Evangelium nach Lukas

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Das Evangelium nach Lukas gehört zu den vier offiziellen Evangelien des Neuen Testaments und steht in der heute überlieferten Fassung an dritter Stelle in der Reihenfolge.

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1 Geschichtlicher Hintergrund

Entstanden ist das Evangelium wahrscheinlich im Jahre 80 n.Chr., die ältesten, noch erhaltenen handschriftlichen Fragmente stammen aus der Zeit um das Jahr 200. Die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 war dem Verfasser wohl bekannt. Da er sich allerdings für eine loyale Anerkennung des Staates ausspricht, dürfte ihm die Christenverfolgung unter Kaiser Domitian noch nicht bekannt gewesen sein, ebensowenig wie die Sammlung der Paulusbriefe, die etwa um 100 n. Chr. bekannt wurde. Einige Veränderungen erlebte der Text im 2. Jahrhundert durch Kopisten, die dadurch wohl den ursprünglichen Text etwas verfälschten. Unsere heutigen Übersetzungen stammen von einem griechischen Text, der in vielen Codices (4. Jh.) und teilweise auf Papyri (Anfang 3. Jh.) erhalten ist. Zu Beginn weist der Autor selbst daraufhin, dass seine Berichte nur auf mündlichen Überlieferungen beruhen.[1] Die Texte sind offenbar seinem Schüler Theophilus gewidmet.

2 Autor

Der Sage nach wurde Lukas im syrischen Antiochia geboren. Einer These nach soll er zu den griechischen Bewohnern Antiochias und somit zu den ersten Nichtjuden gehören, die von Paulus im Jahre 40 missioniert wurden. Er soll Paulus auf seiner zweiten Missionsreise im Jahre 51 nach Mazedonien und Griechenland begleitet haben. Lukas soll einige Zeit in PPhillippi bei der dortigen Christengemeinde gelebt haben. Etwas später soll er Paulus wieder nach Jerusalem und auch nach Rom gefolgt sein (wohl im Jahr 62). Nach dem Tod von Paulus soll Lukas in Griechenland gelebt haben. Dort soll er dann das Evangelium geschrieben haben, und im Alter von 84 soll er in Achaia/Boeotien gestorben sein. Der Heilige Lukas gilt als Arzt und Künstler, als deren Schutzpatron er noch heute verehrt wird.

Irenaeus von Lyon forschte schon in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts wohl als erster nach dem Autor des heutigen Lukasevangeliums und dachte dabei auch an Lukas, den Freund und Reisebegleiter des Apostels Paulus. Jener wird in zwei Paulusbriefen erwähnt. Irenaeus stützt sich bei seiner Annahme auf die Schilderungen in der Apostelgeschichte(ApG), die vom gleichen Autor stammt wie das heutige Lukasevangelium. Besonders deutet für ihn darauf z.B. Apg 16,11 EU: „Wir fuhren von Troas auf dem kürzesten Weg zur Insel Samothrake und am zweiten Tag erreichten wir Neapolis.“ Der Autor wechselt hier die Erzählform zur Wir-Form. Er deutet hier demnach an, dass er selbst Reisebegleiter war. Manche vermuten auch bei 2 Kor 8,18 EU den Evangelisten Lukas: „Mit ihm schicke ich den Bruder, der wegen seines Wirkens für die Gute Nachricht bei allen Gemeinden in hohem Ansehen steht.“

Da der Autor des Lukasevangeliums vor allem die Heilungsgeschichten von Jesus Christus beschreibt, geht es ihm nicht um Belehrungen, sondern um die Heilung und Kunst des gesunden Lebens. Dies kann ein Beweis für seinen Beruf als Arzt sein.

Eine spätere Sage zeigt Lukas als Maler. Die malerische Sprache des Verfassers sollte diese Behauptung bestärken (z.B. das Hüpfen des Johannes im Mutterleib). Ebenso soll das erste Marienbildnis aus der künstlerischen Hand des Evangelisten Lukas stammen. Wahrscheinlich stammt diese Zuschreibung aus der besonderen Marienbeziehung des Schriftstellers, die im auch Evangelium deutlich wird.

