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Kleinkastell am Hinteren Schloßbuck
Kleinkastell am Hinteren Schloßbuck | |
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Antiker Name | Feldwache auf dem Hinteren Schloßbuck, Feldwache Schloßbuck |
Limes | ORL –– (RLK) |
Strecke (RLK) | Rätischer Limes, Strecke 14 |
Datierung (Belegung) | bis spätestens 259/260 n. Chr. |
Typ | Kleinkastell |
Größe | ca. 20 × 20 = ca. 0,04 ha |
Bauweise | Stein |
Erhaltungszustand | deutlich sichtbare Bodenerhebung in einem lichten Buchenwald |
Ort | Gunzenhausen |
Geographische Lage | 49° 7′ 0,6″ N, 10° 46′ 51,3″ O |
Höhe | 497 m ü. NHN |
Vorhergehend | Kastell Gunzenhausen (westlich) |
Anschließend | Kleinkastell Gündersbach (östlich) |
Rückwärtig | Kastell Gnotzheim (südwestlich) Kastell Theilenhofen (Südöstlich) |
Das Kleinkastell am Hinteren Schloßbuck – auch als Feldwache Schloßbuck bekannt – ist ein ehemaliges römisches Militärlager, das nahe am Obergermanisch-Rätischen Limes, einem UNESCO-Weltkulturerbe, errichtet wurde. Seine Überreste befinden sich heute auf dem „Schloßbuck“, einem Bergrücken bei Gunzenhausen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in Bayern.
Inhaltsverzeichnis
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1 Lage und Forschungsgeschichte
Das Kleinkastell am Hinteren Schloßbuck liegt auf dem west-östlich ausgerichteten 485 Meter hohen Bergrücken Schloßbuck, der östlich der Stadt Gunzenhausen ansteigt. In Gunzenhausen befand sich das Numeruskastell Gunzenhausen, das womöglich dem rückwärtigen südwestlich gelegenem Kohortenkastell Gnotzheim unterstand. Rund 500 Meter westlich des Kleinkastells am Hinteren Schloßbuck befindet sich der nachträglich an die rätische Mauer gebaute Limeswachturm Wp 14/5. Vor seiner Erbauung hatte es nach Forschungen der Reichs-Limes-Kommission (RLK) dort einen Durchgang durch die in der römischen Provinz Raetia (Rätien) um 161 n. Chr.[1][2] errichtete Eichenholzpalisade gegeben, nicht jedoch durch die spätere Steinmauer. 165 Meter weiter westlich von Wp 14/5 lag Wp 14/4, fast auf dem höchsten Punkt des Bergrückens. Der mit der Limesmauer errichtete Turm hatte wohl eine Doppelfunktion. Neben dem Wachdienst war er auch für den dort sowohl in der Palisade als auch in der Mauer nachzuweisenden Limesdurchgang zuständig. In 70 Meter Entfernung vom Kleinkastell am Hinteren Schloßbuck lag am nach Osten abfallenden Hang Wp 14/6 und an der Talsohle, wieder 270 Meter weiter, Wp 14/7. Südöstlich befand sich das Kohortenkastell Theilenhofen.[3]
Das rund 18 Meter hinter der Limesmauer errichtete Kleinkastell hat erstmals Heinrich Eidam (1849–1934), ein Streckenkommissar der RLK, in kleinen Teilen angeschnitten. Anschließend wurde auf dem Platz der Anlage ein Gedenkstein mit der Aufschrift Castrum Romanum aufgestellt. Erst im Spätherbst 2009[4] fanden wieder Forschungen in Form einer Magnetometerprospektion unter der Leitung des Geophysikers Jörg Faßbinder am Kleinkastell statt, die bereits 2010 publiziert wurden.[5]
2 Baugeschichte
Die Eidam schnitt das quadratische, rund 20 × 20 m (= 0,04 ha) große Kleinkastell nur an der Nordostecke an. Das Lager hatte eine quadratische, 0,70 Meter starken Umwehrung aus Stein mit rechtwinkeligen Ecken.
Im Inneren gliederten sich in Holzbauweise errichtete Wohn- und Wachstuben um einen ebenfalls quadratischen Innenhof. Dort wurden umlaufende, rund einen Meter starke steinerne Fundamentbasen aufgedeckt, die einst wohl Stützen für das zum Innenhof abfallende Pultdach trugen. Zwischen der Lagermauer und den Fundamentbasen, die den Innenhof umstanden, wurde eine drei Meter breite Pflasterung festgestellt. Durch einen wohl hölzernen Aufgang gelangte man auf den umlaufenden Wehrgang. Deutlich erkennbar war der Brandschutt, der wie eine aufgefundene Soldatenfibel in die ersten beiden Drittel des 3. Jahrhunderts datiert werden konnten. Möglicherweise ist die Anlage in den Alamannenkriegen, spätestens 260 n. Chr. untergegangen. Vor der kleinen Anlage beobachteten die Ausgräber den Limes in seinen drei Ausbaustufen mit Flechtzaun, Palisade und Steinmauer.
