Geschichte der Judenverfolgung im Mittelalter/ Allgemein

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1 Einleitung

Um die Verfolgung der Juden des Mittelalters verstehen zu können, ist es notwendig, geschichtlich bis zurück in die Römerzeit zu blicken. Ganz langsam entwickelte sich, durch die Missionierung der christlichen Apostel, aus jüdische Gemeinden die ersten Christengemeinden. In dieser Zeit existierten die "alte" jüdischen Glaubensgemeinden und die neuen Christengemeinschaften überwiegend friedlich nebeneinander. Doch es kam auch der Vorwurf auf, die Juden seien Schuld am Kreuzestod Jesu Christi.
Später wurde den Juden der Ausbruch der mittelalterlichen Pest vorgeworfen[1], sie würden christliche Kinder ermorden[2][3] und Hostienfrevel[4] begehen.

2 Die Vorgeschichte - Zerstreuung der Juden

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Nach der Zerstörung des Zweiten Jerusalemer Tempels im Jahre 70 durch die Römer, so kann man durchaus feststellen, begann die große Flucht der Juden aus ihrer Heimat Palästina. Schon in den Jahren zuvor haben bereits mehr als die Hälfte der Juden außerhalb ihres verheißenen Landes gelebt. In den angrenzenden Ländern, in Syrien, Babylonien, Ägytpen, ja sogar in Spanien und in Frankreich entstanden neue blühende jüdische Gemeinden, welche durch Missionierung schnell wuchsen.
Diese jüdischen Gemeinden waren es auch, die der Apostel Paulus auf seinen Missionsreisen besuchte, um ihnen vom wiederauferstandenen Messias zu erzählen. 132 bis 135 begehrten die noch in Palästina lebenden Juden gegen den römischen Kaiser Hadrian unter der Führung Bar Kochbas[5] auf. Der Aufstand scheiterte. Hadrian belegte die Ausübung der jüdischen Religionsvorschriften mit der Todesstrafe. In Jerusalem durften die Juden nicht mehr wohnen. 500.000 der ca. 1,3 Millionen Einwohner Palästinas wurden von den Römern getötet oder in die Sklaverei verkauft.
Erst Kaiser Caracalla erklärte im Jahre 212 die Juden des Römischen Reiches zu Vollbürgern. Viele verpflichteten sich im Römisichen Heer, andere Juden begleiteten die Römer bis in die neu gegründeten römischen Städte am Rhein und Britannien.[6]

Das älteste noch erhaltene Dokument über die Existenz einer jüdischen Gemeinschaft ist datiert auf den 18. Oktober 321.
Dort ordnet Kaiser Konstantin an, daß Juden, die einen vom Judentum zum Christentum übergetretenen...

„...
mit Steinen oder auf eine andere Art des Unwillens angreifen, sofort den Flammen übergeben und zusammen mit ihren Helfern verbrannt werden sollen. Ferner, wer aus der Bevölkerung ihrer abscheulichen Religion beitritt und ihren Zusammenkünften beiwohnt, soll mit ihnen die verdienten Strafen erhalten.“[7]

Am 11. Dezember 321 allerdings schreibt Konstantin an die römische Verwaltung in Köln folgendes:

„Allen Behörden erlauben wir durch allgemeines Gesetz, die Juden zur Kurie zu berufen...“[8][9]

3 Erste Gesetze gegen die Juden

Kaiser Theodosius II. war es, der im Jahre 408 das erste gegen die Juden gerichtete Gesetz veröffentlichte. Er verbot das Purim-Fest. Er war der Ansicht, daß die Juden während des Festes Nachbildungen von Kruzifixen verbrannten.[10]
In einem auf den 31. Januar 439 datiertem Dokument, wandte er sich wiederum gegen die Juden:

„Kein Jude ... soll Ämter und Würden erhalten. Ihm soll die Verwaltung der Stadt nicht erlaubt sein, auch soll er nicht das Amt eines Verteidigers der Stadt ausüben. Wir halten es für eine Sünde, daß Feinde der himmlischen Majestät und der römischen Gesetze die Vollstrecker unserer Gesetze sein sollen. ... Aus dem gleichen Grunde verbieten wir, daß irgendeine Synagoge ein neues Gebäude errichtet.
...“[11][12]


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4 Einzelnachweise und Quellen

