Die beiden Schwestern
An dem in Barcelona auf Öl auf Leinwand gemalten Bild in den Ausmaßen 152 x 100 Zentimetern, welches sich heute in der Eremitage in St. Petersburg befindet, bündelt Picasso verschiedene Stränge der Kunstüberlieferung und bringt sie in eine Synthese. Die Stellung der Figuren, ihre Haltung und ihr Gestus sind aus der christlichen Kunst abgeleitet. So wurde auch in Zyklen aus dem Leben der Jungfrau Maria die „Heimsuchung“ dargestellt. Zugleich ist Blau die symbolische Farbe für die Gottesmutter und Himmelskönigin Maria.
Darüber hinaus gehend verarbeitet Picasso hier aber auch persönliche Eindrücke: Er hatte zwei jüngere Schwestern (Dolores, kurz Lola, wurde 1884 geboren; Concepción, geboren 1887, auch Conchita genannt, starb im Januar 1895 an Diphtherie). Im Januar 1901 war Picasso nach Madrid zurückgekehrt und erhielt dort eine Nachricht, die ihn tief erschütterte: Sein Freund Carlos Casagemas hatte am 17. Februar aus enttäuschter Liebe zu der Tänzerin Germaine Gargallo versucht, diese zu erschießen, zielte die Waffe danach gegen sich selbst und starb wenig später.[1]
Beide Frauen tragen Hauben, wie sie damals häufig in seinen Gemälden zu finden sind. Diese Hauben gehörten auch zur Tracht der Insassinen des Frauengefängnisses St. Lazare in Paris, zu dem Picasso 1901 durch Vermittlung eines Arztes Zugang gefunden hatte. In diesem auf ein Kloster zurückgehenden Gebäude versahen Nonnen den Dienst als Wächerinnen und Aufseherinnen. Der Ort machte in seiner Trostlosigkeit und der Abgründigkeit der dort konzentrierten Schicksale einen tiefen Eindruck auf den jungen Picasso. Von Picasso selbst ist bekannt, dass er in dem Gemälde eine Nonne und eine Gefangene in bewusst egalisierender, ihre existentielle Gleichartigkeit betonender Weise darstellte.
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