Eugen Sänger

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Eugen Sänger (* 22. September 1905 in Preßnitz, Österreich-Ungarn; † 10. Februar 1964 in Westberlin) war ein deutscher Raketeningenieur. Er wurde vor allem durch seine frühen und außerordentlich erfolgreichen Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Raketentechnik und deren systematische Weiterführung bis in die modernsten Bereiche sowie durch seine weitgespannten, tiefschürfenden Beiträge zum Raumfahrtgedanken zu einem der namhaftesten Pioniere der Raketen- und Raumflugtechnik. Sänger promovierte 1929 nach dem Studium an den Technischen Hochschulen in Graz und Wien mit einer Arbeit aus der Flugzeugtechnik. Schon während seines Studiums begann er mit Untersuchungen über

  • verschiedene Raketentreibstoffe (Flüssigsauerstoff, Wasserstoffperoxid, Salpetersäure, Kohlenwasserstoffe)
  • Düsenströmungen mit chemischen Reaktionen
  • Anwendung gasdynamischer und gaskinetischer Rechenverfahren auf die Raketenflugtechnik
  • plankonvexe Flügelprofile für hohe Überschallgeschwindigkeit, sowie über
  • Flugleistungen von Raketenfernflugzeugen mit kurzer Antriebsperiode

Er legte die Ergebnisse dieser Untersuchungen in seinem 1933 erschienenen Werk Raketenflugtechnik dar, das viele Jahre die wertvollste Publikation auf diesem Gebiet war, und erhärtete seine theoretischen Arbeiten durch eingehende Prüfstandversuche an der Technischen Hochschule in Wien, wo er bis 1935 tätig war. Sänger ging 1936 an das Deutsche Institut für Luftfahrtforschung in Berlin-Adlershof, später an andere Institute in Braunschweig-Völkenrode sowie Trauen und Ainring. In Trauen baute er selbständig ein Institut für raketentechnische Grundlagenforschung auf, an dem auch seine spätere Frau Irene Bredt tätig war. Zu seinen Entwicklungsarbeiten gehörte u.a. Triebwerksentwürfe mit Hochdruckbrennkammern bis zu 100 bar Brennkammerdruck und 1.000 kN Schub, Verfahren und Anlagen zur Pumpenförderung bis 150 bar Förderdruck, ferner die Prüfung von Aluminium-Gasöl-Dispersionen als Raketenbrennstoffen und von Flüssigozon-Flüssigsauerstoff-Gemisch als Oxydator sowie von Werkstoffen auf ihre Eignung für Raketenbrennkammern. Von 1942 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war Sänger im Dienst der Kriegsrüstung Leiter der Triebwerksabteilung der Deutschen Forschungsanstalt in Ainring. Dort setzte er vor allem seine Untersuchungen zum Überschallflug fort und entwickelte die Konzeption eines nach dem Raumgleiterprinzip einsetzbaren Raketenfernbombers, die unter dem Titel Über einen Raketenantrieb für Fernbomber als Geheimbericht für die zuständigen Instanzen der faschistischen Luftkriegsführung abgefasst wurde. In weiteren Untersuchungen befasste sich Sänger mit antriebs- und flugmechanischen technischen Problemen des Staustrahltriebwerks. Auch an diesen Arbeiten war Irene Bredt Mathematikerin wesentlich beteiligt. Von 1946 bis 1954 war Sänger als Forschungsingenieur in Frankreich tätig. 1954 übernahm er den Aufbau und die Leitung des Forschungsinstituts für Physik der Strahlantriebe (FPS) in Stuttgart. Für seine großen Verdienste um Raketentechnik und Raumfahrt wurden ihm in dieser Zeit zahlreiche Ehrungen zuteil. So wurde er 1951 auf dem Gründungskongress der Internationalen Astronautischen Föderation (IAF) zu deren erstem Präsidenten und 1956 zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Raketentechnik und Raumfahrt, Stuttgart, gewählt; 1957 berief man ihn zum Honorarprofessor an die Technische Hochschule in Stuttgart. Neben seiner praktischen Tätigkeit auf verschiedenen Gebieten der Raketentechnik beschäftigte er sich u.a. auch mit den theoretischen Grundlagen des relativistischen Raumflugs (Fluggeschwindigkeit nahe der Lichtgeschwindigkeit) und des Photonenstrahlantriebs sowie mit philosophischen Betrachtungen zum Sinn und Ziel der Raumfahrt. 1963 erhielt er eine Berufung an die Technische Universität in Westberlin, wo er bis zu seinem Tod tätig war.

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  • transpress Lexikon Raumfahrt

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