Geistige Behinderung

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Trisomie 21, eine häufige Form der geistigen Behinderung aufgrund genetischer Ursache

Unter einer geistigen Behinderung versteht man beim Menschen einen bleibenden Zustand unterdurchschnittlicher kognitiver Fähigkeiten (Minderung der Geistesfunktionen) und damit verbundene Einschränkungen seiner Entfaltungsmöglichkeiten und seines Verhaltens.

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1 Ursachen

Der Grund für eine geistige Behinderung bzw. eine Minderung der kognitiven Leistungsfähigkeit kann entweder angeboren bzw. frühkindlich sein (erblich oder erworben, z.B. durch eine Schädigung während der Geburt) oder es handelt sich um das Symptom einer Erkrankung, etwa einer Demenz, oder einer schweren psychiatrischen Erkrankung wie z.B. Residualschäden einer schwer verlaufenden chronischen Schizophrenie. Zu den genetischen Ursachen gibt es unterschiedliche Theorien. So haben Untersuchungen gezeigt, dass sich mit zunehmendem Alter der Frau das Risiko erhöht, ein Kind mit der Trisomie 21 zur Welt zu bringen.

In Deutschland stammen nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2010 drei von 1000 geborenen Kindern von mehrfachabhängigen Frauen. Durch den Mischkonsum von Heroin, Kokain und Alkohol entstehen beispielsweise folgende Störungen beim Kind: verzögertes Krabbeln und Lauflernalter, verzögerte Sprachentwicklung, ADS/ADHS, Dyskalkulie, Legasthenie und andere Lernstörungen.[1]

2 Soziale Konsequenzen

Eine geistige Behinderung ist für den Betroffenen selbst, aber auch für sein Umfeld oftmals eine erhebliche Belastung. Insbesondere Patienten mit einer "unsichtbaren" kognitiven Beeinträchtigung, etwa im Rahmen von frühen Demenzen oder infolge psychiatrisch-neurologischer Erkrankungen, werden häufig überfordert, weil sie "normal" wirken. Eine geistige Behinderung ist auch heute noch teilweise stigmatisiert, während rein körperliche Behinderungen wie z.B. eine Querschnittslähmung heutzutage enttabuisiert ist. Diese anhaltende Stigmatisierung geistiger Behinderungen führt zu einer Fehleinschätzung bei später im Leben erworbenen Fällen, aber auch zu Versuchen, der geistigen Behinderung durch eine Begriffsänderung (z.B. "Menschen mit besonderer Begabung") das Stigma zu nehmen. Keiner dieser Versuche hatte bislang Erfolg oder ändert etwas am Zustand des Patienten.[2][3]

3 Diagnose

Die Diagnose der geistigen Behinderung erfolgt mit verschiedenen Methoden. Dazu gehören

  • die Messung des Intelligenzquotient (IQ)
  • die Messung der geistigen Leistungsfähigkeit
  • die Messung der Merkfähigkeit
  • die Untersuchung auf Denkstörungen

Bei schwerst geistig behinderten Menschen erfolgt die Einstufung durch Beobachtung (z.B. selbständiges Essen, Ankleiden, usw.). Versuche die Folgen bestimmter Krankheits- oder Behinderungsbilder wie Demenzen oder organische Psychosyndrome nicht als geistige Behinderung zu klassifizieren sind rein ideologischer und nicht medizinischer Natur.[4]

4 Stufen der geistigen Behinderung

Nach dem internationalen ICD-10-System gelten folgende Grade:

  • Lernbehinderung: Ein IQ zwischen 70 und 85 gilt als Lernbehinderung. Die Patienten besitzen das Intelligenzalter eines frühen Teenagers.
  • Leichte geistige Behinderung, auch "leichte Intelligenzminderung": Der Intelligenzquotient liegt hier zwischen 50 und 69. Die Patienten haben Mühe in der Regelschule und erreichen als Erwachsene ein Intelligenzalter von 9 bis unter 12 Jahren.
  • Mittelgradige geistige Behinderung, auch "mittelgradige Intelligenzminderung": Der Intelligenzquotient liegt zwischen 35 und 49. Dies entspricht einem Intelligenzalter eines Kindes von 6 bis unter 9 Jahren.
  • Schwere geistige Behinderung, auch "schwere Intelligenzminderung": Der Intelligenzquotient liegt hier zwischen 20 und 34. Dies entspricht Intelligenzalter von 3 bis unter 6 Jahren. Die Patienten können in der Regel weder lesen noch schreiben lernen und bedürfen der Pflege.
  • Schwerste geistige Behinderung, auch "schwerste Intelligenzminderung": Hier hat der Patient die geistigen Fähigkeiten eines Kindes unter 3 Jahren und bedarf derselben Pflege.

