Autobahn (Schweiz)

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Das Schnellstrassennetz der Schweiz
Signal 4.01: Autobahn
Autobahnvignette 2010
Die Autobahn A3 bei Zürich
Einfahrt zu einer Schweizer Autobahn

Die Autobahnen der Schweiz werden vom Bund sowie in geringerem Umfang von einzelnen Kantonen betrieben. Das Autobahnnetz der Schweiz entspricht nicht dem Nationalstrassennetz der Schweiz, das alle vom Bund betriebenen Fernstrassen umfasst – auch solche die nicht Autobahnen sind, hingegen die kantonalen Autobahnen nicht einschliesst.

Einige wenige kantonale Autobahnen wurden im dicht besiedelten Mittelland gebaut, diese Strassen wurden ohne Bundeshilfe gebaut und stellen nur einen kleinen Anteil am Autobahnnetz der Schweiz dar.

Eine Liste aller Autobahnen der Schweiz befindet sich unter Liste der Autobahnen in der Schweiz.

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1 Erlaubnis zum Befahren von Autobahnen

Autobahnen dürfen von Motorfahrzeugen, die eine Mindestgeschwindigkeit von 80 km/h (bis 2005 von 60 km/h) erreichen, befahren werden. Zusätzlich ist auf den zum Nationalstrassennetz gehörenden Autobahnen eine Mautabgabe fällig, diese wird für leichte Motorfahrzeuge in Form einer Autobahnvignette erhoben.

1.1 Autobahnvignette

In der Schweiz besteht seit 1985 auf den meisten Autobahnen und Autostrassen Mautpflicht in Form einer Jahresvignette, welche 14 Monate gültig ist. Die Vignette berechtigt zum Befahren mautpflichtiger Strassen ab dem 1. Dezember bis zum 31. Januar des übernächsten folgenden Kalenderjahres.

Die Kosten betragen 40 Schweizer Franken (Stand: Januar 2018). Das Vorhaben, die Gebühr für eine 1-Jahres-Vignette auf 100 Franken anzuheben, wurde im November 2013 durch eine Volksabstimmung abgelehnt. Motorfahrzeuge ab einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen benötigen für das Befahren von Autobahnen und Autostrassen keine Vignette, da sie der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) unterliegen.

2 Tempolimit

Signal 4.65: Entfernungstafel

Das generelle Tempolimit liegt seit dem 1. Januar 1985 bei 120 km/h, dieses kann gemäss SSV Art. 108 Abs. 5 a auf bis zu 60 km/h reduziert werden. Die Abstufung beträgt in 10 km/h gemäss SSV, in der Praxis 20 km/h. In den Autobahntunneln und auf Strecken ohne Standstreifen gilt meistens ebenfalls eine reduzierte Höchstgeschwindigkeit von 80 oder 100 km/h. Die Signalisationstafeln bestehen aus weisser Schrift auf grünem Grund. Die Nummerierung besteht aus weissen Zahlen auf roten Tafeln.

Bereits 1966 wurde auf Teilabschnitten eine Richtgeschwindigkeit eingeführt, 1973 wurde versuchsweise ein Tempolimit eingeführt. Dieses betrug zuerst 100 km/h, wurde aber ein Jahr später auf 130 km/h erhöht. Die definitive Einführung des Limits erfolgte 1976. Es wurde 1984 auf die heute noch gültigen 120 km/h reduziert.[1]

3 Geschichte

Als erste Autobahn der Schweiz gilt die am 11. Juni 1955 eröffnete Ausfallstrasse Luzern-Süd. Diese erstmals kreuzungsfrei ausgeführte vierspurige Strasse diente der Umfahrung von Horw. Sie führte vom heutigen Anschluss Luzern-Kriens nach Ennethorw und gilt als erstes Teilstück der A2. Die Finanzierung erfolgte ohne Bundeshilfe alleine durch den Kanton Luzern.[2][3]

