RSK MiG-35

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RSK MiG-35
Mikoyan-Gurevich MiG-35 MAKS'2007 Pichugin.jpg
RSK MiG-35D „Fulcrum-F“
Typ: Mehrzweckkampfflugzeug
Entwurfsland: RusslandRussland Russland
Hersteller: RSK MiG
Erstflug: 2007
Indienststellung: 2019
Stückzahl: Max. 10[1] (Stand: 2009)

Bei dem Mehrzweckkampfflugzeug RSK MiG-35 (russ. РСК МиГ-35, NATO-Codename: Fulcrum-F) handelt es sich um eine modernisierte Version der sowjetischen MiG-29M2. Inoffiziell wird die MiG-35 auch als Super Fulcrum bezeichnet. Die MiG-35 gibt es derzeit in zwei Versionen, der einsitzigen MiG-35 und der zweisitzigen MiG-35D.

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1 Geschichte

Unterschiede zum Basismodell
MiG-29M-OWT in der Berlin Air Show 2006

Mitte der 1990er-Jahre wurde die Notwendigkeit zur Modernisierung des Modells MiG-29 immer deutlicher. Konstruktionsziele waren vielseitigere Einsatzmöglichkeiten sowie die Abstimmung auf neue Luft-Luft- und Luft-Boden-Waffensysteme. Darüber hinaus sollte die Treibstoffkapazität und damit die Reichweite erhöht sowie durch eine modernere Cockpitausstattung die Arbeitsbelastung des Piloten verringert werden.

Rein äußerlich betrachtet blieben die Veränderungen gegenüber dem Modell MiG-29 scheinbar gering, doch wurde die auf der trägertauglichen Variante MiG-29K basierende Zelle in weiten Teilen vollkommen neu konstruiert. Deutlich sichtbare Änderungen sind vor allem vergrößerte Lufteinläufe sowie ein neuartiges Schutznetz gegen Fremdkörper in den Lufteinlässen. Die bisherigen Zusatz-Lufteinlässe auf der Oberseite entfielen, der dadurch freiwerdende Raum wurde für zusätzliche Tanks genutzt. Der Rumpfbuckel wurde vergrößert und verläuft nun bis zum Rumpfende. Auf dem Buckel wurde eine vergrößerte Luftbremse eingebaut. Die ursprünglich abgerundeten Ränder der Flügelwurzelverlängerungen (LERX) wurden scharfkantig gestaltet, um die Erzeugung von auftriebgebenden Luftwirbeln bei extremen Flugzuständen zu verbessern.

Die MiG-35 wurde in der Stadt Luchowizy in der Oblast Moskau entwickelt.[2]

Bis 2013 war von einer Beschaffung von 37 Flugzeugen ausgegangen worden, bis bekannt wurde, dass die Industrie die benötigten Kapazitäten nicht hätte bereitstellen können.[3] Der Kauf wurde zunächst auf 2016 verschoben.[4] Zum Zeitpunkt der Ankündigung der Übergabe von zwei Flugzeugen zu Testzwecken an das Verteidigungsministerium im Jahr 2016 war kein definitiver Vertrag zur Beschaffung unterschrieben.

Im Januar 2017 teilte Generaloberst Wiktor Bondarew, Oberkommandierender der russischen Luft- und Weltraumkräfte, mit, dass in Russland alle leichten Jagdflugzeuge durch Mehrzweckkampfflugzeuge des Typs MiG-35 ersetzt werden sollen. Tags zuvor war mitgeteilt worden, dass das russische Mehrzweckkampfflugzeug MiG-35 am 27. Januar in Luchowizy bei Moskau seinen ersten Schauflug absolviert hätte.[5]

2 Technik

2.1 Avionik

Optik- und Infrarotsensor 13SM-1

Die MiG-35 besitzt den Radar- und Waffenleitkomplex NIIR Schuk-A[6]. Das Radar verfügt als erstes russisches Jagdflugzeugradar über eine Antenne mit aktiver elektronischer Strahlschwenkung (AESA mit 680 T/R-Modulen), die Reichweite beträgt 160 km (85 NM) gegen Luftziele und 300 km gegen Seeziele [7]. Es kann 30 Ziele gleichzeitig verfolgen und sechs davon in rascher Folge mit Mittelstrecken-Luft-Luft-Raketen R-77 oder R-27 bekämpfen. Es besitzt die Fähigkeit der Erstellung von hochauflösenden Radarkarten, was die Erfassung erheblich kleinerer Bodenziele als beim Vorgängermodell ermöglicht. Für die Navigation sorgt ein Empfänger in Kombination mit einer Trägheitsplattform, der sowohl mit GLONASS als auch mit GPS kompatibel ist und eine Genauigkeit von bis zu einem Meter ermöglicht.

