Hauptbahnhof Stuttgart

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Hauptbahnhof Stuttgart
Stuttgart Hauptbahnhof (2013)
Stuttgart Hauptbahnhof (2013)
Daten
Kategorie 1 „Fernverkehrsknoten“
Bauform Kopfbahnhof
Bahnsteiggleise 18 (oberirdisch: 1 bis 16, unterirdisch: 101/102)
Abkürzung TS
Eröffnung 23. Oktober 1922
Lage
Land Baden-Württemberg
Staat Deutschland
Koordinaten 48° 47′ 2″ N, 9° 10′ 54″ O7
Höhe 247 m ü. NHN
Eisenbahnstrecken
i7i12i13i15i15i16i17

Der Stuttgarter Hauptbahnhof zählt mit täglich 1280 Zughalten[1] und insgesamt 255.000[2] Besuchern pro Tag zu den meistfrequentierten Fernbahnhöfen der Deutschen Bahn. Es bestehen mehrere IC- und ICE-Verbindungen, teilweise im Zweistundentakt, zu anderen großen Städten wie Augsburg, Darmstadt, Frankfurt am Main, Karlsruhe und Mannheim. Der IC 87 fährt sogar im Stundentakt über Singen mach Zürich. Der IC 32 fährt nach Innsbruck und weiter nach Klagenfurt, der ICE/TGV 83 bis nach Paris. Der Flughafen Stuttgart, der rund 12 km südlich liegt, kann mit der S-Bahn erreicht werden.

Der Kopfbahnhof mit 16 Bahnsteiggleisen gehört zu den 21 Bahnhöfen der höchsten Preisklasse 1 von DB Station & Service. Im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 wird der Kopfbahnhof in Stuttgart seit 2010 umgebaut und durch einen Durchgangsbahnhof in Tieflage mit unterirdischen Zulaufstrecken ersetzt. Neben dem alten Bahnhofsgebäude mit dem Uhrturm, das nach seinem Architekten Paul Bonatz „Bonatzbau“ genannt wird, entsteht eine neue Bahnhofshalle. Die bisherigen Bahnanlagen sollen nach erfolgter Entwidmung teilweise zurückgebaut werden. Insgesamt beanspruchte der Stuttgarter Hauptbahnhof vor Beginn der Bauarbeiten für Stuttgart 21 über 82 Hektar Fläche. Der optimale Leistungsbereich bei einen Kopfbahnhof liegt hier laut einer Simulation hier bei 28 bis 38 Zügen je Stunde, die maximale Leistungsfähigkeit bei 43 Zügen pro Stunde.[3]

1 Geschichte

Bahnhof im Jahr 2006

Bei einem stetig steigenden Verkehrsaufkommen und weiteren angebundenen Linien stieß der alte Bahnhof Anfang des 20. Jahrhunderts an seine Kapazitätsgrenzen. Bereits 1905 lagen drei Entwürfe für die Neugestaltung des Bahnhofs vor. Der heutige Hauptbahnhof wurde mit 16 Gleisen von 1914 bis 1928 am heutigen Arnulf-Klett-Platz 500 Meter nordöstlich des Vorgängerbaus gebaut. Anschließend wurden bis 1933 alle Gleise elektrifiziert. Bei den Luftangriffen auf Stuttgart im Zweiten Weltkrieg wurde der Hauptbahnhof mehrmals schwer beschädigt. Nach der Zerstörung wurde eine neue Überdachung auf Stahlbeton-Basis errichtet.

Eine kleine Schalterhalle war ursprünglich für den über die Gleise 1 bis 6 abgewickelten Stuttgarter Vorortverkehr bestimmt und bot außerdem Zugang zum angrenzenden Reichsbahn-Hotel, dem späteren Intercity-Hotel. Zwischen der kleinen und der großen Schalterhalle befanden sich auf der den Gleisen abgewandten Seite ursprünglich nach Klassen getrennte Wartesäle und Gastronomie. Die große Schalterhalle war zunächst nur für den Fernverkehr bestimmt, der über die Gleise 7 bis 16 abgewickelt wurde.

Von 1955 bis 1976 wurde der Bahnhofsturm als Hotel und zeitweise auch als Unterkunft für Bahn-Mitarbeiter genutzt, nach seiner Fertigstellung 1916 hatte er zunächst nur ein Restaurant im obersten Stockwerk. Zwischen 1971 und 1978 wurde für die S-Bahn eine unterirdische Station gebaut, die unter die Haupthalle in Höhe der kleinen Schalterhalle verläuft. Diese Station besitzt zwei Gleise und einen Mittelbahnsteig. Zugleich entstand die Klett-Passage als unterirdische Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Fußgängerzone. Bei der Eröffnung 1976 galt sie mit von der Stadt den 29 Geschäften per Verordnung eingeräumte Möglichkeit bis 22 Uhr zu öffnen als kleine Revolution und als modernste unterirdische Einkaufspassage der Bundesrepublik. Zeitweise dominierten inhabergeführte Fachgeschäfte. Seit Anfang des 21. Jahrundert entwickelte sie sich zu einem Kriminalitätsschwerpunkt.[4]

