Gunther Nickel

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Gunther Nickel (* 27. August 1961 in Wiesbaden) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler und Politiker. Er war 2013/2014 Sprecher des hessischen Landesverbandes der AfD (Partei). Wegen seiner gesellschaftspolitisch eher linken Positionen und wiederholten Anfeindungen gegen konservativere Parteimitglieder war er innerhalb der AfD zunehmend umstritten. 2015 trat er aus der AfD aus und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA).

Gunther Nickel
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1 Leben

Nach seinem Studium der Germanistik und Musik war Nickel Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Carl-von-Ossietzky-Forschungsstelle der Universität Oldenburg und wirkte an der Edition der 1994 im Rowohlt Verlag erschienenen Sämtlichen Schriften Carl von Ossietzkys mit. 1994 bis 2002 arbeitete er als Wissenschaftlicher Angestellter in der Handschriftenabteilung des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Dort organisierte er drei große Literaturausstellungen: Konstellationen. Literatur um 1955 (1995), Carl Zuckmayer (1996) und Erinnerungsstücke. Von Lessing bis Uwe Johnson (2001).

Seit 2002 ist Nickel als Lektor des Deutschen Literaturfonds in Darmstadt angestellt. Keine andere Institution im Land verfügt über größere Mittel, um die deutschsprachige Gegenwartsliteratur „überregional, marktunabhängig und jenseits politischer Vorgaben“ zu fördern. Zweimal im Jahr entscheidet das Kuratorium über alle eingegangenen Anträge auf Grundlage von Exposés und Arbeitsproben. Eine besondere Bedeutung kommt den Gutachten zu, mit denen der Lektor dem Kuratorium die Einschätzung erleichtern soll.[1] Ulrich Janetzki, Leiter des Literarischen Colloquiums Berlin (LCB), warf Gunther Nickel, der beim Deutschen Literaturfonds für Gutachten und Projekte zuständig ist, in einem offenen Brief „Selbstbedienung“ vor und beschuldigte ihn, zuvörderst solche Projekte zu unterstützen, an denen er selbst als Dozent, Herausgeber oder Autor beteiligt ist. Nickels Kritiker, von denen es nicht wenige gibt, sprechen von einem „Klima der Angst“, das Nickel verbreite: Da er die eingehenden Anträge und Gutachten zu prüfen hat, aber zugleich eigene Initiativen anregen kann, habe er eine beispiellose Machtstellung. Unterstützt wird Nickel von Daniel Kehlmann. Der bezeichnet Nickel als einen der „unzynischsten“ Menschen, der ihm im Literaturbetrieb begegnet sei, und rühmt Nickel als „pädogischen Eros“. [2]

Seit 2003 lehrt Nickel als außerplanmäßiger Professor Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Mainz.

Unter den zahlreichen Publikationen zur deutschen Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart fanden vor allem seine Editionen von Carl Zuckmayers Geheimreport (2002; gemeinsam mit Johanna Schrön) und Zuckmayers Deutschlandbericht für das Kriegsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika (2004; gemeinsam mit Johanna Schrön und Hans Wagener) große öffentliche Aufmerksamkeit. Zusammen mit dem Dramaturgen Alexander Weigel gab er im Rahmen der Schriftenreihe der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung auch eine kommentierte fünfbändige Ausgabe der Schriften des Theaterkritikers Siegfried Jacobsohn heraus.

Zusammen mit dem Mainzer Literaturwissenschaftler Erwin Rotermund ist Nickel seit 1998 auch Herausgeber des Zuckmayer-Jahrbuchs. Er betätigt sich als Literaturkritiker, ist Mitglied im Beirat des Literaturblatts für Baden und Württemberg und gehört einer Reihe von Literaturpreisjurys an, darunter jenen für den Paul-Celan-Preis und den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis.

Von 2003 bis 2013 war Nickel Mitglied des Interdisziplinären Arbeitskreises für Drama und Theater an der Universität Mainz, dessen Vorsitzender er von Sommer 2011 an bis zu seiner Auflösung Ende 2013 war.