Im Februar 1956 reichen ACS und TCS die Volksinitiative zur Verbesserung des Strassennetzes ein, welche die Verwendung mindestens der Hälfte aller Einnahmen durch die Mineralölsteuer auf Kraftstoffen für den Bau von Autostrassen – im Besonderen für eine West–Ost- und eine Nord–Süd-Verbindung – vorschlägt.[4] Am 6. Juli 1958 wird der Gegenentwurf des Bundes vom Schweizer Volk mit 85 % Ja-Stimmen-Anteil angenommen.[5]

Am 21. Juni 1960 trat das Bundesgesetz über die Nationalstrassen in Kraft, welches die Kompetenzen zur Planung und zum Bau von Strassen mit nationaler Bedeutung dem Bund überträgt. Das Gesetz legt im Artikel 2 fest, dass die höchste Klasse dieser Strassen ausschliesslich für die Benutzung mit Motorfahrzeugen bestimmt ist, nur an besonderen Anschlussstellen zugänglich ist, richtungsgetrennte Fahrbahnen aufweisen soll und andere Strassen nicht höhengleich kreuzt.[6]

Am 10. Mai 1962 wurde die Grauholzautobahn als erstes Teilstück der N1 eröffnet. Das acht Kilometer lange Teilstück dient der Entlastung der Strasse durch Zollikofen.[7]

1963 folgte ein erstes längeres Stück Autobahn, der Abschnitt GenfLausanne der N1. Am 10. Mai 1967 entstand mit der Fertigstellung des Teilstücks Oensingen–Hunzenschwil zwischen BernLenzburg ein 85 km langer Abschnitt der N1. Es war damals die längste zusammenhängende Autobahn der Schweiz.

1965 beschliessen die Eidgenössischen Räte die Planung des Nationalstrassennetzes durch den Gotthard-Strassentunnel zu ergänzen. Baubeginn des Tunnels war 1970, die Eröffnung fand am 5. September 1980 statt.[8]

Im Frühjahr 2017 wurde das letzte Teilstück der Transjurane, der Autobahn von Biel nach Delle, dem Verkehr übergeben. Ausstehend sind noch kleinere Abschnitte im Rahmen des Ausbaus des Nationalstrassennetzes, insbesondere im Wallis.

4 Zuständigkeit

Mit Ausnahme der kantonalen Autobahnen ist der Bund zuständig für Bau, Betrieb und Unterhalt der Autobahnen. Verantwortlich ist das Bundesamt für Strassen (kurz Astra).[9]

5 Nummerierung

Die Autobahnen der Schweiz tragen zwei Nummerierungen, eine Nummerierung aus dem Nationalstrassennetz mit der Bezeichnung N und eine Nummerierung mit der Bezeichnung A des Autobahnnetzes, welche aber erst 1996 eingeführt wurde.

Bis Ende 1996 trugen Autobahnen, Autostrassen und Hauptstrassen des Nationalstrassennetzes dieselben Bezeichnungen und liessen sich anhand dieser nicht voneinander unterscheiden. Kantonale Autobahnen und Autostrassen hatten meist nur inoffizielle Bezeichnungen. Hinzu kam, dass neben der N-Nummer des Projekts (N1b, N1c) die fertige Autobahn gelegentlich eine zweite N-Nummer (N20, N11) erhielt, mit der sie ausgeschildert wurde.

Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde ab Ende 1996 die N-Nummerierung nur noch von Behördenseite und im Zusammenhang mit dem Nationalstrassennetz verwendet. Die Autobahnen und Autostrassen erhielten eine neue – an die alte Nummerierung angelehnte – A-Nummerierung. Diese wird funktional vergeben und ordnet Teilstücken, welche von mehreren Strecken verwendet werden, alle notwendigen Nummern zu. Man hat dabei aber versäumt, die Nomenklatur für Autobahn-Zweige (Zubringer etc.) verbindlich festzulegen. Diese werden nun von den Kantonen individuell benannt, was die Übersicht erschwert.

