Flachkuchen mit Belag

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Flachkuchen mit Belag sind flache, meist runde, Blechkuchen mit süssem oder salzigem Belag. Sie gehören in der ganzen Schweiz zur heutigen Esskultur.

In der deutschsprachigen Schweiz werden für den Flachkuchen mehrere, ganz verschiedene Bezeichnungen verwendet, flächenmässig am weitesten verbreitet sind «Chueche» und «Wäje». Für die kleinen Kuchen wird allgemein der Diminutiv «Chüechli» gebraucht.

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Flachkuchen mit Kirschenbelag

In der französischsprachigen Schweiz wird der belegte Flachkuchen als «gâteau», in der italienischsprachigen als «torta» oder «crostata», rätoromanisch als «tuorta» bezeichnet. Im internationalen Sprachgebrauch ist das französische «Tarte», bei Kuchen mit salzigem Belag auch «Quiche» üblich.

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1 Geschichte

In den katholischen und gemischt katholisch-reformierten Teilen der Schweiz, besonders im Osten, war der Flachkuchen ursprünglich eine Fastenspeise, in den protestantischen Gegenden, vornehmlich im Westen, dagegen eine Festspeise. In den Bäckereien ist zum Teil bis heute das Angebot auf einen oder mehrere bestimmte Wochentage beschränkt.

In den Bergregionen kennt man den belegten Flachkuchen erst seit dem frühen 20. Jahrhundert.

2 Bezeichnungen

2.1 Chueche

Das Wort Chueche [xuəxə] geht, wie das standardsprachliche Kuchen, auf das althochdeutsche kuohho zurück, mit dem auch das englische Wort cake verwandt ist. Die Herkunft des Wortes ist unbekannt, möglicherweise handelt es sich um ein romanisches Lehnwort.

Verbreitung: Als Chueche wird der belegte Flachkuchen in den Kantonen Bern, Freiburg, Luzern (Süden), Schwyz (Süden), Unterwalden, Uri, Wallis und Zug bezeichnet.[1]

Beispiele: Chirschichueche (Kirschenkuchen), Chriesichueche (Kirschenkuchen), Böllechueche (Zwiebelkuchen), Zibelechueche (Zwiebelkuchen).

2.2 Flade

Das Wort Flade [fladə], [flaːdə] geht auf eine indogermanische Wurzel mit der Bedeutung ausbreiten zurück und wurde von alters her für ein flaches Gebäck verwendet.

Verbreitung: Als Flade wird der belegte Flachkuchen in den Kantonen Appenzell und St. Gallen (Osten) bezeichnet.

Beispiel: Nidelflade (Rahmkuchen)

2.3 Tatere

Tatere [taːtərə] ist aus dem aus dem Französischen entlehnten Tarte entstanden.

Verbreitung: Als Tatere wird der belegte Flachkuchen in Teilen des Berner Oberlandes und des Wallis bezeichnet.

2.4 Tünne

Das Wort Tünne [tʏnə], [dʏnɘ], [tʏlə] ist eine Ableitung des Adjektivs dünn. Schon im Althochdeutschen wurden Flachkuchen als dunni bezeichnet.

Verbreitung: Als Tünne wird der belegte Flachkuchen in den Kantonen Thurgau und Schaffhausen bezeichnet, vereinzelt auch südlich des Zürichsees in den Kantonen Schwyz und Zürich.

Beispiel: Öpfeltüle (Apfelkuchen), Böllätünnä (Zwiebelkuchen)

2.5 Turte

Turte [turtə], [tuːrtə], [turta] ist entweder aus dem italienischen torta, dem französischen tourte oder dem rätoromanischen tuorta entstanden, die wie das standardsprachliche Torte auf das lateinische torta: gedrehtes Gebäck (von torquere: drehen), später allgemein feines Gebäck zurückgehen.

Verbreitung: Als Turte wird der belegte Flachkuchen im Kanton Graubünden bezeichnet. Daneben wird noch Pitte, von rätoromanisch pitta: flacher Brotkuchen, verwendet.