Von 2010 bis 2012 war er Herausgeber des im Mainzer Verlag André Thiele (VAT) erscheinenden Fachjournals Argos, das sich mit dem sozialistischen Dramatiker, Lyriker, Essayisten und Kinderbuchautor Peter Hacks befasst. Hacks, der 1955 von München in die DDR übersiedelte, begründete in den 1960er Jahren die „sozialistische Klassik“ und gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker der DDR.

Dessen Familienkorrespondenz hat Nickel im Frühjahr 2013 im Eulenspiegel Verlag veröffentlicht. Im Frühjahr 2014 sollte, ebenfalls bei Eulenspiegel, eine kommentierte fünfbändige Edition des Frühwerks von Hacks folgen (Gedichte; Stücke; Hörspiele; Prosa; Briefe und Lebensdokumente), im Sommer 2014 der Briefwechsel mit Hacks' Jugendfreund Hansgeorg Michaelis.

Im Dezember 2014 erschien im Eulenspiegel Verlag Nickels Werk Der junge Hacks. Das Werk wurde von der Rosa Luxemburg Stiftung mit 3000 € gefördert.

2 Politik

Gunther Nickel war vom 14. Dezember 2013 bis zum 15. November 2014 Sprecher des Landesverbandes Hessen der Partei Alternative für Deutschland.[1]

Beim AfD-Bundesparteitag in Aschaffenburg 2014 kandidierte der Literaturwissenschaftler aus Darmstadt für die Europawahl-Liste.

Er habe sich „überlegt“, hauptberuflich für die AfD zu arbeiten, sagt er der Frankfurter Rundschau. Im Landesverband ist er umstritten – einige Mitglieder werfen ihm autoritären Führungsstil vor. Jeder bekomme eine anwaltliche Abmahnung, der „nicht-autorisierte Rundmails an offene oder geschlossene E-Mail-Verteiler“ verschicke, kündigte der geschäftsführende Sprecher des Landesvorstands, Gunther Nickel, in einer Rundmail vom 16. Januar 2014 an, berichtete die Frankfurter Rundschau.[2]

Mit seinen eher linken Positionen und wiederholten Anfeindungen gegen konservative Strömungen in der Partei war er innerhalb der AfD umstritten. Auch Anhänger der AfD sahen durch die Rolle Nickels die Erfolgsaussichten der AfD in Hessen gefährdet.

2.1 Kritik an konservativen Strömungen und Mitgliedern der AfD

Im April 2014 kritisierte Nickel rechtsgerichtete und konservative Mitglieder der AfD als auch die konservative Stammwählerschaft. Während einer Pressekonferenz erklärte Nickel, da die AfD von den Medien immerzu als „rechtspopulistisch“ bezeichnet würde, hätten sich „Leute, die sich selber gerne rechtspopulistisch betätigen“, fälschlicherweise zur AfD hingezogen gefühlt.[3][4]

Nickel attackierte wiederholt die Junge Alternative, welche entschieden konservative Positionen vertritt. Die Jungen Alternativen, die sich eigenständig gründeten aber mittlerweile von allen Landesverbänden als offizielle Jugendorganisation der Partei anerkannt wird, bezeichnete er als „sogenannt[e]“ „Junge Alternative“ und als eine „von der AfD gänzlich unabhängige Organisation“. Er warf der Jungen Alternative vor , sie sei bislang nicht durch viele Aktivitäten aufgefallen ist, die man als der AfD förderlich bezeichnen kann. Nickel stört sich ebenfalls daran, dass die Junge Alternative dezidiert konservativen Themen wie Patriotismus, Zuwanderung, und Gender-Ideologie aufgreift, welche der AfD in Sachsen, Thüringen und Brandenburg große Wahlerfolge beschert haben. Stattdessen solle sich die Jugendorganisation vorrangig mit weniger kontroversen Themen befassen wie „dem bildungspolitischen Desaster ... oder der fehlenden Generationengerechtigkeit oder ...der demographischen Entwicklung.“ Mit seiner Kritik an der Jungen Alternative rief er bei mehrere Landesverbänden der AfD, welche die Junge Alternative bereits zu ihrer Jugendorganisation erklärt hatten, Unmut hervor. Seine Aussagen brachten ihm Kritik innerhalb der AfD ein. Markus Frohnmaier, Mitglied des Vorstandes der AfD-Baden-Würtemberg, und Sven Tritschler, Vorstandsmitglied der AfD Köln, kritisierten Nickels Aussagen über die Junge Alternative scharf.[5][6]