Auf praktisch allen Autobahnen wurde zwischenzeitlich die Signalisation auf den aktuellen Stand gebracht, allerdings wird man abseits der Autobahnen auf etlichen Schildern noch auf die alte N-Nummerierung stossen. Diese wird in der Regel erst dann aktualisiert, wenn die Tafeln ausgetauscht werden müssen.

6 Militärische Bedeutung

Bei der Planung des Autobahnnetzes wurde die Forderung der Fliegertruppe nach Ausweichlandepisten berücksichtigt. Auf verschiedenen Autobahnabschnitten wurde eine gerade Linienführung von etwa 2 km Länge gewählt. Die Leitplanken wurden durch Stahlseile ersetzt und konnten bei Bedarf innerhalb weniger Stunden von der Truppe entfernt werden. Nach einer Reinigung der Fahrbahnen, dem Aufmalen der Landezeichen und dem Einrichten der Funkverbindungen konnte ein solches Autobahnteilstück von Flugzeugen benutzt werden. Die meisten Mittelstreifen sind heute wieder befestigt.

Das vorerst letzte «landetauglich» erstellte Stück Autobahn dürfte das in den 1990ern eröffnete A1-Teilstück Murten – Payerne sein, parallel zur Piste des Militärflugplatzes Payerne.

Der Einsatz von Flugzeugen wurde sporadisch durch WK-Einheiten (Flpl Abt) praktisch erprobt.[10] Das erste Teilstück bei Oensingen wurde am 16. September 1970 von 12 bis 15 Uhr für eine militärische Übung eingesetzt, die charakteristisch war für den Kalten Krieg. Die Geheimhaltung im Vorfeld war dementsprechend gross. Alle unnötigen Bekanntmachungen wurden vermieden, dennoch wohnten viele Zuschauer dem Spektakel bei, und die Medien berichteten darüber.

Die durch das Flieger- und Flugplatzregiment 3 mit der DH-112 Venom durchgeführte Übung stellte grosse Ansprüche an die Infrastruktur und an das Können der Piloten. Die Übung verlief erfolgreich und mit guten Erfahrungen, die als Lehrstück für weitere Lande- und Startübungen auf anderen Abschnitten des schweizerischen Autobahnnetzes dienten, letztmals 1991 im Tessin.

Datum Übungsname Ort Autobahn Truppe Inhalt
16. Sep. 1970 «U STRADA» Oensingen N1 Flpl Abt 9 Militärflugplatz Alpnach-de Havilland Venom: Start von 12 Venom
26. Sep. 1974 «U STRADA» Münsingen N6 Flpl Abt 12 & 13 INT-de Havilland Venom, Militärflugplatz Meiringen-Hawker Hunter
28. Sep. 1977 «U NOLA» Flums N3 Flpl Abt 9 Militärflugplatz Alpnach-Hawker Hunter
1. Jun. 1978 «U NOSTA» Alpnach N8 Flpl Abt 9 Militärflugplatz Alpnach-Hawker Hunter: Start von 6 Hunter ab Autostrasse
6. Mai 1980 «U ABEX» Aigle-Bex N9 Flpl Rgt 1 Raron-Hawker Hunter, Turtmann-Hawker Hunter, Flughafen Sion-Hawker Hunter: Start von 36 Hunter
24. Mär. 1982 «U TAUTO» Münsingen N6 Flpl Rgt 2 Militärflugplatz Meiringen-Hawker Hunter, F-5 Tiger II, Flugplatz Interlaken-Hawker Hunter
15. Okt. 1985 «U TAUTO» Flums N3 Flpl Abt 8 Ambrì-Hawker Hunter, Militärflugplatz Alpnach-F-5 Tiger II: 9, Militärflugplatz Mollis-Hawker Hunter: 11
29. Sep. 1988 «U TUTTI» Alpnach N8 Flpl Abt 9 Militärflugplatz Alpnach-F-5 Tiger II: Start von 12 Tiger ab Autostrasse
16. Nov. 1988 «U NOSTASIO» Sion N9 Flpl Abt 4 Flughafen Sion-F-5 Tiger II: Start von 8 Tiger
14. Nov. 1991 «U STRADA» Lodrino N2 Flpl Abt 8 Ambrì-Hawker Hunter, Alpnach-F-5 Tiger II: 9, Mollis-Hawker Hunter 11