Zur Zielerfassung dienen der Optik- und Infrarotsensor Kols-MG sowie das Helmvisier für den Piloten. Das optische System verfügt je nach Wetterlage über eine Reichweite von bis zu 30 Kilometern. Der Pilot bedient eine Vierkanal-Fly-by-Wire-Steuerung. Durch eine automatische Begrenzung des Anstellwinkels entlastet sie den Piloten. Das FBW-System begrenzt die Belastung der Zelle, indem extrem strukturbelastende Manöver ohne Zutun des Piloten automatisch auf erträgliche Werte gesenkt werden.

Das vordere Cockpit verfügt über drei farbige Multifunction-Displays und Head-Up-Displays. Das hintere Cockpit umfasst vier MFDs, wobei auf das HUD verzichtet wurde, um TV- und Radarbilder für die präzise Lenkung von Luft-Boden-Waffen darstellen zu können. Auch können damit bei Schulungszwecken die Daten des vorderen HUD dargestellt werden. Ein Radarwarnempfänger, ein Infrarotsensor und ein Laserwarner warnen vor Angriffen. Die Abwehrmaßnahmen umfassen Täuschkörperwerfer. Auch eine Einrichtung zur gleichzeitigen passiven Zielzuweisung an zwei Antiradarraketen Ch-31P ist vorhanden. Das System kann je nach Einsatz durch einen Breitband-Radarstörbehälter ergänzt werden, der mehr als 100 verschiedene Emitter gleichzeitig erkennen und stören kann.

2.2 Antrieb

Derzeit kommen bei der MiG-35 die Klimow RD-33MK- bzw. RD-33MKB-Triebwerke zum Einsatz. Die RD-33MKB-Triebwerke verfügen über eine Schubvektorsteuerung, welche mit der MiG-29M-OWT bereits erfolgreich erprobt worden ist. Die MiG-29M-OWT demonstrierte damit eine erstaunlich hohe Wendigkeit und konnte auf der ILA 2006 in Berlin beeindruckende Flugmanöver vorführen. Allerdings ist unklar, ob im Fall einer Serienproduktion die Schubvektorsteuerung wirklich zum Einsatz kommt, da auch die Adaption der stärkeren Klimow RD-43-Triebwerke als möglich gilt, um dem höheren Gesamtgewicht der Maschine entgegenzuwirken. Die Serienmaschinen würden dann Canards erhalten, was die Wendigkeit erhöhen würde. Doch auch bei Verwendung der RD-43-Triebwerke wäre die nachträgliche Installation einer Schubvektorsteuerung möglich.

2.3 Bewaffnung

Die Zahl der Außenlaststationen für Waffensysteme wurde im Laufe der Entwicklung von sieben über neun auf nunmehr elf erhöht, so dass die MiG-35 6,5 Tonnen Bombenlast oder acht Luft-Boden-Raketen tragen kann. Als Abfang- oder Luftüberlegenheitsjäger konfiguriert, kann die MiG-35 Luftkampfraketen R-73E oder R-73M2 sowie Mittelstrecken-Luft-Luft-Raketen R-77 und R-27T einsetzen. Für Angriffe auf Bodenziele stehen TV-gelenkte Luft-Boden-Raketen Ch-29T und Ch-29TE zu Verfügung und für Nahbereichsangriffe bis zu acht Behälter B-8M1 mit jeweils 20 ungelenkten Luft-Boden-Raketen S-8. Zur Bekämpfung bodengebundener Flugabwehr kann die MiG-35 bis zu vier Antiradarraketen AS-17 Krypton tragen und zwei davon gleichzeitig einsetzen. Gegen Schiffe können vier Antischiffraketen Ch-31A oder vier SS-N-25 Switchblade eingesetzt werden. Weiterhin können freifallende, TV-gelenkte Bomben KAB-500Kr und KAB-500Kr-OD, sowie ungelenkte Bomben OFAB-250-270 mitgeführt werden.

