Pilgerheiligtum in Cimitile bei Nola

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Blick von Norden auf das sakrale Zentrum des Pilgerheiligtums mit Mosaikädikula und Heiligengrab
Das in Kampanien gelegene frühchristliche Pilgerheiligtum in Cimitile bei Nola ist ein einzigartiges Monument spätantiker Kunst- und Kulturgeschichte. Es war in der Spätantike neben den Apostelheiligtümern in Rom das bedeutendste Pilgerzentrum der italienischen Halbinsel. [1] An keinem anderen Ort außer Sankt Peter in Rom ist eine Kultkontinuität vom dritten Jahrhundert bis zur frühen Neuzeit so deutlich belegbar wie beim Pilgerheiligtum in Cimitile bei Nola. [2]
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1 Geschichte

  • Auf einem Friedhof in der Nähe des süditalienischen Ortes Nola befand sich das bereits im frühen 4. Jahrhundert verehrte Grab des Märtyrers Felix. Einer kleinen Memorie, die etwa 303 bis 305 errichtet wurde, folgte erst eine apsidiale Halle, und später eine quer gelagerte dreischiffige Basilika mit nach Osten weisender Apsis. Als der wohlhabende Statthalter und ehemalige Konsul Paulinus Nolanus (ca. 353-431), von Kampanien nach Cimitile kam und dort als Mönch und Priester lebte, ließ er ab 401 das Heiligtum ausbauen. [3]
    Modell des Pilgerheiligtum in Cimitile bei Nola aus südwestlicher Blickrichtung
  • Paulinus, später Bischof von Nola, der auch als Architekt und Auftraggeber umfangreicher Bau- und Restaurierungsmaßnahmen an diesem Ort aktiv war, berichtet in Briefen und Gedichten über die teilweise ungewöhnliche Architektur und die Bestimmung und Nutzung der dortigen Räumlichkeiten, wie Kirchenbauten, Herbergen sowie Wohnkomplexe für Mönche und Säulenhöfe. Daneben existieren eine Reihe von spätantiken Grabinschriften, Bauinschriften, Bildbeischriften und Graffiti, die wichtige historische und chronologische Informationen zur Baugeschichte liefern. [4]
  • Im Norden schloss sich nun eine weitere, in nur zwei Jahren errichtete dreischiffige Basilika an. Diese war erstaunlicherweise nicht nach Osten sondern nach Norden ausgerichtet. [5] Als Grund gab Paulinus an, dass die Fassade auf das Felix-Grab ausgerichtet sein sollte:
"Die Fassade der Basilika schaut aber nicht, wie es gebräuchlichere Sitte ist, nach Osten, sondern sie ist auf die Basilika meines Herrn, des seligen Felix, hin ausgerichtet und blickt auf seine Grabstätte; der weite Umfang der gebogenen Apsis aber wird zur Rechten und zur Linken durch zwei kleine Apsiden erweitert, von denen die eine dem Bischof für die Vorbereitung der Opferfeier offen steht, die andere in ihrem geräumigen Rund nimmt hinter dem Priester die Betenden auf." [6]
  • Eine weitere Besonderheit war der Chor, denn neben der Hauptapsis befinden sich zwei Nebenräume, die man vom Grundriss her als weitere Apsiden bezeichnen kann. Auch diese Besonderheit erklärt Paulinus in obigen Zitat. Dennoch ist die Bezeichnung Dreikonchenanlage (Trikonchos) nicht zutreffend, da die Hauptapsis erst unterhalb des Gewölbes in der Apsiswand von Arkaden durchbrochen ist, die den Zugang zu den beiden apsidialen Räumen herstellen.
    Mosaik im Pilgerheiligtum in Cimitile bei Nola
    So kann man vom Langhaus aus nur in die Hauptapsis sehen, während bei einem Trikonchos die drei Apsiden eine zentrale Vierung umschließen. Der Chor von Cimitile stellt somit einen Sonderfall in der Kirchenarchitektur dar. Eine weitere Besonderheit sind die länglichen Kapellen neben den Seitenschiffen. Die Seitenkapellen dienten als Begräbnisstätten für die Gemeindemitglieder, hatten also die Funktion der großen römischen Begräbnishallen, die heute die ältesten und berühmtesten Kirchen Roms darstellen. [7]
  • Das Pilgerheiligtum ist in den letzten Jahren gründlich erforscht worden. Dabei wurde noch einmal die Kontinuität deutlich, in der das Heiligtum vom Beginn des 4. Jahrhunderts bis ins Mittelalter genutzt wurde. Der letzte Bau, die Kirche San Giovanni, wurde um 1300 erbaut. Außerdem ist dies neben Rom der einzige Ort, wo so frühe Wandmalereien und Mosaiken gefunden wurden. Die einzelnen Bauphasen am Heiligtum lassen sich nicht einfach identifizieren und rekonstruieren, da der Kirchenkomplex in den Jahrhunderten nach Paulinus bis in die frühe Neuzeit hinein mehrfach restauriert, umgebaut und durch neue Bauten erweitert wurde, so dass ein selbst für Fachleute aus Architektur und Archäologie nicht einfach zu entwirrendes architektonisches Konglomerat entstand.

2 Literatur

  • Tomas Lehmann: Paulinus Nolanus und die Basilica Nova in Cimitile/Nola - Studien zu einem zentralen Denkmal der spätantik-frühchristlichen Architektur, Verlag Isd, 2004
  • Susanna Partsch: Kunst-Epochen - Band I / Frühchristliche und byzantinische Kunst, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2004, Seite 91 bis 94

3 Weblinks

4 Video und Audio

5 Einzelnachweise

  1. Das frühchristliche Pilgerheiligtum in Cimitile/Nola auf www.uni-muenster.de
  2. Tomas Lehmann und Ulrich Haarlammert: Die Entwicklung der digitalen Rekonstruktion des spätantiken Pilgerheiligtums in Cimitile/Nola; in Deutsche Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit e. V., Band XXII, 2010, S. 170
  3. Susanna Partsch: Kunst-Epochen - Band I / Frühchristliche und byzantinische Kunst, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2004, S. 91-93
  4. Tomas Lehmann und Ulrich Haarlammert: Die Entwicklung der digitalen Rekonstruktion des spätantiken Pilgerheiligtums in Cimitile/Nola; in Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Band XXII, 2010, S. 167
  5. Susanna Partsch: Kunst-Epochen - Band I / Frühchristliche und byzantinische Kunst, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2004, S. 93
  6. Paulinus Nolanus, Epist. 32; zitiert nach Tomas Lehmann: Die Kirchenbauten in Cimitile/Nola - Ergebnisse der Forschungen der letzten 15 Jahre; in Hugo Brandenburger und Letitzia Ermini Pani: Cimitile e Paolino di Nola - La tomba di S. Felice e il centro di pelegrinaggio- Trent`anni di ricerche, Atti delle giornata tematica dei Seminari di Archeologica Cristiana, École française de Rome, Città del Vaticano, 2003, S. 119-120
  7. Susanna Partsch: Kunst-Epochen - Band I / Frühchristliche und byzantinische Kunst, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2004, S. 93

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