Rede von Joachim Gauck zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg am 4. August 2014

Aus PlusPedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Bundespräsident Joachim Gauck hält zu vielen Themen schöne Reden
Am 4. August 2014 hielt der Bundespräsident Joachim Gauck im belgischen Lüttich eine Rede zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg.
Coin Übrigens: Die PlusPedia ist NICHT die Wikipedia.
Wir sind ein gemeinnütziger Verein, PlusPedia ist werbefrei. Wir freuen uns daher über eine kleine Spende!

1 Details

  • Eine Zerenomie mit etlichen europäischen Staatschefs und Berühmtheiten (François Hollande, der belgische König Philippe, Prinz William aus Großbritannien) fand am 4. August 2014 am alliierten Mahnmal in Lüttich statt. Lüttich war eine Festungsstadt und hatte 1914 über Wochen Widerstand gegen die deutsche Armee geleistet. Das Mahnmal aus weißem Stein war im Jahr 1937 eröffnet worden.
  • Nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln begann Joachim Gauck sofort, entgegen dem wissenschaftlichen Forschungsstand, Deutschland die alleinige Schuld am 1. Weltkrieg zuzuschieben. Er meinte u.a.:
"Dieser Krieg begann in Westeuropa mit dem durch nichts zu rechtfertigenden Überfall Deutschlands auf das neutrale Belgien. Dieser Überfall folgte allein der militärischen Logik. Und so wurde schon am ersten Tag des Krieges offenbar, dass Verträge wertlos und zivilisatorische Standards außer Kraft gesetzt waren."
  • Es folgten deutschfeindliche Selbstanklagen gegen das eigene Land. Gauck führte u.a. aus:
"Außerhalb Deutschlands war man entsetzt über die deutschen Truppen, vor allem über das Vorgehen gegen Zivilisten und über die Angriffe auf das kulturelle Erbe. Zum Symbol, das weithin Angst, Bestürzung und Zorn auslöste, wurde die Zerstörung der weltberühmten Bibliothek von Löwen. In Deutschland selber erklärten Intellektuelle und Kulturschaffende in einem noch heute beschämenden Appell die Verbrechen gegen Land und Leute, auch und gerade die Angriffe auf die Kultur, für gerechtfertigt, ja, für notwendig."
  • Die Kriegsverbrechen der anderen Beteiligten des 1. Weltkriegs, wie sie z.B. erst jüngst der britische Historiker Niall Ferguson thematisiert hat, [1] und beispielsweise auch die bestialischen Greueltaten in Preußen, die durch die angreifenden Raubhorden von russischen Kossacken verübt wurden, erwähnte der Scheinheiliger dagegen nicht. Alan Kramer schieb zu den Kriegsverbrechen der Alliierten u.a.:
    Kampfflieger im 1. Weltkrieg
"Die „deutschen Greueltaten" bildeten einen Teil der Frage der "Kriegsverbrechen", die auch auf anderen Kriegsschauplätzen und von anderen Mächten begangen wurden. Darunter sind etwa der Völkermord an den Armeniern durch die Türken, der Giftgaskrieg, die Verwendung verbotener Munition und unzulässiger Waffen, die Bombardierung von unverteidigten Städten, und die Tötung von Schiffbrüchigen zu fassen." [2]
  • Gauck nahm damit auch Rücksicht auf die Staatschefs von Frankreich und Großbritannien, die wohl pikiert reagiert hätten, wenn man sie öffentlich auf die Kriegsverbrechen ihrer Nationen hingewiesen hätte. Aus Rücksicht auf unsere türkischen Mitbürger und Präsident Erdoğan wurde auch der türkische Völkermord an den Armeniern "delikat" nicht erwähnt.
  • Dann begann ein Lob auf die EU. Gauck meinte u.a.:
"Wir sind dankbar dafür, dass wir hier in Europa nun schon so lange in Frieden miteinander leben können. Wir wissen: Das ist keine Selbstverständlichkeit. Gerade hier in Belgien, wo das verfasste Europa zuhause ist, ist der Ort, die europäische Einigung zu loben."
  • Die deutsche Mainstream-Presse lobte Gaucks Rede. Die Zeitschrift Die Welt schrieb u.a.
"Wie schon in seiner Ansprache auf dem Vogesengipfel am Sonntag gelang es Gauck auch in Lüttich, die deutsche Verantwortung für den Beginn des Ersten Weltkrieges anzuerkennen, ohne zu einer nach einem Jahrhundert sicher unangemessenen formalen Entschuldigung zu greifen." [3]
  • Auch das Boulevardblatt BILD schob Deutschland den alleinigen Schwarzen Peter in Bezug auf den Ausbruch des 1. Weltkriegs zu. Die Bild schrieb u.a.:
"Aber Gaucks Rede war keine Routine. Er stand in Lüttich als Vertreter jenes Landes, das mit dem Einmarsch in Belgien vor 100 Jahren das große Gemetzel vom Zaun gebrochen hatte." [4]
"Durch Weglassungen liefert Gauck ein völlig verzerrtes Bild vom Ersten Weltkrieg, dem inzwischen selbst Historiker widersprechen. (...) Historiker hatten sich in der allerjüngsten Vergangenheit daran gemacht, den Nebel der Kriegspropaganda wegzublasen, der bislang – unter beschämend eifriger Beteiligung deutscher Historiker – den Blick auf die Wahrheit des Ersten Weltkriegs verhängt hatte und damit den Weg zu wahrer Verständigung frei gemacht, die nur auf dem Boden von Wahrhaftigkeit sprießen kann. Joachim Gauck hat die Chance vertan. Bei seiner Rede am elsässischen Hartmannsweilerkopf verfiel der Bundespräsident in eine peinliche Tirade eigentlich überwunden geglaubter deutscher Selbstverleugnung." [5]