2.2 Finanzielle Unterstützung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung

Am 25. September 2014 wurde berichtet, dass Nickel durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung finanziell gefördert worden war. Die der Partei Die Linke nahestehende Stiftung förderte im Jahr 2012 ein Buch des Professors für Literatur über einen Kommunisten.[4] Die rechtsliberale Zeitung Blu News verglich Nickels Offenheit für die radikal linke Stiftung mit seiner Abneigung gegen vermeintliche Rechtspopulisten innerhalb seiner eigenen Partei. Nickel fühle „sich offenbar wohler dabei, Geld von einer nach Kommunismus strebenden Organisation anzunehmen, als Parteifreund vermeintlicher „Rechtspopulisten” zu sein.”

2.3 Auswirkungen von Nickels Person auf die Wählergunst

Gunther Nickels linke Ausrichtung und sein parteiinterner Kampf gegen den rechten Parteiflügel wirkten sich auch negativ auf die Wählersympathien der AfD aus. Personen, die sich zuvor als Unterstützer und Wähler der AfD verraten, äußerten Kritik und Bestürzung über Nickel und den Zustand der hessischen AfD.

  • Auf der AfD-nahen Online-Zeitung Blu News schrieb der AfD-Unterstützer Elvis:[4]
    Die AFD in Hessen ist ein einziges Trauerspiel. Schon Nickels Gastbeitrag hier auf blu-news war ein Eigentor. Dann die peinlichen Auswüchse von diesem AFD Frankfurt-Typen [gemeint ist Hans-Peter Brill], der lieber blu-news und Freie Wähler diffamiert anstatt sich mit dem politischen Gegner zu beschäftigen, und jetzt DAS. Anderswo in der AFD sieht man das mit großer Sorge. Ich hoffe, in Hessen kommen bald andere Leute ans Ruder, sonst basteln sich Nickel und co auf Dauer ihre neue Linkspartei.
  • Der AfD-Unterstützer wolfgang hübner resümierte über Nickels Wirken in der AfD:[4]
    Es geht bei dem Problem Nickel nicht um literaturwissenschaftliche Fragen oder darum, wie der Schriftsteller Hacks bewertet wird. Sondern es geht einig und allein darum, dass sich der Landessprecher der hessischen AfD in zweifellos voller Kenntnis des Charakters und der politischen Funktion der Rosa-Luxemburg-Stiftung um Gelder bei dieser beworben hat und auch erfolgreich damit war. Das ist nich längere Zeit her, sondern 2012 geschehen. Im Herbst 2013 ist Nickel der AfD beigetreten und hat fast auf Anhieb mit einer geschickten Rede, auf die auch ich hereingefallen bin, in eine Spitzenposition gebracht. Unmittelbar danach hat er einige menschlich und politisch wertvolle AfD-Mitglieder der ersten Stunde mit verachtenswerten Methoden ins Abseits gedrängt, mit Klage verfolgt und den Landesverband nicht befriedet, sondern polarisiert.
    (... )
    Nickel fördert alle Personen in der AfD, die feindlich den konservativen, freiheitlichen und rechtsdemokratischen Kräften innerhalb der Partei gegenüber eingestellt sind. Ob Nickel ein U-Boot der Linkspartei oder linker Kräfte ist oder auch sein eigenes Spiel betreibt, bleibt vorerst Spekulation. Dass er allerdings der AfD in Hessen schadet, ist nach den neuesten Enthüllungen unzweifelhaft und muss Konsequenzen haben.

