Alt-Nazi
Altnazi, manchmal auch Alt-Nazi geschrieben, ist eine vorwiegend umgangssprachlich und zumeist ablehnend gebrauchte Bezeichnung für Personen, die während der Zeit des Nationalsozialismus überzeugte Anhänger dieser Ideologie waren und nach 1945 ohne erkennbare Abkehr von der NS-Vergangenheit ihre Karrieren bzw. politischen Aktivitäten fortsetzten. Der Ausdruck unterscheidet die bezeichneten Personen von Neonazis (wörtlich ‚Neu-Nazis‘), womit Anhänger des Nationalsozialismus gemeint sind, die erst nach 1945 politisch aktiv wurden.
Der Terminus Altnazi tauchte ursprünglich zunächst in den 1960er Jahren in der Westdeutschland, aber auch in den Medien der Deutschen Demokratischen Republik auf, um frühere hochrangige Funktionäre im Nationalsozialismus zu kennzeichnen, die es nach dem Zweiten Weltkrieg trotz Entnazifizierung in der neuen Bundesrepublik wieder zu Amt und Würden gebracht hatten, so zum Beispiel Hans Globke, Theodor Oberländer[1] oder Karl Ritter von Halt.
Eine parallel verbreitete antifaschistische Auffassung sah die Bundesrepublik als Nachfolgestaat des Dritten Reiches an, der sich bloß eine „demokratische Maske über das faschistische Gesicht gezogen hat“. Neben Personen wie Hans Filbinger wurden und werden beispielsweise Hanns Martin Schleyer, Reinhard Gehlen, Rudolf Oebsger-Röder, Paul Carell, Klaus Barbie, Walther Rauff, Werner Best, Adolf Heusinger sowie einige Generäle der frühen Bundeswehr und Agenten des Bundesnachrichtendienstes als Altnazis bezeichnet.[2]
Daneben wurde der Ausdruck Altnazi für aktive Nationalsozialisten verwendet, die vor 1945 nicht politisch aktiv gewesen waren, wie Hans-Ulrich Rudel,[3] Otto Riehs und einige Mitglieder der NPD.
1 Einzelnachweise
- ↑ Klaus Wiegrefe: Der seltsame Professor. In: Der Spiegel. Nr. 27, 2000 (Über den „Altnazi Theodor Oberländer“. Nach P.-C. Wachs: Der Fall Theodor Oberländer (Frankfurt/M. 2000) war Oberländer „Symbolfigur für den reibungslosen Aufstieg von Altnazis in die Machtelite in der Regierungszeit Adenauers“. Rezension in der Süddeutschen Zeitung, 27. Dezember 2000, Online).
- ↑ Als Beispiele: Indymedia-Artikel über den „Alt-Nazi Filbinger“ (2004); Bericht im Riverside-Magazin über den Tod Filbingers (2007)
- ↑ Beispiele: „Der nach Altnazi Rudel benannte Musikanten-Verein...“ In: Es läßt sich manche Mark sparen. In: Der Spiegel. Nr. 45, 1983 (Online).
2 Andere Lexika
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