Finanzielle Verhältnisse Wolfgang Amadeus Mozarts

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Die finanziellen Verhältnisse des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart werden häufig im Zusammenhang mit bestimmten Behauptungen untersucht, weil man sagt, Mozart habe nicht mit dem Geld umgehen können und sei verarmt. Dies sei auch Ursache für das sogenannte „Armenbegräbnis“ nach seinem Tod.

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1 Hypothesen und Fakten

Mozart wollte angeblich reich werden. Dieses Ziel hat er bis zu seinem Tod angestrebt, da er schon als Kind Erfolg hatte. Er wollte in die angesehenen Kreise (heute High Society genannt) der Stadt Wien aufsteigen. Das gelang ihm jedoch nicht, was weniger an den finanziellen Verhältnissen, sondern vielmehr an seiner bürgerlichen Herkunft lag. Die angesehenen Kreise bestanden damals fast ausschließlich aus Angehörigen des Adels. Nur wenigen - wie etwa Christoph Willibald Gluck - gelang der soziale Aufstieg. Die These vom „verarmten Genius Mozart“ stammt aus der Romantik.[1]

Sein Vater Leopold Mozart verstand es, ihn als Wunderkind vorzuführen, und so konnte schon der junge Künstler Geld verdienen. Im Alter von sechs Jahren trat er 1762 in München beim bayerischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph (1727 – 1777) auf. Sein Honorar für dieses Konzerts ist nicht bekannt. Im Rahmen ihres ersten Aufenthalts in Wien (18. September 1762 bis 5. Januar 1763) bekamen Wolfgang und Nannerl Mozart am 15. Oktober 1762 je ein Galakleid von Kaiserin Maria Theresia überreicht, die Familie wurde von ihr mit 100 Dukaten (= 500 Gulden) beschenkt. Der zweite und diesmal längere Aufenthalt in Wien vom 11. September 1767 bis 5. Januar 1769 kostete den Vater zwar 160 Dukaten (= ca. 800 Gulden), bei Konzerten in Wiener Adelshäusern verdiente die Familie Mozart jedoch genug, um diese Ausgaben zu decken. Von Papst Clemens XIV. wurde Mozart bereits am 4. Juli 1770 - also im Alter von 14 Jahren - in Rom zum Ritter vom Goldenen Sporn ernannt.

Für freischaffende Künstler war es bereits im 18. Jahrhundert schwierig, ein regelmäßiges Einkommen zu erzielen. Mozart hat es dies anfangs geschafft. In Wien lebte er von seinen Kompositionen, von Verleger- und Aufführungshonoraren, von seinen Auftritten als Pianist, von seinen Opern und von Unterrichtslektionen. Für drei Schüler in Wien verlangte er pro Jahr 800 Gulden. Das entsprach dem Gehalt eines Oberarztes des Wiener Krankenhauses. Vater Leopold Mozart verlangte für eine Lektion 12 Kreuzer, Wolfgang 125.

Gleichwohl versuchte Mozart - auch mit Hilfe seines Vaters - eine feste Anstellung zu bekommen. Im August 1772 wurde er von Hieronymus Franz Josef von Colloredo, Fürsterzbischof von Salzburg, zum besoldeten Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle ernannt. Trotzdem führte dies zunächst nicht zu einem Ende seiner Reisen mit dem Vater, das Dienstverhältnis kündigte er schließlich 1777. Später war er nochmals 20 Monate im Dienste des Erzbischofs, und zwar ab 17. Jänner 1779 als Hoforganist.

Als Komponist, Veranstalter von Akademien, durch Konzerte etc. erzielte Mozart in Wien bis 1787 Einkünfte von ungefähr 10.000 Gulden pro Jahr, Unterrichtslektionen brachten ihm weitere 900 Gulden ein, bei Auftritten in Adelshäusern verdiente er ebenfalls einiges. Mit 500 Gulden konnte eine Familie in Wien ein Jahr lang auskommen, das heißt, Mozarts Einkünfte waren damals sehr gut. Für seine Akademien mussten aber Saalmiete, Beleuchtung, Klaviertransport, das Stimmen des Klaviers und Kopien der Noten bezahlt werden. Die Opern und Verlagswerke brachten immer nur ein einmaliges Honorar ein. Carl Bär schrieb, dass Mozart zwischen Dezember 1785 und Dezember 1791 2000 Gulden Mietzins für seine Wohnungen bezahlte. Seine Kleidung kostete ihn in diesem Zeitraum 2500 Gulden, die Bedienung 250 Gulden, der Frisör genau so viel, die Verpflegung 3082 Gulden, Holz und Licht 300 Gulden und die Kuraufenthalte seiner Frau Constanze 500 Gulden. Verschiedene Reisen waren ebenfalls kostenaufwändig. Trotzdem konnte er sich anfangs eine große Wohnung und ein Reitpferd leisten. Des Weiteren besaß er in der Mehrzahl der Wohnungen auch ein eigenes Billard-Spielzimmer.

