Burgus Budakalász-Luppa csárda

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Burgus Budakalász-Luppa csárda
(Burgus Ulcisia 2)
Limes Pannonischer Limes
Abschnitt 3
Datierung (Belegung) valentinianisch (Frigeridus dux)
bis Ende 4./Anfang 5. Jahrhundert
Typ Burgus
Größe 39 × 39 m
Bauweise Stein
Erhaltungszustand Fundamentreste im Garten eines Ferienhauses.
Ort Budakalász
Höhe 103 m
Vorhergehend Burgus Szentendre-Dera (nördlich)
Anschließend Castra Aquincum (südlich)

Der Burgus Budakalász-Luppa csárda war ein römischer Militärposten, der als spätantiker Wohn- und Wachturm zur Überwachung eines Donauabschnitts des pannonischen Limes (Limes Pannonicus) diente. Der Strom bildete in weiten Abschnitten die römische Reichsgrenze. Die vollständig ergrabenen Überreste der Befestigung lagen bei Luppa csárda (auch: Lupa csárda), einem Ortsteil der Kleinstadt Budakalász im ungarischen Komitat Pest, nahe am Westufer des Donau-Westarms. Über Teilen der Fundamente entstand nach der Grabung ein Wochenendhaus. Ein bekannter publizierter Fund ist das Imitat eines Diatretglases.

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1 Lage und Forschungsgeschichte

Der Limes Pannonicus am Pilisgebirge
Der Burgus in einer vervollständigten Grundrißzeichnung.

Das Gebiet bei Budakalász-Luppa csárda (deutsch: Luppa-Heideschenke) war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Zwischen 1952 und 1961 legte hier Sándor Soproni mit 439 kupferzeitlichen Gräbern den bedeutendsten Fundplatz[1] der Péceler Kultur frei und fand dabei unter anderem den damals weltberühmt gewordenen Wagen von Budakalász.[2] Der römische Wachposten von Budakalász-Luppa csárda wurde auf dem Gebiet der im 4. Jahrhundert n. Chr. eingerichteten pannonischen Provinz Valeria an den südöstlichen Ausläufern des Pilisgebirge errichtet. Er stand am Westufer des Donauwestarms, nahe dem dort mündenden Barát-Baches. In östlicher Richtung konnte die einstige Turmbesatzung über den Flussarm hinweg die hier nur noch sehr schmale Landzunge der südlich auslaufenden Donauinsel Szentendrei (Sankt-Andrä-Insel) überblicken und den Hauptstrom des Flusses überwachen. Nach Norden bestand Sichtkontakt mit dem Ländeburgus am Dera-Bach,[3] im Süden lag bei Békásmegyer am Ufer ein Wachturm, der Signale empfangen und über eine dichte Postenkette bis zum Legionslager Aquincum (Budapest) weitergeben konnte. Westlich von Luppa csárda verlief ungefähr unter der heutigen Landstraßentrasse die antike Heer- Handels- und Grenzstraße.

Die kleine Anlage wurde 1932 bis 1934 von Lajos Nagy vollständig freigelegt.[4] Eine Publikation zu dieser Grabung ist bisher nicht erschienen.[5] 1952 nahm Sándor Soproni eine Untersuchung vor Ort vor.[6] Die Ausgrabung ist schon lange in Teilen von einem Wochenendhaus überbaut,[1] die noch stehenden Fundamentreste sind in dessen Garten sichtbar erhalten.

2 Baugeschichte

Der valentinianische Burgus bestand aus einem rechteckigen Wohn- und Wachturm mit 1,5 Meter starken Steinmauern.[7] Dieses Bauwerk war mittig in einem im Inneren 39 × 39 Meter umfassenden, gemauerten Hofgeviert errichtet worden.[7] Der Aufbau folgte in seinen Maßen und im Grundriss den heute noch sichtbaren Überresten der Anlage von Leányfalu.[8] Mit einem umlaufenden Grabenwerk muss gerechnet werden. Der Turm von Luppa csárda wurde von Südwesten her betreten. In seinem 16,3 × 15,5 beziehungsweise 14,8 Meter großen Inneren war links und rechts der Türe je ein Treppenaufgang an der südwestlichen Turmwand installiert, die einst darüberliegenden Stockwerke mit dem massiven Dach wurden von vier Steinpfeilern getragen, die zueinander im Rechteck stehend das Zentrum der Anlage einnahmen. Die stratigraphischen Schichten sind unbekannt.[5]

In nachrömischer Zeit wurde bei Budakalász-Dunapart ein awarisches Gräberfeld angelegt.[9]

