Zur Genealogie der Moral

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Das Werk, das aus einer Vorrede und drei „Abhandlungen“ besteht, gehört zu den einflussreichsten Schriften Nietzsches. Er legte hier keine Aphorismen vor wie in den meisten anderen seiner Werke, sondern längere, systematische Texte mit durchaus wissenschaftlichem Anspruch: Er stellt darin soziologische, historische und psychologische Thesen auf. Nietzsche wollte anders als klassische Moralphilosophen keine Moral herleiten oder begründen, sondern die geschichtliche Entwicklung und die psychischen Voraussetzungen bestimmter moralischer Wertvorstellungen nachvollziehen. Er fragt also nicht, wie die Menschen handeln sollten, sondern warum Menschen (Einzelne oder Gruppen) glauben, sie sollten auf bestimmte Weise handeln, oder andere dazu bringen wollen, so oder so zu handeln.

Der Gegensatz einer „Sklavenmoral“ und einer „Herrenmoral“ aus der ersten Abhandlung ist, zumindest schlagwortartig, recht bekannt geworden. Die dritte Abhandlung, in der Nietzsche die asketischen Ideale einer ausführlichen Kritik unterzieht, ist grundlegend für das Verständnis aller seiner Spätschriften.

Die Genealogie beeinflusste zahlreiche Denker, unter anderem Sigmund Freud und Michel Foucault. Insbesondere in der französischen Nietzsche-Rezeption in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war sie ein vielbesprochenes Werk.

Das übliche Sigel der Schrift ist GM.

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1 Ausgaben

Siehe Nietzsche-Ausgabe für allgemeine Informationen.

  • In der von Giorgio Colli und Mazzino Montinari gegründeten Kritischen Gesamtausgabe ist Zur Genealogie der Moral zu finden in
    • Abteilung VI, Band 2 (zusammen mit Jenseits von Gut und Böse). ISBN 978-3-11-005175-9. Ein Nachbericht, d. h. kritischer Apparat, fehlt zu diesem Band noch.
  • Denselben Text liefert die Kritische Studienausgabe in Band 5 (zusammen mit Jenseits von Gut und Böse und mit einem Nachwort von Giorgio Colli). Dieser erscheint auch als Einzelband unter der ISBN 978-3-423-30155-8. Der zugehörige Apparat befindet sich im Kommentarband (KSA 14), S. 377–382.
  • Ebenfalls auf dieser Edition basiert die aktuelle Ausgabe bei Reclam, ISBN 978-3-15-007123-6. Sie enthält ein Nachwort von Volker Gerhardt.

2 Literatur

Alle großen Monographien zu Nietzsche behandeln auch Zur Genealogie der Moral, siehe deswegen grundsätzlich die Literaturliste im Artikel „Friedrich Nietzsche“.

  • Lars Niehaus: Das Problem der Moral: Zum Verhältnis von Kritik und historischer Betrachtung im Spätwerk Nietzsches. Königshausen u. Neumann, Würzburg 2009. ISBN 978-3826041327.
  • Richard Schacht (Hrsg.): Nietzsche, Genealogy, Morality. Essays on Nietzsche's “On the Genealogy of Morals”. University of California Press, Berkeley 1994, ISBN 978-0-520-08318-9.
  • Andreas Urs Sommer: Kommentar zu Nietzsches Zur Genealogie der Moral (= Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hg.): Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken, Bd. 5/2). XVII + 723 Seiten. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2019 (ISBN 978-3-11-029308-1, Ebook: ISBN 978-3-11-038892-3) (umfassender Kommentar, der die Forschungsgeschichte ebenso detailliert aufarbeitet wie die argumentative Struktur des Textes und die zahlreichen intertextuellen Bezüge).
  • Werner Stegmaier: Nietzsches ›Genealogie der Moral‹. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, ISBN 978-3-534-10410-9.

3 Weblinks


4 Vergleich zu Wikipedia




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