Eine Namensangabe in den Überschriften des Evangeliums findet man erst im 2. Jahrhundert. Jenes deutet daraufhin, dass die Überschrift wohl im Rahmen der Kanonisierung zur Unterscheidung der Evangelien vorangestellt wurde. Aus diesem folgt, dass das Evangelium zunächst anonym überliefert wurde. Zwar wendet sich der Autor im Vorwort persönlich an den Leser, eine Vorstellung unternimmt der Autor allerdings nicht. Setzt man eine enge Beziehung zwischen Paulus und dem Autor des Evangeliums voraus, so muss man erkennen, dass die inhaltlichen Aussagen der Apostelgeschichte und des Evangeliums dem eher entgegenstehen. Die Darstellung von Paulus und das Persönlichkeitsbild in den Paulusbriefen weisen derart starke Unterschiede auf, dass sich die Annahme aufdrängt, es handle sich nicht um dieselben Personen. Neuere Forschungen belegen dies,[2] obwohl einige Autoren immer noch davon ausgehen, dass Lukas beide kanonischen Teile verfasst hat.[3]

3 Sprachstil

Lukas ist Zeuge der griechischen Sprache der hellenistischen und römischen Zeit auf halben Weg zwischen der attischen Prosa der klassischen Zeit und dem modernen Griechisch. Lukas schreibt nicht, wie man zu jener Zeit sprach, er versucht allerdings einen Spagat zwischen der üblichen Volkssprache (vgl. Markus z.B. Mk 2,23 und Lk 6,1) und den künstlichen Reformbewegungen zu machen. Lukas vermeidet in seinem Evangelium im Gegensatz zu Markus viel Semetismen. Er verwendet die Sementismen nur dann, wenn sie ihm erträglich scheinen. Im Gegensatz zum Evangelisten Markus verwendet Lukas Hypertaxen, d.h. Lukas verwendet auch verschachtelte Nebensätze. Es lässt sich ebenso eine Vorliebe für Partizipialsätze erkennen. Er verwendet im Gegensatz zu anderen Evangelisten und NT-Schriftstellern die Tempora und Modi in korrekter Form. Ebenso fällt auf, dass Lukas den damals weniger gebräuchlichen Operativ richtig zu gebrauchen vermag: „Die Gesetzeslehrer und die Pharisäer packte eine unsinnige Wut und sie berieten miteinander, was sie gegen Jesus unternehmen könnten.“ (Lk 6,11) Sein flüssiger und leichter Stil tritt in der quellenunabhängigeren Apostelgeschichte allerdings noch besser hervor. Auffällig ist das auch in den lukanischen Gleichnissen, die sonst in keinem anderen Evangelium zu finden sind, und dem inneren Monolog: „Was soll ich jetzt tun?', überlegte er.“ (Lk 12,17) Bei dieser Einschätzung ist jedoch zu berücksichtigen, dass es verschiedene Übersetzungen gibt, welche den Stil der sogenannten Urtexte nur erahnen lassen.

4 Inhalt und Theologie

4.1 Die Kindheitsgeschichte

Lukas ist ohne Zweifel ein herausragender Repräsentant der sogenannten narrativen Theologie. Das heißt, Lukas betreibt Theologie nicht durch Spekulieren sondern durch Erzählen. Lukas erzählt das Geheimnis der Gottessohnschaft Jesu, indem er mit dem Beschreiben der Geburt beginnt. Lukas setz unser heutiges Glaubensbekenntnis erzählerisch um. Gerade in der Kindheitsgeschichte zeigt sich, was für ein exzellenter Erzähler Lukas ist. Sein Quellen sind kunstvoll geordnet. So hat Lukas die Geburtsgeschichte des Johannes mit der von Jesus verzahnt und so angeordnet, dass Johannes ganz auf Jesus ausgerichtet ist und auf ihn hinweist. Es geht klar hervor, dass Jesus Johannes überflügelt. Johannes predigt das Gericht und ruft zur Umkehr auf, während Jesus die gute Nachricht von der Gnade Gottes verkündet. Hier hat Lukas zwei Doppelbilder gemalt: Das eine zeigt die Geburtsankündigungen, das zweite die Geburten. Nach beiden Bildern findet man Meditationen über das Geschehene. Nach der Ankündigung der Geburten folgt der Besuch Marias bei Elisabeth. Nach der Geburt Jesu folgt das Zeugnis von Simeon und Hanna über Jesus und die Geschichte des 12jährigen im Tempel. Diese Bilder zeigen das Geheimnis des neu Geborenen.