3 Funde

3.1 Ziegelstempel

Neben Stempeln des Ap Luppiano ord, des Ap Valentini, und des Ap Iovini kamen auch die des Frigeridus dux aus dem Boden.[7] Die Zenturionen Luppianus und Iovinus sowie der Tribun Valentinus waren zeitgleich mit dem Provinz-Oberbefehlshaber Frigeridus aktiv. Frigeridus amtierte zwischen 371 und 373 n. Chr. in Valeria.[10]

3.2 Keramik

Es fanden sich Reste von glasierter, einglättverzierter und oberflächengeglätteter spätantiker Keramik. Ein Bruchstück mit Gittermuster wurde von Soproni veröffentlicht.[11][5] Das gemeinsame Vorkommen von eingeglätteten und glasierten Stücken ist für viele spätrömische Siedlungsplätze und Gräberfelder in Ungarn charakteristisch. Ohne Kenntnis der einstmaligen stratigraphischen Schichten wie in Luppa csárda ist es jedoch nicht möglich festzustellen, ob die aufgefundene Gittermusterkeramik aus der gleichen Schicht stammt wie die vorgefundene eingeglättete provinzialrömische Keramik, also zeitgleich benutzt wurde.[5] Die grundsätzlichen Schwierigkeiten liegen darin, dass eine genauer gefasste Datierung der spätrömischen eingeglätteten Keramik noch immer nicht möglich ist, da ihre frühe Produktion bereits in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts begann.[12] Nur in bekannten Schichten und Zusammenhängen aufgedeckte Fundstücke erlauben eine genauere Zuordnung. Die Theorien über eingeglättete Keramik sind heute vielfältig und sehr umstritten.[13]

3.3 Glas

Mit den Keramikfunden kamen die Bruchstücke eines grünen dickwandigen Glasbechers ans Licht, der eine ausladende Wulst besaß. Unter dieser Wulst befanden sich senkrechte Rippen, denen eine wabenartige Verzierung folgte. Das Stück gehört zu einer Gruppe von Gläsern, welche die kostbaren Diatretarbeiten imitieren.[14] Zum weiteren angetroffenen Material zählen Eisenfunde.[4]

3.4 Spolie

Zum Fundmaterial gehörte auch die als Spolie verbaute Grabinschrift der Septimia Theodora, die sich während der Grabung 1934 im Burgus fand. Das stark beschädigte Fragment stammt aus der Zeit zwischen 200–250 n. Chr. und nennt unter anderem einen mil(es) co(hortis) (Kohortensoldat), dessen Name jedoch nicht erhalten blieb.[15] Der Stein wurde wahrscheinlich aus dem nahen, nördlich gelegenen Kastell Szentendre verschleppt.

4 Fundverbleib

Das Fundgut aus der Grabung wurde in das Aquincum-Museum nach Budapest verbracht.[4] Die Spolie befindet sich im Depot des römischen Lapidariums des Ferenczi-Károly-Museums in Szentendre.

5 Villa Rustica Budakalász-Dolina

Das Herrenhaus der 1942 ergrabenen Villa.

Im Kriegsjahr 1942 legte der Archäologe Tibor Nagy (1910–1995) im Dolina-Tal das Herrenhaus einer kleineren Villa Rustica vom Portikus-Typ frei, deren regelmäßiger Grundriss in der zentralen Fluchtachse auf der Rückseite eine halbrunde Apsis aufwies. Nagy, der zur Grabung nur eine kurze Beschreibung herausgab, meinte, in der Apsisnische ein Bad zu erkennen, obwohl das Bodenniveau im Vergleich zum Fußboden der anderen Räume nicht viel niedriger ist. Fast alle Räume waren beheizbar, wobei das System der Hypokaust- und Kanalheizung gleichermaßen Verwendung fand. Der Ausgräber nahm an, dass die Villa Rustica von Budakalász-Dolina am Ende des 2. oder zu Beginn des 3. Jahrhunderts entstanden ist. Kanalheizungen wurden im größeren Stil erst in der Spätantike gebräuchlich,[16] was Hinweise auf mögliche spätere Umbauten im Haus gibt. In den meisten Räumen fand sich über der Heizung ein Terrazzo-Fußbodenbelag.[17] An den Wänden des großen zentralen Raumes mit Apsis konnten noch Hohlziegel festgestellt werden, durch die einst vom Fußboden aufsteigende Wärme nach oben hin abgeleitet wurde. Das Ende des landwirtschaftlichen Betriebes wird im 5. Jahrhundert gekommen sein.

