Alkoholproblem

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Objekte werden doppelt und verzerrt wahrgenommen - eine der möglichen, negativen Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum

Ein Alkoholproblem (auch Alkoholabhängigkeit genannt) wird vom Betroffenen oft nicht erkannt und kann verschiedene Ursachen haben. Die Bundesrepublik Deutschland stand 2003 international in der Spitzengruppe beim Alkoholverbrauch.[1] In Deutschland gelten etwa 1,3 Millionen Menschen als alkoholabhängig. Alkohol greift die Nervenzellen an[2] und kann langfristig nicht nur zu gesundheitlichen Schäden, sondern auch zu Wesensveränderungen führen. In Russland wird die hohe Sterblichkeit im Monat Januar unter anderem auf den Alkoholkonsum an Silvester, Weihnachten (dort am 7. Januar) und die arbeitsfreien Tage zwischen Silvester und Weihnachten zurückgeführt.[3] Im Vereinigten Königreich wurde die Zahl der „abhängigen Trinker“ für das Jahr 2001 auf über 2,8 Millionen geschätzt.

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1 Diagnose

In der Internationalen statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) werden sechs Kriterien genannt, von denen drei oder mehr mindestens einen Monat lang (oder bei kürzerer Dauer innerhalb eines Jahres wiederholt) gleichzeitig vorhanden sein müssen, um die Diagnose eines Abhängigkeitssyndroms stellen zu können, was dann als Alkoholismus gilt:

  • Starkes oder zwanghaftes Verlangen, Alkohol zu konsumieren (Substanzverlangen)
  • Kontrollverlust bei der Menge, dem Beginns oder Ende des Konsums, d. h. es wird regelmäßig mehr Alkohol oder über einen längeren Zeitraum konsumiert als geplant oder es bestehen der anhaltende Wunsch und Versuche, den Alkoholkonsum zu verringern oder zu kontrollieren, ohne dass dies nachhaltig gelingt
  • Körperliche Entzugserscheinungen bei Konsumstopp oder Konsumreduktion
  • Nachweis einer Toleranz: um die gewünschte Wirkung hervorzurufen, sind zunehmend größere Mengen an alkoholischen Getränken erforderlich
  • Einengung des Denkens auf Alkohol, d. h. Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Alkoholkonsums
  • Anhaltender Substanzkonsum trotz gesundheitlicher und sozialer Folgeschäden für den Konsumenten, obwohl der Betroffene sich über die Art und das Ausmaß des Schadens bewusst ist oder bewusst sein könnte (z. B. Leberkrankheiten wie Leberzirrhose, eine Verschlechterung der kognitiven Funktionen, Verlust des Führerscheins oder Arbeitsplatzes, Trennung des Lebenspartners, Rückzug des Bekannten- und Freundeskreises etc.)

Im Gegensatz zu früheren ICD-Versionen müssen die „klassischen“ Symptome der körperlichen Abhängigkeit, d. h. Toleranz und Entzugserscheinungen, nicht mehr unbedingt vorhanden sein, wenn ausreichend andere Symptome zutreffen.

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2 Therapie

Die sogenannte Entgiftung (Alkoholentzug) erfolgt meist stationär in einer Klinik bzw. einer speziellen Entgiftungsstation für Alkoholkranke. Dies hat den Vorteil, dass ein großer Teil der (u. U. auch lebensbedrohlichen) Entzugssymptome unter ärztlicher Aufsicht mit Medikamenten behandelt werden kann. In Deutschland üblich ist die Verwendung von „Distraneurin“ (Wirkstoff Clomethiazol, nicht zugelassen in Österreich) oder eines Präparates vom Benzodiazepin-Typ (etwa Diazepam).

In leichteren Fällen und im Anschluss an eine staionäre ist die ambulante Behandlung üblich.