Nie erprobt wurden folgende Autobahnabschnitte:

  • Stans A2, Kurzstrecke für Not-Start der Dassault Mirage III mit JATO.
  • Payerne A1, letzter erbauter Abschnitt – theoretisch noch operationell

Mit dem Ende des Kalten Kriegs und den Restrukturierungen der Schweizer Armee werden laufend Objekte aus dem Inventar der militärischen Infrastruktur entlassen, darunter auch verschiedene Nationalstrassen-Bauten. Mit der Armeereform 1995 wurde das Konzept der Autobahn-Flugplätze aufgegeben. Es wird kein Unterhalt mehr betrieben und kein Einsatz mehr erprobt.

Eine ebenfalls aufgegebene Doppelnutzung von Autobahn-Objekten ist der Sonnenbergtunnel der A2 bei Luzern. Dieser wurde als grösster ziviler Schutzbunker der Schweiz und einer der grössten der Welt konzipiert und jährlichen Funktionstests unterzogen, bis er 2005 aufgrund zunehmender Unterhaltskosten in seiner Kapazität als Zivilschutzanlage stark reduziert wurde. Er bot vormals Platz für 17'000 Menschen, heute hat er eine Kapazität von 2'000 Personen.

Schliesslich wurde auch der Gotthardtunnel der A2 aus dem Inventar strategischer Bauten entlassen. Nach dem schweren Brandunfall 2001 und die dadurch unumgängliche Totalsanierung des Abschnitts nutzte man die Zeit der Sperrung, um den beim Bau installierten Sprengstoff aus einer Nebenkammer im Innern des Tunnels zu entfernen.

7 Siehe auch

8 Einzelnachweise

  1. Fabian Finocchio: Fahrausweisbesitz in der Schweiz seit 1950. Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme der ETH Zürich, 2004-02. Archiviert vom Original am 2011-07-06. Abgerufen am 4. Januar 2013. (PDF; 537 kB, Semesterarbeit)
  2. Erster Autobahnabschnitt der Schweiz. Gemeinde Horw. Abgerufen am 24. Dezember 2012.
  3.  30 Jahre Ausfallstrasse Luzern-Süd. In: Schweizerische Bauzeitung. 103, Nr. 26, 1985, S. 664 (digitalisierte zeitschriften).
  4. Eidgenössische Volksinitiative Verbesserung des Strassennetzes. Abgerufen am 4. Januar 2013.
  5. Liste der eidgenössischen Volksabstimmungen 35. Legislatur (1955–1959)
  6. SR 725.11 Bundesgesetz über die Nationalstrassen. Abgerufen am 23. Dezember 2012.
  7. Eröffnung Grauholz-Autobahn im Mai 1962. Schweizer Radio und Fernsehen. Archiviert vom Original am 2014-03-02. Abgerufen am 23. Dezember 2012.
  8. Gotthard-Strassentunnel: Chronologie. Archiviert vom Original am 2012-07-05. Abgerufen am 4. Januar 2013.
  9. Zuständigkeiten. In: Bundesamt für Strassen. Abgerufen am 5. April 2017.
  10. Kalter Krieg: Die erste Autobahnpiste im Test (Archivversion vom 11. November 2014) auf der offiziellen Website der Schweizer Luftwaffe

9 Weblinks

 Commons: Autobahnen in der Schweiz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


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