Kleinkastell Raitenbuch

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Kleinkastell Raitenbuch
Limes ORL –– (RLK)
Strecke (RLK) Rätischer Limes,
Strecke 14
Datierung (Belegung) aufgegeben bis um 205 n. Chr.
Typ Kleinkastell
Größe 18 × 18 m = 0,032 ha
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand Bodenerhebungen im Gelände
Ort Raitenbuch
Höhe 572 m ü. NHN
Vorhergehend Kleinkastell Gündersbach (nordwestlich)
Anschließend Kleinkastell Petersbuch (südöstlich)
Rückwärtig Burgus Burgsalach (westlich)
Kastell Oberhochstatt (nordwestlich)

Das Kleinkastell Raitenbuch ist ein ehemaliges römisches Militärlager, das nahe am Obergermanisch-Rätischen Limes, einem UNESCO-Weltkulturerbe, errichtet wurde und heute an einem Waldrand westlich des Dorfes Raitenbuch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in Bayern liegt.

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1 Lage und Forschungsgeschichte

Das wenig erforschte steinerne Kleinkastell liegt rund 20 Meter hinter der Limesmauer. Es wurde an einem fast schnurgeraden, vielfach heute noch deutlich sichtbaren Limesstück errichtet, das in südöstliche Richtung abfällt. Westlich des Kleinkastells liegt das jüngere Centenarium „In der Harlach“ sowie das unerforschte Erdlager südlich des Centenariums. Von der Grenzbefestigung Raitenbuch sind nur noch geringe überwachsene Schuttdämme der nordwestlichen und südwestlichen Umwehrung im Wald zu sehen.[1]

Die Anlage wurde im Auftrag der Reichs-Limes-Kommission (RLK) untersucht. Seither fanden keine Grabungen mehr an diesem Platz statt.

2 Baugeschichte

Das Kleinkastell Seitzenbuche – ähnlich könnte auch Raitenbuch ausgesehen haben.

Die 18 × 18 Meter (= 324 Quadratmeter) große, quadratische Anlage unterscheidet sich von den meisten anderen Kleinkastellen dieser Limesstrecke durch die abgerundeten Ecken seiner Umwehrung, wie sie auch bei den größeren und großen Kastellbauten der obergermanisch-rätischen Limeszeit beobachtet werden können. Den Mitarbeitern der RLK fiel zudem auf, dass die Anlage etwas kleiner und schwächer ausgeführt worden war, als dies sonst bei Kleinkastellen an diesem Grenzabschnitt üblich war.[2]

Raitenbuch besaß einen einzigen, zum Limes orientierten einspurigen Einlass im Nordosten, den anscheinend zwei Torwangen begrenzten. Die höchstwahrscheinlich in Holzbauweise ausgeführte Innenbebauung stand im Karree um einen Innenhof. Über hölzerne Stiegen gelangte man auf einen umlaufenden Wehrgang.

Nach einer Feststellung des Archäologen Sebastian Sommer wurde das Kleinkastell bereits in römischer Zeit als Steinbruch für den Bau der rätischen Mauer verwendet.[3] Die dendrochronologischen Daten aus dem Unterbau dieser Mauer am Kastell Dambach weisen dort in den Wintermonaten 206/207 n. Chr.

Im „Grenzgräbchen“ bei Raitenbuch ist im 19. Jahrhundert eine Fibel aus der Zeit des beginnenden 3. Jahrhunderts geborgen worden.[4]

Kleinkastelle gehörten neben den Türmen zu den wesentlichen Stützpunkten der römischen Truppe direkt hinter dem Limes. Ihre Besatzung und Nutzung ist in der Regel jedoch unbekannt.