  1. "Lessing-Gymnasium Döbeln - Jüdische Geschichte und Kultur": "Pestjahre und Pogrome: Die Judenpogrome während der Pestepidemien in Europa"
  2. "Lessing-Gymnasium Döbeln - Jüdische Geschichte und Kultur": "Gerüchte und Legenden: Ritualmordlegende"
  3. "hagalil.com: Heinrich Heine: Der Rabbi von Bacherach, (1840)"
  4. "judentum.org: Die altbewährte Mär vom "Gottesmord": Hostienfrevel
  5. "hagalil.com": Der letzte Aufstand gegen die Besatzer: Bar Kochba scheitert
  6. Nachum Tim Gidal: "Die Juden in Deutschland von der Römerzeit bis zur Weimarer Republik"; ISBN 3-89508-540-5; S. 22f.
  7. Nachum Tim Gidal: "Die Juden in Deutschland von der Römerzeit bis zur Weimarer Republik"; ISBN 3-89508-540-5; S. 24f.
  8. Nachum Tim Gidal: "Die Juden in Deutschland von der Römerzeit bis zur Weimarer Republik"; ISBN 3-89508-540-5; S. 25.
  9. Michael Kühntopf: "Juden, Juden, Juden Band I - Jüdische Chronik - bis 07. November 1862"; ISBN 978-3-8334-8628-9; S. 110
  10. Michael Kühntopf: "Juden, Juden, Juden Band I - Jüdische Chronik - bis 07. November 1862"; ISBN 978-3-8334-8628-9; S. 145
  11. Nachum Tim Gidal: "Die Juden in Deutschland von der Römerzeit bis zur Weimarer Republik"; ISBN 3-89508-540-5; S. 25.
  12. M. Kühntopf berichtet in: "Juden, Juden, Juden Band I - Jüdische Chronik - bis 07. November 1862" (ISBN 978-3-8334-8628-9) auf Seite 145, daß Theodosius bereits im Jahre 415 den Bau neuer Synagogen verbot

5 Verwendete Literatur (über das gesamte Artikelthema "Geschichte der Judenverfolgung im Mittelalter")

  • "Wach auf mein Herz und denke!" - Zur Geschichte der Beziehungen zwischen Schlesien und Berlin-Brandenburg - "Przebudz się, serce moje, i pomyśl" - Przyczynek do historii stosunków między Śląskiem a Berlinem-Brandenburgia; Hrsg.: Gesellschaft für interregionalen Kulturaustausch - Berlin / Stowarzyszenie Instytut Śląskie - Opole; Berlin-Oppeln 1995, ISBN 3-87466-248-9 sowie ISBN 83-85716-36-X
  • Dr. H. Kottek s.A.: Geschichte der Juden - Verlag der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft 1915
  • Dr. Hermann Vogelstein und Dr. Paul Rieger: Geschichte der Juden in Rom - Zweiter Band - Berlin Mayer&Müller, 1895
  • Geschichte der Juden in Köln am Rhein von den Römerzeiten bis auf die Gegenwart, Köln 1887
  • Gottlieb Bondy: Zur Geschichte der Juden in Böhmen, Mähren und Schlesien von 906 bis 1620, HG: Gottlieb Bondy, Prag 1906
  • Hugo Barbeck: Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth; Nürnberg 1878
  • Michael Kühntopf: "Juden, Juden, Juden Band I - Jüdische Chronik - bis 07. November 1862"; ISBN 978-3-8334-8628-9;
  • Nachum Tim Gidal: "Die Juden in Deutschland von der Römerzeit bis zur Weimarer Republik"; ISBN 3-89508-540-5
  • Oskar Schwebel: "Geschichte der Stadt Berlin - Erster Band - Berlin - Verlag von Brachvogel & Ranst 1888"
  • PROF. DR. HANS-JOACHIM BARTMUß: Ascher gegen Jahn. Ein Freiheitskrieg? - Antisemitismus und Nationalismus im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. (Vortrag im Rahmen einer Ringvorlesung zur Verabschiedung von Prof. Dr. Harald Braun aus dem Hochschuldienst an der Universität Bremen. Erstveröffentlichung in: Streifzug durch die Sportgeschichte. Festschrift für Prof. Dr. Harald Braun, Red. Klaus Achilles, Bremen 2004)
  • Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 16; ebd. ab S. 93: HANS-JÖRG GILOMEN: Aufnahme und Vertreibung von Juden in Schweizer Städten im Spätmittelalter
  • Studien zur Geschichte der Juden in der Schweiz während des Mittelalters von Augusta Steinberg Dr. phil., Zürich 1902
  • Volkstümliche Geschichte der Juden in drei Bänden von Dr. H. Graetz weiland Prof. an der Universität Breslau - Zweiter Band. Von der zweitmaligen Zerstörung Jerusalems unter Kaiser Vespasian bis zu den massenhaften Zwangstaufen der Juden in Spanien. Fünfte Auflage, Leipzig 1914
  • Vortrag von Dr. Max Grunwald, gehalten am 26. März im "Zentralverein Deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" in Berlin W. und am 2. Mai 1906 in der Greneral Versammlung des „Vereines zur Abwehr des Antisemitismus" in Wien. Druckschrift: Verlag von. Calvary & Gomp. in- Berlin NW./ Druck: Wien 1906