Investiturstreit
Der Investiturstreit war ein Konflikt im Mittelalter zwischen dem Papst und dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Auslöser waren immer wieder Diskussionen um die rechtliche Stellung der römisch-katholischen Kirche und des Papstes. Hinweise darauf gibt es bereits aus der Zeit Karls des Großen im 8. Jahrhundert.[1] Eine Zuspitzung ergab sich vor allem bei der Frage, wer über die Einsetzung oder Absetzung der deutschen, englischen und französischen Bischöfe entscheidet.[2] Insofern handelte es sich oft um eine nationale Frage, bei der sich die Kirche als überstaatliche Organisation auf ein eigenes Traditionsverständnis berief.
Traditionell galt seit dem spätrömischen Kaiser Konstantin I. die Regel, dass der Kaiser als kirchlicher Oberherr die Bischöfe einsetzt. Auch im Frankenreich und unter den Sachsen- und Salier-Kaisern hatten die Kaiser dieses Recht. Zudem suchten Päpste auch immer wieder den Schutz des Kaisers, wie etwa Leo III.. Ab etwa 1060 sollten nach dem Willen der Kirche jedoch keine Laien mehr ein religiöses Amt übernehmen, ein Verstoß dagegen wurde als Simonie verurteilt. Zudem stellte sich ab 1073 Papst Gregor VII. selbst mit theologischer Argumentation als weltlicher und religiöser Führer dar. Der Konflikt eskalierte bis zum Streit darüber, ob der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches nur vom Papst gekrönt werden kann. Als ein Höhepunkt galt in der traditionellen, von der katholischen Kirche beeinflussten Geschichtsschreibung der sogenannte Gang nach Canossa von Heinrich IV. im Winter 1076/1077. Erst mit dem Wormser Konkordat von 1122, lange nach dem Ableben der beiden Hauptprotagonisten Gregor und Heinrich, wurde ein Kompromiss gefunden: Die jeweils führenden Bischöfe sollten nun vom Domkapitel des jeweiligen Bistums in Absprache mit dem Papst ausgewählt werden, wobei dem Kaiser oder König letztlich ein Vetorecht zustand. Das bedeutete eine Stärkung der päpstlichen Position gegenüber vorher.
Heute sind die Kirchen bei rein innerkirchlichen Angelegenheiten und in geistlichen bzw. religiösen Fragen weitgehend frei. Unterschiedlich stellt sich das in den verschiedenen Konfessionen dar: Nicht überall ist eine Autorität wie der Papst maßgebend.
1 Literatur
- Wilhelm Kammeier: Die Fälschung der deutschen Geschichte, Band 1, Adolf Klein Verlag, Leipzig 1940, 2. Auflage
- Knaurs Lexikon, Ausgabe in einem Band, Droemersche Verlagsanstalt, München 1953, Spalte 715-716
- Franz-Josef Schmale: Quellen zum Investiturstreit. 2 Bde., Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1978 ff., ISBN 3-534-05577-2.
2 Einzelnachweise
- ↑ Karl der Große: Geheimnis eines Weihnachtstages, Bericht in Der Spiegel vom 27. November 2012
- ↑ Der neue Brockhaus, 5. Auflage, Wiesbaden 1974, Band 2, Seite 682
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