5 Förderung

Um Kinder mit geistiger Behinderung zu fördern, werden sie speziell betreut, meist in Sondereinrichtungen. Zunehmend versucht man leichter geistig Behinderte auch in Regelschulen zu integrieren (siehe Inklusion). Seit etwa 1995 wird in Deutschland versucht, eine schulische Integration von Kindern und Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung in Regelschulen zu etablieren. Ob dies der Entwicklung der Behinderten wirklich förderlich ist oder nur einer Weigerung der Gesellschaft geschuldet ist, geistige Behinderung als limitierendes Faktum anzuerkennen, bleibt abzuwarten.[5]

6 Hilfen

Menschen mit einer geistigen Behinderung benötigen Unterstützung im Alltag. Dies beginnt bei Texten in "Leichter Sprache" bis hin zur Bestellung von Betreuern. Ziel ist es, Menschen mit einer geistigen Behinderung ein maximal freies Leben zu gestatten und ihnen eine angemessene Arbeits- und Wohnsituation zu gewährleisten. Mit zunehmendem Schweregrad der Behinderung wächst der Bedarf an Unterstützung oft exponentiell und kann bis zur Pflegebedürftigkeit reichen. Werkstätten für behinderte Menschen sind eine Möglichkeit geistig behinderte Menschen in den Arbeitsprozess zu integrieren. Bezüglich der Wohnsituation werden Menschen mit geistiger Behinderung meist in betreuten Wohneinrichtungen oder Wohnheimen untergebracht.[6] Liegt eine geistige Behinderung vor, die Außenstehenden kaum auffällt, kann dem Behinderten zusätzlich zu seinem Behindertenausweis ein medizinisches Attest oder eine Informationskarte ausgestellt werden, mit der dieser sein Gegenüber schnell und einfach informieren kann, um Situationen der Überforderung unwahrscheinlicher zu machen.

7 Rechtliches

Menschen mit einer geistigen Behinderung wird das Recht der Teilnahme am öffentlichen Leben vom Gesetzgeber zugestanden. Die klassische Entmündigung wurde in Deutschland 1992 abgeschafft und duch die gesetzliche Betreuung ersetzt. Viele Menschen mit geistiger Behinderung werden weiterhin zwangsläufig unter die Kontrolle einer fremden Person gestellt. In Einzelfällen kann dies, wo noch kein Einschreiten seitens staatlicher Stellen nötig ist, freiwillig durch Vollmachten geschehen (privatrechtliche Vorsorge). Dies macht insbesondere dann Sinn, wenn sich eine geistige Behinderung absehbar entwickeln wird (z.B. im Falle einer sich anbahnenden Demenz). Die Schuldfähigkeit im Strafrecht und die Geschäftsfähigkeit werden Menschen mit geistiger Behinderung meist abgesprochen.[7]

8 Siehe auch

9 Einzelnachweise

  1. Ruthard Stachowske (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: mementoweb.org, archive.org)nicht überprüft . Abgerufen am 29. Mai 2014
  2. Fischer (Hrsg.): Pädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung. Sichtweisen, Theorien, aktuelle Herausforderungen. Oberhausen 2003
  3. Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V.
  4. Wüllenweber, Theunissen, Mühl (Hg.): 'Pädagogik bei geistigen Behinderungen. Ein Handbuch für Studium und Praxis'. Stuttgart, 2006
  5. Bundesvereinigung Lebenshilfe: Schulische Integration ist das Stiefkind deutscher Bildungspolitik
  6. Pädagogik bei geistiger Behinderung
  7. § 104–113, 827-832 BGB

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