Völkisch
Das Wort völkisch ist ein Eigenschafts- oder Beiwort und wird vom Begriff Volk abgeleitet. Völkisch ist heute ein negativ besetztes Wort. Der Begriff war früher weit verbreitet und auch nicht auf Deutschland oder den Nationalsozialismus beschränkt. So schrieb der jüdische Sänger und Musikschriftsteller Aaron Marko Rothmüller im Jahr 1951 beispielsweise: „Der Begriff "jüdische Musik" bezeichnet einerseits die Musik der Juden, in der ihre völkischen Merkmale und Charakteristiken in Erscheinung treten, andererseits die Musik derjenigen Juden, die dem jüdischen Kulturkreise angehören. Weiter kann darunter diejenige Musik verstanden sein, in der der bewusste und gewollte Versuch unternommen wird, den völkischen, den nationalen Ausdruck in der Musik zu formen, wobei natürlich eher die Kunstmusik, als die Volks- oder volkstümliche Musik ins Auge gefasst wird. Der schaffende Künstler wird auch neue Ausdruckselemente entdecken oder erfinden, die seinem nationalkulturellen Empfinden entsprießen und die nachher als spezifisch für seine Volksempfindungsart erkennt werden und als solche gelten.“[1] In den 1960er Jahren wurde in Hamburg ein Weltbund der Völkischen gegründet, der zum Beispiel 1970 das Buch Zeit- und weltgeschichtliche Betrachtungen zu den letzten 100 Jahren von Lothar Gottlieb Tirala herausgab.
Jakob Tsur schrieb über den Zionismus: „Der Zionismus ist die nationale Befreiungsbewegung des jüdischen Volkes“.[2]
Durch den Rassismus in der Zeit des Nationalsozialismus (siehe auch Völkische Bewegung) ist der Begriff in Verruf gekommen und wird daher heutzutage nur noch selten benutzt. Ein Beispiel dafür ist folgende Aussage des Journalisten Kai Biermann aus der Wochenzeitung Die Zeit im Zusammenhang mit der AfD (Partei): „Der Begriff völkisch bedeutet deutsch und steht für die Ausgrenzung von jedem, der nicht hier geboren wurde. Wer ihn nutzt, will faschistische Gedanken hoffähig machen. [...] Der Begriff völkisch ist ein Synonym für extremen Nationalismus und eben für Rassismus. Er ist bis heute ein Symbol für den Nationalsozialismus und seine Ideologie, alles auszurotten und umzubringen, was nicht deutsch ist.[3] 2008 erschien ein Handbuch der völkischen Wissenschaften,[4] das sich insbesondere mit der Wissenschaft im Nationalsozialismus auseinandersetzte. Im Oberösterreichischen Landesarchiv befindet sich in der Sammlung Erlach nur eine Ausgabe der Zeitschrift „Gerechtigkeit und Freiheit“, die laut Staatsarchiv Hamburg 1965-1980 vom Weltbund der Völkischen herausgegeben wurde,[5] als Teil eines umfangreichen Konvoluts von Rechtsextremen Zeitschriften.[6]
Inhaltsverzeichnis
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1 Zitate
- Jede Partei muss sich entscheiden, wo sie stehen will: entweder völkisch kollektivistisch oder aufgeklärt bürgerlich. (Frank-Walter Steinmeier im Jahr 2019)
2 Literatur
- Christian Böttger: Ethnos. Der Nebel um den Volksbegriff., Lindenbaum Verlag 2014, ISBN 3-938176-50-4[7]
3 Videos
- Frauke Petry und der Begriff "völkisch" - wir selbst (17. September 2016) (Länge: 41:53 Min.)[7][8]
4 Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Aron Marko Rothmüller: Die Musik der Juden, Zürich, 1951, S. 176
- ↑ Jakob Tsur: Zionismus - Der Weg zur jüdischen Freiheit, herausgegeben von der Zionistischen Organisation in Deutschland, 1970
- ↑ Kai Biermann: Frauke Petry: "Völkisch" ist nicht irgendein Adjektiv, Zeit Online am 11. September 2016
- ↑ Ingo Haar, Michael Fahlbusch (Hrsg.): Handbuch der völkischen Wissenschaften. Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen. München 2008
- ↑ https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/archivplansuche.aspx?ID=176519
- ↑ Sammlung Erlach abgerufen am 17. September 2019
- ↑ 7,0 7,1 Dr. Christian Böttger: Ethnozid und Genozid sind keine Kavaliersdelikte (Interview), Colportage am 1. März 2016
- ↑ Bezug: Frauke Petry: Wir wollen keinen Bürgerkrieg in Deutschland, Welt am Sonntag am 11. September 2016 (Im Interview mit der "Welt am Sonntag" erklärt Petry, wie die AfD bei der Bundestagswahl Erfolg haben soll.), "Welt am Sonntag" bringt selbst und in voller Absicht den Begriff "völkisch" ins Spiel und behauptet in der Folge: AfD-Chefin: Petry verharmlost Begriff "völkisch", Welt am Sonntag am 11. September 2016 (Der Begriff "völkisch" sollte nach Auffassung der AfD-Chefin Frauke Petry positiv aufgeladen werden. Man müsse "daran arbeiten, dass dieser Begriff wieder positiv besetzt ist", sagte Petry im Interview mit dieser Zeitung. Der Begriff "völkisch" ist historisch durch die Nazi-Ideologie aufgeladen und rassistisch motiviert, Petry dagegen will darin lediglich "ein zugehöriges Attribut" zum Wort Volk sehen.)
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