Kleinkastell Altes Jagdhaus

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Kleinkastell Altes Jagdhaus
Limes ORL -- (RLK)
Strecke (RLK) Obergermanischer Limes
Strecke 3
Westlicher Taunus
Datierung (Belegung) Mitte 2. Jh. bis ?
Typ Kleinkastell
Einheit unbekannt
Größe rund 650 m²
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand konserviert
Ort Arnoldshain-Hegewiese
Höhe 678 m ü. NHN
Vorhergehend ORL 10: Kastell Feldberg (südwestlich)
Anschließend Kleinkastell Heidenstock (nordöstlich)
KK Altes Jagdhaus

Das Kleinkastell Altes Jagdhaus ist ein ehemaliges römisches Militärlager an der westlichen Taunusstrecke (Strecke 3) des Obergermanischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Das obertägig noch sehr gut im Gelände sichtbare Bodendenkmal befindet sich südöstlich von Arnoldshain-Hegewiese, einem Ortsteil der Gemeinde Schmitten im hessischen Hochtaunuskreis. Der heutige Name leitet sich von einem Jagdhaus her, das im 16. Jahrhundert innerhalb des Kastells erbaut wurde.

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1 Lage

Das Kleinkastell befindet sich in den dicht bewaldeten Gebieten des Hochtaunuskamms, knapp drei Kilometer Luftlinie nordwestlich des Großen Feldberges und gut einen Kilometer südöstlich von Hegewiese, einem separat im Wald liegenden Wohngebiet des Schmittener Ortsteils Arnoldshain. Es liegt auf 678 Höhenmetern, gut 300 Meter östlich des Passes über den 669 Meter hohen (des Sandplackens). Mit diesem Paß überwindet die von Oberursel nach Schmitten verlaufende Landesstraße 3004 den Taunuskamm zwischen dem 715 Meter hohen „Mittelberg“ des Feldbergmassivs und dem 683,9 Meter hohen „Kolbenberg“. Am Paß treffen auch die sogenannte „Hochtaunusstraße“ – die Landesstraße 3024 – sowie die „Siegfriedstraße“ – die Landesstraße 3276 – auf die Landesstraße 3004.

2 Forschungsgeschichte

Das Kleinkastell, das schon von dem Historiker Karl Rossel (1815–1872) [1] und dem Archäologiepionier Karl August von Cohausen (1812–1894 [2] dokumentiert worden war, wurde im Sommer des Jahres 1893 von Louis Jacobi (1836–1910), dem zuständigen Streckenkommissar der Reichs-Limes-Kommission (RLK) archäologisch ergraben.

2009 wurde das gesamte Ensemble konserviert.

3 Baugeschichte

Das Kleinkastell Altes Jagdhaus war ein Steinbau mit leicht trapezförmigem Grundriss: 26 Meter an der Nordseite, 27 Meter an der Südseite und jeweils 24,2 Meter an der West- und Ostseite. Die Umfassungsmauer besaß abgerundete Ecken, ihre Stärke betrug an der Nordseite 1,7 Meter, an allen anderen Seiten 2,2 bis 2,3 Meter. Sie war aus nur grob bearbeiteten Quarzitbruchsteinen als Trockenmauerwerk ausgeführt. Ein Graben scheint nicht vorhanden gewesen zu sein. Mit seinem einzigen Tor war die Fortifikation nach Norden, zum Limes hin orientiert. Das Tor bestand aus einem einfachen Mauerdurchgang – ohne eingezogene Wangen oder Aufbauten – von 3,3 Meter Breite, der etwa einen Meter aus der Mittelachse des Lagers nach Osten hin verschoben war. Die Anlage, die mit ihrer Prätorialfront nicht parallel, sondern schräg zum Limes lag, war mit ihrer Nordwestecke neun Meter und mit ihrer Nordostecke 14 Meter von der Krone des Grenzwalls entfernt.

Das Innere der Garnison ist durch die Grundmauern eines neuzeitlichen Gebäudes von 7 Metern Breite und 10,7 Metern Länge gestört. Die Mauern dieses Bauwerks bestanden vollständig aus vermörteltem Backstein, der Boden des Hauptraums war Quarzitplatten ausgelegt. Dieses Gebäude aus dem 16. Jahrhundert war vermutlich ein Jagdhaus des „Waldboten“[3] der hessischen Fürsten.

Über die Besatzung des Kleinkastells, vermutlich eine Abteilung einer benachbarten größeren Auxiliareinheit oder Legion, ist nichts bekannt. Möglicherweise unterstand sie dem Kastell Saalburg. Vermutlich wurde die Fortifikation erst um die Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts errichtet.[4]

4 Altes Jagdhaus

Wahrscheinlich im 16. Jahrhundert wurde innerhalb der Reste des Kleinkastells ein Jagdhaus der Markgenossenschaft Hohe Mark errichtet. Die Nutzung erfolgte hauptsächlich durch den Waldboten, ein Amt, das erblich gebunden durch die Landgrafen von Hessen-Homburg wahrgenommen wurde. Dieses Amt sicherte einige Privilegien, wie den Vorsitz in der Versammlung der Hohen Mark oder auch das Recht drei Tage früher mit der Jagd beginnen zu dürfen als andere Märker. Der Hauptraum des Jagdhauses wies ursprünglich eine Steinplattenpflasterung auf. Er hatte einen Kamin und in den Ecken eingemauerte Sitzplätze. Unter dem Nebenraum war ein Vorratskeller im Boden angelegt.

