Polizeidirektion Flensburg

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Datei:Norderhofenden 1, Flensburg.jpg
Die Polizeidirektion Flensburg im Jahr 2012

Die Polizeidirektion Flensburg ist eine Polizeibehörde der Landespolizei Schleswig-Holsteins im der Stadt Flensburg. Die Polizeidirektion Flensburg hat die Adresse Norderhofenden 1. Sie wurde als Kulturdenkmal der Flensburger Innenstadt eingetragen.

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1 Geschichte

1.1 Flensburger Hof

Das Polizeigebäude Norderhofenden 1 wurde ursprünglich 1889/90 als Hotel „Flensburger Hof“ gebaut,[1] das mit den Nachbarhäusern, dem ehemaligen Bahnhofshotel in der Rathausstraße 1. sowie der ehemaligen Reichspost in der Rathausstraße 2., zusammen ein Ensemble gründerzeitlicher Architektur bildete, das ein großstädtisches Flair ausstrahlte.[2][3]

Es diente ab 1920 als Sitz der Internationalen Kommission zur Überwachung der Grenzlandbestimmungen.[4]

1.2 Zeit des Nationalsozialismus

Datei:Nazi Personalities BU6715.jpg
Dönitz, Speer und Jodl stehen am 23. Mai 1945 als Gefangene im Freigängerhof der Polizei, damit Fotos von ihnen gemacht werden können.

1933 wurde der damalige Besitzer dazu genötigt das Gebäude, für einen Wert von nur 250.000 Reichsmark, an das Dritte Reich zu verkaufen.[5][6] Das Gebäude wurde anschließend zum Polizeipräsidium umfunktioniert.[7] Käte Lassen malte 1935 ein Wandbild mit zwei Schäferhunden für den großen Sitzungssaal des Polizeipräsidiums, auf dem sich auch ein Hakenkreuz-Sonne befand.[8] Im Januar 1935 konnte der Polizeidienstbetrieb aufgenommen werden.[9] Gleichzeitig wurde das Gebäude zum Sitz der Gestapo.[10] Die Polizei wurde zudem mit der SS verschmolzen.[11] Die Reichspogromnacht in Flensburg wurde von dort koordiniert.[12]

Im Mai 1945 kamen zahlreiche geflüchtete Nazis über die Rattenlinie Nord nach Flensburg, denn im Ortsteil Mürwik entstand im Sonderbereich Mürwik die letze Reichsregierung unter Karl Dönitz. Das Polizeipräsidium unterstand dem SS-Standartenführer Hans Hinsch, unter dem wie auch in Mürwik hunderte falsche Papiere zum Untertauchen herausgegeben wurden.[13][14][15] Als auch der Reichsführer-SS Heinrich Himmler sich mit seinen Gefolgsleuten über die Rattenlinie Nord nach Flensburg absetzte, um sich an der neuen Regierung in Mürwik zu beteiligen, was ihm misslang, hielt er sich mehrfach im Polizeipräsidium auf. Am 5. Mai hielt Himmler im großen Sitzungssaal des Polizeipräsidiums seine letzte Stabskonferenz ab, an der hohe SS-, Polizeiführer- und Gruppenführer teilnahmen. Himmler formulierte jenseits der Realität, den Gedanken eine „reformierte“ Naziverwaltung in Schleswig-Holstein, die mit den westlichen Alliierten Friedensverhandlungen führen könnte. Einen Tag später wurde Himmler schließlich von Dönitz aus seinen Ämtern entlassen und er verließ Flensburg.[16][17]

Im benachbarten Reichspostgebäude befand sich zum Ende des Krieges ein provisorisches Studio des Reichssenders Flensburg von dem am 7. Mai Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk, Mitglied der letzten Reichsregierung, die Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht ankündigte. Nachdem am 23. Mai die letzte Reichsregierung im Sonderbereich Mürwik verhaftet wurde, wurden Dönitz, Albert Speer und Alfred Jodl in den Freigängerhof des Polizeipräsidiums gebracht, wo die internationale Presse Fotos machen durfte. Der besagte Hinterhof der Polzei wird nach dem Ereignis heute auch Dönitzhof genannt.[18][19]

Nach dem Zweiten Welkrieg entfernte Käte Lassen eigenhändig das Hakenkreuz des Wandbildes das sie gemalt hatte. Das Bild ist heute nicht mehr erhalten.[20]

1.3 Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Abzug der Briten übernahm im Mai 1961 das Land Schleswig-Holstein die Eigentümerschaft über das Gebäude.[21]

In der Zeit nach dem Krieg regelte auf der ZOB-Kreuzung vor dem Polizeigebäude noch ein Verkehrspolizist den Verkehr. In der Weihnachtszeit war es damals Brauch unter den Flensburgern diesen zu beschenken, so dass sich zu seinen Füßen eine kleine Pyramide bildete.[22]

In den 1980er Jahren wurde das Gebäude renoviert, unbeachtet blieb dabei der geschichtsträchtige Hof, der damals als Lagerstätte für Sperrmüll diente.[23]

Irgendwann in der Nachkriegszeit wurde offenbar aus dem Polizeipräsidium eine Polizeiinspektion. Aus der Polizeiinspektion wurde schließlich die Polizeidirektion Flensburg. 2013 fusionierten die beiden Polizeidirektionen Norddeutschen Polizeidirektionen in Husum und Flensburg, womit die Polizeidirektion Flensburg seitdem für die Stadt Flensburg, den Kreis Schleswig-Flensburg sowie Nordfriesland zuständig ist.[24] Trotz der Namensänderung wird die Polizeidirektion häufig von den Flensburger noch Polizeipräsidium genannt.