2 Video

3 Links und Quellen

3.1 Siehe auch

3.2 Weblinks

3.2.1 Bilder / Fotos

3.2.2 Videos auf Youtube

3.3 Quellen

3.4 Literatur

3.5 Einzelnachweise

  1. Erster Weltkrieg: Der britische Historiker Niall Ferguson sorgt mit seinen Thesen für Aufsehen
  2. Alan Kramer: "Greueltaten". Zum Problem der deutschen Kriegsverbrechen in Belgien und Frankreich 1914
  3. Gauck trifft in Belgien den richtigen Ton
  4. Gedenkveranstaltung zum Ersten Weltkrieg - Zeigt Prinz William Präsident Gauck die kalte Schulter?
  5. Gaucks unappetitliche Rede - Erster Weltkrieg: Bundespräsident vermittelt Eindruck deutscher Hauptschuld

4 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Rede von Joachim Gauck zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg am 4. August 2014) vermutlich nicht.

---



Diesen Artikel melden!
Verletzt dieser Artikel deine Urheber- oder Persönlichkeitsrechte?
Hast du einen Löschwunsch oder ein anderes Anliegen? Dann nutze bitte unser Kontaktformular

PlusPedia Impressum
Diese Seite mit Freunden teilen:
Mr Wong Digg Delicious Yiggit wikio Twitter
Facebook




Bitte Beachte:
Sämtliche Aussagen auf dieser Seite sind ohne Gewähr.
Für die Richtigkeit der Aussagen übernimmt die Betreiberin keine Verantwortung.
Nach Kenntnissnahme von Fehlern und Rechtsverstößens ist die Betreiberin selbstverständlich bereit,
diese zu beheben.

Verantwortlich für jede einzelne Aussage ist der jeweilige Erstautor dieser Aussage.
Mit dem Ergänzen und Weiterschreiben eines Artikels durch einen anderen Autor
werden die vorhergehenden Aussagen und Inhalte nicht zu eigenen.
Die Weiternutzung und Glaubhaftigkeit der Inhalte ist selbst gegenzurecherchieren.


Typo3 Besucherzähler - Seitwert blog counter
java hosting vpn norway