3 Ursachen

Klassifikation nach ICD-10
F10 Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol
F10.0 akute Alkoholintoxikation (akuter Alkoholrausch)
F10.1 schädlicher Gebrauch von Alkohol
F10.3 Alkoholentzugssyndrom
F10.4 Alkoholentzugssyndrom mit Delir
ICD-10-GM Version 2020

Alkohol ist in vielen Kulturen eine gesellschaftlich anerkannte, einfach und billig zu beschaffende Droge, deren Konsum in manchen Situationen geradezu erwartet wird. Nachgewiesen ist auch, dass Belastungen im Beruf und bei der Arbeit zu den Faktoren gehören, die das Suchtrisiko erhöhen.[4]

Ein Alkoholproblem ist oft Folge eines Alkoholmissbrauchs. Von Betroffenen wird das manchmal mit einer Histamin-Unverträglichkeit beim Rotwein erklärt, was jedoch nur von dem eigentlichen, meist psychologisch zu erklärenden Problem ablenkt. Kontrollierte Einzelstudien[5][6] und eine umfassende Metaanalyse aus dem Jahr 2003 konnten in diesem Zusammenhang keine wissenschaftlichen Nachweise für eine Nahrungsmittelintoleranz finden.[7]

Einige Theorien gehen davon aus, dass eine Alkoholkrankheit zu 40 bis 60 % genetisch beeinflusst wird.[8] Eine Studie zeigte jedoch, dass 70 bis 80 % aller Männer mit einem alkoholabhängigen Verwandten nicht alkoholabhängig werden.[9]

Wissenschaftlich gesichert ist, dass es genetische Faktoren für eine Abhängigkeit (Medizin) gibt. Genetisch bedingt sein kann auch ein Mangel des Neurotransmitters Dopamin, der beim Konsum von Alkohol vermehrt ausgeschüttet wird und die Stimmung hebt.[10]

4 Literatur

  • Johannes Lindenmeyer: Lieber schlau als blau, Psychologie-Verlags-Union, München 1990
  • Wilhelm Feuerlein: Alkoholismus, Missbrauch und Abhängigkeit: eine Einführung für Ärzte, Psychologen und Sozialpädagogen. Thieme, Stuttgart 2008, 6., von Michael Soyka bearbeitete Auflage, ISBN 978-3-13-520906-7).

5 Weblinks

6 Vergleich zu Wikipedia




7 Einzelnachweise

  1. Bundes-Gesundheitssurvey: Alkohol. Robert Koch-Institut, Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2003.
  2. https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/files/BMBF_Seele_aus_der_Balance_barrierefrei_17082010.pdf
  3. Christoph Strauch: Exzess der extremen Art, in: F.A.S. Nr. 2, 14. Januar 2018, S. 22.
  4. Münsters Universitätszeitung vom 17. November 1999: „Wenn Arbeit zur Sucht wird: Sozialwissenschaftler untersuchten Zusammenhang zwischen Gratifikation und Stresstrinken“ (Archivversion vom 13. Mai 2012)
  5. J. Lüthy, C.Schlatter: Biogene Amine in Lebensmitteln. In: Zeitschrift Lebensm Unters Forsch. Heidelberg 177.1983, S. 439–443. PMID 6364621 ISSN 1431-4630 .
  6. G. Kanny u. a.: Histamine content does not influence the tolerance of wine in normal subjects. In: Allergie & immunologie. Paris 31.1999, S. 45–48. PMID 10219426 ISSN 0397-9148 (englisch).
  7. SC.Jansen u a.: Intolerance to dietary biogenic amines, a review. In: Annals of Allergy, Asthma & Immunology, 91.2003, S. 233–240, PMID 14533654 (englisch).
  8. K. S. Kendler, C. A. Prescott, M. C. Neale, N. L. Pedersen: Temperance board registration for alcohol abuse in a national sample of Swedish male twins, born 1902 to 1949. In: Arch Gen Psychiatry, 54 (2),1997, S. 178–184.
  9. Johannes Lindenmeyer (2005): Lieber schlau als blau, S. 75.
  10. Catrin Wernicke: Genetische Aspekte der Alkoholerkrankung. abgerufen 13. Oktober 2010

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