Pablo Picassos Blaue Periode

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Das Ölgemälde Evokation - Das Begräbnis Casagemas von Pablo Picasso aus dem Jahr 1901

In der der von der Kunstgeschichte als Blaue Periode bezeichneten Phase zwischen 1901 und 1904 gelang es Pablo Picasso erstmals einen eigenständigen Stil zu entwickeln und sich vom Akademismus wie auch den Einflüssen der zunehmend in äußerlicher Ornamentalität und Linearität erstarrenden Avantgarde des Jugendstil zu lösen.

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1 Ursachen, Themen und Merkmale der Blauen Periode

In Paris setzte sich Picasso mit Gemälden von Paul Cezanne, Edgar Degas und Henri de Toulouse-Lautrec auseinander und schulte sich an Malweise und Themenwahl dieser Kollegen. In seinen Bildern der Blauen Periode wandte er sich thematisch den Außenseitern der Gesellschaft, wie Bettlern, Blinden, einsamen Menschen, Absinthtrinkern und Obdachlosen, Alten und Kranken, verzweifelt Liebenden aber auch Müttern mit deren Kindern zu. Da die Gemälde zu diesen Themen Einsamkeit, Elend, Kummer, Kälte und Melancholie in kühlen, bläulich-grünen Farbtönen schildern wird diese Phase von Picassos Werk als Blaue Periode bezeichnet. Picasso knüpft in der Darstellung dieser Personengruppen vom Rande der Gesellschaft an Vorbilder wie Edgar Degas und Henri de Toulouse-Lautrec an. Ein weiterer Grund für den Umschwung Picassos zu den Bildern der Blauen Periode könnte der Tod seines engen Freundes, des Dichters Carles Casagemas gewesen sein, der nach einer durch Liebeskummer eingeleiteten Depression Suizid beging. Picasso, der wiederholt auch die innere, subjektive Natur seiner Blauen Periode unterstrich, meinte dazu später:
Das Ölgemälde Knieende Bettlerin von Pablo Picasso aus dem Jahr 1902
"Erfüllt von dem Gedanken, dass Casagemas tot ist, begann ich in Blau zu malen."

Ein weiteren Anstoß zur Darstellung von Ausgestoßenen in Picassos Bildern der Blauen Periode mag im Straßenmillieu von Paris und den zunehmend sichtbar werdenden wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen in Spanien nach dem endgültigen Zusammenbruch des spanischen Kolonialreiches kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts liegen.

Der Begriff Blaue Periode für diese neue Phase im Werk Picassos stellt die vorherrschende monochrome Farbigkeit der Bilder in den Vordergrund. Damit setzt sich Picasso in Gegensatz zu einer Tendenz jener Jahre in den farbigen Bildern des Fauvismus. Obwohl die Bilder der Blauen Periode heute weltweit wegen ihrer als eingängig empfundenen Formensprache hoch geschätzt werden, und teils sogar homogen und gefällig erscheinen, sind sie keineswegs einfach, sondern hoch artifiziell, vielschichtig und komplex. Die Grundlagen der Blauen Periode wurden zwar in Paris entwickelt, aber bis 1904 blieb Barcelona der wichtigste Ort für Picassos Arbeit.

Die offenkundig nicht nur schwermütigen, sondern auch abgründigen und unfrohen Bilder der Blauen Periode fanden anfangs keine Gegenliebe bei Publikum und Käufern. So war Picassos Finanzlage damals äußerst schlecht. Erst ab 1905 fanden sich zunehmend Käufer für die Werke der Blauen Periode und der sich daran anschließenden Rosa Periode aus Picassos Werk.

Zu verweisen ist bei Picassos Werken aus einer Blauen Periode auch auf die symbolische Bedeutung der Farbe Blau in der kulturellen Überlieferung: So wird der Farbe Blau in Redewendungen und zeitgenössischer Literatur aus dem angelsächsischen Raum der emotionale Wert von trauriger, melancholischer Stimmung und Einsamkeit zugeordnet. Daneben verkörpert die Farbe Blau mitunter aber auch erotische Gefühlslagen. In der christlichen Ikonografie verbindet man die Farbe Blau mit dem Himmlischen und der Jungfrau Maria, und im Judentum steht das Blau des Himmels für Gott, Glauben und Offenbarung. In der deutschen Romantik drückt die Farbe Blau (siehe dazu Die Blaue Blume aus dem Roman Heinrich von Offterdingen des Novalis) dann das Wunderbare und Übersinnliche aus. Seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts lässt sich eine regelrechte Blaubegeisterung feststellen, und schon Johann Wolfgang von Goethe lehrte im Jahr 1810 Stimmungen durch Farbdominanzen zu gestalten und dabei blaues Licht für Trauer einzusetzen. Da Blau auch die Farbe des Himmels und Meeres ist, steht sie in Literatur und Kunst für Ferne, Grenzenlosigkeit, Sehnsucht und Klarheit.

Auch wenn es innerhalb der Blauen Periode keine klare Entwicklungslinie gibt, so fallen doch einige sich häufig wiederholenden Motiv- und Formkonstellationen sowie Muster auf: Wenige Personen, Männer und Frauen, an Tischen sitzend, allein oder zu zweit, Mahlzeiten einnehmend, am Boden hockend, stehend oder sich umarmend, den Kopf in die Hände gestützt oder die Arme vor dem Oberkörper verschränkt. Die Bilder sind häufig blockhaft gestaltet und Volumen entsteht oft durch aneinander gesetzte unterschiedliche Tonwerte derselben Grundfarbe innerhalb rein zeichnerisch angelegter Farbflächen. Eine Raumvorstellung wird häufig kaum in perspektivischer Konstruktion vermittelt, sondern nur vage in Überschneidungen der Formen erzeugt. Die geringe Differenz der Farbtönungen grenzt an oft Monochromie und dient ausschließlich dazu, den Stimmungsgehalt zu steigern. Außerdem sind die Hauptfiguren der Bilder oft zentral ins Bild gesetzt oder demonstrativ exzentrisch am Rande platziert.

2 Literatur zum Thema

  • Francis Ponge und Jacques Chessex (Hrsg.): Dessins de Pablo Picasso - Epoques bleue et rose, Mermod, 1960
  • Carsten-Peter Warncke: Pablo Picasso 1881-1973, Band 1 - Werke 1890-1936, Benedikt Taschen Verlag, Köln, 1995, Seite 81 bis 110
  • Raphaël Bouvier: Der frühe Picasso - Die Blaue und die Rosa Periode, Hatje Cantz Verlag, 2019
  • Frank Elgar: Picasso - Blue and Pink Periods, Tudor Publishing Company, 1956

3 Videos über die Blaue Periode

4 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Pablo Picassos Blaue Periode) vermutlich nicht.

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