3 Limesverlauf zwischen den Kleinkastellen Raitenbuch und Petersbuch

Spuren des Limes zwischen Kleinkastell Raitenbuch bis zum Kleinkastell Petersbuch
ORL[5] Name/Ort Beschreibung/Zustand
Wp 14/50[6]
Wp 14/50, Grundriss und Schnitt
Kalkofen unmittelbar südlich der Turmstelle.
Turmstelle als Bodenverformung sichtbar.[7] An diesem Platz fand sich nur ein Holzturmhügel. Vielleicht ersetzte das nahe Kleinkastell Raitenbuch den Turm.
Wp 14/51 Turmstelle nicht sichtbar. Lage wird nur vermutet.[8]
Wp 14/52 Turmstelle nicht sichtbar. Lage wird nur vermutet.[9]
Wp 14/53 „Im Raitenbucher Wald, Distrikt Wildhau, Bezirk Mähderwiesen“ Von dieser Stelle bis zum drei Kilometer entfernten Limesknick bei Kastell Petersbuch ist der Schuttwall der Limesmauer gut sichtbar. Wp 14/53 hat sich nur in verfallenen Resten erhalten.[10]
Wp 14/54 „Bei St. Egidi“
Die Reste von Wp 14/54 sind besonders bei Frost gut sichtbar
Von diesem 6 × 5,6 Meter großen Steinturmfundament sind ebenfalls verfallene Reste im dichten Unterholz des Waldes zu erkennen.[11]
Wp 14/55 „Waldbezirk Paradies“
Der Steinturm von oben
Deutlich sichtbar ist die Naht vom Turm zur nachträglich angebauten Limesmauer
1,05 Kilometer von Wp 14/54 entfernt ist das 6,2 × 5,9 Meter große, etwas verfallene Steinturmfundament im Wald sichtbar konserviert.[12] Der Turm mit seinen 0,76 Meter dicken Mauern wurde bereits 1789 von dem Geistlichen Rat und Professor der Mathematik, Ignaz Pickel (1736–1818) aus Eichstätt ergraben, untersuchst, vermessen und zeichnerisch festgehalten. Dabei fanden sich auf dem gepflasterten Boden im Turminneren Tuffsteine, die in dieser Gegend nicht vorkommen. Der damals an seinem höchsten Punkt noch fünf Nürnberger Schuh (1,50 Meter) hohe Turm besaß einen ebenerdigen, seitlich versetzten Eingang. Wie der Befund zeigte, wurde die laut Pickel in diesem Bereich vier Schuh (1,20 Meter) breite und damals offenbar noch in einem guten Zustand befindliche Limesmauer nachträglich an den Turm gebaut. Auch Friedrich Ohlenschlager (1840–1916) sah das Bauwerk 1890 „fast mannshoch mit gemörtelter Mauer“ erhalten und erwähnte, dass der Pappenheimer Dechanten und Konsistorialrats Michael Redenbacher (1764–1816) als zusätzliche Beobachtung noch Fischgrätmuster im Mauerwerk gesehen hatte. Doch schon zu Ohlenschlagers Zeiten zerstörten die Bewohner der Gemeinde Kaldorf den bis dahin besterhaltendsten Turm der Umgebung als billigen Steinbruch.[13] Eine nach den Verwüstungen auf 0,60 Meter Höhe erfolgte Restaurierung sah der Archäologe Dietwulf Baatz 1974 bereits wieder als „vor längerer Zeit konserviert.“[1]
KK[14] Petersbuch [15]

4 Denkmalschutz

Das Kleinkastell Raitenbuch und die erwähnten Anlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie geschützt als eingetragene Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes (BayDSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig, Zufallsfunde sind den Denkmalbehörden anzuzeigen.

5 Siehe auch

6 Literatur

7 Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1974. S. 252.
  2. Ernst Fabricius, Felix Hettner und Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches, Abteilung A, Band 7: Die Strecken 14 und 15, Petters, Heidelberg 1933, S. 38.
  3. C. Sebastian Sommer: Zur Datierung des Raetischen Limes. In: Peter Henrich (Hrsg.): Der Limes vom Niederrhein bis an die Donau. 6. Kolloquium der Deutschen Limeskommission. Theiss, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8062-2466-5, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 6), S. 137–147; hier: S. 142.
  4. Verein deutscher Philologen und Schulmänner: Verhandlungen Teubner, Leipzig 1896, S. 24.
  5. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reichs-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  6. Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
  7. Bei 49° 0′ 51,51″ N, 11° 6′ 30,02″ O7
  8. Ungefähr bei 49° 0′ 34,09″ N, 11° 6′ 52,86″ O7
  9. Ungefähr bei 49° 0′ 15,18″ N, 11° 7′ 17,89″ O7
  10. Bei 49° 0′ 2,27″ N, 11° 7′ 34,91″ O7
  11. Bei 48° 59′ 39,68″ N, 11° 8′ 4,3″ O7
  12. Bei 48° 59′ 15,55″ N, 11° 8′ 38,1″ O7
  13. Friedrich Ohlenschlager: Die Römischen Grenzmarken in Bayern. In: Abhandlungen der philosophisch-historischen Classe. 18. Band, Verlag der königlichen Akademie, München 1890. S. 120–122.
  14. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell.
  15. Bei 48° 59′ 0,43″ N, 11° 9′ 3,96″ O7

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