Festinstallierte Bewaffnung im Bug

Waffenzuladung von 6500 kg an 11 Aufhängepunkten

Luft-Luft-Lenkflugkörper

Luft-Boden-Lenkflugkörper

Ungelenkte Luft-Boden-Raketen

  • 8 × GosMKB Wympel B-8M1-Raketen-Rohrstartbehälter für je 20 × ungelenkte S-8-Luft-Boden-Raketen; Kaliber 80 mm
  • 8 × APU-68UM3-Raketen-Startschiene für eine ungelenkte S-24B-Luft-Boden-Rakete; Kaliber 240 mm

Gelenkte Bomben

  • 4 × Region JSC KAB-500Kr (fernsehgelenkte 500-kg-Bombe)
  • 4 × Region JSC KAB-500-OD (fernsehgelenkte 500-kg-Bombe mit thermobarischem Sprengkopf)

Ungelenkte Bomben

Externe Behälter

2.4 Technische Daten

Kenngröße Daten[10]
Typ Mehrzweckkampfflugzeug
Länge 17,16 m
Spannweite 11,41 m
Flügelfläche ca. 42 m²
Flügelstreckung 3,1
Tragflächenbelastung
  • minimal (Leermasse): 286 kg/m²
  • nominal (normale Startmasse): 417 kg/m²
  • maximal (max. Startmasse): 560 kg/m²
Höhe 4,36 m
Leermasse ca. 12.000 kg
normale Startmasse 17.500 kg
max. Startmasse 23.500 kg
g-Limits −3/+9g
Höchstgeschwindigkeit
  • auf optimaler Höhe: Mach 2,3 bzw. 2445 km/h
  • auf Meereshöhe: Mach 1,23 bzw. 1511 km/h
Dienstgipfelhöhe 17.500 m
Reichweite
  • 2 000 km (mit internem Treibstoff)
  • 3 100 km (mit drei Zusatztanks)
Triebwerke zwei Klimow-RD-33MK(B)-3M-Mantelstromtriebwerke
Schubkraft
  • mit Nachbrenner: 2 × 88,30 kN
  • ohne Nachbrenner: 2 × 52,97 kN
Schub-Gewicht-Verhältnis
  • maximal (Leermasse): 1,5
  • nominal (normale Startmasse): 1,03
  • minimal (max. Startmasse): 0,77
Besatzung 1

3 Nutzer

Bestellungen:

4 Literatur

  •  Andy Gröning: MiG-29. Motorbuch, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-613-03816-5, S. 106, 109–126, 135–148, 190.

5 Weblinks

 Commons: Mikojan-Gurewitsch MiG-35 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

6 Vergleich zu Wikipedia



7 Einzelnachweise

  1. MiG-35. Defence Aviation (1. Januar 2009). Abgerufen am 21. April 2014.
  2. Neue Kampfflieger-Generation: Russlands allerneuste MiG-35 bald serienmäßig
  3. Die Verschiebung der MiG-35-Flugzeug-Beschaffung begründet sich in der mangelnden Bereitschaft der Industrie, den Vertrag erfüllen zu können – Stellvertretender Verteidigungsminister, TASS, 20. August 2013
  4. Russlands Verteidigungsministerium wird den ersten Prototyp der MiG-35 in diesem Jahr erhalten, Interfax, 30. März 2016
  5. Russische Luftwaffe ersetzt alle Jagd-Jets durch neueste MiG-35. In: Sputniknews.de. Abgerufen am 27. Januar 2017.
  6. Marco Friedrich: MiG-35 MAKS 2007 special: Mikojan-Gurewitsh MiG-35. In: aipower.at. Abgerufen am 27. Juli 2017.
  7. MiG-35 Fulcrum-F Multirole Fighter, Russia. In: airforce-technology.com. Abgerufen am 27. Juli 2017. (en)
  8. Yefim Gordon: Soviet/Russian Aircraft Weapons Since World War Two. Midland Publishing, 2004, S. 45.
  9. R-73E/R-73EL Air-to-Air Guided Missiles
  10. FliegerRevue September 2008, S. 28–32, Die neuen MiG
  11. Согласован контракт на поставку 46 истребителей МиГ-29 в Египет. In: vedomosti.ru. Abgerufen am 27. Juli 2017. (ru)
  12. Корпорация "МиГ" поставит два истребителя МиГ-29М/М2 в Северную Африку. In: ria.ru. Abgerufen am 27. Juli 2017. (ru)
  13. ВКС планируют сменить весь парк легких истребителей на МиГ-35. In: ria.ru. Abgerufen am 27. Juli 2017. (ru)

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