Abu'l-Faḍl Ibn al-Khashshāb

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Abu'l-Faḍl Ibn al-Khashshāb (gest. 1125) war ein schiitischer Rechtsgelehrter (Qadi) in Aleppo während der Herrschaftszeit des seldschuckischen Emirs Fakhr al-Mulk Radwan. Er war einer der ersten, der nach der Ankunft der christlichen Kreuzritter im Nahen Osten den Heiligen Krieg (Dschihad) propagierte.

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts hatten die christlichen Kreuzritter weite Gebiete Syriens und des Nahen Ostens unter ihrer Kontrolle. Diverse Kreuzfahrerstaaten hatten sich etabliert und bedrohten islamische Herrschaften. Dennoch schlossen sich die islamischen Lokalfürsten nicht zu einem gemeinsamen Kampf gegen die Kreuzfahrer zusammen. An einem Dschihad bestand weder bei den islamischen Herrschern noch dem islamischen Volk Interesse. Stattdessen kämpften (wie auch bereits vor Ankunft der Kreuzfahrerheere) die muslimischen Fürsten in wechselnden Koalitionen permanent gegeneinander. Dabei kam es häufig auch zu temporären Koalitionen zwischen christlichen und muslimischen Herrschern. So standen sich bei der Schlacht bei Tell Bacher im Jahr 1108 auf beiden Seiten gemischte Aufgebote aus muslimischen und christlichen Kriegern gegenüber.

Abu'l-Faḍl Ibn al-Khashshābs Heimatstadt Aleppo wurde damals ständig durch fränkische Kreuzfahrerheere und besonders durch den Normannenfürsten Tankred von Tarent bedroht. Abu'l-Faḍl Ibn al-Khashshāb erhoffte sich Hilfe vom abbasidischen Kalifen von Bagdad und reiste, nachdem dieser seine Hilfsgesuche ignoriert hatte, selber nach Bagdad. Dort predigte er in Moscheen und wiegelte das Volk zum Heiligen Krieg auf. Am Freitag den 17. Februar 1111 erschien er mit einer großen Anzahl von Anhängern (darunter ein haschemitischer Sherif, ein Nachfahre des Propheten Mohammed, zahlreichen Imamen und Kaufleuten sowie sufitischen Asketen) in der Moschee des Sultans von Bagdad. Der Chronist Ibn-alQualnassi berichtet, dass sie den Prediger zwangen von der Kanzel zu steigen, mit Schreien und Weinen lautstark über das über den Islam gekommene Unglück klagten und die Gläubigen am Beten hinderten. Um den daraus entstehenden Unruhen Herr zu werden versprach der Sultan dem belagerten Aleppo zu Hilfe zu kommen. Diese Versprechungen konnten die aufgebrachten und fanatisierten Massen aber nicht zu beruhigen. Am nächsten Freitag wiederholten sich die Demonstrationen in der Moschee, wobei Wachposten brutal niedergerissen wurden, die hölzerne Kanzel zerstört wurde und der Herrscher aller Gläubigen offen beleidigt wurde. Bereits damals zeigte sich das bis in unsere Zeit reichende chaotische und zerstörische Potential eines fanatisierten und zum Heiligen Krieg bereiten Pöbels.[1]

1 Belege

  1. Amin Malouf: Der Heilige Krieg der Barbaren, Eugen Diederichs Verlag, München, 1996, Seite 99 bis 106

2 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Abu'l-Faḍl Ibn al-Khashshāb) vermutlich nicht.




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