4.2 Krankheit und Heilung bei Lukas

Wie oben dargelegt, wurde Lukas auch als Arzt gesehen weil er die ärztliche Sprache beherrscht. In keinem anderen Evangelium kommen so häufig die Wörter heilen und gesundmachen vor wie bei Lukas. Christus ist der Mensch, der Heil und Heilung bringt. Heilung bedeutet für Lukas die Herstellung der menschlichen Würde und Harmonie. Dies wird insbesondere deutlich an den Heilungsgeschichten des Wassersüchtigen und der gekrümmten Frau. Beide Heilungen finden am Sabbat statt, an dem Tag, an dem sich Gott eigentlich von der Schöpfung ausruht. Jesus stellt also hier bildlich durch die Heilung wieder die Schöpfung her und vollendet das Werk des Vaters.


4.3 Gleichnisse Jesu

Verlorene Schaf 15,1-7

Verlorene Drachme

Verlorene Sohn

Lukas beherrscht nicht nur das therapeutische Wirken Jesu weiterzugeben ebenso

Jesu – Vorbild des Beters

Jesus als Göttlicher Wanderer

Auferstehungsgeschichten

5 Die Quellen des Evangelisten

„Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat.“ so oder ähnlich heißt es in der Einheitsübersetzung (Lk 1,1 EU). Dieser einleitende Satz im Vorwort des Lukasevangeliums lässt vermuten, dass der Autor des Evangeliums sehr wohl andere Evangelien und Texte über die Wirkungs- und Leidensgeschichte Jesu kannte. Es kann aber auch eine übliche rhetorische Einleitung sein. Sehr wahrscheinlich ist es, dass Lukas vor allem das Markusevangelium kannte und aus diesem auch große Teile übernahm. Bei Textanalyse und -vergleich fällt auf, dass der Markustext dem Lukastext sehr stark ähnelt. Er respektiert sehr stark die Wortreihenfolge und Wortwahl Jesu. Im Vergleich zum Markusevangelium ist zu sehen, dass Lukas seine Quellen weder zergliedert noch verschmilzt, allerdings wechselt er Textblöcke verschiedener Herkunft einander ab. Man könnte vermuten, dass Lukas das Markusevangelium weder inhaltlich noch sprachlich genügend fand. Im klaren Gegensatz zu anderen Texten schreibt Lukas ausführlicher über die Zeit vor der Taufe Jesu im Jordan und die Zeit nach seinem Tod. Man geht davon aus, dass sich Lukas hier vor allem auf Legenden und Sagen seiner Zeit stützt. Ebenfalls geht man davon aus, dass die Lieder (Nunc Ditmitis; Magnificat; Benedictus) nicht aus der Feder des Evangelisten stammen, sondern eher aus der Täuferbewegung oder dem Gebetsschatz der Urkirche.

6 Literatur

6.1 Übersetzungen

  • Deissler, Alfons; Vögtle, Anton: Neue Jerusalemer Bibel, Freiburg 2000
  • Bovon, Francois; Das Evangelium nach Lukas, EKK Zürich 1989
  • Kremer J.: Die Neue Echter Bibel – Lukasevangelium, Würzburg 1988
  • Müller, Paul-Gerhard: Lukasevangelium, Stuttgart 1984

6.2 Sekundärliteratur

  • Ernst, Josef: Lukas – Ein theologisches Portrait, Düsseldorf 1985
  • Grün, Amseln: Jesus – Bild des Menschen - Das Evangelium des Lukas, Stuttgart 2001
  • Busse, Ulrich; Jesus zwischen arm und reich - Lukasevangelium, Stuttgart 1980

7 Vergleich zu Wikipedia




8 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. siehe Lk 1,1-4 EU
  2. Brown, Raymond E. (1997). Introduction to the New Testament. New York: Anchor Bible. S. 267–8
  3. Udo Schnelle: The History and Theology of the New Testament Writings, S. 259

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