3 Buch-Veröffentlichungen

  • Kaufen! statt Lesen! Literaturkritik in der Krise? Hrsg. im Auftrag der Deutschen Literaturkonferenz. Mit Beiträgen von Thierry Chervel, Ina Hartwig, Tilman Krause, Gunther Nickel, Wilfried F. Schoeller und Burkhard Spinnen. Göttingen 2005.
  • Krise des Lektorats? Hrsg. im Auftrag der Deutschen Literaturkonferenz. Mit Beiträgen von Thorsten Ahrend, Momo Evers, Ekkehard Faude, Gunther Nickel, Hans-Ulrich Müller-Schwefe, Katharina Raabe, Denis Scheck, Daniela Seel und Dieter Wellershoff. Göttingen 2006.
  • „Erkenne die Lage“. Das Geschichtsdrama im frühen 19. Jahrhundert: Kleist – Grabbe – Büchner. In: Franz Norbert Mennemeier / Bernhard Reitz (Hrsg.): Amüsement und Schrecken. Studien zum Drama und Theater des 19. Jahrhunderts. Tübingen: Francke 2006, S. 97–118.
  • Beiträge zur Geschichte der Theaterkritik. Mit Aufsätzen von Heike Adamski, Jochen Althoff, Wolfgang Düsing, Frank Göbler, Ursula Kramer, Klaus Ley, Peter W. Marx, Beatrix Müller-Kampel, Gunther Nickel, Bernhard Reitz, Brigitte Schultze, Bernhard Spies, Jochen Strobel und Alexander Weigel. Tübingen 2007.
  • Die Schwierigkeiten politischer Hermeneutik am Beispiel Friedrich Sieburgs. In: Michael Braun / Georg Guntermann (Hrsg.): Gerettet und zugleich von Scham verschlungen. Neue Annäherungen an die Literatur der 'Inneren Emigration'. Frankfurt am Main 2007, S. 39–58.
  • Daniel Kehlmanns "Die Vermessung der Welt". Materialien, Dokumente, Interpretationen. Mit Beiträgen von Stephanie Catani, Ulrich Fröschle, Manfred Geier, Ijoma Mangold, Hubert Mania, Friedhelm Marx, Marius Meller, Uwe Wittstock, Klaus Zeyringer u.a. Reinbek bei Hamburg 2008.
  • Die Kritik der Postmoderne im postmodernen Roman. Robert Menasses "Trilogie der Entgeisterung" und Dietmar Daths "Für immer in Honig". In: Johanna Bohley / Julia Schöll (Hrsg.): Das erste Jahrzehnt. Narrative und Poetiken des 21. Jahrhunderts. Würzburg 2011, S. 57-66.
  • Reiseliteratur im Nationalsozialismus. In: Frank-Lothar Kroll / Rüdiger von Voss (Hrsg.): Schriftsteller und Widerstand. Facetten und Probleme der Inneren Emigration. Göttingen 2012, S. 205-220.
  • Erzählstruktur / Filmstruktur. Eric Rohmers Verfilmung von Kleists Erzählung "Die Marquise von O....". In: Gunther Nickel (Hrsg.): Kleists Rezeption. Heilbronn 2012, S. 154-173.

4 Online-Veröffentlichungen

5 Weblinks

6 Einzelnachweise

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Gunther_Nickel#Politisches_Wirken
  2. http://www.fr-online.de/landespolitik/alternative-fuer-deutschland-hessen-trojaner-bei-der-afd,23887878,25987514.html
  3. Erster Geburtstag der AfD. In: Blu News. 19. April 2014
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 „Ich habe das Geld gebraucht” In: Blu News, 24 September 2014.
  5. Markus Frohnmaier. Ein Schuss ins eigene Knie. In: Blu News, 5. August 2014.
  6. JA-NRW will keinen „politischen Sandkasten”. In: Blu News, 4. August 2014.

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