Blut-und-Boden-Ideologie

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Die Begriffe Blut und Boden waren ein zentraler Teil der nationalsozialistischen Ideologie des Dritten Reiches und der NS-Rassenideologie. Die Verbindung der Wörter Blut und Boden soll suggerieren, dass Menschen aufgrund ihrer biologischen Abstammung (also dem Blut) in besonderer Weise mit dem Siedlungs- und Wirtschaftsraum (dem Boden) verbunden seien. Dies beinhalte auch das Recht auf die gewaltsame Landnahme durch Vertreibung und Vernichtung fremder (als minderwertig angesehener), hauptsächlich slawischer Völker. Hierdurch sollte der Fortbestand des eigenen Volkes bzw. der arischen Rasse gesichert werden.[1] Es handelt sich bei dieser Ideologie um eine Form des Blutmystizismus.

Der NSDAP-Politiker und spätere Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Walther Darré machte diesen Begriff durch Vorträge, Schriften und Bücher allgemein bekannt und führte ihn in die NS-Ideologie ein. Seine damals hochpopulären Ausführungen werden heute von einigen Historikern als antikapitalistisch sowie als Verklärung der Bauernschaft zum "Lebensquell bzw. der Essenz der Nordischen Rasse" angesehen.[2][3] Auf Basis der Ausführungen Darré's wurde im Jahre 1933 ein NS-Propagandafilm zu diesem Thema hergestellt[4].

Die Autoren Janet Biehl und Peter Staudenmaier sehen den ideologischen Ursprung bereits im 19. Jahrhundert bei Ernst Moritz Arndt und Wilhelm Heinrich Riehl; daraus wird eine Kontinuität in der Ideengeschichte bis zum modernen Ökofaschismus konstruiert.[5] Auch Israel vertritt demnach eine Blut-und-Boden-Ideologie, indem jüdischstämmige Siedler bevorzugt und arabische bzw. palästinensische Bürger massiv diskriminiert und ausgrenzt werden.

Der Theologe und Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern, Friedrich Wilhelm Haack, vertritt die Auffassung, dass die Blut-und-Boden-Ideologie - vielfach auch unbewusst - durch moderne „neugermanische“ Sekten und das Neuheidentum wieder aufgegriffen wird.[6]

1 Einzelnachweise

  1. Nach: Lars Amenda: "Volk ohne Raum schafft Raum"; ebd. Abschnitt: "Landgewinnung und "Blut und Boden"; Aufsatz in: "Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte", Heft 45/ 2005; HG: "Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein e.V. (AKENS)" (PDF)
  2. Anna Bramwell: Blood an Soil. Walther Darré and Hitler’s Green Party, Abbotsbrook 1985
  3. "Anette Blaschke – Historisches Seminar der Leibniz Universität Hannover - Niedersächsisches Forschungskolleg "Nationalsozialistische 'Volksgemeinschaft'?": Ideologische Mobilisierung im "völkischen Kernland" - Workshop "Mobilisierung im Nationalsozialismus"; 10./11. März 2010 in Jena
  4. "Fritz Bauer Institut/ Frankfurt am Main - Cinematographie des Holocaust: Blut und Boden. Grundlagen zum neuen Reich (auch: Blut und Boden. Grundlagen der deutschen Zukunft), Deutschland, 1933, Regie: Rolf von Sonjewski-Jamrowski"
  5. Janet Biehl, Peter Staudenmaier: Ecofascism: Lessons from the German Experience. AK Press, 1995, ISBN 1873176732
  6. Friedrich Wilhelm Haack: Wotans Wiederkehr Blut-, Boden- und Rasse-Religion, Claudius Verlag, München 1981, 255 Seiten, ISBN 3-532-61809-5

2 Literatur

  • Mathias Eidenbenz: Blut und Boden - Zu Funktion und Genese der Metaphern des Agrarismus und Biologismus in der nationalsozialistischen Bauernpropaganda R. W. Darrés; Verlag Peter Lang, Bern, ISBN 978-3-906751-33-7
  • Götz Aly & Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung, S. Fischer, Frankfurt 1993, ISBN 3-596-11268-0
  • Anna Bramwell: Blut und Boden, in: Deutsche Erinnerungsorte, Hg. Etienne Francois und Hagen Schulze, Band 3, C.H. Beck, München 2003, S. 380-391
  • Spurensuche Harzregion e.V.: Erntedank und „Blut und Boden“ – Bückeberg/Hameln und Goslar 1933 bis 1938. NS-Rassekult und die Widerrede von Kirchengemeinden. Spuren Harzer Zeitgeschichte, Sonderband 2. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2009, ISBN 978-3-86948-048-0

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