Beispiel: Engadiner Nussturte

2.6 Wäje / Wähe

Wäje [vɛːjə], [vɛːə], [vɛː], [vaːjə] ist ein schwäbisch-alemannisches Wort, das möglicherweise vom Verb wehen abgeleitet ist und sich auf das Aufgehen des Teiges beziehen könnte.[2] Wäje hat sich von Nordwesten (Basel) nach Südosten ausgebreitet und breitet sich von Zürich weiter aus.

Verbreitung: Als Wäje wird der belegte Flachkuchen in den Kantonen Aargau, Basel, Glarus, Luzern (Norden), Schwyz (Norden), Solothurn und Zürich bezeichnet.

Beispiele: Böllewäje (Zwiebelkuchen), Ziebelewaje (Zwiebelkuchen), Chäswäje (Käsekuchen)

3 Zubereitung

Flachkuchen können mit Blätterteig, Geriebenem Teig oder Hefeteig, der dünn ausgewallt wird, zubereitet werden.

Für süsse Beläge können alle Früchte und Beeren verwendet werden, am häufigsten sind Apfelkuchen, die ganzjährig angeboten werden, saisonal sind beispielsweise Aprikosen-, Erdbeer-, Kirschen-, Rhabarber- oder Zwetschgenkuchen. Die in Stücke geschnittenen Früchte werden in der Regel mit einem Guss aus Milch oder Rahm, Eiern und Zucker bedeckt.

Gesalzene Flachkuchen werden mit Gemüse wie Brokkoli oder Spinat belegt; traditionell und ganzjährig erhältlich ist der Käsekuchen, der aus geriebenem Hartkäse wie Emmentaler oder Greyerzer und einem Guss aus Milch oder Rahm und Eiern besteht, für besondere Gelegenheiten gibt es den Zwiebelkuchen.

4 Brauchtum

Basel: An der Basler Fasnacht wird traditionellerweise Käse- und Zwiebelkuchen gegessen. In der Zeit nach dem Dreikönigstag bis kurz nach der Fasnacht wird in Basel und Umgebung ein Fastenwäje genanntes Gebäck, das mit der Wäje allerdings nur den Namen gemein hat, gegessen.[3]

Bern: Am Zibelemärit, der jeweils am vierten Montag im Monat November abgehalten wird, isst man Käse- und Zwiebelkuchen.

In der Zeit um Ostern wird der Osterfladen, eine Art Rahmkuchen, gegessen.

5 Literatur

  • Rudolf Hotzenköcherle (Hrsg.): Sprachatlas der deutschen Schweiz. Band 5, Wortgeographie, bearb. von Doris Handschuh. Francke, Bern 1983, S. 187f. ISBN 3-7720-1528-X
  • Oskar Rhiner: Dünne, Wähe, Kuchen, Fladen, Zelten. Die Wortgeographie des Flachkuchens mit Belag und ihre volkskundlichen Hintergründe in der deutschen Schweiz. (Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung, Band 9). Huber, Frauenfeld 1958
  • Schweizerisches Idiotikon; Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes, hrsg. mit Unterstützung des Bundes und der Kantone, bearb. von Friedrich Staub ... [et al.]. Huber, Frauenfeld 1881- (bisher 15 Bände, A-W)
  • Schweizerisches Idiotikon. Alphabetisches Wörterverzeichnis zu den Bänden I-XI, bearb. von Niklaus Bigler. Huber, Frauenfeld 1990 ISBN 3-7193-1043-4

6 Weblinks

7 Anmerkungen

  1. Chueche kann in anderen Regionen, wie in der Standardsprache, generell süsses Backwerk bezeichnen.
  2. Im allgemeinen bedeutet wäje in der ganzen Deutschschweiz wehen oder Verwehung.
  3. Fastenwähe

8 Andere Wikipedia Sprachen



9 Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: Ajnem , Alle Autoren: Micha L. Rieser, Ajnem

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