Im Dolina-Tal fand sich auch die zerbrochene Grabstele des Septimius Avvo, in die bei einer späteren Zweitverwendung zwei runde Löcher gebohrt worden sind.[18] Es sind zudem weitere Reste landwirtschaftlicher Betriebe aus dem Dolina-Tal am Barát-Bach bekannt, jedoch teilweise nicht ansatzweise so gut erforscht.

6 Denkmalschutz

Die Denkmäler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr. LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt. Der Burgus Budakalász-Luppa csárda sowie alle anderen Limesanlagen gehören als archäologische Fundstätten nach § 3.1 zum national wertvollen Kulturgut. Alle Funde sind nach § 2.1 Staatseigentum, egal an welcher Stelle der Fundort liegt. Verstöße gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw. Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft.

7 Siehe auch

8 Literatur

9 Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888, S. 80.
  2. Sándor Soproni: A budakalászi kocsi. (Der Wagen von Budakalász.) In: Folia archaeologica 6. Budapest 1954, S. 29–36 u. 198–199, Tafel 6–8.
  3. Bei 47° 38′ 28,84″ N, 19° 4′ 47,64″ O7.
  4. 4,0 4,1 4,2 Andrea Kaltofen: Studien zur Chronologie der Völkerwanderungszeit im südöstlichen Mitteleuropa. British Archaeological Reports, International Series 191. Oxford 1984, ISBN 0860542440, S. 191.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Endre Tóth: Karpen in der Provinz Valeria. Zur Frage der spätrömischen eingeglätteten Keramik in Transdanubien In: Communicationes archeologicae Hungariae. Budapest 2005, S. 382.
  6. Zsolt Visy: Definition, Description and Mapping of Limes Samples. CE Project „Danube Limes – UNESCO World Heritage“ 1CE079P4. Budapest 2010. S. 50.
  7. 7,0 7,1 7,2 Jenő Fitz (Hrsg.): Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976, S. 79.
  8. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akadémiai Kiadó, Budapest 1978, ISBN 9630513072, S. 66.
  9. István Erdélyi: Das awarische Gräberfeld in Budakalász-Dunapart (Donauufer). In: MittArchInst 7. (Mitteilungen des Archäologischen Instituts der Ungarischen Akademie der Wissenschaften), Budapest 1977. S 45–54.
  10. Barnabás Lőrinc: A későrómai hídfőállások bélyeges téglái Valeriában. In: Attila Gaál (Hrsg.): Pannoniai kutatások. A Soproni Sándor emlékkonferencia előadásai (Bölcske, 1998. október 7.). Szekszárd 1999, S. 53–68.
  11. Sándor Soproni: Die letzten Jahrzehnte des pannonischen Limes. C. H. Beck, München 1985, ISBN 3406304532, Tafel 10.6.
  12. Katalin Ottományi: Késő római besimított kerámia Nagykanizsán. In: Zalai Gyűjtemény Nr. 18, 1982–83. S. 45–58 (in ungarischer Sprache).
  13. Friderika Horváth: Bemerkungen zum spätantiken Keramikmaterial aus der Festung von Keszthely-Fenékpuszta – Erste Ergebnisse. Workshop Leipzig, 8.–9.2.2008. Archäologisches Institut der UAdW.
  14. Lajos Nagy: L'imitation d’un vase diatrete, retrouvee au burgus de Budakalász. In: Budapest Régiségei 15. Budapest 1950. S. 535–539.
  15. László Barkóczy, Sándor Soproni: Brigetio (Fortsetzung) und die Limesstrecke am Donauknie. In der Reihe: Die römischen Inschriften Ungarns. (RIU). 3. Lieferung. Akadémiai Kiadó, Budapest 1981. ISBN 963-05-2374-4. Nr. 935.
  16. Heinz Heinen, Hans H. Anton, Winfried Weber: Im Umbruch der Kulturen – Spätantike und Frühmittelalter. Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier. ISBN 3-7902-0271-1. S. 516.
  17. Edit B. Thomas: Römische Villen in Pannonien, Beiträge zur pannonischen Siedlungsgeschichte. Akadémiai Kiadó, Budapest, 1964. S. 214–215.
  18. László Barkóczy, Sándor Soproni: Brigetio (Fortsetzung) und die Limesstrecke am Donauknie. In der Reihe: Die römischen Inschriften Ungarns. (RIU). 3. Lieferung. Akadémiai Kiadó, Budapest 1981. ISBN 963-05-2374-4. Nr. 934.

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