Einige der insgesamt 40 Ladengeschäfte und Gastronomieangebote, die sich 2009 im Bahnhof befanden, wurden nachträglich in die Kopfbahnsteighalle eingebaut, die anderen sind von der Halle aus erreichbar. Der etwa 20 Meter breite[5] Nordflügel bestand aus einem kubischen Trakt für die Bahnpost,[6] der bis Juli 2010 durch die Deutsche Post AG verwendet wurde und daran anschließenden Büroflächen, die zuletzt durch das Intercity-Hotel und die Bundespolizei genutzt wurden.[7] Mit einer Länge von 83 Metern[5] umschloss der Nordflügel nur einen Teil der Bahnsteiganlagen, auf der verbliebenen Länge schloss sich der Güterbahnhof an.[8] Zu diesem gehörte ein Rangierbahnhof, dessen Ablaufberg sogar mit Gleisbremsen ausgerüstet war. Der Güterbahnhof wurde bis in die 1980er Jahre genutzt.[9] Der Güterverkehr war bereits vollständig nach Kornwestheim verlegt und bereits um 1995 aufgegeben worden,[10] wodurch einige Kapazitäten für den Personenverkehr frei worden. Im Rahmen von Stuttgart 21 wurde von Ende August 2010 bis Ende September 2010 der Nordflügel abgerissen.[11]

In einer Untersuchung, die Fernverkehrsankünfte zwischen Juli 2010 und Februar 2011 für 20 große deutsche Bahnhöfe verglich, kamen in Stuttgart 30 Prozent der Züge mit mindestens sechs Minuten Verspätung an.[12] Die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg bestätigte 2011 ein Gutachten, nach dem der bestehende Kopfbahnhof 50 Züge je Stunde (also 1200 pro Tag), mit verbesserter Signaltechnik 56 Züge, leisten könne.[13] 2014 lag die tatsächliche Auslastung bereits mit täglich 1280 Zughalten über dem in einer Simulation berechneten Maximum von 1032 Zugbewegungen.[3]

2 Andere Lexika





3 Einzelnachweise

  1. Bahnhöfe in Baden-Württemberg. DB Station&Service AG, Stuttgart, 2015-01, S. 7. Abgerufen am 2015.
  2.  Deutscher Bundestag (Hrsg.): Antwort der Bundesregierungauf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Torsten Herbst, Frank Sitta, Dr. Christian Jung, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/19475. Verlässlichkeit des Schienenverkehrs an Knotenbahnhöfen. 19, Nr. 20455, Berlin 29. Juni 2020, ISSN 0722-8333, S. 1 f. (Vorlage:BT-Drs).
  3. 3,0 3,1 U. Martin, H. Dobeschinsky, P. Breuer, M. Haderer, N. Sonnenberg: Vergleich der Leistungsfähigkeiten und des Leistungsverhaltens des neuen Durchgangsbahnhofes (S21) und einer Variante umgestalteter Kopfbahnhof (K21) im Rahmen der Neugestaltung des Stuttgarter Hauptbahnhofes (Abschlussbericht). In: Landeshauptstadt Stuttgart (Hrsg.): Stuttgart 21 – Diskurs (PDF; 21 MiB), Stuttgart 2007, S. 2287–2369, insbesondere S. 2330, 2332, 2337 f., 2341
  4.  Marina Juchheim, Ingmar Volkmann: Unterirdische Hinterhof-Atmosphäre. In: Stuttgarter Zeitung. 72, Nr. 20, 26. Januar 2016, S. 17 (online).
  5. 5,0 5,1 Bonatz-Bau bleibt Empfangsgebäude für den Bahnhof. In: Dialog 21, Ausgabe 2, September 2010 (PDF; 1,0 MiB, Vorlage:ZDB-ID), S. 3
  6. Matthias Roser: Posttrakt. Arbeitsgemeinschaft Hauptbahnhof Stuttgart. Abgerufen am 19. September 2010.
  7. Konstantin Schwarz: Bahnhof zum Teilabriss bereit. In: Stuttgarter Nachrichten. 2010-07-26. Abgerufen am 19. September 2010.
  8.  Amtlicher Plan der Landeshauptstadt Stuttgart. 52 Auflage. 1978, .
  9. Das Europaviertel. In: Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH. Abgerufen am 30. August 2018.
  10. Wolfgang Schuster: Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm. Landeshauptstadt Stuttgart, S. 16. Abgerufen am 19. April 2014. (PDF; 15,7 MiB)
  11. Bagger beginnt mit dem Abtragen der Mauern des Nordflügels des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, 2010-08-25. Abgerufen am 19. September 2010.
  12.  Geheimnis gelüftet. In: Test. Nr. 5/2011, 27. April 2011, S. 78–81 (PDF kostenfrei über Link abrufbar, http://www.test.de/Puenktlichkeit-der-Bahn-Geheimnis-gelueftet-4229388-0/).
  13. Kopfbahnhof könnte heute schon mehr Züge abwickeln als S 21 (Archivversion vom 4. April 2012) Pressemitteilung des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg, 22. November 2011

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