1787 erbte er nach dem Tod seines Vaters 1000 Gulden, für ein Prager Konzert erhielt er weitere 1000 Gulden. Die Oper „Don Giovanni“ brachte ihm 450 Gulden ein. Zu diesen 2450 Gulden kamen noch andere Einnahmen hinzu. Am 7. Dezember 1787 wurde Mozart von Kaiser Joseph II. zum k. k. Kammer-Kompositeur mit 800 Gulden pro Jahr bestellt, allerdings bekam er wesentlich weniger als sein Vorgänger Gluck. Als ein Grund kann gelten, dass Mozart im Gegensatz zu Gluck von dem Privileg, sich „Ritter“ zu nennen, nie Gebrauch machte.[2] Bis 1791 verdiente er dadurch 2400 Gulden, für die er 36 Menuette und 31 Deutsche für Redouten im Großen und Kleinen Redoutensaal komponierte. Am 7. Mai 1788 brachte ihm die Wiener Aufführung des Don Giovanni 225 Gulden. In diesem Jahr begannen aber seine finanziellen Schwierigkeiten. Seinen Logenbruder Michael Puchberg bat er in Briefen bis ins Jahr 1791 um Geld. Puchberg lieh Mozart insgesamt 1415 Gulden.

2 Kosten des Lebens Mozarts in Wien

1784 kostete seine Wohnung im Trattnerhof 460 Gulden Zins. Sie bestand aus vier Zimmern, zwei Kabinetten und Nebenräumen. Über Mozarts letzte Wohnung in der Rauhensteingasse in Wien ist Dank jüngsten Forschungen einiges bekannt. Die Familie Mozart wohnte im 1. Stock eines großen Wiener Dreifamilien-Stadthauses in einer guten Lage mit Aussicht auf einen schönen Vorplatz. Das vornehme Haus hatte eine ansehnliche Fassade und ein großes Tor für Kutschen. Der Zins lag bei 330 Gulden. Zu der Wohnung gehörte vermutlich ein Anbau, in dem Mozarts Reitpferd eingestellt werden konnte. Dieses verkaufte er erst zwei Monate vor seinem Tod für 63 Gulden. Diese letzte Wohnung Mozarts war ca. 145 m² groß und bestand aus einem Wohnzimmer (Sterbezimmer, 32,2 m²), einem Billard-Zimmer (16,91 m²), einem Musik- und Arbeitszimmer (22,01 m²), einem Schlafzimmer (28,13 m²), einer Küche (21,39 m²), einem Vorzimmer (6,26 m²), einem WC (1,20 m²), einem Gang zur Küche (3,21 m²), einem Vorraum zum Wohnraum (11,01 m²) und einer Loggia (2,57 m²). Dazu gehörten außerdem ein Keller, ein Gewölbe und eine Dachkammer. Die Wohnung, die gut aufgeteilt war, ermöglichte es Mozart, ungestört zu arbeiten. Auch für den Empfang von Gästen war genügend Platz vorhanden und das Wohnzimmer, Musik-, Arbeits- und Billardzimmer belegten dabei 71,21 m². Die Wohnverhältnisse Mozarts waren auch im Vergleich zu heute luxuriös. Trotzdem ist heute die Ansicht weit verbreitet, dass Mozart vor seinem Tod an einem sehr schlechten Ort wohnte.

