Einzelnachweise

  1. Juhani Westman: Global Bounce. 2011-10-25. Abgerufen am 5. Oktober 2011. (en)
  2. Heribert Kuczera,et al.: Reusable space transportation systems. Springer, Berlin 2011, ISBN 978-3-540-89180-2, The German national technology program and the Sänger concept (1987–1995), S. 85–181
  3. Italien testete Raumfähre „Castor“, abgerufen am 2. November 2014
  4. http://www.dlr.de/desktopdefault.aspx/tabid-728/1208_read-30052
  5. Seite des Institut für Bauweisen- und Konstruktionsforschung der DLR über das Projekt REX-Free Flyer (Archivversion vom 1. Juni 2013), abgerufen am 28. Juni 2012

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