1.4 Erinnerungskultur

2013 wurde vor der Alten Post, auf Grund der Historie des Post- und Polizei-Gebäudes, ein Denkmal eingeweiht, das an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert.[25] Die Außenmauer des Freigängerhofes ist hinter dem Polizeigebäude betrachtbar. Im eigentlichen Hof befindet sich zudem heute eine Informationstafel zu den dortigen Ereignissen des 23. Mais 1945.

2 Dienststellen der Polizeidirektion

Der Polizeidirektion Flensburg unterstehen folgende Reviere, denen weitere Polizeistationen untergeordnet sind:[26]

  • 1. Polizeirevier Flensburg, Norderhofenden 1. in Flensburg
  • 2. Polizeirevier Flensburg, Norderhofenden 1. in Flensburg
  • Polizeirevier Schleswig, Friedrich-Ebert-Str. 8. in Schleswig
  • Polizeirevier Kappeln, Gerichtsstraße 1. in Kappeln
  • Polizeirevier Husum, Poggenburgstraße 9. in Husum
  • Polizeirevier Niebüll, Gather Landstraße 75. in Niebüll
  • Polizeirevier Sylt, Kirchenweg 21. in Westerland/Sylt
  • Polizei-Autobahn- und Bezirksrevier Nord, Lürschauer Weg 1. in Schuby

Zur Polizeidirektion Flensburg gehören zudem:[27]

  • Bezirkskriminalinspektion Flensburg, Norderhofenden 1. in Flensburg
  • Kriminalpolizeistelle Schleswig, Friedrich-Ebert-Str. 8. in Schleswig
  • Kriminalpolizeistelle Husum, Poggenburgstraße 9. in Husum

3 Siehe auch:

4 Einzelnachweise

  1. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 206 f.
  2. Dieter-J. Mehlhorn: Architektur in Schleswig-Holstein. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Seite 133
  3. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 236 und 238
  4. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 206 f.
  5. Flensburg gestern und heute, S. 18
  6. Eiko Wenzel, Henrik Gram: Zeitzeichen, Architektur in Flensburg. 2015, S. 48.
  7. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 206 f.
  8. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flensburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), S. 14.
  9. Harrislee, Unsere Gemeinde, Seite 5, Artikel: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, vom: Mai 2004; abgerufen am: 22. April 2016
  10. Stephan Link: „Rattenlinie Nord“. Kriegsverbrecher in Flensburg und Umgebung im Mai 1945 in: Gerhard Paul u. Broder Schwensen (Hrsg.): Mai '45. Kriegsende in Flensburg, Flensburg 2015, S. 24
  11. Harrislee, Unsere Gemeinde, Seite 5, Artikel: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, vom: Mai 2004; abgerufen am: 22. April 2016
  12. Harrislee, Unsere Gemeinde, Seite 5, Artikel: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, vom: Mai 2004; abgerufen am: 22. April 2016
  13. Flensburger Tageblatt: Bustour durch Flensburg: Auf den Spuren der Zeitgeschichte, vom: 30. Januar 2012; abgerufen am: 22. April 2016.
  14. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flensburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), S. 13.
  15. Wolfgang Börnsen u. Leve Börnsen: Vom Niedergang zum Neuanfang. Kiel/Hamburg 2015, S. 146.
  16. Stephan Link: „Rattenlinie Nord“. Kriegsverbrecher in Flensburg und Umgebung im Mai 1945 in: Gerhard Paul u. Broder Schwensen (Hrsg.): Mai '45. Kriegsende in Flensburg, Flensburg 2015, S. 24. f.
  17. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flensburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), S. 14.
  18. Flensburger Tageblatt: Nachtleben in Flensburg : Innenminister auf Nachtstreife, vom: 13. November 2012; abgerufen am: 22. April 2016
  19. Harrislee, Unsere Gemeinde, Seite 5, Artikel: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, vom: Mai 2004; abgerufen am: 22. April 2016
  20. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flensburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), S. 14.
  21. Harrislee, Unsere Gemeinde, Seite 5, Artikel: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, vom: Mai 2004; abgerufen am: 22. April 2016
  22. Gerhard Nowc: Moin Flensburg!. Geschichten und Anekdoten aus der alten Fördestadt. Gudensberg-Gleichen 2007, Seite 36
  23. Flensburg gestern und heute, S. 18
  24. Polizeidirektion Flensburg. POL-FL: Flensburg, Krs Schleswig-Flensburg, Krs Nordfriesland - Polizeidirektion Flensburg: Fusion der Polizeidirektionen Husum und Flensburg abgeschlossen, vom: 29. November 2013; abgerufen am: 22. April 2016
  25. Bernd Philipsen: Denkmal: Stein-Skulptur vor der Polizeidirektion. In: Flensburger Tageblatt. 2. September 2013. Abgerufen am 22. April 2015.
  26. Polizeidirektion Flensburg. POL-FL: Flensburg, Krs Schleswig-Flensburg, Krs Nordfriesland - Polizeidirektion Flensburg: Fusion der Polizeidirektionen Husum und Flensburg abgeschlossen, vom: 29. November 2013; abgerufen am: 22. April 2016
  27. Polizeidirektion Flensburg. POL-FL: Flensburg, Krs Schleswig-Flensburg, Krs Nordfriesland - Polizeidirektion Flensburg: Fusion der Polizeidirektionen Husum und Flensburg abgeschlossen, vom: 29. November 2013; abgerufen am: 22. April 2016

5 Weblinks

 Commons: Polizeidirektion Flensburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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