3 Grund der Geldprobleme Mozarts

Man nimmt an, dass Mozart Spielschulden hatte. Sicher ist, dass er ein Anhänger von Geschicklichkeits-, Glücks- und Billardspielen war. Vor allem das Kartenspiel Pharo (mit 52 Karten) war zur Zeit Mozarts sehr populär. Seine Spielpartner dürften alle mehr Geld als Mozart selbst gehabt haben. Wenn die Spielschulden nicht beglichen konnte, verlor man die Akzeptanz der gehobenen und höchsten Gesellschaft und galt als Ausgestoßener. Mozart leistete sich teure Wohnungen. Er wollte in Luxus leben, der Preis spielte für ihn keine Rolle. Ein fürstliches Haus verbrauchte 100-150.000 Gulden, ein gräfliches 20-80.000 pro Jahr. Mozart hatte das Geld für den Luxus eigentlich nicht. Er musste auch viel Geld für gehobene Kleidung ausgeben, da seine Präsentation in der Öffentlichkeit als Künstler sehr wichtig war. Mozart besaß teure Gewänder, das unterschied ihn schon deutlich von einem normalen Bürger. Für sein Reitpferd benötigte er aber eine teure Reitausrüstung. In Wien beschäftigte zudem Mozart eine Köchin, ein Dienstmädchen (Lorl) und einen Diener (Joseph Deiner). Constanze Mozarts Kuren in Baden bei Wien waren zwar bei weitem nicht so teuer, wie bisher vermutet wurde, aber sie mussten Mozart trotzdem einiges gekostet haben. Er verdiente eigentlich ausgezeichnet, hatte aber einen aufwändigen Lebensstil. Weil er aber mit dem Adel und der Geldaristokratie konkurrieren und die Lebensweise dieser Gesellschaft nachahmen wollte, kam er am Ende doch in finanzielle Schwierigkeiten. Mozart konnte wahrscheinlich Zeit seines Lebens mit Geld nicht umgehen, dies äusserte auch seine Schwester Nannerl nach seinem Tod. Die These vom „verarmten Genius Mozart“ stammt aus der Romantik. Jeder Biograph versuchte Mozart „noch ärmer zu machen“. Besonders in der Öffentlichkeit ist das Klischee vom „armen Mozart“ noch verbreitet, während es die neuere Forschung allerdings ablehnt. Mozart verarmte nicht, sondern er konnte nicht mit dem Geld umgehen.

4 Literatur

  • Rudolph Angermüller: „Auf Ehre und Credit“ Die Finanzen des W. A. Mozart, in: Rudolph Angermüller, Auf Ehre und Credit. Die Finanzen des W. A. Mozart (Ausstellung der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg, der Staatlichen Münzsammlung München und der Bayerischen Vereinsbank), München 1983, S. 1-16.
  • Rudolph Angermüller: Ehre, Ruhm und Geld. Die Finanzen Mozarts, in: Mozart. Bilder und Klänge (6. Salzburger Landesausstellung in Schloss Klessheim Salzburg, 23. März bis 3. November 1991), Salzburg 1991, S. 348-351.
  • Carl Bär, „Er war … - kein guter Wirth“ Eine Studie über Mozarts Verhältnis zum Geld, in: Acta Mozartiana 25 (1978), Heft 2, S. 30-53.
  • Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch (ges. und erl.): Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, (Hrsg. von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg), Bd. II 1777-1779, Kassel u. a. 2005.
  • Günther G. Bauer: Mozart. Geld, Ruhm und Ehre, Bad Honnef 2009.
  • Leonhard Evertz/ Marianne Evertz: Mozarts Sterbehaus. Seine letzte Wohnung: eine soziologische Betrachtung, Aachen 1980.

5 Weblinks

  • Artikel über Mozarts Finanzen in den Salzburger Nachrichten
  • Beitrag der Universität Wien über Mozarts letzte Residenz
  • Beitrag und Interview mit Günther Bauer in der schwäbischen Zeitung

6 Andere Lexika

  • Dieser Artikel wurde in der Wikipedia gelöscht.



7 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Amadeus_Mozart#Finanzielle_Verh%C3%A4ltnisse_und_Hinterlassenschaft
  2. Über den Violinisten Karl Michael Esser, der den Titel ebenfalls erhalten hatte, lästerte Mozart: „übrigens mag er ein guter Narr – Teufel, Ritter wollte ich sagen, seyn – er fragte mich schon, warum ich den sporn nicht trüge – ich sagte ich hätte an den im kopf schwer genug zu tragen“. Wolfgang Amadé Mozart an Leopold Mozart in Salzburg, München, 16. Dezember 1780 (Bauer/Deutsch Nr. 563), Zeile 13–15. Vergleiche auch Leopold Mozart an Wolfgang Amadé Mozart in München, Salzburg, 7. Dezember 1780 (Bauer/Deutsch Nr. 556), Zeile 19–28 nebst Anmerkungen.

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