Licio Gelli

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Licio Gelli (* 21. April 1919 in Pistoia; † 15. Dezember 2015 in Arezzo) war ein italienischer Faschist und Verschwörer. Er war Meister vom Stuhl der 1982 aufgelösten, äußerst einflussreichen italienischen Freimaurerloge Propaganda Due. Gelli war außerdem Mitglied des Malteserordens und des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

1965 wurde Gelli in einer Loge des Grande Oriente d’Italia in Rom aufgenommen. 1967 übertrug ihm der damalige Großmeister die Verantwortung für die Loge P2, die zu dieser Zeit praktisch inaktiv war und wiederbelebt werden sollte. 1969 ernannte man ihn zum Sekretär der Loge.[1] Die Mitglieder der P2 gewann er aus Führungspersonen der Wirtschaft, des Militärs, der Politik, der Mafia und der Nachrichtendienste Italiens, wobei ihm zum Beispiel seine Verbindungen aus der Zeit bei den Schwarzhemden hilfreich waren.

Als sich herausstellte, dass die Loge P2 mit einer politischen Verschwörung in Zusammenhang stand, entzog der italienische Großlogentag des Grande Oriente d’Italia im Dezember 1974 dieser „Gruppe eigener Qualifikation“ die Anerkennung mit 400 von 406 Stimmen.[2]

Im März 1975 beschuldigte Gelli den Großmeister des Grande Oriente d’Italia großer finanzieller Unregelmäßigkeiten. Er zog seine Anschuldigungen erst zurück, nachdem sich der Großmeister im Gegenzug dazu bereit erklärte, ein Patent für eine neue P2-Loge auszustellen. Damit wurde die P2 regulär, die Mitgliedschaft war innerhalb der Freimaurer nicht mehr geheim und Gelli wurde nun offiziell Meister vom Stuhl dieser Loge. 1976 beantragte er, dass die P2 „eingeschläfert“, nicht jedoch aufgelöst werde. Praktisch bedeutete dies, dass er die offiziell inaktive Loge insgeheim weiterbetreiben konnte, ohne dass der Großorient davon Kenntnis hatte[2] und ohne dass sein Vorsitz gefährdet werden konnte. 1978 führten die finanziellen Unregelmäßigkeiten, in welche der Großmeister des Grande Oriente d’Italia verwickelt war, schließlich dazu, dass viele andere Großlogen damit drohten, auch dieser Großloge ihre Anerkennung zu entziehen, so dass der Großmeister vor Ende seiner normalen Amtszeit zurücktrat. Daraufhin finanzierte Gelli einen Wahlkampf für den vorherigen Großmeister, der jedoch nicht wiedergewählt wurde.[2][3]

Im Jahr 1981 entdeckte man bei einer Durchsuchung seiner Villa in Arezzo eine Liste mit den Namen zahlreicher Militäroffiziere, Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, darunter namhafte Oberbürgermeister Italiens, die sich in der Loge P2 engagierten. Gelli war bereits in die Schweiz geflüchtet. Am 13. September 1982 wurde er in Genf verhaftet, nachdem er versucht hatte, mit einem gefälschten argentinischen Pass Geld von einem Schweizer Bankkonto abzuheben. 1983 stimmte die Schweiz seiner Auslieferung an Italien zu. Doch kurz vor der Auslieferung, am 19. August 1983, konnte er aus dem Genfer Gefängnis Champ-Dollon mit Hilfe von Gefängniswärtern entkommen.[4] Gelli tauchte unter, stellte sich vier Jahre später aber den Schweizer Behörden.[5] Im September 1987 wurde Gelli von der Schweiz an Italien ausgeliefert[6] 1982 wurde er wegen seiner Beteiligung am Zusammenbruch der Banco Ambrosiano verurteilt. Am 23. November 1995 wurde er letztinstanzlich wegen Irreführung der Behörden bei den Untersuchungen über den terroristischen Anschlag auf den Bahnhof in Bologna im Jahr 1980 verurteilt; eine direkte Beteiligung konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Verurteilt wurde er außerdem wegen betrügerischen Bankrotts, 1998 fand die Polizei im Garten seiner Villa vergrabene Goldbarren mit einem Gesamtgewicht von 165 Kilogramm.[7] In seinen letzten Jahren widmete sich Gelli, der an einer Herzschwäche litt, vermehrt der Schriftstellerei. Er lebte zuletzt in Arezzo; dort saß er seit 1998 eine in Hausarrest umgewandelte Haftstrafe ab.[8] Am 10. Oktober 2013 wurde seine Villa von den Finanzbehörden aufgrund einer Steuerstraftat beschlagnahmt.


1 Vergleich zu Wikipedia




2 Einzelnachweise

  1. Regine Igel: Terrorjahre. 2006.
  2. 2,0 2,1 2,2 Kent Henderson (Hrsg.): Insights into Masonry. Lodge of Research No. 218 United Grand Lodge of Ancient, Free and Accepted Masons of Victoria, Victoria (Australia) 1987, ISBN 0-7316-2645-1, S. 25–33.
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Propaganda_Due#Ausschluss_aus_der_Freimaurerei_1974
  4. Wie Licio Gelli die Schweiz narrte NZZ, 16. Dezember 2015 (abgerufen am 28. Mai 2019)
  5. Bote Ex-Freimaurer-Chef Licio Gelli ist tot
  6. letemps.ch Mort de Licio Gelli, figure rayonnante et trouble d’une certaine Italie
  7. tagblatt.ch Der Tod des «Bankiers Gottes»
  8. Fehlender Parameter „zugriff“, oder „zugriff-jahr“ (Hilfe) Licio Gelli: Ex-Freimaurer-Großmeister ist tot. Spiegel Online, 2015-12-16..

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