Die 2009 durchgeführten Magnetometermessungen bestätigten die von Eidam ermittelten Grabungsergebnisse und ergänzten den Grabungsbefund. Ein umlaufender Umfassungsgraben konnte nicht festgestellt werden.[4]
Kleinkastelle gehörten neben den Türmen zu den wesentlichen Stützpunkten der römischen Truppe direkt hinter dem Limes. Ihre Besatzung und Nutzung ist in der Regel jedoch unbekannt.
Die Massierung von Türmen im Bereich des „Schloßbuck“ ist außergewöhnlich und lässt sich möglicherweise nur durch den dort befindlichen Limesdurchgang erklären. Warum dieser Durchgang nicht in der Ebene am Kastell Gunzenhausen, sondern für die Reisenden beschwerlich auf dem Bergrücken angelegt wurde, lässt sich wohl nicht klären. Die deutlichen Umbaumaßnahmen an diesem Limesabschnitt haben ihre Ursache vielleicht in veränderten Anforderungen.
3 Denkmalschutz
Das Kleinkastell am Hinteren Schloßbuck und die erwähnten Anlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie geschützt als eingetragene Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes (BayDSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig, Zufallsfunde sind den Denkmalbehörden anzuzeigen.
4 Siehe auch
Kastell Gunzenhausen | Kleinkastell am Hinteren Schloßbuck | Kastell Theilenhofen (Iciniacum) | Kleinkastell Gündersbach | Kastell Weißenburg (Biriciana) | Kastell Ellingen (Sablonetum) | Kastell Oberhochstatt | Burgus Burgsalach | Kleinkastell Raitenbuch | Kleinkastell Petersbuch | Kleinkastell Biebig | Kleinkastell Hegelohe | Kastell Pfünz (Vetoniania) | Kastell Böhming
5 Literatur
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage, Mann, Berlin 2000, ISBN 3-786-12347-0
- Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches. Abteilung A, Band 7, Die Strecken 14–15, Petters, Heidelberg, Berlin und Leipzig 1933, S. 59 ff.
- Jörg Faßbinder: Von Eining bis Ruffenhofen. Auf dem Weg zu einem Magnetogramm-Atlas der raetischen Limeskastelle – Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion in Bayern. In: Peter Henrich (Hrsg.): Perspektiven der Limesforschung. 5. Kolloquium der Deutschen Limeskommission. Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2465-8, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 5), S. 89–103; hier: S. 96–97.
- Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 S. 75–92 (Saalburg-Schriften 6).
- Britta Rabold, Egon Schallmayer, Andreas Thiel: Der Limes, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1461-1
- Günter Ulbert, Thomas Fischer: Der Limes in Bayern. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-8062-0-351-2
- Thomas Fischer, Erika Riedmeier Fischer: Der römische Limes in Bayern. Pustet, Regensburg 2008. ISBN 978-3-7917-2120-0
6 Vergleich zu Wikipedia
7 Anmerkungen
- Hochspringen ↑ Bernd Becker: Fällungsdaten Römischer Bauhölzer anhand einer 2350jährigen Süddeutschen Eichen-Jahrringchronologie. In Fundberichte aus Baden Württemberg. Band 6, Theiss, Stuttgart 1981, ISBN 380621252X, S. 369–386;Wolfgang Czysz, Lothar Bakker: Die Römer in Bayern, Theiss, Stuttgart 1995, ISBN 3806210586, S. 123.
- Hochspringen ↑ Dieter Planck: Archäologie in Württemberg, Theiss, Stuttgart 1988, ISBN 3806205426, S. 269.
- Hochspringen ↑ Kastell Theilenhofen bei 49° 5′ 21,76″ N, 10° 50′ 49,39″ O
- ↑ Hochspringen nach: 4,0 4,1 Jörg Faßbinder: Von Eining bis Ruffenhofen. Auf dem Weg zu einem Magnetogramm-Atlas der raetischen Limeskastelle – Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion in Bayern. In: Peter Henrich (Hrsg.): Perspektiven der Limesforschung. 5. Kolloquium der Deutschen Limeskommission. Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2465-8, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 5), S. 89–103; hier: S. 96.
- Hochspringen ↑ Jörg Faßbinder: Von Eining bis Ruffenhofen. Auf dem Weg zu einem Magnetogramm-Atlas der raetischen Limeskastelle – Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion in Bayern. In: Peter Henrich (Hrsg.): Perspektiven der Limesforschung. 5. Kolloquium der Deutschen Limeskommission. Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2465-8, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 5), S. 89–103; hier: S. 102.
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