Mischkonsum

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Klassifikation nach ICD-10
F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch multiplen Substanzgebrauch und Konsum anderer psychotroper Substanzen
ICD-10-GM Version 2020

Mischkonsum, fachlich Multipler Substanzgebrauch genannt, ist eine Form des Drogenkonsums, bei der zwei oder mehr psychotrope Substanzen verwendet werden. Laut ICD-10 ist Multipler Substanzgebrauch eine Form des Drogenkonsums, bei der keine Substanz für sich allein den Konsum dominiert. Zudem wird behauptet, dass multipler Substanzgebrauch dann vorliege, „wenn die Substanzaufnahme chaotisch und wahllos erfolgt, ohne dass ein bestimmter Stoff oder eine bestimmte Substanzgruppe vorherrscht.“[1] Dies widerspricht jedoch der Beobachtung, wonach sich seit Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre Kokain verstärkt unter Heroinabhängigen verbreitete. Zumeist wird dies mit der Verbreitung von Methadonprogrammen in Zusammenhang gebracht, da bei Methadon der „Kick“ fehle, den sich viele mithilfe von Kokain holen.

Zu unterscheiden ist die Einnahme unterschiedlicher Drogen im Laufe eines Tages und der gezielte Einsatz bestimmter Mischungen. Für manche Kombinationen haben sich unter Konsumenten eigene Begriffe entwickelt, so beispielsweise für den gleichzeitigen Konsum von MDMA und LSD, der als Candyflip bezeichnet wird, oder die Kombination aus Kokain und Heroin, die den Namen Speedball trägt.

Demgegenüber wird mit Mehrfachabhängigkeit (englisch polysubstance dependence) eine bestehende Abhängigkeit (Medizin) bei Einnahme mehrerer psychotroper Substanzen bezeichnet. Das DSM-IV setzt hier für die Diagnose den wiederholten Gebrauch von Substanzen aus mindestens drei Substanzgruppen (unter Ausschluss von Koffein und Nikotin) über einen Zeitraum von mindestens zwölf Monaten voraus, wobei die Abhängigkeitskriterien für die Gesamtheit der Substanzen, nicht aber für eine spezifische Gruppe, erfüllt sein müssen.

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1 Risiken

Die besonderen Gefahren liegen in der schneller, und teilweise stärker auftretenden Abhängigkeit, den allgemeinen schweren Gesundheitsschäden,[2] insbesondere bei Schwangerschaft. Nehmen mehrfachabhängige Mütter auch während der Schwangerschaft verschiedene Drogen zu sich, so besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Kind mit körperlichen oder/und geistigen Behinderungen auf die Welt kommt. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit beim Kind, dass auch dieses später drogenabhängig wird, sehr groß.

2 Statistik

Zahlen über die Häufigkeit von Mischkonsum, insbesondere in Kombination mit illegalen Drogen, liegen nur vereinzelt vor. Es ist anzunehmen, dass in sehr vielen Fällen, in denen Drogen konsumiert werden, mehr als eine Substanz einbezogen wird. Schon der gleichzeitige Gebrauch von Alkohol und Tabak gilt als Mischkonsum.[3] Eine 2004 in Deutschland veröffentlichte Studie ergab, dass 87,8 % der befragten Personen, die Erfahrung mit Alkohol oder Cannabis hatten, auch die Kombination aus beidem ausprobiert hatten.[4] Auffällig ist in dieser Studie zudem die Bewertung durch Konsumenten als „gut“, die z.B. für Alkohol und Kokain mit 55,2 % angeben wird. Bei Cannabis und Kokain lag die Quote sogar bei 72 %.

In Deutschland stammen nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2010 drei von 1000 geborenen Kindern von mehrfachabhängigen Frauen. Durch den Konsum von Heroin, Kokain und Alkohol entstehen beispielsweise folgende Störungen beim Kind: verzögertes Krabbeln und Lauflernalter, verzögerte Sprachentwicklung, ADS/ADHS, Dyskalkulie, Legasthenie. Außerdem wurde bei multiplem Substanzgebrauch während der Schwangerschaft folgendes beobachtet: angeborene Fehlbildungen, erhöhte Infektanfälligkeit, Entwicklungsverzögerung, Lernstörungen, plötzlicher Kindstod und Folgen der geburtshilflichen Komplikationen.[5]

3 Vergleich zu Wikipedia



4 Einzelnachweise

  1. Berger, Mathias (Hrsg.): Psychische Erkrankungen - Klinik und Therapie, S. 382; Elsevier, 3. Aufl. 2009
  2. https://www.sucht.bs.ch/substanzen/heroin/risiken/mischkonsum.html
  3. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Vorsicht Mischkonsum, abgerufen am 26. März 2022
  4. Gundula Barsch, Joachim Eul, Tibor Harrach (2004): Drogenmischkonsum anders verstehen - Prävalenzen und Konsumbewertungen, in: und Wiener Zeitschrift für Suchtforschung, Jg. 27 2004 Nr. 4, S. 49–6 und in: Konturen, Ausgabe 6-2006, S. 8–15
  5. Ruthard Stachowske (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: mementoweb.org, archive.org)nicht überprüft . Abgerufen am 29. Mai 2014

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