Im Jahr 2009 erfolgte mit einem Aufwand von 60.000 Euro eine Sanierung der Anlage. Die Reste der römischen Wälle wurden durch Erdaufschüttungen konserviert. Die Grundmauern des Jagdhauses wurden durch ein Betonfundament befestigt und mit Mörtel befestigt. Dadurch ist der Grundriss des Gebäudes für den Besucher erkennbar.[5]

5 Limesverlauf zwischen den Kleinkastellen Altes Jagdhaus und Heidenstock

Vom Kleinkastell Altes Jagdhaus bis zum Kleinkastell Heidenstock zieht der Limes ausschließlich durch das dicht bewaldete Gebiet des Taunuskamms. Dabei fällt er insgesamt um knapp 70 Höhenmeter ab. Aufgrund der geologisch-topographischen Gegebenheiten weist er in diesem Bereich die Besonderheit auf, dass in einigen Streckenabschnitten an die Stelle des in dem anstehenden Quarzitfels nur unter Mühen auszuhebenden Grabens, mit dessen Aushub für gewöhnlich der Wall aufgeschüttet wurde, eine steinerne Mauer trat. Diese Mauer besaß eine Mächtigkeit von durchschnittlich zweieinhalb Metern und war mit Quarzitbruchsteinen als Trockenmauer ausgeführt. Der Palisadengraben hingegen war auch in diesen Abschnitten des Limes durchgängig vorhanden.

Spuren der Limesbauwerke zwischen dem Kleinkastell Altes Jagdhaus und dem Kleinkastell Heidenstock.
ORL[7] Name/Ort Beschreibung/Zustand
KK[8] Kleinkastell Altes Jagdhaus siehe oben
Wp 3/54[6] Vermutete, jedoch nicht archäologisch nachgewiesene Turmstelle.[9]
Wp 3/55 „Klingenkopf“
Wp 3/55
Schon bei Rossel[10] und Cohausen[11] dokumentierte Turmstelle eines Holz-[12] und eines Steinturms,[13] die 1894 von der Kommission unter Jacobi untersucht worden sind.

Der Holzturm war von einem 1,2 Meter tiefen, 12 Meter durchmessenden Graben und einem acht Meter breiten Wall ringförmig umgeben. Im Zentrum der Anlage zeigten sich vier große, 1,2 Meter tief in den anstehenden Fels gebrochene Pfostengruben, die ein leicht unregelmäßiges Viereck von 4,5 m bis 5,0 m Seitenlänge bildeten. Die Limesmauer durchschnitt die nördliche Hälfte der Holzturmstelle, während die Palisade im weiten Bogen um den Turm herum führte.

Rekonstruierte Fundamente des Steinturms des WP 3/55
Der Steinturm befand sich etwa 22 Meter südöstlich des Holzturms. Er besaß einen quadratischen Grundriss von 5,6 Metern Seitenlänge. Auf der Ostseite besaß das aufgehende Mauerwerk bis zu einer Höhe von etwa 1,4 Meter eine Mächtigkeit von 0,90 bis 0,95 Metern. Dann versprang es sowohl an der Außen-, als auch an der Innenseite und verjüngte sich dadurch auf eine Stärke von 0,65 bis 0,75 Meter. Auf allen anderen Seiten des Turmes hingegen verjüngte sich die Mauer bis zu einer festgestellten Resthöhe von maximal zwei Metern nicht. Stellenweise konnte auf der Außenseite des Turmes noch der weiße, mit roten Scheinfugen bemalte Verputz festgestellt werden. An der Nordseite befand sich – 25 Zentimeter über dem gestampften Fußboden des Inneren – ein 0,75 Meter breiter Eingang. Die Entfernung des Turms zur Limesmauer betrug 21 Meter, vom Palisadengraben war er 32 Meter weit entfernt.

Die Lage der Turmstelle war ausgezeichnet gewählt. Die Aussicht reichte von dort aus bis in den „Stannheimer Grund“ und das obere „Erlenbachtal“.

Wp 3/56 Vermutete, jedoch nicht archäologisch nachgewiesene Turmstelle.[14]
KK Kleinkastell Heidenstock siehe Hauptartikel Kleinkastell Heidenstock[15]

6 Denkmalschutz

Das Kleinkastell Altes Jagdhaus und die anschließenden Limesanlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie sowie das Alte Jagdhaus selbst Bodendenkmale im Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

7 Siehe auch

8 Literatur

  • Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: Egon Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Saalburg, Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, (= Saalburg-Schriften, 6), S. 75–92.
  • Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S. 98f.
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 76f.

9 Weblinks

10 Anmerkungen

  1. Carl Rossel: Die römische Grenzwehr im Taunus. Limbarth, Wiesbaden 1876, S. 51f.
  2. Karl August von Cohausen: Der römische Grenzwall in Deutschland. Militärische und technische Beschreibung desselben. Kreidel, Wiesbaden 1884, S. 130, 26 und Tafel 12, Abb. 3.
  3. „Waldboten“, auch „Waldmeister“ waren frühere Markbeamte.
  4. Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 76.
  5. Taunus Zeitung vom 3. November 2009.
  6. 6,0 6,1 Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
  7. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reichs-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  8. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell.
  9. Bei 50° 14′ 41,64″ N, 8° 29′ 42,39″ O7.
  10. Carl Rossel: Die römische Grenzwehr im Taunus. Limbarth, Wiesbaden 1876, S. 49.
  11. Karl August von Cohausen: Der römische Grenzwall in Deutschland. Militärische und technische Beschreibung desselben. Kreidel, Wiesbaden 1884, S. 124 und 129 und Tafel 15, Abb. 5.
  12. Bei 50° 14′ 54,32″ N, 8° 30′ 10,52″ O7.
  13. Bei 50° 14′ 54,03″ N, 8° 30′ 10,98″ O7.
  14. Bei 50° 15′ 4,01″ N, 8° 30′ 29,6″ O7.
  15. 50° 15′ 8,5″ N, 8° 30′ 50″ O7

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